Im Dreißigjährigen Kriege kämpfte der Sachsenherzog Bernhard von Weimar in den Gefilden des Oberrheins. Da belagerte er das Städtchen Neuenburg zwischen Basel und Breisach, das noch gut kaiserlich war und sich tapfer hielt. Der langen Belagerung und des hartnäckigen Widerstandes der Neuenburger äußerst müde, ergrimmte der Sachsenherzog und verschwur sich hoch und teuer bei. Himmel und Hölle: »Komme ich in das Nest hinein, so soll weder Hund noch Katze mit dem Leben davonkommen!«
Bald darauf mußten sich die tapferen Neuenburger, da sie die Belagerung nicht länger aushalten konnten, ergeben, und die Soldaten wollten schon ihr Mütlein im Blute der Bürgerschaft kühlen und alles ermorden. Da gereute den Herzog seines vermessenen Eides und des vielen edeln, auch zum Teil unschuldigen Blutes, das hier vergossen werden sollte, und er sprach: »Nur was ich schwur, wird gehalten, und nicht mehr und nicht minder! Schont nicht Hunde, nicht Katzen; aber bei Leib und Leben gebiet‘ ich, daß der Menschen geschont werde!« Und also geschah es.
Herzog Bernhard, der große Kriegesheld, hat auch Breisach belagert und erobert, Freiburg eingenommen und bei Rheinfelden das Heer der Kaiserlichen geschlagen. Große Hoffnungen baute auf ihn das deutsche Volk, auch das im Elsaß, und jubelte ihm zu. Es begrüßte ihn überall als einen Retter und als einen Schirmvogt gegen das treulose Nachbarland. Aber er sprach ahnungsvoll: »Ich werde des großen Schwedenkönigs Gustav Adolf Schicksal teilen: sobald das Volk ihn mehr ehrte als Gott, mußte er sterben.« Und ein Jahr nach Neuenburgs Einnahme starb er alldort, wo er so menschlich gewaltet, der Sage nach an Gift. Die Zeichen dieser Tat aber deuten nach Frankreich hinüber.