Der Arme und der Reiche

Gebrüder Grimm

Der Arme und der Reiche

Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er eines Abends müde war und ihn die Nacht überfiel, bevor er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Weg vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das große einem reichen, das kleine einem armen Manne. Da dachte unser Herrgott ‚dem Reichen werde ich nicht beschwerlich fallen: bei ihm will ich übernachten.‘ Der Reiche, als er an seine Türe klopfen hörte, machte das Fenster auf und fragte den Fremdling, was er suche. Der Herr antwortete ‚ich bitte um ein Nachtlager.‘ Der Reiche guckte den Wandersmann von Haupt bis zu den Füßen an, und weil der liebe Gott schlichte Kleider trug und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopf und sprach ‚ich kann Euch nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Kräuter und Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine Tür klopft, so könnte ich selber den Bettelstab in die Hand nehmen. Sucht Euch anderswo ein Auskommen.‘ Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Rücken und ging hinüber zu dem kleinen Haus. Kaum hatte er angeklopft, so klinkte der Arme schon sein Türchen auf und bat den Wandersmann einzutreten. ‚Bleibt die Nacht über bei mir,‘ sagte er, ‚es ist schon finster, und heute könnt Ihr doch nicht weiterkommen.‘ Das gefiel dem lieben Gott, und er trat zu ihm ein. Die Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen und sagte, er möchte sichs bequem machen und vorlieb nehmen, sie hätten nicht viel, aber was es wäre, gäben sie von Herzen gerne. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer, und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein wenig Milch dazu hätten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich de r liebe Gott nieder und aß mit ihnen, und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnügte Gesichter dabei. Nachdem sie gegessen hatten und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren Mann und sprach ‚hör, lieber Mann, wir wollen uns heute nacht eine Streu machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen kann: er ist den ganzen Tag über gegangen, da wird einer müde.‘ ‚Von Herzen gern,‘ antwortete er, ‚ich wills ihm anbieten,‘ ging zu dem lieben Gott und bat ihn, wenns ihm recht wäre, möchte er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, aber sie ließen nicht ab, bis er es endlich tat und sich in ihr Bett legte: sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen sie vor Tag schon auf und kochten dem Gast ein Frühstück, so gut sie es hatten. Als nun die Sonne durchs Fensterlein schien und der liebe Gott aufgestanden war, aß er wieder mit ihnen und wollte dann seines Weges ziehen. Als er in der Türe stand, kehrte er sich um und sprach ‚weil ihr so mitleidig und fromm seid, so wünscht euch dreierlei, das will ich euch erfüllen.‘ Da sagte der Arme ‚was soll ich mir sonst wünschen als die ewige Seligkeit, und daß wir zwei, solang wir leben, gesund dabei bleiben und unser notdürftiges tägliches Brot haben; fürs dritte weiß ich mir nichts zu wünschen.‘ Der liebe Gott sprach ‚willst du dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?, ‚O ja,‘ sagte der Mann, ‚wenn ich das auch noch erhalten kann, so wär mirs wohl lieb.‘ Da erfüllte der Herr ihre Wünsche, verwandelte ihr altes Haus in ein neues, gab ihnen nochmals seinen Segen und zog weiter.

Es war schon voller Tag, als der Reiche aufstand. Er legte sich ins Fenster und sah gegenüber ein neues reinliches Haus mit roten Ziegeln, wo sonst eine alte Hütte gestanden hatte. Da machte er große Augen, rief seine Frau herbei und sprach ’sag mir, was ist geschehen? Gestern abend stand noch die alte elende Hütte, und heute steht da ein schönes neues Haus. Lauf hinüber und höre, wie das gekommen ist.‘ Die Frau ging und fragte den Armen aus: er erzählte ihr ‚gestern abend kam ein Wanderer, der suchte Nachtherberge, und heute morgen beim Abschied hat er uns drei Wünsche gewährt, die ewige Seligkeit, Gesundheit in diesem Leben und das notdürftige tägliche Brot dazu, und zuletzt noch statt unserer alten Hütte ein schönes neues Haus.‘ Die Frau des Reichen lief eilig zurück und erzählte ihrem Manne, wie alles gekommen war. Der Mann sprach ‚ich möchte mich zerreißen und zerschlagen: hätte ich das nur gewußt! der Fremde ist zuvor hier gewesen und hat bei uns übernachten wollen, ich habe ihn aber abgewiesen.‘ ‚Eil dich,‘ sprach die Frau, ‚und setze dich auf dein Pferd, so kannst du den Mann noch einholen, und dann mußt du dir auch drei Wünsche gewähren lassen.‘

Der Reiche befolgte den guten Rat, jagte mit seinem Pferd davon und holte den lieben Gott noch ein. Er redete fein und lieblich und bat‘ er möchts nicht übelnehmen, daß er nicht gleich wäre eingelassen worden, er hätte den Schlüssel zur Haustüre gesucht, derweil wäre er weggegangen: wenn er des Weges zurückkäme, müßte er bei ihm einkehren. ‚Ja,‘ sprach der liebe Gott, ‚wenn ich einmal zurückkomme, will ich es tun.‘ Da fragte der Reiche, ob er nicht auch drei Wünsche tun dürfte wie sein Nachbar. Ja, sagte der liebe Gott, das dürfte er wohl, es wäre aber nicht gut für ihn, und er sollte sich lieber nichts wünschen. Der Reiche meinte, er wollte sich schon etwas aussuchen, das zu seinem Glück gereiche, wenn er nur wüßte, daß es erfüllt würde. Sprach der liebe Gott ‚reit heim, und drei Wünsche, die du tust, die sollen in Erfüllung gehen.‘

Nun hatte der Reiche, was er verlangte, ritt heimwärts und fing an nachzusinnen, was er sich wünschen sollte. Wie er sich so bedachte und die Zügel fallen ließ, fing das Pferd an zu springen, so daß er immerfort in seinen Gedanken gestört wurde und sie gar nicht zusammenbringen konnte. Er klopfte ihm an den Hals und sagte ’sei ruhig, Liese,‘ aber das Pferd machte aufs neue Männerchen. Da ward er zuletzt ärgerlich und rief ganz ungeduldig ’so wollt ich, daß du den Hals zerbrächst!‘ Wie er das Wort ausgesprochen hatte, plump, fiel er auf die Erde, und lag das Pferd tot und regte sich nicht mehr; damit war der erste Wunsch erfüllt. Weil er aber von Natur geizig war, wollte er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitts ab, hings auf seinen Rücken, und mußte nun zu Fuß gehen. ‚Du hast noch zwei Wünsche übrig,‘ dachte er und tröstete sich damit. Wie er nun langsam durch den Sand dahinging und zu Mittag die Sonne heiß brannte, wards ihm so warm und verdrießlich zumut, der Sattel drückte ihn auf den Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich wünschen sollte. ‚Wenn ich mir auch alle Reiche und Schätze der Welt wünsche,‘ sprach er zu sich selbst, ’so fällt mir hernach noch allerlei ein, dieses und jenes, das weiß ich im voraus, ich wills aber so einrichten, daß mir gar nichts mehr übrig zu wünschen bleibt.‘ Dann seufzte er und sprach ‚ja, wenn ich der bayerische Bauer wäre, der auch drei Wünsche frei hatte, der wußte sich zu helfen, der wünschte sich zuerst recht viel Bier, und zweitens so viel Bier, als er trinken könnte, und drittens noch ein Faß Bier dazu.‘ Manchmal meinte er, jetzt hätte er es gefunden, aber hernach schiens ihm doch noch zu wenig. Da kam ihm so in die Gedanken, was es seine Frau jetzt gut hätte, die säße daheim in einer kühlen Stube und ließe sichs wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne daß ers wußte, sprach er so hin ‚ich wollte, die säße daheim auf dem Sattel und könnte nicht herunter, statt daß ich ihn da auf meinem Rücken schleppe.‘ Und wie das letzte Wort aus seinem Munde kam, so war der Sattel von seinem Rücken verschwunden, und er merkte, daß sein zweiter Wunsch auch in Erfüllung gegangen war. Da ward ihm erst recht heiß, er fing an zu laufen und wollte sich daheim ganz einsam in seine Kammer hinsetzen und auf etwas Großes für den letzten Wunsch sinnen. Wie er aber ankommt und die Stubentür aufmacht, sitzt da seine Frau mittendrin auf dem Sattel und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er ‚gib dich zufrieden, ich will dir alle Reichtümer der Welt herbeiwünschen, nur bleib da sitzen.‘ Sie schalt ihn aber einen Schafskopf und sprach ‚was helfen mir alle Reichtümer der Welt, wenn ich auf dem Sattel sitze; du hast mich daraufgewünscht, du mußt mir auch wieder herunterhelfen.‘ Er mochte wollen oder nicht, er mußte den dritten Wunsch tun, daß sie vom Sattel ledig wäre und heruntersteigen könnte; und der Wunsch ward alsbald erfüllt. Also hatte er nichts davon als Ärger, Mühe, Scheltworte und ein verlornes Pferd: die Armen aber lebten vergnügt, still und fromm bis an ihr seliges Ende.

