Aphrodite
von Pierre Louys.
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Chrysis‘ Haare
»Schau, schau! sagte Rhodis. Da kommt Jemand.«
Die Sängerin schaute: fern von ihnen ging ein Weib mit schnellen Schritten das Ufer entlang.
»Ich erkenne sie, sagte das Kind von Neuem. Es ist Chrysis. Sie trägt ein […]
Die Gärten der Göttin.
Der Tempel der Aphrodite-Astarte erhob sich außerhalb der Thore der Stadt, in einem ungeheuern Parke voll Blumen und Schatten, wo das Wasser des Nils, durch sieben Kanäle hergeleitet, zu jeder Jahreszeit ein […]
Melitta.
»Reinige Dich, Fremdling.«
– Ich werde rein eintreten, sagte Demetrios.
Die junge Thürhüterin tauchte das Ende ihres Haares in das Wasser, benetzte ihm zuerst die Augenlider, dann die Lippen und die Finger, damit sein Blick geheiliget sei, […]
Der Spiegel, der Kamm und das Halsband.
Sie besaß eine eigenartige Schönheit. Ihre Haare schienen zwei Goldmassen zu sein, aber sie waren zu reichlich und überragten ihre niedere Stirne wie zwei tiefe, schattige Wogen, unter welchen […]
Die Jungfrauen
Der Morgen dämmerte über dem Meere herauf. Alle Dinge nahmen eine Lilafarbe an. Die flammende Gluth des Leuchtthurmes erlosch gleichzeitig mit dem Monde. Flüchtige gelbe Lichter tauchten auf den violetten Wogen auf wie Sirenengesichter […]
Der Staub kehrt zur Erde zurück.
»Demetrios!« rief sie aus.
Und sie stürzte ihm entgegen.
Doch, nachdem er sorgfältig den Holzverschluß wieder geschlossen, hatte sich der junge Mann nicht gerührt, und sein Blick bewahrte eine so tiefe Ruhe, […]
Chrysis unsterblich.
Als Demetrios sich in seinem rothen, mit Marmorstücken, Entwürfen, Staffeleien und Gerüsten angefüllten Atelier allein befand, wollte er sich wieder an die Arbeit machen.
Den Meißel in der linken Hand und den Hammer in der […]
Barmherzigkeit.
»Wächter, öffne uns! Wächter, öffne uns!«
Rhodis und Myrtocleia schlagen an das verschlossene Thor.
Das Thor öffnete sich halb.
»Was wollt ihr?«
– Unsere Freundin sehen, sagte Myrto. Chrysis sehen, die arme Chrysis, die heute früh gestorben ist.
– Es […]
Demetrios
An der Stelle, wo die Spielmädchen gestanden, war Demetrios allein angelehnt geblieben. Er hörte dem Brausen des Meeres zu, dem knarrenden Geräusch der langsam fahrenden Schiffe und dem Winde, der unter den Sternen dahinstrich. Die […]
Pietät.
Nachdem sie um die Ecke der zweiten Straße gekommen, legten sie den Leichnam ein zweites Mal nieder, um ihre Sandalen wieder anzuziehen. Rhodis Füße, zu zart um nackt zu gehen, hatten sich abgeschürft und bluteten.
Die […]
Die Vorbeigehende.
Sie kam langsam, den Kopf etwas nach der Schulter geneigt, auf dem öden Strande daher, welchen das Mondlicht erhellte. Ein kleiner, beweglicher Schatten zitterte vor ihren Schritten dahin.
Demetrios sah sie näher kommen.
Diagonale Falten durchfurchten […]
Die Gekreuzigte.
Alle zusammen wiederholten:
»Aphrodisia hat ihn genommen! Hündin! Sau! Aas! Diebin!«
Ihr Haß gegen die bevorzugte Schwester vergrößerte sich durch ihre persönliche Angst.
Aretias stieß sie mit dem Fuße an die Brust.
– Wo ist er? rief Bacchis. […]
Am Strande Alexandriens.
Am Strande Alexandriens stand ein Mädchen und sang. Neben ihr saßen zwei Flötenspielerinen auf der weißen Brüstung.
I.
Die Satyren haben in den Wäldern
Die leichte Spur der Orcaden verfolgt.
Sie haben den Bergnymphen nachgejagt
Ihre dunkeln Augen […]
Begeisterung.
Die Sache war also gethan. Chrysis hatte den Beweis.
Wenn Demetrios sich entschlossen hatte das erste Verbrechen zu begehen, mußten die anderen kurz darauf gefolgt haben. Ein Mann seines Ranges mußte Mord und Tempelschändung für weniger […]
Demetrios‘ Traum.
Als Demetrios mit dem Spiegel, dem Kamm und dem Halsbande heimgekehrt war, wurde er in der Nacht von einem Traume heimgesucht und sein Traum war folgender:
Während einer sonderbaren Nacht, ohne Mond und ohne Sterne, […]
Die Menge.
