Der neue Rattenfänger

              Juchheisa! Und ich führ den Zug
Hopp über Feld und Graben.
Des alten Plunders ist genug,
Wir wollen neuen haben.

»Was! Wir gering? Ihr vornehm, reich?
Planierend schwirrt die Schere,
Seid Lumps wie wir, so sind wir gleich,
Hübsch breit wird die Misere!

Das alte Lied, das spiel ich neu,
Da tanzen alle Leute,
Das ist die Vaterländerei,
O Herr, mach uns gescheute! –

Wandernder Dichter

Joseph von Eichendorff

Ich weiß nicht, was das sagen will!
Kaum tret ich von der Schwelle still,
Gleich schwingt sich eine Lerche auf
Und jubiliert durchs Blau vorauf.

Das Gras ringsum, die Blumen gar
Stehn mit Juwelen und Perln im Haar,
Die schlanken Pappeln, Busch und Saat
Verneigen sich im größten Staat.

Als Bot‘ voraus das Bächlein eilt,
Und wo der Wind die Wipfel teilt,
Die Au verstohlen nach mir schaut,
Als wär sie meine liebe Braut.

Ja, komm ich müd ins Nachtquartier,
Die Nachtigall noch vor der Tür
Mir Ständchen bringt, Glühwürmchen bald
Illuminieren rings den Wald.

Umsonst! Das ist nun einmal so,
Kein Dichter reist inkognito,
Der lustge Frühling merkt es gleich,
Wer König ist in seinem Reich.

Joseph Freiherr von Eichendorff

Der letzte Gruß

Ich kam vom Walde hernieder,

Da stand noch das alte Haus,

mein Liebchen, sie schaute wieder

Wie sonst zum Fenster hinaus.

Sie hat einen andern genommen,

Ich war draußen in Schlacht und Sieg,

Nun ist alles anders gekommen,

Ich wollt‘, es wär‘ wieder erst Krieg.

Am Wege dort spielte ihr Kindlein,

Das glich ihr recht auf ein Haar,

Ich küßt’s auf sein rotes Mündlein:

„Gott segne dich immer dar!“

Sie aber schaute erschrocken

Noch lange Zeit nach mir hin,

Und schüttelte sinnend die Locken,

Und wußte nicht wer ich bin.

Da droben hoch stand ich am Baume,

Da rauschten die Wälder so sacht,

Mein Waldhorn, das klang wie im Traume

Hinüber die ganze Nacht.

Und als die Vögelein sangen

Frühmorgens, sie weinte so sehr,

Ich aber war weit schon gegangen,

Nun sieht sie mich nimmermehr!