Der arme Müllerbursch und das Kätzchen

Gebrüder Grimm

Der arme Müllerbursch und das Kätzchen

In einer Mühle lebte ein alter Müller. der hatte weder Frau noch Kinder, und drei Müllerburschen dienten bei ihm. Wie sie nun etliche Jahre bei ihm gewesen waren, sagte er eines Tages zu ihnen: „Ich bin alt und will mich hinter den Ofen setzen; zieht aus, und wer mir das beste Pferd nach Haus bringt, dem will ich die Mühle geben, und er soll mich dafür bis an meinen Tod verpflegen.“ Der dritte von den Burschen war aber der Kleinknecht, der ward von den andern für albern gehalten, dem gönnten sie die Mühle nicht; und er wollte sie hernach nicht einmal.

Da zogen alle drei miteinander aus, und wie sie vor das Dorf kamen, sagten die zwei zu dem albernen Hans: „Du kannst nun hier bleiben, du kriegst dein Lebtag keinen Gaul.“ Hans aber ging doch mit, und als Nacht war, kamen sie an eine Höhle, da hinein legten sie sich schlafen. Die zwei Klugen warteten, bis Hans eingeschlafen war, dann stiegen sie auf, machten sich fort und ließen Hänschen liegen und meinten’s recht fein gemacht zu haben; ja, es wird euch doch nicht gut gehen!

Wie nun die Sonne kam und Hans aufwachte Gag er in einer tiefen Höhle; er guckte sich überall um und rief: „Ach Gott wo bin ich !“ Da erhob er sich und krabbelte die Höhle hinauf, ging in den Wald und dachte: Ich bin hier ganz allein und verlassen, wie soll ich nun zu einem Pferd kommen ! Indem er so in Gedanken dahinging, begegnete ihm ein kleines, buntes Kätzchen, das sprach ganz freundlich: „Hans, wo willst du hin ?“ „Ach, du kannst mir doch nicht helfen.“ „Was dein Begehren ist weiß ich wohl“, sprach das Kätzchen, „du willst einen hübschen Gaul haben. Komm mit mir und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner, als du dein Lebtag einen gesehen hast“ Nun, das ist eine wunderliche Katze, dachte Hans, aber sehen will ich doch, ob das wahr ist, was sie sagt. Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen und hatte da lauter Kätzchen, die ihr dienten: Die sprangen flink die Treppe auf und ab, waren lustig und guter Dinge. Abends, als sie sich zu Tisch setzten, mußten drei Musik machen, eins strich den Baß, das andere die Geige, das dritte setzte die Trompete an und blies die Backen auf, so sehr es nur konnte. Als sie gegessen hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze sagte: „Nun komm, Hans, und tanze mit mir !“ „Nein“, antwortete er, „mit einer Miezekatze tanze ich nicht, das habe ich noch niemals getan.“ „So bringt ihn ins Bett !“ sagte sie zu den Kätzchen. Da leuchtete ihm eins in seine Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die Strümpfe, und zuletzt blies eins das Licht aus. Am andern Morgen kamen sie wieder und halfen ihm aus dem Bett: Eins zog ihm die Strümpfe an, eins band ihm die Strumpfbänder, eins holte die Schuhe, eins wusch ihn und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das Gesicht ab. „Das tut recht sanft“, sagte Hans. Er mußte aber auch der Katze dienen und alle Tage Holz kleinmachen; dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte er’s klein, blieb da im Haus, hatte ein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als die bunte Katze und ihr Gesinde.

Einmal sagte sie zu ihm: „Geh hin und mähe meine Wiese und mache das Gras trocken !“ und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da ging Hans hin und tat, was ihm geheißen ward nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein und Heu nach Haus und fragte, ob sie ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. „Nein“, sagte die Katze, „du sollst mir noch einerlei tun, da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was nötig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst ein kleines Häuschen !“ Da baute Hans das Haus fertig und sagte, er hätte nun alles getan und hätte noch kein Pferd. Da waren ihm die sieben Jahre herumgegangen wie ein halbes. Fragte die Katze, ob er ihre Pferde sehen wollte ? „Ja“, sagte Hans. Da machte sie ihm das Häuschen auf, und wie sie die Türe so aufmachte, da stehen zwölf Pferde, ach ! die waren gewesen ganz stolz, die hatten geblänkt und gespiegelt, daß sich sein Herz im Leibe freute. Nun gab sie ihm zu essen und zu trinken und sprach: „Geh heim, dein Pferd gebe ich dir nicht mit; in drei Tagen aber komm ich und bringe dir’s nach.“

Also machte Hans sich auf, und sie zeigte ihm den Weg zur Mühle. Sie hatte ihm aber nicht einmal ein neues Kleid gegeben, sondern er mußte sein altes lumpiges Kittelchen behalten, das er mitgebracht hatte und das ihm in den sieben Jahren überall zu kurz geworden war. Wie er nun heimkam, so waren die beiden andern Müllerburschen auch wieder da; jeder hatte zwar sein Pferd mitgebracht, aber des einen seins war blind, des andern seins lahm. Sie fragten: „Hans, wo hast du dein Pferd ?“ „In drei Tagen wird’s nachkommen.“ Da lachten sie und sagten: „Ja, du Hans, wo willst du ein Pferd herkriegen, das wird was Rechtes sein !“ Hans ging in die Stube, der Müller sagte aber, er sollte nicht an den Tisch kommen, er wäre so zerrissen und zerlumpt, man müßte sich schämen, wenn jemand hereinkäme. Da gaben sie ihm ein bißchen Essen hinaus, und wie sie abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gänseställchen kriechen und sich auf ein wenig hartes Stroh legen. Am andern Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei, die glänzten, daß es schön war, und ein Bedienter, der brachte noch ein siebentes, das war für den armen Müllerbursch. Aus der Kutsche aber stieg eine prächtige Königstochter und ging in die Mühle hinein, und die Königstochter war das kleine bunte Kätzchen, dem der arme Hans sieben Jahre gedient hatte. Sie fragte den Müller, wo der Mahlbursch, der Kleinknecht, wäre ? Da sagte der Müller: „Den können wir nicht in die Mühle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gänsestall.“ Da sagte die Königstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken. Da schnallte der Bediente prächtige Kleider aus und mußte ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte kein König schöner aussehen.

Danach verlangte die Jungfrau die Pferde zu sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war blind, das andere lahm. Da ließ sie den Bedienten das siebente Pferd bringen; wie der Müller das sah, sprach er, so eins wär‘ ihm noch nicht auf den Hof gekommen. „Und das ist für den dritten Mahlbursch“, sagte sie. „Da muß er die Mühle haben“, sagte der Müller. Die Königstochter aber sprach, da wäre das Pferd, er sollte seine Mühle auch behalten; und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in die Kutsche und fährt mit ihm fort. Sie fahren zuerst nach dem kleinen Häuschen, das er mit dem silbernen Werkzeug gebaut hat; da ist ein großes Schloß, und ist alles darin von Silber und Gold; und da hat sie ihn geheiratet, und war er reich, so reich, daß er für sein Lebtag genug hatte. Darum soll keiner sagen, daß wer albern ist, deshalb nichts Rechtes werden könne.

Der arme Junge im Grab

Gebrüder Grimm

Der arme Junge im Grab

Es war einmal ein armer Hirtenjunge‘ dem war Vater und Mutter gestorben, und er war von der Obrigkeit einem reichen Mann in das Haus gegeben, der sollte ihn ernähren und erziehen. Der Mann aber und seine Frau hatten ein böses Herz, waren bei allem Reichtum geizig und mißgünstig, und ärgerten sich, wenn jemand einen Bissen von ihrem Brot in den Mund steckte. Der arme Junge mochte tun, was er wollte, er erhielt wenig zu essen, aber desto mehr Schläge.

