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841. Nacht

„Herr,“ antwortete dieser, „ich will auf
meinen Kopf wetten, dass Alaeddin unschuldig und dass dies alles nur eine
teuflische List seiner Feinde ist, um ihn zu stürzen. Es ist kein Augenblick zu
verlieren, um ihn zu retten. Ich gehe, wenn Ihr wollt, Euch ein Mittel dazu zu
verschaffen.“

In der Tat begab Hassan Schuman sich sogleich nach dem
Gefängnis und befahl dem Kerkermeister, ihm auf der Stelle einen der zum Tod
verurteilten und seinem Gewahrsam anvertrauten Verbrecher zu überantworten.
Glücklicherweise hatte der Verbrecher, welchen der Kerkermeister ihm übergab,
einige ähnlichkeit mit Alaeddin. Nachdem Achmed Aldanaf ihm den Kopf mit einem
Schleier bedeckt hatte, nahm er ihn zwischen sich und einen seiner Wachen namens
Ali Alsib ak Almisri und begab sich eiligst nach dem Platz, wo Alaeddin sollte
hingerichtet werden. Er drängte sich durch die Menge und trat ungestüm dicht
zu dem Henker hin.

„Herr,“ sagte dieser zu ihm, „tretet ein
wenig zurück und lasst mir Raum, mein Amt zu verrichten.“

„Elender,“ sagte Achmed Aldanaf, „nimm den
Verurteilten, den ich Dir bringe, und richte ihn hin anstatt Alaeddin
Abulschamats, der an dem ihm aufgebürdeten Verbrechen unschuldig ist. Bedenke,
dass Isaak durch einen Widder ausgelöst wurde.“

Der Henker wagte nichts einzuwenden, bemächtigte sich des
Menschen, den man ihm brachte, und knüpfte ihn anstatt Alaeddins auf.

Achmed Aldanaf und Ali Alsib ak Almisri führten Alaeddin
mit sich hinweg, und nachdem sie unerkannt durch die Menge gekommen waren,
gelangten sie glücklich nach dem Haus des ersteren. Als Alaeddin seinem Retter
seine innige Dankbarkeit bezeigte, unterbrach ihn dieser und warf ihm heftig
vor, eine so niedrige Handlung begangen zu haben. Alaeddin beteuerte ihm, er
wäre unschuldig an dem ihm aufgebürdeten Diebstahl und wüsste nicht, wie
diese bei ihm gefundenen Sachen dort verborgen worden.

„Verzeiht meine Heftigkeit,“ sagte hierauf
Achmed, „nur die Unruhe, in welche Eure Gefahr mich versetzt, hat mir Euer
und meiner so unwürdige Vorwürfe eingeben können. Ich hatte gleich anfangs
wohl gedacht, dass dieses alles nichts als eine abscheuliche Arglist, eine
Anstiftung des Hasses und der Verworfenheit ist. Möge der Urheber dieser
Treulosigkeit noch dereinst bestraft werden, wie er es verdient! Wie dem aber
nun auch sei, mein lieber Alaeddin, so könnt Ihr vor der Hand doch nicht in
Bagdad bleiben; denn die Könige widerrufen nicht gern das Urteil, welches sie
einmal ausgesprochen haben, und es ist fast unmöglich, dass derjenige, dem sie
nachtrachten, ihnen entgehe. Ich habe die Absicht, Euch nach Alexandrien zu
führen: Das ist ein sicherer und zugänglicher Ort, wo Ihr Euch leichtlich
verbergen könnt.“

„Ich bin bereit, Euch zu folgen,“ antwortete ihm
Alaeddin, „und überlasse mich Euch gänzlich, ein Leben zu erhalten,
welches Ihr soeben gerettet habt.“

Achmed Aldanaf wandte sich hierauf zu Hassan Schuman und
sagte:

„Wenn der Kalif nach mir fragt, so antwortet ihm, ich
sei abgegangen, um die Provinzen zu bereisen.“

Achmed Aldanaf und Alaeddin verließen noch denselben
Augenblick Bagdad. In einiger Entfernung von der Stadt begegneten sie zwei
Juden, den Einnehmern des Kalifen in dieser Provinz, jeder auf einem Maultier
reitend. Achmed Aldanaf forderte ihnen im befehlshaberischen Ton die Einnahme
ab, welche sie erhoben hätten. Sie weigerten sich anfangs, sie ihm zu geben.
Als er ihnen aber gesagt, er wäre der Obereinnehmer der Provinz, beeilten sie
sich, ihm jeder hundert Goldstücke zu geben.

Achmed Aldanaf fürchtete jedoch, dass der Bericht,
welchen die beiden Juden hiervon machen könnten, seine und Alaeddins Sicherheit
gefährdete, und glaubte ihnen nicht das Leben lassen zu dürfen: Er
bemächtigte sich ihrer beiden Maultiere, bestieg das eine und gab das andere
Alaeddin.

So gelangten sie nach dem Ort, wo sie sich einschiffen
sollten, und brachten dort die Nacht in einer Karawanserei zu. Am folgenden
Morgen verkaufte Alaeddin sein Maultier, und nachdem Achmed Aldanaf das seien
dem Türhüter ihrer Nachtherberge anvertraut hatte, begaben sich beide nach dem
Hafen A