Am Morgen, wo das Bacchanal bei Bacchis ein Ende nahm, gab es in Mexandrien ein Ereigniß: es regnete.
Sofort war, im Gegensatz zu dem, was gewöhnlich in weniger afrikanischen Landen geschieht, Jedermann draußen, um den […]
Die Antwort.
Und die Agora blieb leer, wie ein Meeresufer nach der Fluth. Leer, doch nicht ganz; ein Mann und ein Weib blieben zurück, die allein das Geheimniß der großen öffentlichen Aufregung kannten und die, der […]
Der Garten des Hermanubis.
Chrysis‘ erste Bewegung war die Achseln zu zucken. Sie würde nicht einfältig genug sein ihr Gelübde zu halten.
Die zweite war hinzugehen um zu schauen.
Eine wachsende Neugierde trieb sie an den geheimnißvollen Ort, […]
Die Purpurmauern.
Als aus dem Munde der Hierodulen das Volk nochmals die Tempelschändung mit Sicherheit erfahren hatte, verlief es sich langsam durch die Gärten.
Die Hetären des Tempels drängten sich zu hunderten längs der mit schwarzen Olivenbäumen […]
Die letzte Nacht.
»Du bist von den Göttern geliebt,« sagte der alte Gefängnißwärter. Wenn ich, armer Sklave, den hundertsten Theil Deiner Verbrechen begangen hätte, so wäre ich auf eine Folterbank gebunden worden, an den Beinen aufgehängt, […]
Baccanal bei Bacchis.
Als sie sich wieder bei Bacchis‘ Thür befand, war sie von dem angenehmen Gefühl durchdrungen, welches die Rast im Begehren und die Ruhe des Fleisches verschaffen. Ihre Stirne war erleichtert. Ihr Mund war […]
Mondschein.
Draußen war die Nacht klar und in den heiligen Räumen war es ganz dunkel. Als er behutsam und leise die allzu geräuschvolle Thür geschlossen hatte, fühlte er sich von einem Schauder erfüllt und gleichsam von […]
Die Einladung.
Gegen die Mitte der Nacht wurde Chrysis durch ein dreimaliges Klopfen an die Thür geweckt.
Sie hatte den ganzen Tag zwischen den beiden Epheserinen geschlafen, und ohne die Unordnung ihres Bettes hätte man sie für […]
Die Rose der Chrysis.
Es war ein Festzug in allen Farben: weiß, blau, gelb, rosig und grün.
Dreißig Hetären kamen heran, Blumenkörbe, schneeweiße Tauben mit rothen Füßen, leichte hellblaue Schleier und kostbaren Schmuck tragend.
Ein alter, weißbärtiger Priester, […]
Das Märchen von der verzauberten Leier.
Er ging sehr schnell, in der Hoffnung, Chrysis noch auf dem Wege zur Stadt einzuholen, denn er fürchtete, wenn er länger wartete, wieder in Entmuthigung und Willenlosigkeit zu verfallen.
Der Weg […]
Die Ankunft.
Bacchis war seit mehr als fünfundzwanzig Jahren Hetäre. Was besagen will, daß sie dem vierziger Jahre nahe war und daß ihre Schönheit mehrmals den Charakter geändert hatte.
Ihre Mutter, welche lange Jahre hindurch die Leiterin […]
Das Mahl.
Bei diesen Worten trat ein kleiner, schmächtiger Mann, mit grauer Stirne, grauen Augen und grauem Bärtchen mit kleinen Schritten vor und sagte lächelnd:
»Ich war da.«
Phrasilas war ein angesehener Polygraph, von dem man nicht genau […]
Rhacotis.
Kaum hatte Chrysis die Thür geschlossen, als sie ihre Hand auf das entflammte Centrum ihrer Gier drückte, wie man einen schmerzhaften Punkt preßt, um stehende Empfindungen zu lindern. Dann lehnte sie sich mit der Schulter […]
Selbst die Ruinen der Griechenwelt
lehren uns, wie in unserer modernen
Welt das Leben uns erträglich gemacht
werden könnte.
Richard Wagner.
Der gelehrte Prodicos von Kéos, welcher um das Ende des V. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung blühte, ist der Autor […]
Chrysis
Der Länge nach auf der Brust dahingestreckt, mit vorgebeugten Ellenbogen und gespreizten Beinen, die Wange auf die Hand stützend, lag sie da und stach mit einer langen goldenen Nadel kleine, regelmäßig gestellte Löcher in ein […]
Bedenken.
»Das Blut eines Weibes. Dann das Blut eines andern Weibes. Dann das Deine; aber etwas später.«
Während er weiter ging, wiederholte sich Demetrios diese Worte, und unwillkürlich fühlte er sich von dem Glauben daran verfolgt. Er […]