Eines Tages sollte er die Glucke mit ihren Küchlein hüten. Sie verlief sich aber mit ihren Jungen durch einen Heckenzaun: gleich schoß der Habicht herab und entführte sie durch die Lüfte. Der Junge schrie aus Leibeskräften ‚Dieb, Dieb, Spitzbub.‘ Aber was half das? der Habicht brachte seinen Raub nicht wieder zurück. Der Mann hörte den Lärm, lief herbei, und als er vernahm, daß seine Henne weg war, so geriet er in Wut und gab dem Jungen eine solche Tracht Schläge, daß er sich ein paar Tage lang nicht regen konnte. Nun mußte er die Küchlein ohne die Henne hüten, aber da war die Not noch größer, das eine lief dahin, das andere dorthin. Da meinte er es klug zu machen, wenn er sie alle zusammen an eine Schnur bände, weil ihm dann der Habicht keins wegstehlen könnte. Aber weit gefehlt. Nach ein paar Tagen, als er von dem Herumlaufen und vom Hunger ermüdet einschlief, kam der Raubvogel und packte eins von den Küchlein, und da die andern daran festhingen, so trug er sie alle mit fort, setzte sich auf einen Baum und schluckte sie hinunter. Der Bauer kam eben nach Haus, und als er das Unglück sah, erboste er sich und schlug den Jungen so unbarmherzig, daß er mehrere Tage im Bette liegen mußte.

Als er wieder auf den Beinen war, sprach der Bauer zu ihm ‚du bist mir zu dumm, ich kann dich zum Hüter nicht brauchen, du sollst als Bote gehen.‘ Da schickte er ihn zum Richter, dem er einen Korb voll Trauben bringen sollte, und gab ihm noch einen Brief mit. Unterwegs plagte Hunger und Durst den armen Jungen so heftig, daß er zwei von den Trauben aß. Er brachte dem Richter den Korb, als dieser aber den Brief gelesen und die Trauben gezählt hatte, so sagte er ‚es fehlen zwei Stück.‘ Der Junge gestand ganz ehrlich, daß er, von Hunger und Durst getrieben, die fehlenden verzehrt habe. Der Richter schrieb einen Brief an den Bauer und verlangte noch einmal soviel Trauben. Auch diese mußte der Junge mit einem Brief hintragen. Als ihn wieder so gewaltig hungerte und durstete, so konnte er sich nicht anders helfen, er verzehrte abermals zwei Trauben. Doch nahm er vorher den Brief aus dem Korb, legte ihn unter einen Stein und setzte sich darauf, damit der Brief nicht zusehen und ihn verraten könnte. Der Richter aber stellte ihn doch der fehlenden Stücke wegen zur Rede. ‚Ach,‘ sagte der Junge, ‚wie habt Ihr das erfahren? der Brief konnte es nicht wissen, denn ich hatte ihn zuvor unter einen Stein gelegt.‘ Der Richter mußte über die Einfalt lachen, und schickte dem Mann einen Brief, worin er ihn ermahnte, den armen Jungen besser zu halten und es ihm an Speis und Trank nicht fehlen zu lassen; auch möchte er ihn lehren, was recht und unrecht sei.

‚Ich will dir den Unterschied schon zeigen,‘ sagte der harte Mann; ‚willst du aber essen‘ so mußt du auch arbeiten, und tust du etwas Unrechtes, so sollst du durch Schläge hinlänglich belehrt werden.‘ Am folgenden Tag stellte er ihn an eine schwere Arbeit. Er sollte ein paar Bund Stroh zum Futter für die Pferde schneiden; dabei drohte der Mann: ‚in fünf Stunden,‘ sprach er, ‚bin ich wieder zurück, wenn dann das Stroh nicht zu Häcksel geschnitten ist, so schlage ich dich so lange, bis du kein Glied mehr regen kannst.‘ Der Bauer ging mit seiner Frau, dem Knecht und der Magd auf den Jahrmarkt und ließ dem Jungen nichts zurück als ein kleines Stück Brot. Der Junge stellte sich an den Strohstuhl und fing an, aus allen Leibeskräften zu arbeiten. Da ihm dabei heiß ward, so zog er sein Röcklein aus und warfs auf das Stroh. In der Angst, nicht fertig zu werden, schnitt er immerzu, und in seinem Eifer zerschnitt er unvermerkt mit dem Stroh auch sein Röcklein. Zu spät ward er das Unglück gewahr, das sich nicht wieder gutmachen ließ. ‚Ach,‘ rief er, ‚jetzt ist es aus mit mir. Der böse Mann hat mir nicht umsonst gedroht, kommt er zurück und sieht, was ich getan habe, so schlägt er mich tot. Lieber will ich mir selbst das Leben nehmen.‘

Der Junge hatte einmal gehört, wie die Bäuerin sprach ‚unter dem Bett habe ich einen Topf mit Gift stehen.‘ Sie hatte es aber nur gesagt, um die Näscher zurückzuhalten, denn es war Honig darin. Der Junge kroch unter das Bett, holte den Topf hervor und aß ihn ganz aus. ‚Ich weiß nicht,‘ sprach er, ‚die Leute sagen‘ der Tod sei bitter, mir schmeckt er süß. Kein Wunder, daß die Bäuerin sich so oft den Tod wünscht.‘ Er setzte sich auf ein Stühlchen und war gefaßt zu sterben. Aber statt daß er schwächer werden sollte, fühlte er sich von der nahrhaften Speise gestärkt. ‚Es muß kein Gift gewesen sein,‘ sagte er, ‚aber der Bauer hat einmal gesagt‘ in seinem Kleiderkasten läge ein Fläschchen mit Fliegengift, das wird wohl das wahre Gift sein und mir den Tod bringen.‘ Es war aber kein Fliegengift‘ sondern Ungarwein. Der Junge holte die Flasche heraus und trank sie aus. ‚Auch dieser Tod schmeckt süß,‘ sagte er, doch als bald hernach der Wein anfing ihm ins Gehirn zu steigen und ihn zu betäuben, so meinte er, sein Ende nahte sich heran. ‚Ich fühle, daß ich sterben muß,‘ sprach er, ‚ich will hinaus auf den Kirchhof gehen und ein Grab suchen.‘ Er taumelte fort, erreichte den Kirchhof und legte sich in ein frisch geöffnetes Grab. Die Sinne verschwanden ihm immer mehr. In der Nähe stand ein Wirtshaus, wo eine Hochzeit gefeiert wurde: als er die Musik hörte, deuchte er sich schon im Paradies zu sein, bis er endlich alle Besinnung verlor. Der arme Junge erwachte nicht wieder, die Glut des heißen Weines und der kalte Tau der Nacht nahmen ihm das Leben, und er verblieb in dem Grab, in das er sich selbst gelegt hatte.

Als der Bauer die Nachricht von dem Tod des Jungen erhielt, erschrak er und fürchtete, vor das Gericht geführt zu werden: ja die Angst faßte ihn so gewaltig, daß er ohnmächtig zur Erde sank. Die Frau, die mit einer Pfanne voll Schmalz am Herde stand, lief herzu, um ihm Beistand zu leisten. Aber das Feuer schlug in die Pfanne, ergriff das ganze Haus, und nach wenigen Stunden lag es schon in Asche. Die Jahre, die sie noch zu leben hatten, brachten sie, von Gewissensbissen geplagt, in Armut und Elend zu.

