Kopernikanische Wendung

Als kopernikanische Wende (auch: kopernikanische Wendung, kopernikanische Revolution) bezeichnet man die von Kopernikus mit seinem Werk De revolutionibus orbium coelestium (1543) eingeleitete Entwicklung der Auffassung, dass die Erde nicht der Zentralkörper des astronomischen Weltsystems sei.

Die Bezeichnung geht auf eine Bemerkung Kants in der Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft zurück, in der Kant seine neue erkenntnistheoretische, nämlich transzendentale Einstellung, wonach sich "die Gegenstände […] nach unserer Erkenntnis richten" müssen [KrV, B XVI], durch Hinweis auf Kopernikus erläutert, "der, nachdem es mit der Erklärung der Himmelsbewegungen nicht gut fort wollte, wenn er annahm, das ganze Sternheer drehe sich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er den Zuschauer sich drehen, und dagegen die Sterne in Ruhe ließ" [KrV, B XVI].

"Kopernikanisch“ stellt sich Kant in seiner Transzendentalphilosophie auf den Standpunkt, dass die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt […] zugleich Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung" sind [KrV, A 158; vgl A 111].