Griechische Mythologie

Die Mythologie umfasst mehrere Arten von Erzählungen wie echten ursprünglichen Mythos, Sage, Märchen, Legende u. a., die schwer gegeneinander abzugrenzen sind und meist völlig miteinander vermischt und vielfach modifiziert vorliegen. Märchen kann wohl als eine bewußt phantastische Erzählung verstanden werden, in der Logik, Naturgesetz und ein spezifisch historisches Milieu unwesentlich sind. Insofern will Märchen auf keinen Sachverhalt in Natur und Gesellschaft hindeuten. Die Odyssee ist eine Komposition von Schiffermärchen, deren Motive, wie die einäugigen Riesen, die Berge schleudern, Kirke und das Zauberkraut Moly und die Sirenen, auch bei anderen Völkern anzutreffen sind. Gleiches gilt vom goldenen Vlies und der Zauberin Medeia. Odysseus selbst gehört zugleich der Sage an, der meist ein historisches Ereignis zugrunde liegt wie Krieg, Persönlichkeit (Heldensage) u. a. Die Odyssee wurde zunehmend von Märchenmotiven ausgeschmückt und hat ihren hauptsächlichen Ursprung wohl in der mykenischen Zeit, deren Fürsten Herakles, Theseus, Agamemnon, Menelaos zu Helden wurden, wie Dietrich von Bern (Theoderich der Große) und Siegfried.

Echter Mythos weist auf Wirklichkeit hin, will bedeuten und stellt Gegebenheiten in Natur, Gesellschaft und Individuum in bildhaft-symbolischer Formen dar, die den Dichtern und Denkern als Motive für zahlreiche Variationen und Weiterbildungen gedient und ihre oft erhebliche Aussagekraft z. T. bis in die Neuzeit bewahrt haben ( Prometheus). Wo Mythos nichts mehr bedeutet, wird er zum Märchen. Daß also der Unterschied zwischen den Erzählungen nicht in diesen selbst, sondern im Verhältnis der Menschen zu ihnen liegt, macht die Definition so schwierig. Märchen ist bedeutungslos gewordener Mythos, der seine Funktion als Ausdruck des gesellschaftlichen Bewußtseins verloren hat; Mythos ist noch lebendiges, Realität widerspiegelndes Märchen. Versuche, den Mythos für ein schon weiter entwickeltes Bewußtsein zu retten, sind die allegorischen Interpretationen, Ihnen liegt der Irrtum zugrunde, Mythen würden zwar etwas anderes sagen, dabei aber doch die eigene oder eine noch tiefere Weisheit meinen. Vom Bemühen, den Geist der eigenen Zeit in den mythischen Erzählungen wiederzufinden, wurde besonders Homer und die Bibel betroffen.