Der alte Sultan

Gebrüder Grimm

Der alte Sultan

Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hieß, der war alt geworden und hatte alle Zähne verloren, so daß er nichts mehr fest packen konnte. Zu einer Zeit stand der Bauer mit seiner Frau vor der Haustüre und sprach: „Den alten Sultan schieß ich morgen tot, der ist zu nichts mehr nütze.“ Die Frau, die Mitleid mit dem treuen Tiere hatte, antwortete: „Da er uns so lange Jahre gedient hat und ehrlich bei uns gehalten, so könnten wir ihm wohl das Gnadenbrot geben.“ „Ei was“, sagte der Mann, „du bist nicht recht gescheit; er hat keinen Zahn mehr im Maul, und kein Dieb fürchtet sich vor ihm, er kann jetzt abgehen. Hat er uns gedient, so hat er sein gutes Fressen dafür gekriegt.“

Der arme Hund, der nicht weit davon in der Sonne ausgestreckt lag, hatte alles mit angehört und war traurig, daß morgen sein letzter Tag sein sollte. Er hatte einen guten Freund, das war der Wolf, zu dem schlich er abends hinaus in den Wald und klagte über das Schicksal, das ihm bevorstände. „Höre, Gevatter“, sagte der Wolf, „sei guten Mutes, ich will dir aus deiner Not helfen. Ich habe etwas ausgedacht. Morgen in aller Frühe geht dein Herr mit seiner Frau ins Heu, und sie nehmen ihr kleines Kind mit, weil niemand im Hause zurückbleibt. Sie pflegen das Kind während der Arbeit hinter die Hecke in den Schatten zu legen. Lege dich daneben, gleich als wolltest du es bewachen. Ich will dann aus dem Walde herauskommen und das Kind rauben, du mußt mir eifrig nachspringen, als wolltest du mir es wieder abjagen. Ich lasse es fallen, und du bringst es den Eltern wieder zurück, die glauben dann, du hättest es gerettet, und sind viel zu dankbar, als daß sie dir ein Leid antun sollten; im Gegenteil, du kommst in völlige Gnade, und sie werden es dir an nichts mehr fehlen lassen.“

Der Anschlag gefiel dem Hund, und wie er ausgedacht war, so ward er auch ausgeführt. Der Vater schrie, als er den Wolf mit seinem Kinde durchs Feld laufen sah; als es aber der alte Sultan zurückbrachte, da war er froh, streichelte ihn und sagte: „Dir soll kein Härchen gekrümmt werden, du sollst das Gnadenbrot essen, solange du lebst.“ Zu seiner Frau aber sprach er: „Geh gleich heim und koche dem alten Sultan einen Weckbrei, den braucht er nicht zu beißen, und bring das Kopfkissen aus meinem Bette, das schenk ich ihm zu seinem Lager.“ Von nun an hatte es der alte Sultan so gut, als er sich’s nur wünschen konnte. Bald hernach besuchte ihn der Wolf und freute sich, daß alles so wohl gelungen war. „Aber, Gevatter“, sagte er, „du wirst doch ein Auge zudrücken, wenn ich bei Gelegenheit deinem Herrn ein fettes Schaf weghole. Es wird einem heutzutage schwer, sich durchzuschlagen.“ „Darauf rechne nicht“, antwortete der Hund, „meinem Herrn bleibe ich treu, das darf ich nicht zugeben !“ Der Wolf meinte, das wäre nicht im Ernste gesprochen, kam in der Nacht herangeschlichen und wollte sich das Schaf holen. Aber der Bauer, dem der treue Sultan das Vorhaben des Wolfes verraten hatte, paßte ihm auf und kämmte ihm mit dem Dreschflegel garstig die Haare. Der Wolf mußte ausreißen, schrie aber dem Hund zu: „Wart, du schlechter Geselle, dafür sollst du büßen !“

Am andern Morgen schickte der Wolf das Schwein und ließ den Hund hinaus in den Wald fordern, da wollten sie ihre Sache ausmachen. Der alte Sultan konnte keinen Beistand finden als eine Katze, die nur drei Beine hatte, und als sie zusammen hinausgingen, humpelte die arme Katze daher und streckte zugleich vor Schmerz den Schwanz in die Höhe. Der Wolf und sein Beistand waren schon an Ort und Stelle, als sie aber ihren Gegner daherkommen sahen, meinten sie, er führte einen Säbel mit sich, weil sie den aufgerichteten Schwanz der Katze dafür ansahen. Und wenn das arme Tier so auf drei Beinen hüpfte, dachten sie nichts anders, als es höbe jedesmal einen Stein auf, wollte damit auf sie werfen. Da ward ihnen beiden angst: Das wilde Schwein verkroch sich ins Laub, und der Wolf sprang auf einen Baum. Der Hund und die Katze, als sie herankamen, wunderten sich, daß sich niemand sehen ließ. Das wilde Schwein aber hatte sich im Laub nicht ganz verstecken können, sondern die Ohren ragten noch heraus. Während die Katze sich bedächtig umschaute, zwinste das Schwein mit den Ohren; die Katze, welche meinte, es regte sich da eine Maus, sprang darauf zu und biß herzhaft hinein. Da erhob sich das Schwein mit großem Geschrei, lief fort und rief: „Dort auf dem Baum, da sitzt der Schuldige.“ Der Hund und die Katze schauten hinauf und erblickten den Wolf, der schämte sich, daß er sich so furchtsam gezeigt hatte, und nahm von dem Hund den Frieden an.

Der alte Hildebrand

Gebrüder Grimm

Der alte Hildebrand

Es war amahl a Baur und a Bäurin, und dö Bäurin, dö hat der Pfarra im Dorf gern gesegn, und da hat er alleweil gwunschen, wann er nur amahl an ganzen Tag mit der Bäurin allan recht vergnügt zubringa kunnt, und der Bäurin, der wars halt a recht gwesn. No, da hat er amahl zu der Bäurin gsagt ‚hanz, mei liebi Bäurin, hietzt hab i was ausstudiert, wie wir halt amahl an ganzen Tag recht vergnügt mitanander zubringa kunnten. Wißts was, ös legts eng aufm Mittwoch ins Bett und sagts engern Mon, ös seits krang, und lamatierts und übelts nur recht, und das treibts fort bis aufm Sunta, wann i die Predi halt, und da wir (werde) i predigen, daß wer z‘ Haus a krangs Kind, an krangen Mon, a krangs Weib, an krangen Vader, a krange Muader, a krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha is, hat, und der tut a Wollfart aufm Göcherliberg in Wälischland, wo ma um an Kreuzer an Metzen Lorberbladen kriegt, dem wirds krange Kind, der krange Mon, ’s krange Weib, der krange Vader, d‘ krange Muader, d‘ krange Schwester, oda wers sunst nacha is, auf der Stell gsund.‘

‚Dös wir i schon machen,‘ hat die Bäurm drauf gsagt. No, drauf, aufm Mittwoch hat sie halt d‘ Bäurin ins Bett glegt und hat g,lamatiert und g’übelt als wie, und ihr Mon hat ihr alles braucht, was er nur gwißt hat, ’s hat aber halt nix gholfn. Wie denn der Sunta kuma is, hat d‘ Bäurin gsagt ‚mir is zwar so miserabel, als ob i glei verschaden sollt, aber ans möcht i do no vor mei End, i möcht halt in Herrn Pfarra sei Predi hörn, dö er heund halten wird.‘ ‚A, mei Kind,‘ sagt der Baur drauf, ‚tu du dös nit, du kunntst schlechter wern, wann aufstundst. Schau, es wir i in d‘ Predi gehn und wir recht acht gebe und wir dir alles wieder derzöhln, was der Herr Pfarra gsagt hat.‘ ‚No,‘ hat d‘ Bäurin gsagt, ’so geh halt und gibt recht acht und derzöhl mir alles, was d‘ gehört hast.‘ No, und da is der Baur halt in d‘ Predi ganga, und da hat der Herr Pfarra also angfangt zun predigen und hat halt gsagt, wann ans a krangs Kind, an krangen Mon, a krangs Weib, an krangen Vader, a krange Muader, a krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, z‘ Haus hät, und der wollt a Wollfart machen aufm Göckerliberg in Wälischland, wo der Metzen Lorberbladen an Kreuzer kost, dem wird ’s krange Kind, der krange Mon, ’s krange Weib, der krange Vater, d‘ krange Muader, d‘ krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, auf der Stell gsund wern, und wer also dö Ras unternehma wollt, der soll nach der MeB zu ihm kuma, da wird er ihm den Lorbersack gebn und den Kreuzer. Da war niembd fröher als der Bauer, und nach der Meß is er gleich zum Pfarra ganga, und der hat ihm also den Lorbersack gebn und den Kreuzer. Drauf is er nach Haus kuma und hat schon bei der Haustür eini gschrien ‚juchesha, liebes Weib, hietzt is so viel, als obs gsund warst. Der Herr Pfarra hat heunt predigt, daß, wer a krangs Kind, an krangen Mon, a kranges Weib, an krangen Vader, a krange Muader, a krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, z‘ Haus hat, und der macht a Wollfart aufm Göckerliberg in Wälischland, wo der Metzen Lorberbladen an Kreuzer kost, dem wird ’s krange Kind, der krange Mon, ’s krange Weib, der krange Vader, d‘ krange Muader, d‘ krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, auf der Stell gsund; und hietzt hab i mir schon den Lorbersack gholt vom Herrn Pfarra und den Kreuzer, und wir glei mein Wanderschaft antreten, daß d‘ desto ehender gsund wirst;, und drauf is er fort ganga. Er war aber kam fort, so is die Bäurin schon auf gwesn, und der Pfarra war a glei do. Hietzt lassen wir aber dö zwa indessen auf der Seiten und gänga mir mit,n Baur. Der is halt alleweil drauf los ganga, damit er desto ehender aufm Göckerliberg kummt, und wie halt so geht, begegnt ihm sein Gvatter. Sein Gvatter, dös war an Armon (Eiermann), und der is just von Mark kuma, wo er seine Ar verkauft hat. ‚Globt seist,‘ sagt sein Gvatter, ‚wo gehst denn so trabi hin, Gvatter?‘ ‚In Ewigkeit, Gvatter,‘ sagt der Baur, ‚mein Weib is krang worn, und da hab i heund in Herrn Pfarra sein Predi ghört, und da hat er predigt, daß, wann aner z‘ Haus an krangs Kind, an krangen Mon, a krangs Weib, an krangen Vader, a krange Muader, a krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, hat, und er macht a Wollfart aufm Göckerliberg in Wälischland, wo der Metzen Lorberbladen an Kreuzer kost, dem wird’s krange Kind, der krange Mon, ’s krange Weib, der krange Vader, d‘ krange Muader, d‘ krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, auf der Stell gsund, und da hab i mir von Herrn Pfarra den Lorbersack und den Kreuzer gholt, und hietzt trit i halt mein Wanderschaft an.‘ ‚Aber hanz, Gvatter,‘ hat der Gvatter zum Baur gsagt, ’seits denn gar so dacket (einfältig), daß so was glauben könts? Wißts, was is? der Pfarra möcht gern mit engern Weib an ganzen Tag allan recht vergnügt zubringa, drum habn’s eng den Bärn anbunden, daß ihr,en aus,n Füßen kumts.‘ ‚Mein ,‘ hat der Baur gsagt, ’so möcht i do wissen, ob das wahr is.‘ ‚No,‘ hat der Gvatter gsagt, ‚wast was, setz di in mein Arkorb eini, so will i di nach Haus tragn, und da wirst es selber segn.‘ No, das is also geschegn, und den Baur hat sein Gvatter in sein Arkorb eini gsetzt, und der hat,n nach Haus tragn. Wie’s nach Haus kuma san, holla, da is schon lusti zuganga. Da hat die Bäurin schon fast alles, was nur in ihren Hof war, abgstochen ghabt, und Krapfen hats bachen, und der Pfarra war a schon da und hat a sein Geige mitbracht ghabt. Und da hat halt der Gvatter anklopft, und d‘ Bäurin hat gfragt, wer draußen war. ‚I bins, Gvatterin,‘ hat der Gvatter gsagt, ‚mei, gebts mir heund nacht a Herberg, i hab meini Ar aufm Mark nit verkauft, und hietzt muß i’s wieder nach Haus trage, und sö san gar z‘ schwar, i bring’s nit fort, es is a schon finster.‘ ‚Ja, mein Gvatter,‘ sagt d‘ Bäurin drauf, ‚ös kumts mir recht zur unglegna Zeit. No, weils halt her nit anders is, so kömts eina und setzts eng dort auf d‘ Ofenbank.‘ No hat sie der Gvatter also mit sein Buckelkorb auf d‘ Ofenbank gsetzt. Der Pfarra aber und d‘ Bäurin, dö warn halt recht lusti. Endli fangt der Pfarra an und sagt ‚hanz, mein liebi Bäurin, ös könnts ja so schön singa, singts mir do ans.‘ ‚A,‘ sagt die Bäurin, ‚hietzt kann i nix mehr singa, ja, in mein junge Jahren, da hab i’s wohl könna, aber hietzt is schon vorbei.‘ ‚Ei,‘ sagt wie der der Pfarra, ’singts do nur a bißl.‘ No, da fangt die Bäurin an und singt

‚i hab mein Mon wohl ausgesandt

aufm Göckerliberg in Wälischland‘

Drauf singt der Pfarra

‚i wollt, er blieb da a ganzes Jahr,

was fragt i nach dem Lorbersack.

Halleluja!‘

Hietzt fangt der Gvatter hinten an und singt (da muß i aber derzöhln, daß der Baur Hildebrand ghassen hat), singt also der Gvatter

‚ei du, mein lieber Hildebrand,

was machst du auf der Ofenbank?

Halleluja!‘

Und hietzt singt der Baur in Korb drinna

‚hietzt kann i das Singa nimmermehr leiden,

hietzt muß i aus mein Buckelkorb steigen.‘

Und steigt aus’n Korb und prügelt den Pfaffen beim Haus hinaus.

Der alte Großvater und sein Enkel

Gebrüder Grimm

Der alte Großvater und sein Enkel

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „Was machst du da ?“ fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein“, antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“ Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an Fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.

De wilde Mann

Gebrüder Grimm

De wilde Mann

Et was emoel en wilden Mann, de was verwünsket, un genk bie de Bueren in den Goren (Garten), un in’t Korn, un moek alles to Schande. Do klagden se an eeren Gutsheeren se können eere Pacht nig mehr betalen, un do leit de Gutsheer alle Jägers bie ene kummen : we dat Dier fangen könne, de soll ’ne graute Belohnung hebben. Do kümmt do en ollen Jäger an, de segd he wüll dat Dier wull fangen. Do mött se em ’ne Pulle met Fusel (Branntwein), un ’ne Pulle met Wien, un ’ne Pulle met Beer gierwen (geben), de settet he an dat Water, wo sick dat Dier alle Dage wäskt. Un do geiht he achter en Baum stohn, do kümmt dat Dier, un drinket ut de Pullen, do leckt et alle de Mund, un kickt herüm ov dat auck well süht. Do wird et drunken, un do geit et liegen un schlöpd. Do geit de Jäger to, un bind et an Händen un Föten, do weckt he et wier up, un segd ’du wilde Mann, goh met, söck sast du alle Dage drinken.’ Do nimmt he et mit noh dat adlicke Schloß, do settet se et in den Thornt, un de Heer geit to andre Nobers, de söllt seihn (sehen) wat he för’n Dier fangen hed. Do spierlt ene von den jungen Heerens met’n Ball, un let de in den Thornt fallen, un dat Kind segd ’wilde Mann, schmiet mie den Ball wier to.’ Do segd de wilde Mann ’den Ball most du sölvst wier hahlen.’ ’Je,’ segd dat Kind, ’ich heve kinen Schlürtel.’ ’Dann mack du dat du bie dien Mooer eere Tasken kümmst, un stehl eer den Schlürtel.’ Da schlüt dat Kind den Thornt orpen, un de wilde Mann löpd derut. Do sänk dat Kind an to schreien ’o wilde Mann, bliev doch hier, ich kriege süs Schläge.’ Do niermt de wilde Mann dat Kind up de Nacken, un lopd dermet de Wildnis herin; de wilde Mann was weg, dat Kind was verloren. De wilde Mann de tüt dat Kind en schlechten Kiel (Kittel) an, un schickt et noh den Görner an den Kaisers Hof, do mot et fragen ov de kinen Görnersjungen van dohn (nöthig) hed. Do segd de he wöre so schmeerig antrocken, de annern wullen nig bie em schlopen. Do seg he he wull int Strauh liegen, un geit alltied des Morgens fröh in den Goren, do kümmt em de wilde Mann entgiergen, do seg he, ’nu waske die, nu kämme di.’ Un de wilde Mann mackt den Goren so schön, dat de Görner et sölvst nig so gut kann. Un de Prinzessin süt alle Morgen den schönen Jungen, do seg se to den Görner de kleine Lehrjunge söll eer een Busk Blomen brengen. Un se frög dat Kind van wat för Stand dat et wöre, do seg et ja dat wüs et nig; do giv se em en broden Hohn vull Ducoeten. Es he in kümmt, giv he dat Geld sinen Heeren, un seg ’wat sall ick do met dohn, dat bruckt ji men.’ Un he moste eer noh enen Busk Blomen brengen, do giv se em ’ne Aant (Ente) vull Ducoeten, de giv he wier an sinen Heeren. Un do noh enmoel, do giv se em ’ne Gans vull Ducoeten, de giv de Junge wier an sinen Heeren. Do ment de Prinzessin he hev geld, un he hev nix, un do hierothet se em in’t geheem, un do weeret ehre Öldern so beise, un setten se in dat Brauhuse, do mot se sick met spinnen ernähren, un he geit in de Kücke, un helpt den Kock de Broden dreien, unsteld manxden (zuweilen) en Stück Fleesk, un bringd et an sine Frau.

