Kuno Lorenz

Der deutsche Philosoph Kuno Lorenz (* 7. September 1932 in Vachdorf, Thüringen) entwickelt eine dialogische Philosophie im Anschluss an die pragmatische Handlungstheorie des Erlanger Konstruktivismus‘.

Werdegang

Nach dem Studium der Mathematik und Physik in Tübingen, Hamburg, Bonn und Princeton promovierte Lorenz 1961 bei Paul Lorenzen in Kiel mit einer Dissertation über Arithmetik und Logik als Spiele. 1969 konnte er sich bei ihm in Erlangen auch für Philosophie habilitieren. 1970 wurde er auf den Lehrstuhl für Philosophie der Universität Hamburg berufen. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1997 lehrte er an der Universität des Saarlands in Saarbrücken.

Lehre

Lorenz entwickelte zusammen mit Paul Lorenzen die so genannte Dialogische Logik. Baumkalküle (allgemein die miteinander verwandten Gentzentypkalküle) werden dabei upside-down geschrieben, so dass die Anfangsbehauptung eines Proponenten oben steht und wie in einem Spiel gegen einen Opponenten verteidigt wird.

Er hat auch wesentlichen Anteil an der Klärung und Rekonstruktion des sprachlich grundlegenden Vorgangs der Prädikation, der in der Logischen Propädeutik des frühen Erlanger Konstruktivismus wie in der Sprachphilosophie deshalb von zentaler Bedeutung ist.

Zusammen mit Dietfried Gerhardus trug Lorenz entscheidend zur Semiotik und Handlungstheorie bei.

Nicht nur die Logik, sondern die gesamte Philosophie erhält bei Lorenz eine dialogische Komponente: Nur im Spiegel des jeweiligen Gegenüber ist es möglich auf sich zu reflektieren. – So können wir von Johann Gottfried von Herder und Charles Sanders Peirce lernen, dass Fremdes sich lernend aneignen läßt, ohne in die Alternativen Abgrenzung, Assimilation oder Akkommodation zu verfallen.

Werke

  • 1969 und Jürgen Mittelstraß: Die methodische Philosophie Hugo Dinglers. in: Hugo Dingler Die Ergreifung des Wirklichen. Kapitel I-IV. Suhrkamp, Frankfurt (Reihe Theorie 1)
  • 1970 Elemente der Sprachkritik. Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt (Reihe Theorie)
  • 1977 Einführung zu: Richard Gätschenberger Zeichen, die Fundamente des Wissens. Zweite, unveränderte Auflage vermehrt um eine Einführung von Kuno Lorenz. [Nachdruck von 1932] frommann-holzboog, Stuttgart (problemata; 59)
  • 1978 mit Paul Lorenzen: Dialogische Logik. WBG, Darmstadt
  • 1990 Einführung in die philosophische Anthropologie. Darmstadt
  • 1998 Indische Denker. München

Literatur

  • Gerhardus, Dietfried und Silke M. Kledzik (Hrsg.): Vom Finden und Erfinden in Kunst, Philosophie, Wissenschaft: k(l)eine Denkpause für Kuno Lorenz zum 50. Geburtstag. Universitätsdruck Saarbrücken 1985
  • Astroh, Michael (Hrsg.): Dialogisches Handeln: eine Festschrift für Kuno Lorenz. Spektrum Verlag, Heidelberg u.a. 1997