Ja, es war Katuscha, und Nechludoff erinnerte sich, unter welchen Verhältnissen er sie kennen gelernt hatte!
Als er sie zum erstenmal gesehen, hatte er eben sein drittes Universitätsjahr beendet und sich bei seinen Tanten niedergelassen, um seine Doktorarbeit in Ruhe vorzubereiten. Er verbrachte die Sommermonate gewöhnlich mit Mutter und Schwester in dem Schloß, das die erstere in der Gegend von Moskau besaß. Doch in diesem Jahre hatte seine Schwester sich verheiratet und seine Mutter war ins Ausland, ins Seebad gegangen. Nechludoff hatte sie nicht begleiten können, da er an seiner Doktorarbeit zu schreiben hatte, und darum hatte er sich entschlossen, den Sommer bei seinen Tanten zuzubringen. Er wußte, hier würde er die für seine Arbeit notwendige Ruhe finden, ohne daß ihn etwas ablenkte; er wußte auch, daß seine Tanten ihn sehr lieb hatten, und er liebte auch sie und ihr einfaches altmodisches Leben.
Er befand sich damals in der begeisterten Gemütsverfassung eines Menschen, der zum erstenmal die Bedeutung und Schönheit des Lebens nach seinem vollen Wert erkennt; er hatte kurz vorher die soziologischen Schriften von Spencer und Henry George gelesen, und der Eindruck, den sie auf ihn gemacht, war um so stärker, als die Fragen, die darin behandelt wurden, ihn direkt angingen, denn seine Mutter war Eigentümerin einer großen Besitzung. Sein Vater hatte thatsächlich kein Vermögen gehabt, doch seine Mutter hatte ihm als Mitgift ungefähr 10 000 Deßjatinen Land zugebracht, von denen der größte Teil ihm eines Tages zufallen sollte. Und nun entdeckte er zum erstenmal, wie grausam und ungerecht das System des Privatgrundbesitzes war!
Da er von Natur aus zu denen gehörte, denen das im Namen eines moralischen Bedürfnisses gebrachte Opfer einen wahren Genuß bereitet, so hatte er sich sofort entschlossen, für seinen Teil auf sein Eigentumsrecht zu verzichten, und den Bauern sein eigenes Besitztum, das heißt, das von seinem Vater ererbte kleine Gut abzutreten. In diesem Sinne hatte er übrigens auch seine Doktorarbeit abgefaßt und das Grundeigentum darin behandelt. Das Leben das er auf dem Lande bei seinen Tanten führte, war äußerst regelmäßig. Er stand sehr früh, manchmal um 5 Uhr morgens auf, badete sich in dem kleinen Fluß, der am Fuße der Hügel dahinfloß, und kehrte dann durch die noch taufeuchten Wiesen nach dem alten Hause zurück. Nach dem Frühstück arbeitete er oder ging wieder aus und durchstreifte bis 11 Uhr die Felder. Vor dem Essen schlummerte er ein bißchen im Garten; bei der Tafel belustigte und entzückte er seine Tanten durch seine unermüdliche Fröhlichkeit; abends las er wieder oder blieb im Salon bei seinen Tanten, die ihm das Patiencelegen beibrachten. Oft konnte er in der Nacht, namentlich in den Mondnächten, nicht einschlafen, denn die in ihm brausende, jugendliche Lebensfreude hielt ihn wach; dann ging er bis zum Tagesanbruch in den Garten und überließ sich seinen Träumen.
So war sein Leben ruhig und glücklich während des ersten Monats bei den Tanten verflossen, und während dieses ganzen Monats hatte er das junge Mädchen nicht einmal beachtet, das halb als Mündel seiner Tanten, halb als Kammerzofe neben ihm lebte. Unter der Obhut seiner Mutter aufgewachsen, besaß er noch zu 19 Jahren die naive Unschuld eines Kindes. Er dachte an die Frauen nur vom Standpunkte der Heirat, und alle die, die sich mit ihm nicht verheiraten konnten, waren für ihn keine Frauen, sondern nur »Leute«. In demselben Sommer, am Tage vor Himmelfahrt, besuchte eine Dame aus der Nachbarschaft die beiden alten Fräuleins in Begleitung ihrer Kinder und eines Malers ländlicher Herkunft, eines Freundes ihres Sohnes. Nach dem Thee veranstalteten die jungen Leute auf einer frisch abgemähten Wiese vor dem Hause einen Wettlauf. Katuscha wurde aufgefordert, am Spiele teilzunehmen, und kurz darauf mußte Nechludoff mit ihr zusammen laufen. Sie war reizend, und wie alle andern sah auch er sie mit Wohlgefallen; doch der Gedanke, es könne sich zwischen ihm und ihr eine intimere Beziehung herausbilden, war ihm nicht in den Sinn gekommen.
Nach der Spielregel mußten sie sich beim Laufen anfassen, und der junge Maler sollte versuchen, sie zu haschen. »Es wird mir schwer werden, die beiden einzuholen«, dachte er, und dabei lief er doch mit seinen kurzen und etwas krummen, aber kräftigen und muskulösen Muschikbeinen sehr gut.
»Eins, zwei, drei!« – er gab das Zeichen, indem er in die Hände klatschte. Katuscha näherte sich lächelnd Nechludoff, ergriff kräftig mit ihrer kleinen Hand die seinige und lief schnell nach links, wobei man das Rauschen ihres gestärkten Rockes vernahm.
Auch Nechludoff war ein guter Läufer, und da er sich ebenfalls von dem Maler nicht fangen lassen wollte, so war er Katuscha schnell vorangelaufen, und befand sich jetzt am Ende der Wiese. Hier drehte er sich um und sah, daß der Maler Katuscha verfolgte; sie aber entwischte ihm und entfernte sich immer mehr nach links. Dort befand sich ein Syringengebüsch, hinter das niemand laufen sollte, doch Katuscha lief dorthin, um nicht erwischt zu werden, und Nechludoff, ihr Partner, mußte ihr nacheilen. Er hatte vergessen, daß sich neben dem Syringengebüsch ein mit Nesseln bewachsener Graben befand. Er stolperte, verletzte sich die Hände, machte sich an dem Tau naß, der bereits auf den Blättern lag, und fiel in den Graben, sprang aber gleich wieder lachend auf und lief mit einem Satz hinter die Syringen.
Katuscha, aus deren großen, schwarzen Augen das Lächeln noch nicht verschwunden, war, stürzte ihm entgegen, und sie reichten sich die Hände.
»Was giebt’s denn, Sie sind gestolpert?« fragte sie und sah ihn mit ihren großen Augen lächelnd an, während sie sich mit einer Hand die Haare glatt strich.
»Ich hatte diesen Graben ganz vergessen,« versetzte Nechludoff, – ebenfalls lächelnd und ohne ihre Hand loszulassen. Als sie sich ihm dann näherte, drückte er ihr ganz unbewußt stark die Hand, und küßte sie auf den Mund.
Schnell machte das junge Mädchen ihre Hand los und trat ein paar Schritte zurück; dann pflückte sie zwei Syringenzweige, hielt sie zur Kühlung an ihre brennenden Wangen und trat wieder zu den andern Spielern.