Do kümmt so’n gewoltigen Krieg in Engelland, wo de Kaiser hin mott un alle de grauten Heerens, do segd de junge Mann he wull do auck hen, ov se nig no en Perd in Stall hedden, un se saden se hedden noh ent, dat gönk up drei Beenen, dat wör em gut genog. He settet sick up dat Perd, dat Perd dat geit alle husepus husepus. Do kümmt em de wilde Mann in de möte (entgegen), do döt sick so’n grauten Berg up, do sind wull dusend Regimenter Soldaten un Offzeers in, do dät he schöne Kleeder an, un krigd so’n schön Perd. Do tüt (zieht) he met alle sin Volk in den Krieg noh Engelland, de Kaiser enfänk en so fröndlick, un begerd en he mög em doh biestoen. He gewinnt de Schlacht, un verschleit alles. Do dät sick de Kaiser so bedanken vör em, un frägd wat he för’n Heer wöre, he segd ’dat froget mie men nig, dat kann ick ju nig seggen.’ He ritt met sin Volk wier ut Engelland, do kümmt em de wilde Mann wier entgiergen, un döt alle dat Volk wier in den Berg, un he geit wier up sein dreibeenige Perd sitten. Do seget de Luide ’do kümmet usse Hunkepus wier an met dat dreibeenige Perd,’ un se froget ’wo hest du achter de Hierge (Hecke) lägen, un hest schlopen?’ ’Je,’ segd he, ’wenn ick der nig wör west, dann hädde et in Engelland nig gut gohn.’ Se segget ’Junge, schwieg stille, süs giv die de Heer wat up d’Jack.’ Un so genk et noh tweenmoel, un ton derdenmoel gewient he alles; do kreeg he en Stick in den Arm, do niermt de Kaiser sinen Dock (Tuch), un verbind em de Wunden. Do neidigt (nöthigt) se em he mög do bie ihnen bliewen, ’ne, ick bliewe nig bie ju, un wat ick sin, geit ju nig an.’ Do kümmet em de wilde Mann wier entgiergen, un deih alle dat Volk wier in den Berg, un he genk wier up sin Perd sitten, un genk wier noh Hues. Do lachten de Luide, un segden ’do kümmt usse Hunkepus wier an, wo hest du doh lägen un schlopen?’ He seg ’ick heve förwohr nig slopen, nu is ganz Engelland gewunnen, un et is en wohren Frerden (Frieden).’

Do segde de Kaiser von den schönen Ritter, de em hev biestohen; do seg de junge Mann to en Kaiser ’wöre ick nig bie ju west, et wöre nig guet gahen.’ Do will de Kaiser em wat upn Buckel gierwen, ’ji,’ seg he, ’wenn ji dat nig gleiwen willt, will ick ju minen Arm wiesen.’ Un asse he den Arm wiest, un asse de Kaiser de Wunde süt, do wert he gans verwündert, un segd ’vielleicht büst du Gott sölvst ader en Engel, den mie Gott toschickt hev,’ un bat em üm Verzeihnüs dat he so grov met em handelt hädde, un schenket em sin ganse Kaisersgut. Un de wilde Mann was   erlöset, un stund ase en grauten Künig för em, un vertelde em de ganse Sacke, un de Berg was en gans Künigsschloß, un he trock met sine Frau derup, un lerweten vergnögt bis an eeren Daud.

De Spielhansl

Gebrüder Grimm

De Spielhansl

Is is emohl e Mon gewön, der hot ninx us (als) g’spielt, und do hobend’n d,Leut nur in Spielhansl g’hoaßen, und wal (weil) er gor nit afg’hört zen spieln, so hot er san (sein) Haus und ullss (alles) vespielt. Hietzt (jetzt), nette (eben) in lötzten Tog, eh’s iahm (ihm) d’Schuldne schon s‘ Haus hobend wögnehme willn, is unse Herrgout un de halli Pedrus kemme und hobend g’sogt, er sull’s übe d,Nacht g’holte (bei sich behalten). Oft (da) hot de Spielhansl g’sogt ‚wögn meine kints do bleibn döi Nocht; ober i kong eng koan Bött und ninx z’össn (zu essen) gebn.‘ Oft hot unse Herrgout g’sogt, er sulls ne (nur) g’holten, und söi willetn ian (ihnen) selbe wos z’össn kaffen; dos is in Spielhansl recht g’wön. Oft hot iahm de halli Pedrus drei Grouschn gebn, un er sull zen Böcke (Bäcker) gehn und e Brod huhln. Hietzt is hullt (halt) de Spielhansl gonge, wie er aber ze den Haus kemme is, wou die onnen Spiellumpn drin g’wön sand, döi iahm ullss og’wunge hobnd, do hobn’s n g’ruefft und hobend g’schrien ‚Hansl, geh ahne (herein).‘ ‚Jo,‘ hot er g’sogt, ‚willt’s me die drei Grouschn a non og’winge.‘ Döi hobnd’n obe (aber) nit ausg’lossn. Hietzt is e hullt anhi (hinein) und oft hot e die drei Grouschn a non vespielt. De halli Pedrus und unse Herrgout hobnd ollewall (immer) g’wort’t, und wie er ian z’long nit kemme is, sand’s iahm intgögn gonge. De Spielhansl obe, wie er kemme is, hot ton, us wenn iahm’s Geld in ne Locken (Lacken) g’folln war, und hot ollewall drin herumkrobbelt: obe unse Herrgout hots schon g’wißt, daß e’s vespielt hot. Oft hot iahm de halli Pedrus non mohl drei Grouschn gebn. Hietzt hot e sie obe nimme veführn losse und hot ian s‘ Brod brocht. Oft hot’n unse Herrgout g’frogt, wou e koan’n Wein nit hot, do hot e g’sogt ‚u, Herr, d’Fasse sand alli laar.‘ Oft hot unse Herrgout g’sogt, er sull ner in Költe (Keller) ohi (hinab) gehn, ‚is is non de böst Wein int.‘ Er hots long nit glaubn willn, obe af d,löst hot er g’sagt ‚i will ohi gehn, ober i woaß’s, daß koane int is.‘ Wie er obe’s Fassl onzapft hot, se is de böst Wein ausse g’runne. Hietzt hot er ian in Wein brocht, und döi zwoa sand übe d,Nocht do blieb’n. In onnen Tog, in de Früe, hot unse Herrgout zen Spielhansl g’sogt, er sull sie (sich) drei Gnodn ausbittn. Er hot g’moant, er wird sie ’n Himmel ausbittn, obe de Spielhansl hot bettn um e Kortn, mit der er ulls g’wingt; um Würfl, mit den er a ullss g’wingt, und um en Bam (Baum), wo ulls Oubst draf wochst, und wonn oane (einer) affi steigt, daß er nimme ohe kon (herab kann), bis er iahm’s schofft (befiehlt). Hietzt hot iahm unse Herrgout ullss gebn, wos er velangt hot, un is mit’n hallin Pedrus wiede fuert (fort).

Hietzt hot hullt de Spielhansl erst recht zen spieln ong’fongt, und hätt bold d, halbeti Welt zomg’wunge. Oft hot de halli Pedrus ze’n unse Herrgoutn g’sogt ‚Herr, dos Ding tuet koan guet, er g’winget af d,löst non (noch) d,ganzi Welt; me müeßn iahm in (den) Toid schickn.‘ Hietzt habends iahm in Toid g’schickt. Wie de Toid kemme is, is de Spielhansl nette be’n Spieltisch g’sössn; oft hot de Toid g’sogt ‚Hansl, kimm e Bissl ausse.‘ De Spielhansl obe hot g’sogt ‚wort nur e Bissl, bis dos G’spiel aus is, und steig dewall e weng af’n Bam do affi und brouck uns e wengerl wos o, daß me afn Wög wos z’noschn hobn.‘ Hiezt is hullt de Toid affi g’stiegn, und wie e wiede hot ohi wille, hot i nit kinne, und de Spielhansl hot’n sieben Johr droubn lossn, und dewall is koan Mensch nit g’storbn.

