Diotima von Mantinea (ca. 400 v. u. Z.)

Der einzige Bericht über Diotima findet sich in Platons Dialog Symposion. Darin erzählt Sokrates, die Priesterin Diotima sei nach Athen gerufen worden, um durch Opferhandlungen die drohende Pest zu bekämpfen. Es sei ihr auch gelungen die Seuche 10 Jahre lang zu verhindern, bis zum Beginn der Peleponnesischen Kriege.

Ob Diotima tatsächlich gelebt hat, ist umstritten.

Dafür sind folgende Argumente vorgetragen worden:

  1. Diotimas Konzept der Liebe unterscheidet sich grundlegend von den Konzepten Platons und des Sokrates.
  2. Die historiche Existenz ist jahrhundertelang nicht bezweifelt worden.
  3. Es ist plausibel, dass eine Priesterin augesucht hat, da er auch das delphische Orakel befragt hat.
  4. Es gibt eine Bronzeauflage aus dem 4. Jahrhundert, die Sokrates und Diotima darstellt und sich auf einer Kassette befand, die das Symposion enthielt.

Im Symposion berichtet Sokrates von einem Gespräch mit Diotima, das die Liebe zum Gegenstand hat. Diotimas Umgang mit Sokrates ist von ihrer Überlegenheit geprägt, sie erklärt ihm seine Fehler und rügt ihn, wenn er etwas nicht versteht.

Diotima leitet Sokrates zur Erkenntis des wahren Eros an; sie macht ihm deutlich, dass Eros kein Gott sei, sondern ein Dämon, eion Wesen, das zwischen den Göttern und den Sterblichen steht. Durch ihn können die Götter mit Sterblichen Umgang haben. Diotima erklärt die Herkunft des Eros mit der Sage wie Penia, seine Mutter, ihn empfangen habe. Zum Begleiter der Aphrodite wurde Eros, da die Empfängnis bei einem Fest stattfand, das ihr zu Ehren veranstaltet wurde.

Eros ist in Diotimas Konzept der Liebe ein Symbol für das menschliche Streben nach dem Vollkommenen. Nicht nur dem Schönen zugewandt, steht er für das Verlangen nach der Entstehung des Schönen.

Ausgehend vom Wesen des Eros, den Diotima als Liebenden beschreibt, erklärt sie den Begriff der Liebe. Sie wird bestimmt als eine Geburt des Schönen, in geistiger und körperlicher Hinsicht. Es sei das Ziel des Menschen, ihre Natur zu reproduzieren, was nur im Schönen möglich ist. Die Geburt des Schönen ist dann eine göttliche Sache, die dem sterblichen Leben etwas Unsterbliches verleiht. Auch die Liebenden streben nach Unsterblichkeit, die sie durch die Schaffung des Schönen erreichen. Das geschieht auf der geistigen Ebene durch die Reproduktion der einen Seele in der anderen.

Unsterblichkeit wird erreicht durch die Ideen, Tugenden und die Weisheit der Partner. Damit geht es den Liebenden nicht mehr um Vereinigung mit dem Schönen, sondern um dessen Reproduktion. Das Ziel der Liebe ist die Wiedergeburt der eigenen Seele in dem Anderen durch die Idee des Schönen.

Damit vertritt Diotima nicht wie Platon die Meinung, dass die Seele wiedergeboren wird, sondern sie wird unsterblich durch Qualitäten, die die Liebe der Partner hinterlässt.

Sie kann also nicht übergehen in ein aderes Wesen, sondern sie hinterlässt durch die Vereinigung in der Liebe eine Spur, die sie unsterblich macht.

Der Weg zur Erkenntnis des Schönen führt die Liebenden über mehrere Stufen "Von den schönen Gestalten zu den schönen Sitten und Handlungsweisen, und von den schönen Sitten zu den schönen Kenntnissen, bis man von den Kenntnissen endlich zu jener Kenntnis gelangt, welche von nichts anderem als eben von jenem Schönen selbst die Kenntnis ist." (Platon, Symposion).

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