Akt

Akt (lat. actus) ist die scholastische Übersetzung des Begriffs energeia bei Aristoteles.

Der Akt ist die Tätigkeit, durch die eine Fähigkeit aktualisiert wird, oder die Verwirklichung einer Möglichkeit (vgl. dynamis/energeia). Gegenüber der Antike erfährt Akt bei Thomas von Aquin eine wesentliche Erweiterung, da das Wesen des endlichen Seienden als Potenz aufgefaßt wird, die zu ihrer Verwirklichung auf eine Wirklichkeit angewiesen ist, die ihrerseits reine Wirklichkeit, actus purus, einziger unendlicher Geist, ist.

Die Unterscheidung von Akt und Potenz (dynamis, potentia) stützt sich auf sachliche und begriffliche Gründe.

Sachlich ist die Differenz dadurch motiviert, dass eine Potenz rein für sich existent statuiert werden kann, unabhängig vom Akt, oder, wenn sie mit bzw. im Akt statthat, als diesen in seinem Bestand (ontisch) ermöglichend bzw. fundierend ausgewiesen scheint. Die begriffliche (logische) Differenz von Akt und Potenz scheint somit fachlich fundiert.

Es ist bezweifelt worden, ob die Differenz gerechtfertigt ist, da ein Akt seine Möglichkeit einschließt, ein wechselseitiges, nicht notwendigerweise aber ein sachlich (ontisch) reziprokes Verhältnis der Termini vor. Eine Potenz für sich kann nicht eigentlich bestehen, sie ist (nach Aristoteles) anzusiedeln zwischen Sein und Nichtsein und sie entzieht sich direkter Wahrnehmung. Sie ist spezifisch auf denjenigen Akt verwiesen, in dem sie erst zur Realisierung kommt.

Damit kann das Problem auf die Unterscheidung von möglichem und wirklichem Akt.

Ein bloß möglicher Akt ist eigentlich kein Akt und kann als nichtrelevant betrachtet werden. Ein verwirklichter Akt ist jedoch konstatierbar, auch ohne besonderen Ausweis der ihm zugeschriebenen inhärenten Möglichkeit oder Fähigkeit.

Immer wenn ein Akt stattfindet, ist seine implizite Möglichkeit mit dem präsent und kommt nur in ihm, in einseitiger Abhängigkeit von ihm zur Erfüllung; sie kann mithin nicht real, sondern nur durch begriffliche Unterscheidung als von ihm getrennt betrachtet werden.

Bei Husserl ist Akt ein intentionales Erlebnis, das auf einen Gegenstand gerichtet ist im Gegensatz zum Sinneseindruck, der bloß das Erlebnismaterial (griech. hyle) für das Gegenstandserlebnis bedeutet. Mit der Verwendung des Begriffs Akt bekundet Husserl, dass die Gegenstandserfahrung eine Tätigkeit enthält.