Oft hot de halli Pedrus zen unsen Herrgoutn g’sogt ‚Herr, dos Ding tuet koan guet, is sterbet jo koan Mensch mehr; mir müeßn schon selbe kemme.‘ Hietzt sand’s hullt selbe kemme, und do hot iahm unse Herrgout g’schofft, daß er in Toid ohe lossn sull. Oft is er obe glei gonge und hot zen Toid g’sogt ‚geh ohe,‘ und der hot’n glei g’numme und hot’n okragelt (erwürgt). Oft sands mit enonne fuert und sand in d, onneri Welt kemme, do is hullt man (mein) Spielhansl zen Himmeltoir gonge und hot onkloupft. ‚Wer is draußt?‘ ‚De Spielhansl.‘ ‚Ach, den brauche me nit, geh ne wiede fuert.‘ Oft is e zen Fegfuirtoir gonge und hot wiede kloupft. ‚Wer is draußt?‘ ‚De Spielhansl.‘ ‚Ach is is e so (ohne das) Jomme und Noit g’nue be’n uns, mir willn nit spieln; geh ne wiede fuert.‘ Oft is e zehn Hüllntoir gonge, und do hoben’s n anhi lossn, is is obe niamd dehoambt g’wön, us de olti Luzifar und krumpn Tuifln (die g’rodn hobn af de Welt z’toan g’hot), und oft hot e si glei ine (nieder) g’sötzt und hot wiede zen spieln ong’fongt. Hietzt hot obe de Luzifar ninx g’hot, us sani krumpn Tuifln: döi hot iahm de Spielhans og’wunge, wall e mit sann Kortn ulls hot g’winge müeßn. Hietzt ist e mit sann krumpn Tuifln fuert, und oft sand’s af Hoihefuert (nach Hohenfuert), und hobnd d‘ Houpfnstange ausg’rissn und san demit zen Himmel affi und hobnd zen wägn ong’fognt; und hietzt hot de Himmel schon krocht (gekracht). Oft hot de halli Pedrus wiede g’sogt ‚Herr, dos Ding tuet koan guet, mir müßn ne anhe (herein) lossn, sunst werfet er uns in Himml ohi (hinab).‘ Hietzt hobnd’s n, hullt anhi lossn. Obe de Spielhansl hot glei wiede zen spieln ong’fongt, und do ist glei e Lärm und e Getös won (worden), daß me san oagns Wort nit verstondn hot. Oft hat de halli Pedrus wiede g’sogt ‚Herr, dos Ding tuet koan guet, mir müeßn ne ohi werfen, er machet uns sunst in gonzn Himml rewellisch.‘ Hietzt sands hullt her und hobnd’n ohe g’worfn, und da hot sie san Seel z’toalt (hat sich seine Seele zerteilt) und is in d’onnen Spiellumpn g’fohrn, döi non (noch) bis date lebnd.

De Gaudeif un sien Meester

Gebrüder Grimm

De Gaudeif un sien Meester

Jan wull sien Sohn en Handwerk lehren loeten, do gonk Jan in de Kerke un beddet to ussen Herrgott, wat üm wull selig (zuträglich) wöre: do steit de Köster achter dat Altar und seg ‚dat Gaudeifen, dat Gaudeifen (gaudieben).‘ Do geit Jan wier to sien Sohn‘ he möst dat Gaudeifen lehren, dae hedde em usse Herrgott segt. Geit he met sienen Sohn und sögt sik enen Mann, de dat Gaudeifen kann. Do goht se ene ganze Tied, kummt in so’n graut Wold, do steit so’n klein Hüsken mot so’ne olle Frau derin; seg Jan ‚wiet ji nich enen Mann, de dat Gaudeifen kann?‘ ‚Dat känn ji hier wull lehren,‘ seg de Frau ‚mien Sohn is en Meester dervon.‘ Do kührt (spricht) he met den Sohn, of he dat Gaudeifen auk recht könne? De Gaudeifsmeester seg ‚ick willt juen Sohn wull lehren, dann kummt övern Johr wier, wann ji dann juen Sohn noch kennt, dann wil ick gar kien Lehrgeld hebben, un kenne ji em nig, dann müge ji mi twe hunnert Dahler giewen.‘ De Vader geit wier noh Hues, un de Sohn lehret gut hexen und gaudeifen. Asse dat Johr um is, geit de Vader alle un grient, wu he dat anfangen will, dat he sienen Sohn kennt. Asse he der so geit un grient, do kümmt em so’n klein Männken in de Möte (entgegen), dat seg ‚Mann, wat grien ji? ji sind je so bedröft.‘ ‚O,‘ seg Jan, ‚ick hebbe mienen Sohn vör en Johr bi en Gaudeifsmeester vermet, do sede de mig, ick söll övert Johr wier kummen, un wann ick dann mienen Sohn nich kennde, dann söll ick em twe hunnert Dahler giewen, und wann ick em kennde, dann höf ick nix to giewen; nu sin ick so bange, dat ick em nig kenne, un ick weet nig, wo ick dat Geld her kriegen sall.‘ Do seg dat Männken, he söll en Körsken Braut met niemen, un gohen unner den Kamin stohen: ‚do up den Hahlbaum steit en Körfken, do kiekt en Vügelken uht, dat is jue Sohn.‘

Do geit Jan hen un schmit en Körsken Schwatbraut vör den Korf, do kümmt dat Vügelken daruht un blickt der up. ‚Holla, mien Sohn, bist du hier?‘ seg de Vader. Do freude sick de Sohn, dat he sienen Vader sog; awerst de Lehrmeester seg ‚dat het ju de Düvel in giewen, wu könn ji sus juen Sohn kennen?‘ ‚Vader, loet us gohn,‘ sede de Junge.

Do will de Vader met sienen Sohn nach Hues hengohn, unnerweges kümmt der ne Kutske anföhren, do segd de Sohn to sienen Vader ‚ick will mie in enen grauten Windhund maken, dann künn ji viel Geld met mie verdienen.‘ Do röpt de Heer uht de Kutske ‚Mann, will ji den Hund verkaupen?‘ ‚Jau,‘ sede de Vader. ‚Wu viel Geld will ji den vör hebben?‘ ‚Dertig Dahler.‘ ‚Je, Mann, dat is je viel, men wegen dat et so,n eislicke rohren Ruen (gewaltig schöne Rüde) is, so will ick en behollen.‘ De Heer nimmt en in siene Kutske, asse de en lück (wenig) wegföhrt is, da sprinkt de Hund uht den Wagen dör de Glase, und do was he kien Windhund mehr und was wier bie sienen Vader.

Do goht sie tosamen noh Hues. Den annern Dag is in dat neigste Dorb Markt, do seg de Junge to sienen Vader ‚ick will mie nu in en schön Perd maken, dann verkaupet mie; averst wann ji mie verkaupet, do möt ji mi den Taum uttrecken, süs kann ick kien Mensk wier weren.‘ Do treckt de Vader met dat Perd noh’t Markt, do kümmt de Gaudeifsmeester un köft dat Perd för hunnert Dahler, un de Vader verget un treckt em den Taum nig uht. Do treckt de Mann met das Perd noh Hues, un doet et in en Stall. Asse de Magd öwer de Dehle geit, do segt dat Perd ‚tüh mie den Taum uht, tüh mie den Taum uht.‘ Do steiht de Magd un lustert ‚je, kannst du kühren?‘ Geit hen un tüht em den Taum uht, do werd dat Perd en Lüning (Sperling), un flügt öwer de Döre, un de Hexenmeester auk en Lüning und flügt em noh. Do kümmt se bie ene (zusammen), un bietet sick, averst de Meester verspielt un mäk sick in’t Water un is en Fisk. Do werd de Junge auk en Fisk, un se bietet sick wier, dat de Meester verspielen mot. Do mäk sick de Meester in en Hohn, un de Junge werd en Voß und bitt den Meester den Kopp af; do is he storwen un liegt daut bes up düssen Dag.

