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751. Nacht

Glücklicherweise war dieser Mensch dem Attaf sehr
zugetan, und über die Ungerechtigkeit des Abdel-Malek empört. Er ging in
seiner Großmut so weit, dass er den Gefangenen auf Kosten seines eigenen Lebens
retten wollte. Er benachrichtigte Attaf, dass der Statthalter beabsichtigte, ihn
in der Nacht umbringen zu lassen, und zugleich teilte er ihm den Plan mit,
welchen er entworfen hatte, um die Absichten seines Verfolgers zu vereiteln.

Attaf erwiderte, er ergebe sich lieber in seinen Tod, als
dass er das Leben des Kerkermeisters, der sich ihm aufopfern wollte, in Gefahr
setzte. Er fügte hinzu, er wäre unschuldig an dem Verbrechen, dessen man ihn
anklage, unterwürfe sich jedoch ohne Murren dem Schicksal, welches Gott über
ihn verhängt hätte. Aber der mutige Kerkermeister drang dermaßen in ihn, dass
er gezwungen war, sein Erbieten anzunehmen. Er nahm Attaf die Fesseln ab, und
hieß ihn sich entfernen, nachdem er ihm den Mund durch einen Knebel verstopft
hatte. Attaf, von so viel Edelmut bis zu Tränen gerührt, tat, was er
verlangte, verließ das Gefängnis, und machte sich auf den Weg nach Bagdad.

Unterdessen zerfetzte der Kerkermeister sich das Gesicht,
zerraufte seinen Bart, zerriss seine Kleider, und öffnete die Gefängnistür.
Als um Mitternacht der Statthalter, in Begleitung des Scharfrichters, sich nach
dem Gefängnis begab, um sein abscheuliches Vorhaben auszuführen, war er sehr
verwundert, den Kerkermeister in solchem Zustand zu finden. Dieser sagte zu
seiner Entschuldigung, eine Bande verkappter Leute hätte in der Nacht die
seiner Hut vertraute Türe erbrochen, ihn geknebelt, misshandelt, und den
Gefangenen befreit.

Abdel-Malek wurde auf diese Weise überlistet, aber er war
so missvergnügt über Attafs Entweichung, dass er den Kerkermeister seines
Amtes entsetzte. Als er wieder in seinen Palast kam, sandte er nach allen
Richtungen Reiter aus, mit dem Befehl, den entflohenen Gefangenen aufzusuchen:
Aber es war vergeblich, sie konnten seinen Zufluchtsort nicht entdecken.

Der unglückliche Attaf hatte auf seiner Flucht gen Bagdad
sorgfältig alle betretenen Wege vermieden. Er war schon in der Nähe dieser
Stadt, als er von einer Räuberbande überfallen und gänzlich ausgeplündert
wurde, dergestalt, dass er beim Eintritt in die Stadt im elendsten Zustand war.
Er fragte nach dem Palast des Großwesirs. Aber als er, so zerlumpt, an der Tür
erschien, wollte man ihn nicht einlassen. Jetzt nahm er seine Zuflucht in der
Gefälligkeit des Greises, welcher ihm ein Schreibohr und Schreibzeug lieh,
dessen sich Attaf bediente, um dem Großwesir seine klägliche Lage kund zu
machen. Er übergab hierauf diesen Brief einem von der Wache, mit der Bitte, ihn
so schleunig als möglich an Giafar gelangen zu lassen. Aber in demselben
Augenblick wurde verkündigt, dass dem Kalifen eben ein Kind geboren wäre, und
in dem Getümmel, welches diese Neuigkeit verursachte, verlor der Soldat den
Brief, welchen ihm Attaf anvertraut hatte.