Von diesem Augenblick an änderte sich das Verhältnis zwischen Nechludoff und Katuscha. Sobald sie in das Zimmer trat, in dem er sich befand, sobald er aus der Ferne ihr rosa Kleid und ihre weiße Schürze bemerkte, ging für ihn die Sonne auf; alles erschien ihm interessant, heiter, bedeutend, und er hatte Freude am Leben. Auch sie empfand dasselbe. Und nicht nur die Anwesenheit oder das Kommen Katuschas wirkte so auf Nechludoff; schon der Gedanke an sie machte ihn glücklich, während sie bei dem Gedanken an ihn vor Freude strahlte. Hatte Nechludoff zufällig von seiner Mutter einen Brief erhalten, der ihn bekümmerte, wollte es mit seiner Arbeit nicht recht gehen, litt er unter einem Anfall von Melancholie, wie ihn alle jungen Leute haben, dann dachte er nur an Kutuscha, und seine Sorgen verschwanden.
Katuscha hatte viel im Hause zu thun, doch sie arbeitete schnell und las viel in ihren Mußestunden. Nechludoff lieh ihr die Romane von Dostojewsky und Turgenjeff, und ganz besonders entzückten sie die »Frühlingswogen« des letzteren.
Mehrmals wechselten sie täglich einige Worte, wenn sie sich im Korridor, auf der Freitreppe und im Hofe trafen, manchmal sahen sie sich auch im Beisein der Wirtschafterin Matrena Pawlowna in der Küche, wo Nechludoff seinen Thee einnahm und vesperte. Waren sie dagegen allein, so wollte die Unterhaltung nicht von statten gehen. Ihre Augen fingen gleich an, von ganz anderen und weit interessanteren Dingen als ihre Lippen zu sprechen; sie schwiegen, es überfiel sie eine gewisse Verlegenheit, und sie trennten sich bald.
Dieses neue Verhältnis zog sich die ganze Zeit über hin, da Nechludoff bei seinen Tanten blieb. Die Tanten bemerkten es, wurden unruhig und glaubten, ihre Schwägerin, die Mutter des jungen Mannes, in einem ihrer Briefe darauf aufmerksam machen zu müssen. Maria Iwanowna fürchtete, Dimitri unterhielte ein galantes Verhältnis mit Katuscha, doch diese Furcht war unbegründet, denn Nechludoff dachte an ein derartiges Verhältnis gar nicht. Er liebte Katuscha wohl, aber vollständig unschuldig. Und diese Liebe hätte genügt, ihn sowohl wie sie vor einem Fehltritt zu schützen.
Die zweite Tante, Sophie Iwanowna fürchtete, Dimitri könne mit seinem entschlossenen Charakter eines Tages auf den Gedanken kommen, das junge Mädchen trotz ihrer Herkunft und ihrer Stellung zu heiraten. Diese Befürchtung war thatsächlich weit mehr begründet, als die der anderen Tante; denn als Maria Iwanowna ihren Neffen zu sich beschied und ihm mit größter Vorsicht zu verstehen gab, sein Verkehr mit Katuscha mißfiele ihr, und dann hinzufügte, es wäre schlecht, ein junges Mädchen, das man nicht heiraten könne, in sich verliebt zu machen, da versetzte er in entschlossenem Tone:
»Warum sollte ich mich denn nicht mit Katuscha verheiraten können?«
Tatsächlich hatte er an die Möglichkeit dieser Heirat nie gedacht. Er war von dem aristokratischen Gefühl, das Männern seiner Stellung die Ehe mit jungen Mädchen wie Katuscha verbietet, tief durchdrungen, doch infolge seiner Unterhaltung mit der Tante meinte er, daß man sich recht wohl mit Katuscha verheiraten könne. Der Gedanke gefiel ihm sogar, und er sagte: »Schließlich ist Katuscha eine Frau wie jede andere; warum soll ich sie nicht heiraten, wenn ich sie liebe?«
Indessen hielt er sich nicht bei dem Gedanken auf, denn wenn er auch fühlte, daß er Katuscha liebe, so hatte er doch die Ueberzeugung, er würde später im Leben eine andere Frau finden, die ihm bestimmt war, die er noch inniger und die auch ihn noch inniger lieben würde. Als er aber am Tage seiner Abfahrt Katuscha auf der Freitreppe neben seinen Tanten stehen sah, als er die großen, schwarzen, thränenüberströmten Augen des jungen Mädchens zärtlich auf sich gerichtet sah, da hatte er die klare und deutliche Empfindung, daß an diesem Tage etwas sehr Schönes, Kostbares, das nie wiederkehren würde, für ihn zu Ende ging, und es überfiel ihn eine tiefe Traurigkeit.
»Adieu, Katuscha,« sagte er ganz leise zu ihr hinter dem Rücken seiner Tanten, bevor er in den Wagen stieg.
»Adieu, Dimitri Iwanowitsch,« sagte sie mit ihrer singenden Stimme, bemühte sich, die Thränen zurückzuhalten, die ihr aus den Augen stürzten und entfloh in den Vorflur, um sich in Ruhe ausweinen zu können.
Drei Jahre vergingen, ohne daß Nechludoff Katuscha wiedersah, und als er sie nach diesen drei Jahren auf einem Urlaub wiedersah, den er bei seinen Tanten verlebte – er war nämlich zum Offizier in der Garde ernannt worden – da war er ein ganz anderer Mensch, als der, der einst mit dem jungen Mädchen dieses naive Liebesverhältnis unterhalten.
Früher war er ein selbstloser, uneigennütziger Jüngling, der für das nach seiner Ansicht Gute jedes Opfer zu bringen bereit war; jetzt war er ein Egoist und ein Wüstling, der sich nur noch um sein eigenes Vergnügen kümmerte. Früher erschien ihm die Welt als ein Rätsel, das zu lösen er mit jugendlichem Feuer bemüht war; jetzt erschien ihm alles in der Welt klar und einfach, und alles schien sich den Bedingungen seines Lebens unterordnen zu müssen. Früher hielt er es für bedeutend und notwendig, mit der Natur und den Menschen, die vor ihm gedacht, gelebt und gefühlt, den Philosophen und Dichtern der Vergangenheit, übereinzustimmen; jetzt hielt er es für wichtig und notwendig, mit seinen Kameraden im Einverständnis zu leben und sich den gesellschaftlichen Gewohnheiten seiner Kreise anzupassen.
Früher sah er in dem Weibe ein geheimnisvolles, reizendes Geschöpf; jetzt hatte das Weib, jedes Weib – bis auf seine Verwandten und die Frauen seiner Freunde – in seinen Augen eine sehr klare und deutliche Bedeutung, denn sie war ihm nur ein Instrument eines schon wohlbekannten Genusses. Früher brauchte er fast gar kein Geld und gab kaum den dritten Teil des ihm von seiner Mutter ausgesetzten Zuschusses aus; er konnte auf die väterliche Erbschaft verzichten, und sie den Bauern schenken; jetzt genügten ihm die 1500 Rubel nicht einmal, die ihm seine Mutter gab, und es war schon mehr als einmal zwischen ihm und ihr zu unangenehmen Auseinandersetzungen in Geldfragen gekommen.
