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978. Nacht

Diese war aus Syrien und hieß Ryhane1).
Sie nahm die Mandoline und sang folgende Verse:

„Gott hat mir das Glück vergönnt, Dich willkommen zu heißen, denn
Euer Anblick ist Freude und der Gegenstand meiner Wünsche.
Von Dir geliebt zu werden, tut dem Herzen wohl, und Deine Liebe ist süßer, als
das Leben selbst.
Bei Gott, nie wirst du aufhören, der Gegenstand meiner Wünsche zu sein, und
Leute, die Dir gleichen, werden von jedermann geschätzt und gewünscht.
Frage meine Augen, ob von dem Tag unserer Trennung an sie je den Schlaf
genossen, oder irgend ein Anblick sie erfreute.
Mein übles Aussehen ist ein Beweis, dass mein Herz während Deiner Abwesenheit
in Kummer war.
Doch nach allen diesen Leiden erwächst mir nun durch die Wiederkehr meines
Geliebten Freude, Glück und Heiterkeit.
Nach Trennung folgte Wiedervereinigung, die Wohltat, die Du mir dadurch
erzeigst, soll Dir nicht verloren gehen.

Als der König Asys diese Gesänge hörte, freute er sich außerordentlich
und sprach: „Mein Sohn, diese Mädchen sind durch diesen Vortrag sehr
angestrengt worden. Sie haben aber in uns Gefühle geweckt, die uns das Glück
der Rückkehr in unsere Heimat doppelt empfinden lassen. Durch ihre Gegenwart
dienten sie unserer Versammlung zur Zier, und durch ihren Gesang haben sie uns
ergötzt. Ich ersuche Dich daher, mein Sohn, ihnen die Freiheit zu
schenken.“ – Hierauf antwortete Abbaas: „Kein Befehl ist mir
angenehmer, als der, den ich aus Deinem Mund erhalte.“ Und auf der Stelle
gab er allen zehn Mädchen die Freiheit. Sie küssten ihrem Gebieter dafür die
Hände, priesen Gott, legten alle ihre Kostbarkeiten ab und begaben sich in ihre
Wohnungen, wo sie ein zurückgezogenes, Gott wohlgefälliges Leben führten.
Nach sieben Jahren starb der König Asys, und sein Sohn Abbaas ließ ihn
prachtvoll beerdigen. Nach einem Monat bestieg er den Thron, spendete Geschenke,
ließ alle Gefangenen in Freiheit setzen und beschützte den Unterdrückten vor
dem Unterdrücker. Alles Volk wünschte ihm dafür Segen und von vielen
entfernten Gegenden huldigte man ihm und brachte ihm Geschenke. Mit der Königin
Maria aber lebte er höchst glücklich, und je länger sei verbunden waren,
desto mehr nahm ihre Liebe zu. Sie beschenkte ihn bald mit schönen Kindern und
so verlebten sie ihre Tage in Glück und Freude bis an ihr Ende.


1) Myrthe