Sie begleitete ihn bis an seine Haustür, da ging sie von ihm. Er blieb nicht im Hause. Er ging nach dem alten Weidenbaum, setzte sich auf einen Stein des umgestürzten Meilenzeigers.
Der Wind sauste in den Zweigen des Baumes; es war wie eine Rede. Rasmus antwortete darauf, er sprach laut, aber niemand hörte es, nur der Baum und der sausende Wind.
»Mich überfällt eine solche Kälte! Es ist wohl Zeit, zu Bett zu gehen! Schlafen! Schlafen!«
Und er ging aber nicht nach Hause, an den Teich hinab ging er; dort schwankte er und fiel. Der Regen strömte herab, der Wind war so eisig kalt, er fühlte es nicht; aber als die Sonne aufging und die Krähen über das Röhricht des Teiches flogen, erwachte er, halbtot. Hätte er seinen Kopf dahin gelegt, wo seine Füße lagen, dann hätte er sich nie wieder erhoben, das grüne Entenflott wäre sein Leichentuch geworden.
Als der Tag vorüber war, kam Johanne nach dem Hause des Schneiders. Sie war seine Hilfe, sie brachte ihn ins Krankenhaus.
»Wir haben einander von klein auf gekannt«, sagte sie. »Deine Mutter hat mir Bier und Essen gegeben, das kann ich ihr nie vergelten. Du wirst wieder gesund werden, du wirst ein Mensch werden und leben.«
Und der liebe Gott wollte, daß er leben sollte. Aber auf und ab ging es mit Gesundheit und Stimmung.
Die Schwalben und der Star kamen und flogen wieder fort. Rasmus war alt vor den Jahren. Einsam saß er im Hause, das mehr und mehr verfiel. Arm war er, ärmer jetzt als Johanne.
»Du hast keinen Glauben!« sagte sie, »und wenn wir den lieben Gott nicht haben, was haben wir dann! -Du solltest zum Abendmahl gehen!« sagte sie. Du bist seit deiner Einsegnung nicht dagewesen!«
»Ja, was kann das nützen!« sagte er.
»Wenn du das sagst und glaubst, dann laß es nur sein! Unwillige Gäste will der Herr nicht an seinem Tische haben. Denke doch an deine Mutter und an deine Kindheit! Du warst einmal ein guter, frommer Junge. Soll ich dir einen Gesang vorlesen?«
»Was kann das nützen!« sagte er.
»Mich tröstet es immer!« antwortete sie.
»Johanne, du bist wohl unter die Frommen gegangen?« Er sah sie mit matten, müden Augen an.
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