Diese große Umwandlung, die sich in ihm vollzogen, kam ganz einfach daher, daß er nicht mehr an sich selbst, sondern nur noch an die andern glaubte. Er hatte aber den Glauben an sich selbst aufgegeben, um nur noch den andern zu vertrauen, weil ihm das Leben mit dem Glauben an sich selbst zu schwer erschien; denn um im Vertrauen auf sich selbst zu leben, mußte er nicht an den Nutzen seiner eigenen selbstsüchtigen, nur für das Vergnügen sorgenden Person denken, sondern mußte fast immer im Gegenteil gegen die Interessen dieser Person handeln. Lebte er dagegen im Vertrauen auf die andern, so brauchte er gar keine eigenen Bestimmungen zu treffen, denn es war schon alles im voraus zu seinem Vorteile bestimmt. Außerdem setzte er sich, wenn er an sich glaubte, fortwährend der Mißbilligung der Menschen aus; vertraute er dagegen den andern, so durfte er gewiß sein, das Lob seiner Umgebung zu ernten.
Als sich Nechludoff mit der Wahrheit, der Bestimmung des Menschen, der Armut und dem Reichtum beschäftigte, nannte seine ganze Umgebung diese Beschäftigung unvernünftig und lächerlich; seine Mutter, seine Tanten nannten ihn mit milder Ironie »unsern lieben Philosophen«; las er dagegen Romane, erzählte er pikante Anekdoten, sprach er von dem neuesten Lustspiel im französischen Theater, dann fand ihn jeder reizend. Wenn er, um seine Bedürfnisse einzuschränken, ein Jacket vom vorigen Jahre trug oder keinen Wein trank, so warf ihm jeder vor, er isoliere sich und wolle aus Eitelkeit originell erscheinen; gab er aber für seine Vergnügungen mehr Geld aus, als er hatte, jagte er und veranstaltete Zechgelage, so billigte jeder sein Verhalten; und hatte er es sich in den Kopf gesetzt, sein Zimmer ganz besonders luxuriös auszustatten, dann beeilte sich jeder, ihm wertvolle Gegenstände zu schenken. Als Nechludoff das kleine, von seinem Vater ererbte Gut den Bauern geschenkt, weil er es für ungerecht hielt, Land zu besitzen, hatte sein Entschluß die ganze Familie erschreckt und ihm von seiten seiner Umgebung endlosen Spott und Vorwürfe eingebracht. Man hatte ihm fortwährend erzählt, seine Schenkung habe die Bauern arm, nicht aber reich gemacht, sie hätten im Dorfe drei Schenken errichtet und die Arbeit völlig im Stich gelassen. Als Nechludoff dagegen in die kaiserliche Garde eintrat, und im Verkehr mit der vornehmsten Gesellschaft so viel Geld auszugeben anfing, daß seine Mutter auf ihr Kapital hatte Vorschuß nehmen müssen, da hatte sich die alte Fürstin wohl ein bißchen geärgert, sich aber im Grunde ihres Herzens gefreut, weil sie es natürlich und richtig fand, daß sich ein junger Mensch austobe.
In der ersten Zeit hatte Nechludoff gegen diese Lebensweise gekämpft, doch der Kampf war ihm schwer geworden, weil alles, was er für gut hielt, als er an sich selbst glaubte, von den andern für schlecht und unvernünftig gehalten wurde, während umgekehrt alles, was ihm schlecht erschien, in den Augen seiner Umgebung als vortrefflich galt. So hatte Nechludoff schließlich nachgegeben; er hatte nicht mehr an sich selbst, sondern nur noch an die andern geglaubt. Zuerst war ihm dieser Verzicht auf sich selbst schwer geworden; doch dieser erste Eindruck hatte nicht lange gedauert; er hatte zu rauchen, zu trinken angefangen, und schließlich bei dem Gedanken, er brauche sich jetzt nur noch um das Urteil der andern zu kümmern, eine wahre Erleichterung empfunden.
Nun hatte sich Nechludoff mit seinem leidenschaftlichen Wesen dem neuen Leben, das seine Umgebung führte, vollständig überlassen, und die Stimme, die etwas anderes von ihm verlangte, ganz und gar unterdrückt. Diese Veränderung hatte bei seiner Ankunft in St. Petersburg begonnen und war bei seinem Eintritt in das Gardekorps vollzogen.
»Wir sind bereit, unser Leben zu opfern, und infolgedessen ist das sorglose und heitere Leben, das wir führen, nicht nur entschuldbar, sondern sogar unerläßlich. Also wären wir unsinnig, wollten wir ein anderes führen!«
So sagte sich Nechludoff unbewußt während dieser Lebensperiode und freute sich, daß, er sich von all‘ dem Zwang befreit, den er sich in seiner Jugend auferlegt. In diesem Zustande befand er sich, als er drei Jahre nach seiner ersten Begegnung mit Katuscha, gerade, als er in den Krieg gegen die Türken ziehen wollte, in das Haus seiner Tanten zurückkehrte.
Nechludoff hatte mehrere Gründe, sich bei seinen Tanten aufzuhalten. Erstens lag ihre Besitzung auf dem Wege zu seinem Regiment; dann hatten ihn die beiden alten Damen auch sehr gebeten, sie zu besuchen; vor allem aber hatte er Katuscha wiedersehen wollen.
Er kam in den letzten Tagen des März, am Charfreitag, bei Tauwetter, in strömendem Regen, so daß er sich ganz durchnäßt und aufgeweicht, dabei aber kräftig und guter Dinge, wie stets zu dieser Zeit seines Lebens, fühlte.
»Wenn sie nur noch da ist!« dachte er, als er in den mit Schnee geschmolzenen Hof trat und das alte ihm so wohlbekannte, aus Ziegeln erbaute Haus erkannte. »Wenn sie doch auf der Schwelle zu meinem Empfange erscheinen möchte!«
Auf der Schwelle erschienen zwei barfüßige Mägde, die Eimer herbeischleppten und augenscheinlich die Dielen scheuern wollten. Von Katuscha war keine Spur zu entdecken, und Nechludoff kam nur der alte Kammerdiener Tichon entgegen, der offenbar auch mit Reinemachen beschäftigt war, denn er hatte eine Schürze umgebunden. Im Salon wurde er von Sophie Iwanowna empfangen, die einen gelben Mantel und eine Haube trug.
»Wie nett, daß du gekommen bist!« sagte Sophie Iwanowna, ihn umarmend. »Marie ist etwas leidend; sie hat sich heut‘ morgen in der Kirche angestrengt; wir waren nämlich zur Beichte!«
»Guten Tag, Tante Sonja,« sagte Nechludoff, ihr die Hand küssend; »entschuldigen Sie, ich habe Sie ganz naß gemacht!«
»Kleide dich schnell in deinem Zimmer um. Du bist ganz durchgeweicht. Und du hast ja schon einen Schnurrbart . . . Katuscha, Katuscha! schnell! man soll Kaffee machen!«
»Gleich!« versetzte eine heitere Stimme vom Gange her, und Nechludoffs Herz schlug fröhlich. Das war sie! Sie war noch da! Und in demselben Augenblick zeigte sich die Sonne zwischen den Wolken.
Fröhlich folgte Nechludoff Tichon, der ihn in dasselbe Zimmer führte, das er früher bewohnt. Gern hätte er den alten Diener nach Katuscha ausgefragt, wie es ihr ginge, was sie treibe und ob sie schon verlobt wäre. Noch Tichon war gleichzeitig so ehrerbietig und würdevoll und wollte Nechludoff selbst das Wasser aus dem Kruge über die Hände gießen, daß dieser ihn nicht nach dem jungen Mädchen zu fragen wagte, und sich nur nach seinen Enkeln, dem alten Pferde und dem Wachhunde Polkan erkundigte. Alle waren noch am Leben und wohlauf, bis auf Polkan, der im vorigen Jahre von der Tollwut befallen worden war.
Nechludoff zog sich gerade um, als er einen leichten Schritt auf dem Gange vernahm und es an die Thür klopfte. Nechludoff erkannte den Schritt und das Klopfen, nur sie ging und klopfte so! Schnell warf er seinen nassen Mantel über die Schultern und rief: »Herein!«
Sie war’s, Katuscha; noch immer so wie sonst, aber noch hübscher und reizender, als früher. Ihre Augen schimmerten naiv, und sie trug wie sonst eine auffallend saubere, weiße Schürze. Jetzt brachte sie ihm von seinen Tanten eine wohlriechende Seife und zwei Handtücher.
»Seien Sie willkommen, Dimitri Iwanowitsch!« sagte sie mit einer gewissen Verlegenheit, während sie heftig errötete.
»Ich grüße dich! . . . ich grüße Sie!« – Er wußte nicht, ob er »Du« oder »Sie« sagen sollte; und fühlte, wie auch er rot wurde. »Es geht Ihnen gut?«
»Gott sei Dank, ja! Ihre Tanten schicken Ihnen Ihre Lieblingsseife,« fuhr sie fort, legte die Seife auf den Tisch und breitete die Handtücher über die Stuhllehne.
»Dimitri Iwanowitsch hat seine mitgebracht!« bemerkte Tichon in feierlichem Tone und zeigte dem jungen Mädchen das große Necessaire mit Silberbeschlägen, das Nechludoff auf dem Tisch geöffnet hatte und das eine Menge Fläschchen, Bürsten, Pulver, Parfüms und Toilettengegenstände enthielt.
»Sagen Sie meinen Tanten, ich danke ihnen. Ach, wie freue ich mich, gekommen zu sein!« fügte Nechludoff hinzu, denn er fühlte, daß in seiner Seele plötzlich wieder alles hell und klar wie früher geworden war.
Sie antwortete nicht, lächelte aber und verließ das Zimmer. Die beiden Tanten, die Nechludoff stets vergöttert, empfingen ihn diesmal noch liebevoller als gewöhnlich. Dimitri zog in den Krieg; er konnte verwundet und getötet werden! Das zerriß den beiden alten Damen das Herz.
Nechludoff hatte zuerst nur einen Tag bleiben wollen; doch als er Katuscha wiedersah, beschloß er, auch noch den Ostersonntag bei ihr zu verleben, und telegraphierte seinem Kameraden Tschembock, den er nach Odessa bestellt hatte, er solle ihn von seinen Tanten abholen.
Im ersten Augenblick, da er Katuscha wiedergesehen, waren die alten Empfindungen wieder in ihm erwacht. Wie früher sah er nicht ohne Rührung die weiße Schürze des jungen Mädchens; er sah mit Vergnügen ihr Lächeln und hörte ihre Stimme und das Geräusch ihrer Schritte; er blieb nicht gleichgiltig bei dem Blick ihrer schwarzen Augen, besonders, wenn sie lächelte; wie früher konnte er nicht ohne Verwirrung mit ansehen, wie sie in seiner Gegenwart errötete. Von neuem war er verliebt, doch nicht so wie früher, wo ihm seine Liebe ein Geheimnis geblieben, wo er sich selbst nicht zu gestehen gewagt, daß er verliebt war, und wo er überzeugt war, man könne nur einmal lieben; jetzt wußte er, daß er verliebt war, und wußte auch, worin diese Liebe bestand und was daraus entstehen konnte.
Wie in einem jeden lebten auch in Nechludoff zwei Menschen, der moralische Mensch, der sein Wohl nur im Wohle der andern suchte, und der tierische Mensch, der nur sein eigenes Wohl suchte und das der ganzen Welt zu opfern bereit war. In dem Zustand selbstsüchtiger Thorheit, in dem er sich zu dieser Zeit befand, hatte der tierische Mensch in ihm die Oberhand gewonnen und den andern vollständig erstickt. Doch als er Katuscha wiedergesehen, und seine alten Gefühle für sie wieder in ihm erwacht waren, erhob der moralische Mensch das Haupt und forderte sein Recht, so daß sich in den nächsten zwei Tagen ein unaufhörlicher Kampf in ihm abspielte. Er wußte, daß es seine Pflicht war, abzureisen, daß es schlecht war, seinen Aufenthalt bei den Tanten zu verlängern und daß nichts Gutes dabei herauskommen konnte; doch er empfand so viel Glück und Vergnügen, daß er nicht mehr auf die Stimme des Gewissens hörte und blieb.
Am Sonnabend abend vor Ostern segnete der Priester mit dem Diakon und dem Meßner, wie es üblich, die Brote; mit großer Mühe waren sie, wie sie erzählten, durch die infolge des Tauwetters entstandenen Sümpfe gekommen; der Weg von der Kirche bis zu dem Hause der alten Damen betrug drei Werst. Nechludoff wohnte der Ceremonie mit seinen Tanten und der ganzen Dienerschaft bei. Er betrachtete fortwährend Katuscha, die mit dem Weihkessel in der Hand bei der Thür stand. Nachdem er der Sitte gemäß mit dem Priester und seinen Tanten drei Küsse getauscht, wollte er wieder in sein Zimmer gehen, als er auf dem Gange die Stimme der alten Wirtschafterin Matrena Pawlowna vernahm, die sich mit Katuscha zur Mitternachtsmesse begeben wollte, um dort der Nachtmesse und der Einsegnung der Brote beizuwohnen. »Ich will auch hin!« sagte sich Nechludoff.
Den Weg im Schlitten oder Wagen zurückzulegen, war nicht möglich. Nechludoff ließ das alte Pferd satteln, das er früher auf seinen Spazierritten benutzt, zog seine glänzende Uniform und seinen Offiziersmantel an; dann ritt er auf dem dicken, zu gut genährten Pferde, das fortwährend wieherte, durch Schnee und Schmutz nach der Dorfkirche.
Diese nächtliche Messe sollte für Nechludoff auf ewig eine der süßesten und stärksten Erinnerungen seines Lebens bilden.
Als er nach langem Ritt im Dunkel endlich den Hof der Kirche betrat, hatte der Gottesdienst schon begonnen.
Die Bauern, die in dem Reiter den Neffen von Marie Iwanowna erkannten, führten ihn an einen trockenen Ort, wo er absteigen konnte, brachten sein Pferd fort und öffneten ihm die Kirchenthür. Die Kirche war schon drückend voll.
Rechts standen die Männer. Die Alten in Jacken, die sie selbst genäht, die Beine mit weißen Leinewandstreifen umwickelt; die jungen in ganz neuen Tuchjacken, mit einer hellen Schleife um die Lenden und großen Stulpstiefeln an den Füßen. Links standen die Frauen, den Kopf mit Seidentüchern bedeckt, in Samtjacken mit roten Aermeln und blauen, grünen, roten Röcken und eisenbeschlagenen Stiefeln an den Füßen. Die ältesten hatten sich bescheiden in den Hintergrund gestellt, mit ihren weißen Kopftüchern und grauen Jackets. Zwischen ihnen und den jungen Frauen standen die Kinder in Feiertagsgewändern.
Die Männer schlugen das Kreuz; die Frauen, besonders die älteren, drückten, während sie eifrig das mit Kerzen umstellte Heiligenbild betrachteten, die gefalteten Finger auf die Stirn, die Schultern und den Bauch, während ihre Lippen fortwährend Gebete murmelten. Die Kinder folgten dem Beispiel der großen Personen, und beteten eifrig, besonders, wenn sich die Blicke der Eltern auf sie richteten.
Nechludoff trat in die Kirche. In der Mitte stand die Aristokratie. Da war ein Gutsbesitzer mit seiner Frau und seinem Sohn im Matrosenanzug, der Stanowoj, der Telegraphist, ein Kaufmann in hohen Stulpstiefeln, der Starost mit seiner Medaille und rechts vom Pult hinter der Frau des Gutsbesitzers Matrena Pawlowna, die ein Kleid mit auffallenden Farben und einen gestreiften Shawl trug. Neben ihr stand Katuscha in weißem Kleide mit plissiertem Mieder. Ein blauer Gürtel schnürte ihre Taille ein und Nechludoff sah, daß, sie in ihren schwarzen Haaren eine rote Schleife trug.
Alles sah festlich, feierlich, fröhlich und schön aus; der Priester mit seinem silbernen Chorhemd mit aufgenähtem Goldkreuz, der Diakon und der Meßner mit ihren gold- und silberbestickten Stolen, die fröhlichen Gesänge der Chorknaben, die Art, wie der Priester jeden Augenblick eine Kerze erhob, um die Anwesenden zu segnen und wie alle von Zeit zu Zeit wiederholten: »Christ ist erstanden! Christ ist erstanden!« Was war alles schön, doch noch weit schöner war Katuscha mit ihrem weißen Kleide und ihrem blauen Gürtel, und ihrer roten Schleife in den schwarzen Haaren.
Ohne daß er sich umzuwenden brauchte, fühlte Nechludoff, daß sie ihn sah. Er ging ganz nahe an ihr vorbei, als er auf den Altar zuschritt. Er hatte ihr nichts zu sagen, sagte aber doch, als er an ihr vorbeikam:
»Meine Tante läßt Ihnen sagen, daß erst nach der zweiten Messe zu Abend gespeist wird.«
Katuscha strömte das Blut ins Gesicht und ihre Augen blieben mit glücklichem Lächeln auf ihm haften.
»Ich weiß,« erwiderte sie.
In diesem Augenblick kam der Meßner, der zum Gabeneinsammeln durch die Menge schritt, an Katuscha vorüber und streifte sie, ohne sie zu sehen, mit seiner Stola. Doch Nechludoff sah bestürzt, daß dieser Meßner nicht begriff, daß alles, was in der Kirche, was in der Welt geschah, nur für Katuscha geschah, daß sie allein nicht unbemerkt bleiben durfte, daß sie der Mittelpunkt des Weltalls war. Für sie glänzte das Gold des Heiligenbildes, für sie brannten die Kerzen des Kronleuchters, für sie erhoben sich diese fröhlichen Gesänge: »Freut euch, ihr Menschen!« Alles Gute und Schöne auf Erden war nur für sie bestimmt; und Katuscha mußte das zweifellos auch begreifen. Das empfand Nechludoff, als er die anmutigen Formen des jungen Mädchens in dem weißen Kleide und dies von ernster Freude verklärte Gesicht erblickte, dessen Ausdruck ihm verriet, daß es in ihr ebenso jubelte, wie in ihm.
Schon war die Nacht heller geworden, doch die Sonne zeigte sich noch nicht. Die Menge, die die Kirche verließ, strömte über den Hof, doch Katuscha erschien noch immer nicht und Nechludoff blieb stehen, um sie zu erwarten.
Noch immer strömte das Volk heraus; die Fliesen dröhnten unter den genagelten Schuhen. Ein Greis mit wackelndem Kopfe, der alte Koch Maria Iwanownas, hielt Nechludoff auf und küßte ihn dreimal; dann reichte ihm seine Frau, ein altes, ganz runzliges Weib, ein bemaltes Ei in gelbem Safran. 3 Hinter ihm erschien lächelnd ein kräftiger, junger Muschik, der eine neue Jacke mit grünem Gürtel trug.
»Christ ist erstanden!« sagte er mit gutmütigem Lächeln, schlang seine Arme um Nechludoffs Hals und küßte ihn dreimal auf den Mund. Während dieser ein braunbemaltes Ei von dem Muschik, der ihn umarmt, erhielt, sah er das bunte Kleid der Matrena Pawlowna aus der Kirche treten und hinter diesem erschien der liebe, kleine Schwarzkopf mit der roten Schleife.
Katuscha bemerkte ihn sofort, und er sah, daß sie von neuem errötete.
In der Vorhalle blieb sie stehen, um den Bettlern Almosen zu spenden. Einer der Bettler, ein Unglücklicher, der an der Stelle der Nase eine große, rote Wunde hatte, näherte sich ihr. Sie holte etwas aus ihrem Kleide, trat ohne den geringsten Widerwillen auf ihn zu und küßte ihn dreimal. Während dessen kreuzten sich ihre Augen mit denen Nechludoffs, als wollten sie fragen: »Thue ich recht?« – »Ja, gewiß, Geliebte, alles ist gut und schön; ich liebe dich!«
Die beiden Frauen gingen die Stufen hinunter, und Nechludoff eilte ihnen entgegen. Er hatte nicht die Absicht, ihnen frohes Fest zu wünschen, konnte aber nicht umhin, sich Katuscha zu nähern.
»Christ ist erstanden!« sagte Matrena Pawlowna lächelnd; dann wischte sie sich mit ihrem Taschentuch den Mund und hielt dem jungen Mann ihre Wange hin.
»Er ist in Wahrheit erstanden !« versetzte Nechludoff und küßte sie. Dann warf er einen Blick auf Katuscha, die wieder rot wurde und auf ihn zutrat.
»Christ ist erstanden, Dimitri Iwanowitsch!« sprach sie.
»Er ist in Wahrheit erstanden!« entgegnete er. Sie küßten sich zweimal und hielten inne; dann küßten sie sich lächelnd zum drittenmal.
»Sie gehen nicht zum Priester?« fragte Nechludoff.
»Nein, wir wollen hier warten, Dimitri Iwanowitsch,« versetzte sie, mühsam sprechend.
Ihre Brust hob sich im Fieber, und fortwährend sah sie ihn mit ihren schüchternen, unschuldigen und zärtlichen Augen an.
In der Liebe zwischen Mann und Weib giebt es stets eine Minute, wo diese Liebe ihren höchsten Grad erreicht und nichts Sinnliches oder Ueberlegtes kennt. Diese Minute hatte Nechludoff in dieser Osternacht kennen gelernt. Jetzt, da er im Geschworenenzimmer saß, versuchte er sich an alle Umstände zu erinnern, unter denen er Katuscha gesehen und diese Minute, die wieder vor ihm erstand, löschte alles übrige aus! Ach, wäre er doch bei dem Gefühl geblieben, das er in jener Osternacht empfand.
»Ja, alles, was sich Schreckliches zwischen uns abgespielt, ist erst nach dieser Osternacht gekommen!« dachte er, als er im Geschworenenzimmer am Fenster saß.
Als Nechludoff aus der Kirche kam, speiste er mit seinen Tanten. Um sich von seiner Abspannung zu erholen, trank er, wie er es im Regiment gewöhnt war, mehrere Gläser Wein und Schnaps. Dann ging er wieder in sein Zimmer, streckte sich, ohne sich auszuziehen, auf seinem Bett aus und schlief sofort ein. Es klopfte an die Thür, und er erwachte. An der Art des Klopfens erkannte er, daß sie es war. Er sprang vom Bett und rief, sich die Augen reibend:
»Katuscha, bist du’s? Komm herein!«
Sie öffnete die Thür und sagte:
»Man ruft Sie zum Frühstück!«
Sie trug dasselbe weiße Kleid, aber ohne die Schleife in den Haaren. Sie sah ihm in die Augen und ihr Gesicht strahlte, als wenn sie ihm etwas Außerordentliches und Fröhliches mitgeteilt hätte.
»Ich komme gleich,« versetzte er.
Sie blieb noch eine Minute, ohne etwas zu sagen, und plötzlich stürzte Nechludoff auf sie zu. Noch in demselben Augenblick drehte sie sich schnell um und entfloh auf den Korridor.
»Wie dumm von mir, daß ich sie nicht zurückgehalten habe!« sagte sich Nechludoff und verließ das Zimmer, um sie einzuholen.
»Halt! Katuscha!« rief er ihr zu, und sie drehte sich um.
»Was giebt’s?« fragte sie, und hörte auf zu lächeln.
»Nichts giebt es, aber…«
Er beherrschte sich, überlegte sich, wie sich alle Männer seiner Gesellschaftsklasse benehmen würden, und faßte sie um die Taille.
Sie blieb stehen und sagte, ihm in die Augen sehend, blutrot und dem Weinen nahe:
»Das ist nicht recht, Dimitri Iwanowitsch; das ist nicht recht!«
Dann schob sie den Arm, der sie umschlungen hielt, mit ihren kleinen, kräftigen Händen zurück.
Nechludoff ließ sie los. Er hatte plötzlich eine Empfindung nicht nur der Scham und des Unbehagens, sondern auch des Widerwillens gegen sich selbst. In diesem Moment hätte er an sich glauben können, doch er begriff nicht, daß diese Scham und dieser Widerwille der Ausdruck seiner Seele waren; er bildete sich vielmehr ein, seine Dummheit spräche aus ihm, und es wäre seine Pflicht, wie jeder andere zu handeln.
Von neuem verfolgte er Katuscha, faßte sie um die Taille und drückte ihr einen Kuß auf den Hals.
Dieser Kuß hatte mit denen, die er ihr früher gegeben, nichts gemein; sein jetziger Kuß hatte etwas Schreckliches, und das fühlte sie auch.
»Was thun Sie?« rief sie mit entsetzter Stimme, riß sich los und entfloh, so schnell sie konnte.
Nechludoff begab sich in das Eßzimmer. Seine Tanten saßen in großer Toilette mit dem Arzt und einer Nachbarin bereits bei Tische. Alles ging wie sonst zu, doch in Nechludoffs Seele grollte der Sturm. Er verstand nicht, was man ihm sagte, antwortete verkehrt, und dachte stets nur an Katuscha. Plötzlich vernahm er ihren Schritt auf dem Gange, und von diesem Augenblick an hörte er nichts weiter mehr. Als sie in den Saal trat, sah er sie nicht an, fühlte aber mit seinen ganzen Wesen ihre Anwesenheit.
Nach dem Essen ging er gleich wieder in sein Zimmer. Erregt ging er lange auf und ab, und lauschte, in der Erwartung, Katuschas Schritt zu vernehmen, auf das leiseste Geräusch im Hause. Das in ihm lebende Tier hatte nicht nur das Haupt erhoben, sondern das liebende, selbstlose Wesen, das er bei seinem ersten Aufenthalt, und noch am Morgen desselben Tages in der Kirche gewesen war, vollständig unterdrückt. Jetzt herrschte nur noch das Tier in seiner Seele.
Obwohl er dem jungen Mädchen fortwährend nachspionierte, konnte er sie den ganzen Tag über nicht ein einziges Mal allein sprechen. Sie wich ihm offenbar aus. Gegen Abend aber mußte sie ein Zimmer neben dem seinigen betreten. Der Arzt wollte bis zum nächsten Morgen bleiben, und Katuscha hatte den Auftrag erhalten, ein Zimmer für ihn für die Nacht herzurichten. Als Nechludoff ihre Schritte vernahm, schlich er geräuschlos und den Atem anhaltend, als wolle er ein Verbrechen begehen, in das Zimmer, in das sie hineingegangen war.
Katuscha hatte die beiden Hände in einen Ueberzug gesteckt und wollte eben ein Kissen hineindrücken, als sie hörte, wie die Thür sich öffnete. Sie wandte sich nach Nechludoff um und lächelte ihm zu, doch das war nicht mehr ihr vertrauensvolles und fröhliches Lächeln von früher, das war ein klägliches, entsetztes Lächeln. Es schien Nechludoff zu sagen, daß das, was er that, schlecht war, und daß er es nicht thun durfte. Und tatsächlich hielt Nechludoff einen Augenblick inne; der Kampf der beiden Männer in ihm entspann sich von neuem. Zum letztenmal hörte er, aber nur schwach, die Stimme seiner aufrichtigen Liebe zu ihr, die ihm von ihr, ihren Gefühlen und ihrem Leben sprach. Doch sofort sagte ihm eine andere Stimme: »Gieb acht; du wirst dir dein Vergnügen entgehen lassen!« Diese erste Stimme erstickte die andere. Entschlossen schritt er auf das junge Mädchen zu, und ein bestialisches, unwiderstehliches Gefühl bemächtigte sich seiner.
»Dimitri Iwanowitsch, mein Liebling, lassen Sie mich bitte,« sagte sie mit flehender Stimme. »Matrena Pawlowna kommt!« fügte sie, sich losreißend, hinzu.
Es kam tatsächlich jemand.
»Höre! ich werde in der Nacht zu dir kommen« flüsterte ihr Nechludoff zu. »Du wirst allein sein, nicht wahr?«
»Was wollen Sie? Warum? Nein, nein! Das ist nicht recht,« sagte sie; doch nur ihre Lippen sprachen das; ihre ganze erregte, erschütterte Persönlichkeit redete anders.
