Nach dem Begräbnis Danusias war zwar Zbyszko nicht erkrankt, nicht bettlägerig geworden, aber eine Art von Erstarrung hielt seine Sinne gefangen. Anfangs, während der ersten Tage, stand es noch nicht so schlimm mit ihm, denn er ging umher, er besprach sich im Geiste mit seinem toten Weibe, oder er begab sich zu Jurand und setzte sich an dessen Lager nieder. Auch berichtete er dem Priester von der Gefangenschaft Mackos, und sie beschlossen, Tolima nach Preußen und Marienburg zu senden, damit er in Erfahrung bringe, wo der alte Ritter sich befand, und ihn loskaufe, zugleich aber auch für Zbyszko die Summe bezahle, welche mit Arnold von Baden und dessen Bruder vereinbart worden war. In den unterirdischen Gewölben in Spychow fehlte es nicht an Silber, das Jurand teils aus seinen Besitzungen zugeflossen, teils von ihm erbeutet worden war, und Pater Kaleb nahm als wahrscheinlich an, daß die Kreuzritter, sofern sie das Geld erhielten, den alten Mann freilassen und nicht verlangen würden, daß der junge Kämpe sich persönlich bei ihnen einstelle.

»Gehe nach Plock,« sagte der Priester zu Tolima bei dessen Aufbruch, »und lasse Dir dort von dem Fürsten einen Geleitsbrief geben, sonst könnte der erste beste Komtur Dich ausrauben und gefangen nehmen.«

»Ei, ich kenne sie ja gut,« entgegnete der alte Tolima. »Sie sind im stande, sogar auch diejenigen zu berauben, welche Geleitsbriefe haben.«

Und er machte sich auf den Weg. Aber es währte nicht lange, so bereute Pater Kaleb es schon, daß er nicht Zbyszko selbst abgesandt hatte. Zwar hatte er befürchtet, im ersten Augenblick des Schmerzes könne der junge Ritter entweder nicht so vorgehen, wie es nötig war, oder am Ende gar seiner Wut gegen die Kreuzritter allzusehr die Zügel schießen lassen und sich irgend einer Gefahr aussetzen. Auch hatte er sich gesagt, daß es dem Tiefbetrübten wohl schwer fallen werde, sich sogleich nach solchem Herzeleid und Kummer vom Grabe der Geliebten zu trennen, zumal nach einer so schrecklichen und traurigen Fahrt, wie die, welche durch ihn von Gotteswerder bis Spychow unternommen worden war. Jetzt hingegen bereute der Priester, all diesen Bedenken Raum gegeben zu haben, denn Zbyszko ward mit jedem Tag schwermütiger. Bis zum Tode Danusias hatte er in beständiger Erregung gelebt, hatte er stets all seine Kräfte angespornt. Ans Ende der Welt war er gedrungen, er hatte manchen Kampf bestanden, er hatte sein Weib aus der Gefangenschaft befreit, durch Wüsteneien war er gewandert, und plötzlich sollte nun alles zu Ende sein, wie auf einen Schlag. Nichts blieb zurück als die Erkenntnis, daß alles umsonst, daß die erlittenen Mühseligkeiten vergeblich gewesen – und daß er diese zwar überwunden hatte, daß aber zugleich mit ihnen unendlich viel, auch die Hoffnung, alles Gute und die Liebe aus seinem Leben entschwunden waren. Ein jeder Mensch lebt in der Zukunft, ein jeder entwirft Pläne und beschließt manches für die kommenden Tage, für Zbyszko hingegen war das »morgen« gleichgültig geworden, und was die Zukunft anbelangte, so hatte er dasselbe Gefühl wie Jagienka, als sie, von Spychow wegreitend, sagte: »Hinter mir, nicht vor mir liegt das Glück!« Dies Gefühl von Freudlosigkeit, von Schwäche, die Empfindung, daß alles um ihn her öde und leer sei, ward durch den unendlichen Schmerz, den immer wachsenden Gram um Danusia hervorgerufen. Der Schmerz, welcher über ihn gekommen war, nahm ihn ganz gefangen und ward so gewaltig, daß schließlich in Zbyszkos Herzen nichts anderes mehr Raum fand. Er dachte nur noch an sein Leid und versenkte sich förmlich darein. Unempfindlich für alles, zog er sich in sein Inneres zurück, gleichsam in einem Traume umherwandelnd, ohne zu wissen, was um ihn her vorging. All seine Körper- und Geisteskräfte schienen nachgelassen zu haben, seine ehemalige Energie und Kühnheit waren entschwunden und hatten einer gewissen Lässigkeit Platz gemacht. In Blick und Bewegung hatte er jetzt etwas von der Würde eines Greises. Ganze Tage und Nächte saß er entweder in der Gruft am Sarge Danusias oder vor dem Hause, sich während der Nachmittagsstunden in der Sonne wärmend. Zuweilen war er so geistesabwesend, daß er keine Frage beantwortete. Pater Kaleb, der ihn liebte, befürchtete, der Gram, könne an ihm zehren wie der Rost am Eisen zehrt – und voll Betrübnis sagte er sich immer wieder, daß es vielleicht besser gewesen wäre, wenn er Zbyszko mit dem Lösegeld zu den Kreuzrittern geschickt hätte. »Es ist notwendig,« sprach er zu dem Küster des Ortes, mit dem er sich in Ermanglung eines andern über die eigenen Kümmernisse zu unterhalten pflegte, »daß ihn irgend etwas aufrüttle, sonst wird er vollständig zu Grunde gehen.« Und der Küster stimmte ihm bei, indem er den klugen Vergleich anführte: für einen Menschen, der an einem Knochen würge, sei es am besten, ihm einen tüchtigen Schlag in das Genick zu geben.

