Homeros

Homeros, lat. Homerus, dt. Homer, ist ein am Anfang der griechischen und damit der europäischen Literatur stehender Dichter, dessen Namen mit der ältesten literarischen Gattung der Griechen, dem Heldenepos, besonders mit Ilias und Odyssee, verbunden ist.

Schon das Altertum wußte über Homers Person und Zeit nichts Sicheres. Man dachte sich ihn als blinden Greis. Von den Orten,die als seine Heimat zu gelten beanspruchen, scheinen die Ansprüche von Smyrna im ionischen Kleinasien und von der Insel Chios am meisten gerechtfertigt zu sein.

Als Lebenszeit Homers darf man etwa das 8. Jahrhundert v. u. Z. annehmen.

Homer galt dem Altertum als der Dichter, er war der große Lehrmeister und Vorbild der gesamten Antike. Die homerische Frage (Frage nach dem Dichter der Homerischen Epen und deren Entstehungsart) gab es bereits im Altertum.

Peisistratos hatte im 6. Jahrhundert v. u. Z. eine Duchsicht des Homertextes vornehmen lassen. Bis zum 5. Jahrhundert schrieb man Homer neben der Ilias und Odyssee noch viele epische Dichtungen zu (den sog. Epen Kyklos, Kypria, Margites, Homer, Hymnen). Später galt Homer als der Dichter von Ilias und Odyssee, bis im Hellinismus die Chorizonten (Trennenden) die Odyssee Homer absprachen.

In der Neuzeit warf F. A. Wolf in seinen Prologomena ad Homerum (1795) die Frage erneut auf. Zwischen den Forschern, die die Epen radikal in einzelne Lieder zerlegten (Liedertheorie Lachmanns) und den Unitariern, die die strenge Einheitlichkeit der Epen vertraten, standen Forscher, die spätere Interpolationen, Erweiterungen und Kompilation mehrerer Kleinepen annahmen oder Homer nur für Redaktor der Epen hielten.

Nach dem heutigen Stand der Forschung gilt Homer als der Dichter der Ilias. Er hat dafür, fußend auf epischen Traditionen und nach einheitlichem Plan, ältere Lieder mit verwendet.

Diese Lieder, Heldensagen und Kleinepen sind mündliche Vorstufen, sie stammen aus der Welt des Jahrtausend, in den frühgriechischen Stämme, von Königen geführt, in die Mittelmeerwelt vordrangen. Inwieweit sich in der Ilias kretisch-mykenischer Kultur widerspiegelt, ist nach der versuchten Entzifferung der Linear-B-Schrift erneut zum Problem geführt.

Die Lieder wurden von wandernden Rhapsoden beim Mahl der Adelsgesellschaft vorgetragen.

Ebenso umstritten wie die Frage, ob diese Rhapsoden teilweise schriftlich fixierte Texte besaßen, ist die Frage der Schriftlichkeit der Homerischen Epen. Verwendung der Schrift durch Homer gilt heute im Hinblick auf die künstlerische Komposition als wahrscheinlich. Die Ilias, nach der griech. Stadt Ilios (=Troja) genannt, schildert in 24 Büchern einen Ausschnitt von 49 Tagen aus dem Ende des 10 Jahre währenden Kampfes der Griechen um Troja. Ihr Thema ist der Zorn des Achilleus. Dieser, von Agamemnon seiner Sklavin Brisëis beraubt, bleibt grollend dem Kampfe fern.

Nachdem sein Freund Patroklos gefallen, greift Achilleus wieder in den Kampfe ein, um Rache zu nehmen. Er erhält von seiner Mutter Thetis dafür die von Hephaistos geschmiedete Rüstung (Schildbeschreibung im 18. Buch) und tötet Hektor im Kampf. Mit den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos endet das Epos. Die Ilias spiegelt keine einheitliche Zeitepoche wider. Die zahlreichen neben der Haupthandlung herlaufenden Episoden zeigen die oft von Göttern abstammenden Helden in gewaltigen Kämpfen. Auf beiden Seiten nehmen Götter am Kampf teil.

Spätere kleinere Zudichtungen sind erfolgt.

Die Odyssee ist wohl als ein jüngeres, nicht von Homer stammendes Werk anzusehen. Sie hat wahrscheinlich einen Dichter und einen späteren Bearbeiter.