De drei Vugelkens

Gebrüder Grimm

De drei Vugelkens

Et is wul dusent un meere Jaare hen, da wören hier im Lanne luter kleine Künige, da hed auck einer up den Keuterberge wünt (gewohnt), de gink sau geren up de Jagd. Ase nu mal mit sinen Jägern vom Schlotte heruttrok, höen (hüteten) unner den Berge drei Mäkens ire Köge (Kühe), un wie sei den Künig mit den vielen Lüen (Leuten) seien, so reip de ölleste den annern beden Mäkens to, un weis up den Künig, ‚helo! helo! wenn ik den nig kriege, so will ik keinen.‘ Da antworde de zweide up de annere Side vom Berge, un weis up den, de dem Künige rechter Hand gink, ‚helo! helo! wenn ik den nig kriege, so will ik keinen.‘ Da reip de jüngeste, un weis up den, de linker Hand gink, ‚helo! helo! wenn ik den nig kriege, so will ik keinen.‘ Dat wören awerst de beden Ministers. Dat hörde de Künig alles, und ase von der Jagd heime kummen was, leit he de drei Mäkens to sik kummen un fragete se, wat se da gistern am Berge segd hedden. Dat wullen se nig seggen, de Künig frog awerst de ölleste, ob se ün wol tom Manne hewen wulle. Da segde se ja, un ere beiden Süstern friggeten de beiden Ministers, denn se wören alle drei scheun un schier (klar, schön) von Angesicht, besunners de Künigin, de hadde Hare ase Flass.

De beiden Süstern awerst kregen keine Kinner, un ase de Künig mal verreisen moste, let he so tor Künigin kummen, um se up to munnern, denn se was grae (gerad) swanger. Se kreg en kleinen Jungen, de hadde ’n ritsch roen (roten) Stern mit up de Weld. Da sehden de beiden Süstern, eine tor annern, se wullen den hübsken Jungen in’t Water werpen. Wie se’n darin worpen hadden (ick glöwe, et is de Weser west), da flügt ’n Vügelken in de Högte, dat sank

‚tom Daude bereit,

up wietern Bescheid

tom Lilienstrus:

wacker Junge, bist du’s?‘

Da dat de beiden hörten, kregen se de Angst up’n Lieve, un makten, dat se fort keimen. Wie de Künig na Hus kam, sehden se to üm, de Künigin hedde ’n Hund kregen. Da segde de Künig ‚wat Gott deiet, dat is wole dahn.‘

Et wunde awerst ’n Fisker an den Water, de fiskede den kleinen Jungen wier herut, ase noch ewen lebennig was, un da sine Fru kene Kinner hadde, foerden (fütterten) s,en up. Na’n Jaar was de Künig wier verreist, da krig de Künigin wier ’n Jungen, den namen de beiden falsken Süstern un warpen ’n auck in’t Water, da flügt dat Vügelken wier in de Högte un sank:

‚tom Daude bereit,

up wietern Bescheid

tom Lilienstrus:

wacker Junge, bist du’s?‘

Un wie de Künig torügge kam, sehden se to üm, de Künigin hedde wier ’n Hund bekummen, un he segde wier ‚wat Gott deit, dat is wole dahn.‘ Awerst de Fisker trok düsen auck ut den Water un foerd ’n up.

Da verreisede de Künig wier‘ un de Künigin kreg ’n klein Mäken, dat warpen de falsken Süstern auck in’t Water. Da flügt dat Vügelken wier in de Högte un sank

‚tom Daude bereit,

up wietern Bescheid

tom Lilienstrus:

wacker Mäken, bise du’s?‘

Un wie de Künig na Hus kam, sehden se to üm, de Künigin hedde ’ne Katte kregt. Da worde de Künig beuse, un leit sine Fru in’t Gefängnis smieten, da hed se lange Jaare in setten.

De Kinner wören unnerdes anewassen, da gink de öIleste mal mit annern Jungens herut to fisken, da wüllt ün de annern Jungens nig twisken sik hewen un segget ‚du Fündling, gaa du diner Wege.‘ Da ward he gans bedröwet un fräggt den olen Fisker, ob dat war wöre. De vertellt ün, dat he mal fisked hedde, un hedde ün ut den Water troken (gezogen). Da segd he, he wulle furt un sinen Teiten (Vater) söken. De Fisker, de biddet ’n, he mögde doch bliven, awerst he let sik gar nich hallen, bis de Fisker et tolest to givt. Da givt he sik up den Weg un geit meere Dage hinner’n anner, endlich kümmt he vor ’n graut allmächtig Water, davor steit ’ne ole Fru un fiskede. ‚Guden Dag, Moer,‘ segde de Junge. ‚Groten Dank.‘ ‚Du süst da wol lange fisken, e du ’n Fisk fängest.‘ ‚Und du wol lange söken, e du dinen Teiten findst. Wie wust du der denn da över’t Water kummen?‘ sehde de Fru. ‚Ja, dat mag Gott witten.‘ Da nümmt de ole Fru ün up den Rüggen un dragd ’n derdörch, un he söcht lange Tiid un kann sinen Teiten nig finnen. Ase nu wol ’n Jaar veröwer is, da trekt de tweide auck ut un will sinen Broer söken. He kümmt an dat Water, un da geit et ün ewen so, ase sinen Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to Hus, de jammerde so viel na eren Broern, dat se upt lest auck den Fisker bad, he mögte se treken laten, se wulle ere Broerkes söken. Da kam se auck bie den grauten Water, da sehde se tor olen Fru ‚guden Dag, Moer.‘ ‚Groten Dank.‘ ‚Gott helpe ju bie juen fisken.‘ Ase de ole Fru dat hörde, da word se gans fründlich un drog se över’t Water un gab er ’n Roe (Rute), un sehde to er ’nu gah man jümmer up düsen Wege to, mine Dochter, un wenn du bie einen groten swarten Hund vorbei kümmst, so must du still un drist, un one to lachen un one ün an to kiken, vorbie gaan. Dann kümmest du an ’n grot open Schlott, up’n Süll (Schwelle) most du de Roe fallen la ten un stracks dörch dat Schlott an den annern Side wier herut gahen; da is ’n olen Brunnen, darut is ’n groten Boom wassen, daran hänget ’n Vugel im Buer, den nümm af: dann nümm noch ’n Glas Water ut den Brunnen un gaa mi düsen beiden den sülvigen Weg wier torügge: up den Süll nümm de Roe auck wier mit, un wenn du dann wier bie den Hund vorbie kummst, so schlah ün in’t Gesicht, awerst sü to, dat du ün treppest, un dann kumm nur wier to me torügge.‘ Da fand se et grade so, ase de Fru et sagt hadde, un up den Rückwege, da fand se de beiden Broer, de sik de halve Welt durchsöcht hadden. Se gink tosammen, bis wo de swarte Hund an den Weg lag, den schlog se in’t Gesicht, da word et ’n schönen Prinz, de geit met ünen, bis an dat Water. Da stand da noch de ole Fru, de frögede sik ser, da se alle wier da wören, un drog se alle över’t Water, un dann gink se auck weg, denn se was nu erlöst. De annern awerst gingen alle na den olen Fisker, un alle wören froh, dat se sik wier funnen hadden, den Vugel awerst hüngen se an der Wand.

De tweide Suhn kunne awerst nig to Huse rasten, un nam ’n Flitzebogen un gink up de Jagd. Wie he möe was, nam he sine Flötepipen un mackte ’n Stücksken. De Künig awerst wör auck up de Jagd un hörde dat, da gink he hin, un wie he den Jungen drap, so sehde he ‚we hett die verlöwt, hier to jagen?‘ ‚O‘ neimes (niemand).‘ ‚Wen hörst du dann to?‘ ‚Ik bin den Fisker sin Suhn.‘ ‚De hett ja keine Kinner.‘ ‚Wenn du’t nig glöwen wust, so kum mit.‘ Dat dehe de Künig un frog den Fisker, de vertälle ün alles, un dat Vügelken an der Wand fing an to singen

‚de Möhme (Mutter) sitt allein

wol in dat Kerkerlein.

O Künig, edeles Blod,

dat sind dine Kinner god.

De falsken Süstern beide

de dehen de Kinnerkes Leide,

wol in des Waters Grund,

wo se de Fisker fund.‘

Da erschraken se alle, un de Künig nahm den Vugel, den Fisker un de drei Kinner mit sik na den Schlotte un leit dat Gefänknis upschluten un nam sine Fru wier herut, de was awerst gans kränksch un elennig woren. Da gav er de Docheer von den Water ut den Brunnen to drinken, da war se frisk un gesund. De beiden falsken Süstern wören awerst verbrennt, un de Dochter friggede den Prinzen.