Zwar trat nun kein besonderes Ereignis ein, aber einige Wochen später langte unerwarteter Weise Herr de Lorche in Spychow an. Sein Anblick erschütterte Zbyszko tief, mahnte er ihn doch an den Kriegszug mit den Samogitiern und an die Befreiung Danusias. De Lorche selbst scheute sich nicht, diese schmerzlichen Erinnerungen aufzurühren. Im Gegenteil, da er schon von Zbyszkos Verlust gehört hatte, verweilte er beständig an seiner Seite, betete mit ihm am Sarge Danusias und sprach unaufhörlich von ihr. Auch dichtete er, der sich mit Recht ein Minstrel hätte nennen dürfen, ein Lied auf die Dahingeschiedene, das er des Nachts am Gitterfenster der Gruft zur Laute sang, ein so trauriges, rührendes Lied, daß Zbyszko, obwohl er die Worte der Dichtung nicht verstand, durch die Weise allein schon tief bewegt, in einen Strom von Thränen ausbrach, der nicht versiegte bis zum Morgen.

Erschöpft vom Weinen, von Kummer und Schlaflosigkeit, sank er dann in langen Schlummer, und als er wieder erwachte, war es offenbar, daß die Thränen ihm das Herz erleichtert hatten, da er erfrischt und gestärkt schien, auch vertrauensvoller in die Zukunft schaute. Die Anwesenheit Herrn de Lorches machte ihm Freude, er dankte ihm dafür, daß er gekommen war, und fragte schließlich, wieso er von seinem Unglück gehört habe. De Lorche erwiderte durch Pater Kaleb, daß er Danusias Tod zuerst in Lubowa, von dem alten Tolima erfahren, den er dort im Gefängnisse bei dem Komtur gesehen habe, daß er aber in jedem Falle nach Spychow gekommen wäre, um sich Zbyszko wieder zu stellen.

Die Kunde von Tolimas Gefangennahme brachte sowohl auf den jungen Ritter als auch auf den Priester einen großen Eindruck hervor. Sie begriffen sofort, daß das Lösegeld als verloren zu betrachten sei, denn nichts auf der ganzen Welt war schwieriger, als den Kreuzrittern eine Summe zu entreißen, die sie einmal in den Klauen hatten. Darum war es nötig, zum zweitenmal mit Lösegeld auszuziehen.

»Wehe!« rief Zbyszko aus. »Mein armer Oheim wartet sehnsuchtsvoll auf seine Befreiung und denkt wohl, ich hätte seiner vergessen! Ich muß jetzt sogleich zu ihm eilen.«

Dann wendete er sich zu Herrn de Lorche: »Weißt Du, wie alles gekommen ist? Weißt Du, daß er sich in den Händen der Kreuzritter befindet?«

»Ich weiß es,« antwortete de Lorche, »denn ich sah ihn in Marienburg, und darum gerade bin ich hierhergekommen.«

Jetzt aber begann Pater Kaleb laut zu klagen: »Wir haben nicht richtig gehandelt,« sagte er, »und niemand von uns ist vernünftig gewesen. Tolima habe ich auch mehr Klugheit zugetraut. Weshalb begab er sich nicht nach Plock, anstatt sich ohne Geleitsbrief mitten unter diese Räuber zu wagen?«

Herr de Lorche zuckte die Achseln.

»Was sind ihnen Geleitsbriefe? Und ward dem Fürsten von Plock, sowohl wie auch Eurem Fürsten nicht genug Schaden durch die Kreuzritter zugefügt? An der Grenze hören ja die Ueberfälle und Kämpfe niemals auf. Denn auch Eure Leute geben keinen Frieden. Jeder Komtur, wahrlich, sogar jeder Vogt thut, was er will, und an Raubsucht übertrifft immer einer den andern.«

»Um so eher hätte Tolima nach Plock gehen sollen.«

»Dies wollte er auch thun, aber unterwegs, an der Grenze, nahmen sie ihn bei Nacht fest. Er wäre von ihnen erschlagen worden, hätte er nicht erklärt, daß er für den Komtur Geld nach Lubowa bringe. Dadurch rettete er sich, und der Komtur ruft jetzt Zeugen dafür auf, daß Tolima dies selbst gesagt hat.«

»Und wie geht es meinem Oheim? Ist er gesund? Trachtet man ihm nach dem Leben?« fragte Zbyszko.

»Er ist gesund!« antwortete de Lorche. »Aber der Haß gegen ›König‹ Witold und gegen die, welche den Samogitiern beistanden, ist dort groß, und sicherlich hätten sie den alten Ritter getötet, wenn ihnen nicht so viel am Lösegeld gelegen wäre. Wolfgang und Arnold von Baden schützen ihn aus der nämlichen Ursache, und schließlich handelt es sich auch um mein Haupt, denn wollte das Kapitel mich opfern, so würde die Ritterschaft von Geldern, Berg und Flandern sich dagegen auflehnen. Ihr wißt doch, daß ich ein Blutsverwandter des Grafen von Geldern bin.«

»Und wieso handelt es sich auch um Dein Haupt?« unterbrach ihn Zbyszko voll Verwunderung.

»Weil ich durch Dich gefangen genommen wurde. Ich sprach folgendermaßen in Marienburg: ›Wenn Ihr den alten Ritter von Bogdaniec töten laßt, wird sein Bruderssohn mein Haupt fordern‹.«

»Ich fordere es nicht, so wahr mir Gott helfe!«

»Wohl weiß ich, daß Du es nicht forderst, aber sie befürchten es, und dadurch droht Macko keine Gefahr bei ihnen. Sie sagten mir, auch Du seiest in Gefangenschaft geraten, Wolfgang und Arnold von Baden hätten Dich auf Dein Ritterwort freigelassen, daher sei es nicht nötig, daß ich mich Dir stelle. Doch entgegnete ich ihnen, daß Du noch frei gewesen, als Du mich gefangen nahmst. Und so bin ich zu Dir gekommen! Während ich mich in Deiner Gewalt befinde, werden sie weder Dir noch Macko etwas anhaben. Zahle jenen Brüdern Dein Lösegeld, für mich aber verlange zwei- oder dreimal so viel. Bezahlen müssen sie. Nicht darum spreche ich so, weil ich glaube, ich sei mehr wert als Du, sondern weil ich die Kreuzritter wegen ihrer Geldgier, welche ich verachte, strafen möchte. Einstmals hatte ich eine ganz andere Meinung von ihnen, aber jetzt habe ich einen wahren Abscheu gegen sie und das Leben unter ihnen gefaßt. In das heilige Land nach Abenteuern will ich ausziehen, denn jenen vermag ich nicht länger zu dienen.«

»Bleibt bei uns, Herr,« sagte Pater Kaleb. »Ich glaube, Ihr werdet wohl bleiben, denn daß sie Lösegeld für Euch bezahlen werden, scheint mir nicht wahrscheinlich.«

