Eines Nachts brachen Diebe, in der Hoffnung Beute zu machen, geräuschlos in ein Haus ein und durchwühlten es von oben bis unten, fanden aber nur ein Weib, ihren Gatten und eine Kuh. Weiter enthielt es auch gar nichts und alle Zimmer gähnten sie in Leere an. So waren sie denn in ihren Hoffnungen getäuscht, darum sehr mißvergnügt über ihr Unternehmen und berieten sich untereinander.

»Wenn ihr nur auf mich hören wollt,« sagte einer von ihnen, »können wir es leichtlich bewirken, daß unser Einbruch hier nicht vergeblich vonstatten geht; beginnen wir damit, den Mann totzuschlagen, dann wollen wir die Kuh schlachten und am Spieß braten, aus ihrer Haut aber einen Schlauch machen, der unsere Getränke in sich fassen soll. Und hier wollen wir bleiben bis zum Morgen und essen und trinken und uns umschichtig mit dem Weibe vergnügen. Und so werden wir auf einmal uns aller Freuden erfreuen.

Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung.

Die beiden Eheleute, die, ohne sich irgend etwas gewärtig zu sein, friedlich schlummerten, waren während der Unterhaltung wach geworden.

»Hast du gehört?« fragte der Mann sein Weib.

»Wahrlich,« entgegnete die Lüsterne, »aber wir können zu nichts anderem unsere Zuflucht nehmen, als in Geduld der Dinge harren.«

»Saubere Geduld das,« begehrte der Mann auf, »ich soll ruhig zusehen, daß sie die Kuh schlachten und mich umbringen, um dir Freude zu machen?«

Die Diebe, die alles mit angehört hatten, huben an zu lachen, gaben ihren Vorsatz auf und machten sich davon.

 

Des Weibes Aufführung in diesem Fall zeigt deutlich, daß, wie viele Ehejahre man auch hinter sich hat, wenn die Nacht der Fährde naht, das Weib, um sich zu retten, in des Mannes Tod einwilligt. Also darf man kein Vertrauen zu ihrem Geschlecht haben. Daher das Sprichwort:

Baue nimmer auf ein Weib,
Stütz‘ auf Wasser nie den Leib.