Eine Frau gibt ihrem Manne spanische Fliegen, um ein Liebeszeichen von ihm zu erhalten, und bringt ihn darob schier um.
»Zu Pau in Béarn lebte Meister Stephan, ein Apotheker, der mit einer wohlanständigen Frau verheiratet war. Die stand dem Haushalte wohl vor und war schön genug, um ihn zufriedenzustellen. Aber gleichwie er die verschiedenen Heilmittel ausprobte, so wollte er auch oft verschiedene Frauen kosten, um alle Abarten kennen zu lernen. Das quälte sein Weib und lockerte ihre Geduld. Denn er kümmerte sich um sie nur in der heiligen Bußzeit.
Als nun eines Tages der Mann in der Apotheke saß, lauschte sein Weib hinter der Tür, um zu hören was er spräche. Da kam eine Frau herein, eine Gevatterin des Apothekers, die unter dem gleichen Mangel litt wie dessen Weib. So stöhnte sie ihm vor: »Ach wehe, Gevatter, bester Freund, ich bin kreuzunglücklich. Ich liebe meinen Mann so von Herzen und bin nur um ihn besorgt. Aber was hilft’s – er ist hinter jeder andern her, und wäre es auch die schmutzigste, gemeinste, häßlichste Vettel der ganzen Stadt! Wißt Ihr denn kein Mittel um ihn umzustimmen? Gebt mir so etwas. Wenn ich von ihm charmiert werde, sollt Ihr alles haben, was ich nur geben kann.«
Der Apotheker sagte, er kenne ein Pulver, das sie ihrem Manne mit Brühe oder Braten geben solle, dann würde er sie gewißlich mit Liebe umschmeicheln. Die ärmste fragte ihn, was das für ein Wundermittel sei und ob er ihr etwas geben könne. Darauf erwiderte jener, es sei nichts Besonderes nur zerstoßene spanische Fliegen, davon er einen großen Vorrat habe; und bevor sie fortging gab er ihr, soviel sie brauchte. Die Frau war ihm dafür sehr dankbar; denn ihr Mann war stark und kräftig, und da sie ihm nicht zuviel davon gab, bekam es ihm nicht schlecht, sie aber fühlte sich sehr wohl dabei.
Das Weib des Apothekers hatte alles dies vernommen und vermeinte, ihr sei dies Mittel nicht minder nötig. So paßte sie auf, wo ihr Mann das Pulver hintat, auf daß sie es bei Gelegenheit verwenden könne. Als sich nun ihr Mann eines Tages den Leib etwas verkühlt hatte, bat er sie, eine warme Suppe zu machen. Sie riet ihm aber, Gebratenes mit einem Abführmittel zu nehmen, und das war ihm recht. Deshalb hieß er sie, solches herzurichteten und Zimmt und Zucker aus der Apotheke zu holen. Also tat sie, nahm aber von jenem Pulver, das er der Gevatterin gegeben hatte, und achtete dabei weder auf Maß noch Gewicht. Der Mann aß also das Gebratene mit viel Vergnügen. Bald merkte er die Wirkung und versuchte sie mit Hilfe seines Weibes zu beheben. Aber vergebens: das Feuer in ihm lohte so stark, daß er sich vor Schmerzen wand, seine Frau beschuldigte, sie habe ihn vergiftet, und sie fragte, was sie in das Gebratene getan habe.
Nun gestand sie die Wahrheit, und wie sie gleich jener Gevatterin dieses Mittels bedürftig sei. Der Ärmste konnte sie vor Schmerzen nur mit Schimpfreden überschütten. Doch jagte er sie hinaus zu dem Apotheker der Königin von Navarra, um ihn herbeizurufen. Der gab ihm beruhigende Mittel, nach denen er in einiger Zeit wieder wohl wurde. Doch machte er ihm lebhafte Vorwürfe, daß er anderen Leuten Pulver gäbe, die er selbst nicht nehmen wolle; sein Weib habe nur ihre Pflicht getan, da sie den berechtigten Wunsch hatte, von ihm geliebt zu werden. So ward der Ärmste auch von seiner Torheit geheilt und sah ein, daß Gott ihn zu Recht bestraft habe, da er allen Spott, den er andern aufhalsen wollte, auf ihn selbst geladen hatte.
Mir scheint nun, daß die Liebe jener Frau weniger zudringlich als groß war.«
»Nennt Ihr das Liebe,« – fragte Hircan, »wenn man dem Mann Qualen bereitet, um erhoffte Freuden zu erlangen?« – »Um ihres Mannes Liebe zurückzuerobern, soll die Frau nichts unversucht lassen,« meinte Longarine. – »Deshalb darf sie noch lange nicht etwas zu essen oder zu trinken geben, sofern sie der Wirkung nicht sicher ist,« entgegnete Guebron. »Man muß aber ihre Unwissenheit entschuldigen. Und zudem war sie von Liebe verblendet.« – »Es gibt aber auch Frauen, die Liebe und Eifersucht geduldig ertragen,« widersprach Oisille. – »Jawohl, und gar gefällig,« sagte Hircan. »Die Klügsten sind jene, die solche Zeitvertreibe ihrer Männer belachen und verspotten, gerade wie die Männer am besten tun, ihre Frauen heimlich zu betrügen. Wenn ihr mir das Wort erteilen wolltet, bevor Frau Oisille die heutigen Erzählungen beschließt, so will ich euch einen solchen Fall erzählen; das Ehepaar ist allen hier bekannt.« – »So beginnt,« rief Nomerfide. Und Hircan hub lachend also an: