Project Description

290. Nacht

Fortsetzung
der Geschichte Chodadads und seiner Brüder

Als die Prinzessin die Erzählung ihrer Abenteuer geendigt
hatte, bezeugte ihr Chodadad, wie innig gerührt er von ihren Unglücksfällen
wäre. „Aber, meine Fürstin,“ fügte er hinzu, „es steht nur bei
euch, von nun an ruhig zu leben. Die Söhne des Königs von Harran erbieten euch
eine Zuflucht an dem Hof ihres Vaters: Nehmt sie an, ich bitte euch! Ihr werdet
dort diesem Fürsten willkommen und von aller Welt geehrt sein, und wenn ihr die
Bewerbung eures Befreiers nicht verschmäht, so erlaubt, dass ich euch meine
Hand anbiete, und dass ich mich mit euch, in Gegenwart aller dieser Prinzen
vermähle. Lasst sie Zeugen unserer Verlöbnis sein.“

Die Prinzessin willigte ein und denselben Tag noch wurde
die Hochzeit in dem Schloss gefeiert, wo sich Vorräte aller Art befanden: Die
Küche war voller Speisen und solcher Gerichte, welche der Schwarze zu sich zu
nehmen pflegte, wenn er vom Menschenfleisch gesättigt war. Dort waren auch viel
vortreffliche Früchte, und zur Vollständigkeit des Festes, eine große Fülle
von gebrannten Wassern und köstlichen Weinen.

Sie setzten sich alle zu Tisch, und nachdem sie gut
gegessen und getrunken hatten, trugen sie alle übrige Vorräte heraus, und
verließen das Schloss, um sich an den Hof des Königs von Harran zu begeben.

Sie zogen mehrere Tage fort, und lagerten Nachts an den
angenehmsten Stellen, welche sie finden konnten. Sie waren nur noch eine
Tagesreise von Harran entfernt, als sie anhielten, und alle übrigen Wein
austranken, weil sie nun nichts mehr aufzusparen brauchten.

Hier nahm Chodadad das Wort und sprach. „Prinzen, ich
will euch nicht länger verbergen, wer ich bin: Ihr seht in mir euren Bruder
Chodadad. Ich verdanke eben so wohl, als ihr, mein Leben dem König von Harran.
Der Fürst von Samarien hat mich erzogen, und die Prinzessin Pirus