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862. Nacht

Als ich nach Hause kam, sagte ich zu meiner Mutter:

„Das ist ein sauberes Ding mit dem Handel! Wenn Ihr
mich schlafen seht, so hütet Euch wohl, mich zu wecken, damit ich nach dem
Hafen laufen soll. Schaut her,“ setzte ich hinzu, indem ich ihr den Affen
zeigte, „und seht, welche Ware man mir von China mitgebracht hat!“

Kaum hatte ich mich gesetzt, als mehrere Sklaven Abul
Mosaffers eintraten und mich fragten, ob ich Abu Muhammed Alkeslan wäre. Und
kaum hatte ich mit Ja geantwortet, als ich Mosaffer selbst erblickte, welcher
ihnen folgte. Ich stand sogleich auf und näherte ich, um ihm die Hand zu
küssen. Er aber ließ mir nicht Zeit dazu, sondern fiel mir um den Hals und lud
mich ein, ihn nach seinem Haus zu begleiten.

Obwohl missvergnügt, nahm ich jedoch seine Einladung an,
weil ich es einem Mann, der mich so mit Liebkosungen überhäufte, nicht
abschlagen wollte.

Als wir in Abul Mosaffers Haus angelangt waren, befahl er
zweien seiner Sklaven, die Summe herbeizuholen, welche mir bestimmt war. Sie
gehorchten auf der Stelle und kamen nach kurzer Zeit wieder herein, mit zwei
ziemlich großen Kasten beladen.

„Hier, mein Sohn,“ sagte Mosaffer zu mir, indem
er mir die Schlüssel übergab, „sieh, wie Gott die fünf Silberstücke
gesegnet hat, welche Du mir übergeben hast. Die in diesen beiden Kästchen
enthaltene Summe gehört Dir: Kehre heim. Diese beiden Sklaven haben den Befehl,
Dir zu folgen.

Unaussprechlich entzückt über das, was ich jetzt hörte,
bezeigte ich dem großmütigen Abul Mosaffer meine innigste Dankbarkeit und
kehrte zu meiner Mutter heim, welcher die beiden Kästchen die freudigste
überraschung verursachten.

„Du siehst, mein Sohn,“ sprach sie zu mir,
„dass die Vorsehung uns nicht verlassen hat. Mache Dich nun ihrer Wohltaten
würdig, indem Du alle Deine Kräfte aufbietest, um Dich aus dieser
Fühllosigkeit und Faulheit zu reißen, in welcher Du bisher gelebt hast.“

Ich versprach meiner Mutter, ihrem Rat zu folgen; und die
glückliche Veränderung, welche mit meiner Lage vorgegangen war, ließ mich
umso leichter Wort halten.

Mein Affe schien unterdessen von Tag zu Tag mir
anhänglicher zu werden. Er saß auf dem Sofa bei mir und aß und trank mit mir.
Aber unbegreiflich war mir in seinem Betragen, dass er immer mit Anbruch des
Tages verschwand und niemals vor Mittag wieder kam; dann trat er mit einer
Börse von tausend Goldstücken, welche er in seinen Pfoten hielt, in mein
Zimmer, legte sie zu meinen Füßen und setzte sich an meine Seite.

Dieses Verfahren setzte er so lange fort, dass ich
unmäßig reich wurde. Ich kaufte Ländereien und Landhäuser. Ich ließ mehrere
Paläste mit weitläufigen Gärten erbauen und umringte mich mit einer großen
Menge Sklaven von beiden Geschlechtern.

Eines Tages, als mein Affe an meiner Seite saß wie
gewöhnlich, sah ich ihn neugierig rechts und links umblicken, als wenn er sich
versichern wollte, ob wir auch allein wären. „Was will das
bedeuten?“, dachte ich bei mir selber. Aber denkt Euch mein Erstaunen,
großmächtiger Beherrscher der Gläubigen, als ich ihn die Lippen bewegen sah
und deutlich meinen Namen aussprechen hörte.