»Wenn sie es nicht bezahlen, so bezahle ich es selbst,« antwortete de Lorche. »Ich führe ein ansehnliches Gefolge mit mir, sowie reich beladene Wagen, und das, was sich darin befindet, wird genügen.«

Pater Kaleb wiederholte Zbyszko diese Worte, die auf Macko sicherlich Eindruck gemacht hätten, allein Zbyszko, der sich weniger um Hab und Gut kümmerte, erwiderte: »Bei meiner Ehre! Es darf nicht sein, wie Du sagst. Ein Bruder und ein Freund bist Du mir gewesen, von Dir nehme ich kein Lösegeld.«

Und von dem Gefühl durchdrungen, daß neue Bande sie nun verknüpften, umarmten sie sich. Aber de Lorche sagte lächelnd: »Die Deutschen dürfen jedoch nichts davon wissen, denn in betreff Mackos werden sie wohl Schwierigkeiten erheben. Und seht Ihr, zahlen müssen sie, da sie fürchten, ich könne sonst an den Höfen und unter der Ritterschaft verkünden, daß sie zwar gerne ritterliche Gäste zu sich bitten, daß sie jedoch, wenn diese Fremden in Gefangenschaft geraten, ihrer nicht mehr gedenken. Und der Orden hat jetzt Leute nötig, denn Witold, noch mehr aber die Polen und deren König flößen ihm Angst ein.«

»So mag es denn so sein!« entgegnete Zbyszko. »Du bleibst hier oder an irgend einem Platze in Masovien, ich aber gehe meines Oheims wegen nach Marienburg und gebe mir den Anschein, als ob ich von ingrimmigem Haß gegen Dich erfüllt wäre.«

»Beim heiligen Georg, thue dies!« antwortete de Lorche. »Doch zuerst höre, was ich Dir noch mitzuteilen habe. In Marienburg sagt man, daß der polnische König nach Plock komme und mit dem Meister daselbst oder an irgend einem Grenzorte zusammentreffen werde. Die Kreuzritter wünschen dies sehr, weil sie in Erfahrung bringen möchten, ob der König Witold beistehen würde, falls derselbe ihnen wegen Samogitien offen den Krieg erklärt. Ha! Sie sind so klug wie die Schlangen, aber in diesem Witold haben sie doch ihren Meister gefunden. Der Orden fürchtet ihn auch, weil man niemals weiß, was er im Sinne hat, und was er thut. ›Er überließ uns Samogitien,‹ sagen sie in dem Kapitel, ›aber dadurch ist’s, als ob fortwährend ein Schwert über unsern Häuptern hinge. Ein Wort von ihm‹, sagen sie, ›und die Empörung ist da!‹ Und in der That, so ist es auch. Ich muß mich an seinen Hof begeben, sobald es mir möglich ist. Vielleicht trifft es sich, daß ich innerhalb der Schranken bei ihm kämpfen kann, und außerdem habe ich auch gehört, daß die Frauen dort von wahrhaft engelhafter Schönheit sind.«

»Ihr sagt, Herr, daß der König von Polen nach Plock komme?« fragte Pater Kaleb.

»So ist es. Mag sich Zbyszko dem Gefolge des Königs anschließen. Der Großmeister wünscht es selbst, Jagiello für sich einzunehmen, und wird ihm nichts abschlagen. Ihr wißt ja, wenn die Not es erheischt, kann niemand demütiger sein, als die Kreuzritter. Mag sich also Zbyszko dem Gefolge anschließen, mag er seine eigene Sache geltend machen, mag er ein lautes Geschrei erheben über das ihm zugefügte Unrecht. Die Deutschen werden sich ganz anders als sonst verhalten in Gegenwart des Königs und in Gegenwart der Krakauer Ritter, welche weltberühmt sind und deren Aussprüche und Urteile sich stets unter der ganzen Ritterschaft verbreiten.«

»Ein vortrefflicher Rat! Beim Kreuze des Herrn, ein ganz vortrefflicher!« rief der Priester aus.

