Obgleich die Gesellschaft am nächsten Morgen gar früh zu Frau Oisille kam, fand sie selbige doch schon bereit und seit einer halben Stunde dabei, ihre Vorlesung zu bedenken. So wußte sie alle höchlichst zu befriedigen. Alsdann wurde die Messe gehört, gar mäßig gespeist (um nicht durch Übermaß des Fleisches das Gedächtnis zu beeinträchtigen), ferner in den Stuben sorglich in den Tagebüchern nachgeblättert, bis die verabredete Zeit herankam. Da fanden sich alle pünktlich ein, und denen, so im Sinne hatten, einen närrischen Spaß zum besten zu geben, konnte man gar wohl an den fröhlichen Gesichtern ablesen, daß sie hofften, die andern tüchtig zum Lachen zu bringen.

Als alle sich gelagert hatten, wurde Saffredant gefragt, wem er das Wort erteilen wolle. Der sprach: »Da ihr meinen Bericht gestern so schlimm fandet und mir nichts einfällt, um die Scharte auszuwetzen, so gebe ich Parlamente das Wort. Sie ist gar klug, weiß manches zum Lobe der Frauen zu sagen und wird euch meine wahrhaftige Geschichte schnell vergessen machen.«

»Ich will nicht versuchen,« entgegnete Parlamente, »Eure Fehler wieder gutzumachen, werde mich aber wohl hüten, sie nachzuahmen. So will ich Euch an einem wahren Vorfall zeigen, daß die Frauen in einer Neigung noch keinen Grund sehen, ihre Ehrenhaftigkeit zu beeinträchtigen. Da die Heldin meiner Geschichte aus angesehenem Hause stammt, will ich die Namen ändern. So erkennet denn, daß die Liebe ein keusches Herz nicht zu ändern vermag, und höret in diesem Sinne die folgenden Begebenheiten.«