Matrena Pawlowna trat in das Zimmer. Sie brachte Handtücher für den Arzt. Sie warf Nechludoff einen vorwurfsvollen Blick zu und schalt Katuscha aus, die es vergessen hatte, die Servietten zu holen.
Nechludoff ging schnell hinaus, doch er schämte sich nicht mehr. An Matrena Pawlownas Blick hatte er gesehen, daß sie ihn im Verdacht hatte und daß das, was er that, schlecht war; doch der bestialische Instinkt, der an die Stelle seiner alten Liebe für Katuscha getreten war, beherrschte ihn jetzt und herrschte allein in ihm. Er fühlte, daß er diesen Instinkt befriedigen mußte, und dachte nur noch an die Mittel dazu.
Den ganzen Abend war er unruhig; bald ging er zu seinen Tanten, bald trat er in sein Zimmer oder auf die Freitreppe hinaus. Und er hatte nur den einen Gedanken, Katuscha wiederzusehen, Diese aber wich ihm aus, und Matrena Pawlowna verlor ihn nicht aus den Augen.
So verging der ganze Abend, und die Nacht brach herein. Der Arzt ging zur Ruhe, und die Tanten traten in ihr Zimmer. Nechludoff wußte, daß Matrena Pawlowna in diesem Augenblick bei seinen Tanten war, denen sie beim Ausziehen half. Katuscha mußte also allein in der Küche sein.
Wieder ging Nechludoff auf die Freitreppe hinaus, Die Nacht war dunkel, feucht, warm, und die ganze Luft erfüllte der weiße Nebel, den der schmelzende Schnee im Frühling hervorbringt. Vom Fluß her vernahm man, hundert Schritt vom Hause, ein seltsames Geräusch; das Eis brach.
Nechludoff stieg die Freitreppe hinunter und ging, durch die Lachen des geschmolzenen Schnees watend, bis zum Küchenfenster. Das Herz klopfte ihm so stark, daß er es hörte.
In der Küche brannte eine kleine zitternde Lampe. Katuscha saß allein am Tische und starrte nachdenklich vor sich hin. So blieb sie mehrere Minuten, erhob dann die Augen, lächelte und nickte, als wenn sie mit sich selbst spräche; darauf legte sie die Hände auf den Tisch und starrte wieder vor sich hin.
Er betrachtete sie weiter und lauschte dabei unwillkürlich auf die Schläge seines Herzens und auf das seltsame Geräusch, das vom Flusse herkam. So blieb er vor dem Fenster stehen und beobachtete auf dem müden und sinnenden Gesicht Katuschas die Spuren der Arbeit, die sich in ihr vollzog; er hatte Mitleid mit ihr, doch seltsamerweise bestärkte ihn dieses Mitleid nur noch mehr in seinem Wunsche.
Er klopfte aus Fenster, und wie von einem elektrischen Schlage getroffen erbebte sie am ganzen Körper und Schrecken malte sich aus ihren Zügen. Dann sprang sie auf, stürzte nach dem Fenster und drückte das Gesicht an die Scheiben. Der Ausdruck der Angst verschwand auch nicht, als sie Nechludoff erkannte. Sie sah ernster aus, als der junge Mann sie je gesehen hatte. Erst als er ihr zulächelte, lächelte auch sie; und sie that das nur aus Unterwürfigkeit, denn er sah wohl, daß in ihrer Seele keine Freude, sondern einzig und allein nur Furcht und Entsetzen lebte.
Er machte ihr ein Zeichen, sie solle zu ihm auf den Hof kommen; doch sie schüttelte den Kopf und blieb am Fenster stehen. Wieder drückte er sein Gesicht an die Scheibe und wollte ihr zurufen, sie solle herauskommen; doch in demselben Augenblick wandte sie sich nach der Thür um. Jedenfalls hatte sie jemand gerufen.
Nechludoff entfernte sich vom Fenster. Der Nebel war so dicht geworden, daß man fünf Schritt weit die Fenster nicht sehen konnte, sondern nur eine große, dunkle Masse, aus der das rote Licht einer Lampe strahlte. Plötzlich krähte ein Hahn; andere antworteten ihm auf dem Hofe; und wieder andere ließen im Dorfe ihr Gekrähe ertönen, das in einem und demselben lauten Lärm verschmolz. Rings umher war alles still; nur der Fluß setzte sein Werk fort.
Nechludoff ging vor dem Hause ein paarmal auf und ab und näherte sich dann wieder dem Küchenfenster. Beim Lampenschein sah er Katuscha wieder am Tische sitzen. Noch kaum war er näher getreten, als sie die Augen auf das Fenster richtete. Er klopfte, und sie verließ sofort die Küche; er hörte, wie sich die Thür knirschend öffnete und wieder schloß. Er lief nach der Freitreppe und umschlang sie sofort, ohne ein Wort zu sprechen, Sie schmiegte sich an ihn an, erhob den Kopf und bot ihre Lippen seinem Kusse dar. So blieben sie an der Ecke des Hauses an einer trockenen Stelle stehen; und Nechludoff fühlte, wie das Verlangen nach ihr immer stärker wurde. Plötzlich hörten sie wieder die Thür gehen, und Matrena Pawlownas zornige Stimme rief in die Nacht hinaus: »Katuscha!« Sie entriß sich seinen Armen und lief zur Küche. Er hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde; dann wurde wieder alles still, und das rote Licht der Lampe erlosch.
Nechludoff näherte sich dem Fenster; doch er konnte nichts sehen. Er klopfte; niemand gab Antwort. Er ging ins Haus in sein Zimmer, legte sich aber nicht schlafen. Eine halbe Stunde später zog er seine Stiefel aus und ging nach Katuschas Schlafzimmer. Als er an Matrena Pawlownas Zimmer vorüberkam, hörte er, wie die alte Wirtschafterin ruhig schnarchte. Schon wollte er seinen Weg fortsetzen, als Matrena Pawlowna zu husten anfing und sich auf ihrem Bette umdrehte. So vergingen fünf Minuten. Als wieder alles schwieg und er wieder das Schnarchen der Alten vernahm, setzte Nechludoff leise seinen Weg fort. Endlich stand er vor Katuschas Thür. Kein Atemzug ließ sich hören; offenbar schlief sie nicht. Doch kaum hatte er »Katuscha« geflüstert, als sie zur Thür stürzte und ihn in zornigem Tone gehen hieß.
»Wo denken Sie hin? Ihre Tanten werden wach werden!« sprachen ihre Lippen; doch ihr ganzes Wesen sprach: »Ich gehöre dir mit Leib und Seele!« und nur das allein hörte Nechludoff.
»Ich bitte dich, öffne nur auf eine Minute!«
Es trat eine Pause ein; dann hörte Nechludoff, wie eine Hand im Dunkel nach dem Riegel tastete. Die Thür öffnete sich, und Nechludoff trat ins Zimmer. – – –
Als er sie verließ, ging er auf die Freitreppe hinaus und blieb dort stehen, um sich die Bedeutung des Vorgefallenen klar zu machen.
Draußen war es heller geworden; der Nebel begann zu fallen, und hinter dem Nebel erschien der Halbmond.