»Gewiß!« bestätigte de Lorche. »An Gelegenheit zur Auszeichnung wird es nicht fehlen. In Marienburg vernahm ich, daß man Feste und Turniere veranstalte, denn die fremden Gäste wollen sicherlich mit den polnischen Rittern kämpfen. Bei Gott! Auch Ritter Jan von Aragonien wird kommen, der hervorragendste Ritter in der ganzen Christenheit. Wißt Ihr denn nicht? Aus Aragonien sandte er ja Euerm Zawisza seinen Handschuh, auf daß man an fremdländischen Höfen nicht sage, es gebe einen zweiten Ritter, der ihm gleicht.«

Die Ankunft de Lorches und die Gespräche mit ihm hatten Zbyszko so vollständig aus der Erstarrung erweckt, die ihn zuvor gefangen gehalten, daß er jetzt voll Aufmerksamkeit den Berichten des Freundes lauschte. Von Jan von Aragonien wußte auch er zu erzählen, denn zu jener Zeit mußte jeder Ritter die Namen der berühmtesten Kämpen kennen und im Gedächtnis bewahren, und der Ruhm der Edeln Aragoniens, Jans vornehmlich, war durch alle Lande gedrungen. Kein Ritter that es ihm innerhalb der Schranken gleich, die Mauren flohen, sobald sie seine Rüstung von weitem erschauten und allgemein ward er für den gewaltigsten Ritter der ganzen Christenheit gehalten.

Die Kunde von ihm erweckte den kriegerischen, ritterlichen Sinn Zbyszkos aufs neue, und erfragte mit großem Eifer: »Er forderte also Zawisza Czarny zum Kampfe heraus?«

»Ein Jahr ist es wohl her, seitdem der Handschuh eintraf, und Zawisza den seinigen absandte.«

»Und wird Jan von Aragonien gewiß kommen?«

»Gewiß ist es noch nicht, aber Gerüchte über sein Kommen sind im Umlauf. Die Kreuzritter haben ihm längst eine Einladung zugehen lassen.«

»Gebe Gott, daß wir seine Kämpfe mitansehen dürfen.«

»Gebe es Gott!« antwortete de Lorche. »Und wenngleich Zawisza besiegt wird, was leicht geschehen kann, gereicht es ihm doch zur Ehre, daß solch ein Kämpe wie Jan von Aragonien ihn zum Kampfe forderte, traun! Euerm ganzen Volke gereicht es zur Ehre!«

»Wir werden sehen,« bemerkte Zbyszko. »Ich sage nur: gebe Gott, daß wir alles mitanschauen dürfen!«

»Und ich stimme bei.«

Gleichwohl sollte sich ihr Wunsch diesmal nicht erfüllen, denn in alten Chroniken wird berichtet, daß der Waffengang Zawiszas mit dem hochberühmten Jan von Aragonien erst einige Jahre später zu Perpignan stattfand, wo in Gegenwart des Kaisers Sigmund, des Papstes Benedikt XIII., des Königs von Aragonien und vieler Fürsten und Kardinäle, Zawisza Czarny aus Garbow mit dem ersten Stoß seiner Lanze den Gegner vom Pferde warf und einen glänzenden Sieg über ihn davontrug. Indessen machten sich Zbyszko und de Lorche keine weitern Sorgen, denn sie dachten, wenn auch Jan von Aragonien sich nicht zur bestimmten Zeit stellen könne, würden sie dennoch bedeutende Ritterthaten sehen. Mangelte es doch in Polen nicht an tapfern Kämpen, die Zawisza wenig nachgaben, und unter den Gästen des Ordens waren immer die ersten der waffenkundigen Männer aus Frankreich, England, Burgund und Italien zu finden, welche bereitwillig den Kampf mit jedem aufnahmen.

»Höre,« sagte Zbyszko schließlich zu Herrn de Lorche, »ich fühle Sehnsucht nach meinem Oheim und ich muß nun eilen, ihn loszukaufen. Daher will ich mich morgen bei Tagesanbruch sogleich nach Plock aufmachen. Aber weshalb solltest Du hier bleiben? Wenn Du mein Gefangener bist, so kannst Du mich begleiten, dann wirst Du den König sowie den ganzen Hofstaat schauen.«

»Gerade wollte ich Dich darum bitten,« antwortete de Lorche, »denn längst schon wünschte ich die Polnischen Ritter zu sehen, und zudem hörte ich, daß die Frauen am königlichen Hofe eher Engeln als Bewohnern des Erdenthales gleichen.«

»Soeben erst sagtest Du etwas Aehnliches von Witolds Hofe,« bemerkte Zbyszko.