»Was ist das?« fragte sich Nechludoff. »Ist mir ein großes Glück oder ein großes Unglück widerfahren?«
»Ah bah!« sagte er sich , »das ist immer so; und jeder thut es!«
Dann ging er beruhigt in sein Zimmer, legte sich nieder und schlief sofort ein.
Am nächsten Tage, dem Ostersonntag, holte ihn sein Freund Tschembock von seinen Tanten ab. Schön, glänzend und heiter entzückte er die alten Damen buchstäblich durch seine Beredtsamkeit, Höflichkeit, Freigebigkeit, und besonders durch die Zuneigung, die er für Nechludoff hegte. Seine Freigebigkeit gefiel ihnen zwar, doch sie fanden sie etwas übertrieben. Sie wunderten sich, als er einem blinden Bettler einen Rubel gab, den Dienern auf einen Schlag 15 Rubel schenkte und ohne Zögern ein Batisttaschentuch im Mindestwerte von 15 Rubel zerriß, um einer Magd den Fuß zu verbinden, den sie sich blutig gerissen hatte. Die würdigen Tanten hatten so etwas noch nie gesehen; sie wußten außerdem nicht, daß dieser Tschembock 200 000 Rubel Schulden hatte; da er fest entschlossen war, dieselben nie zu bezahlen, so kam es ihm auf 25 Rubel mehr oder weniger nicht an.
Tschembock verbrachte übrigens nur einen Tag bei den Tanten und reiste schon am Abend mit Nechludoff ab. Sie konnten ihren Aufenthalt nicht länger ausdehnen, da die Frist fast schon abgelaufen war.
Nechludoff dachte an diesem ersten Tage nur an die vorige Nacht. Zwei Gefühle kämpften in seiner Brust; einerseits gefiel er sich darin, den sinnlichen Genuß wieder wachzurufen und war stolz darauf, sein Ziel glücklich erreicht zu haben; andererseits hatte er die Empfindung, eine Dummheit begangen zu haben, die er wieder gut machen mußte, und zwar nicht in Katuschas Interesse, sondern in seinem eigenen, denn in dem Zustande der selbstsüchtigen Thorheit, in dem er sich damals befand, konnte Nechludoff nur an sich denken. Er fragte sich, was man wohl sagen würde, wenn man erführe, wie er sich dem jungen Mädchen gegenüber benommen, dachte aber keineswegs daran, was sie empfinden, noch was ihr zustoßen könnte.
So war er zum Beispiel sehr neugierig, ob Tschembock seine Beziehungen zu Katuscha erraten hätte.
»Also darum hast du plötzlich eine so große Zuneigung zu deinen Tanten gefaßt?« sagte Tschembock, als er das junge Mädchen erblickte, »Ich glaube, an deiner Stelle hätte ich meinen Urlaub auch verlängert; das ist ja eine wahre Schönheit!«
Nechludoff dachte nun, daß es doch eigentlich sehr vorteilhaft für ihn war, jetzt wegfahren zu müssen, denn so konnte er die Beziehungen abbrechen, die er doch nur sehr schwer hätte aufrecht erhalten können. Er dachte ferner daran, daß es seine Pflicht war, Katuscha Geld zu geben, nicht ihretwegen oder um ihr zu Hilfe zu kommen, sondern weil das jeder Ehrenmann unter solchen Umständen thut.
Nach dem Essen erwartete er sie auf dem Korridor, Sie wurde blutrot, als sie ihn erblickte und wollte entfliehen, indem sie auf die halboffenstehende Zimmerthür Matrenas zeigte. Doch er hielt sie am Arm zurück und sagte, während er ihr ein Kouvert, in das er einen Hundertrubelschein gelegt, in die Hand zu stecken versuchte:
»Ich wollte dich um Verzeihung bitten … da, nimm …«
Sie betrachtete das Kouvert, runzelte die Stirn und stieß die Hand des jungen Mannes zurück.
»Da nimm,« murmelte er und steckte ihr das Kouvert in das Mieder. Dann zog auch er die Stirn kraus, seufzte, als wenn er sich verletzt hätte, und lief in sein Zimmer, wo er noch lange Zeit auf und nieder ging. Doch was sollte er thun, handelte nicht jeder ebenso? Hatte nicht Tschembock ebenso bei einer Gouvernante gehandelt, die er verführt? Hatte nicht sein Onkel Gregor dasselbe gethan? War nicht sein Vater ebenso verfahren, als ihm eine Bäuerin den natürlichen Sohn schenkte, der jetzt noch lebte? Wenn es alle so trieben, so mußte man eben auch so handeln. Mit solchen Gründen suchte er sich zu beruhigen, ohne daß es ihm aber vollständig gelang. Die Erinnerung an die letzte Zusammenkunft mit Katuscha brannte auf seinem Gewissen. Im tiefsten Grunde seines Herzens fühlte er, daß er so gemein, so häßlich und grausam gehandelt, daß er von jetzt ab nicht nur das Recht verloren, jemanden zu beurteilen, sondern überhaupt einem Menschen ins Gesicht zu sehen. Trotzdem war er gezwungen, sich als einen Mann von Adel, Ehre und Großmut zu betrachten, denn nur um diesen Preis konnte er das Leben, das er führte, fortsetzen. Dazu gab es aber nur ein einziges Mittel; er durfte an das, was er gethan, nicht denken.
Die neue Existenz, die sich ihm eröffnete, das Reisen, die Kameraden, der Krieg machten ihm die Sache leicht, und je mehr Zeit verging, desto mehr vergaß er, so daß er schließlich alles vergessen hatte.
Dennoch schnürte sich ihm das Herz zusammen, als er mehrere Monate nach dem Kriege wieder seine Tanten besuchte und dort erfuhr, Katuscha wäre nicht mehr bei ihnen, hätte das Haus kurz nach seiner Abreise verlassen, ein Kind zur Welt gebracht und wäre nach Aussage der beiden alten Damen vollständig verkommen. Als die Tanten ihm das erzählten, hatten sie hinzugefügt, Katuscha wäre, bevor sie sie verließ, völlig verdorben; sie wäre überhaupt eine lasterhafte und schlechte Natur wie ihre Mutter.
Dieses Urteil von seiten der beiden Tanten gefiel Nechludoff, denn er fühlte sich dadurch gewissermaßen gerechtfertigt und beruhigt. Trotzdem hatte er zuerst die Absicht gehabt, Katuscha und das Kind zu suchen; da ihm aber im Grunde genommen die Erinnerung an sein Benehmen immer noch peinlich war und er sich dessen schämte, so that er die beabsichtigten Schritte nicht, vergaß seine Schuld noch mehr und dachte schließlich gar nicht mehr daran.
Jetzt aber rief ihn ein merkwürdiger Zufall wieder alles ins Gedächtnis zurück und brachte ihm die Selbstsucht, Grausamkeit und Gemeinheit zum Bewußtsein, die es ihm ermöglicht hatten, mit einem solchen Verbrechen auf der Seele neun Jahre lang ruhig zu leben. Doch noch war ihm das Bewußtsein seiner Unwürdigkeit durchaus nicht klar geworden, und in diesem Augenblick dachte er nur an die Mittel, einer Entdeckung vorzubeugen, damit Katuscha und ihr Verteidiger ihn in den Augen aller andern nicht bloßstellen konnten.