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124. Nacht

Der Kalif Harun Arreschyd konnte sich, seiner
Ernsthaftigkeit ungeachtet, nicht enthalten zu lachen, als der Wesir Giafar ihm
sagte, dass Schemseddin Mohammed den Bedreddin töten lassen wollte, weil er in
die dem Schaban verkaufte Sahnetorte keinen Pfeffer getan hätte.

„Wie,“ sagte Bedreddin, „muss in meinem Hause
alles zerbrochen und zerschlagen, muss ich in einen Kasten gesperrt, und müssen
die Vorbereitungen dazu gemacht werden, mich an einen Pfahl zu heften, und das
alles, weil ich keinen Pfeffer in eine Sahnetorte tue! Großer Gott, wer hat
jemals etwas ähnliches gehört? Sind das Handlungen von Muselmännern, von
Personen, die sich’s zur Pflicht machen, rechtschaffen und gerecht zu sein und
die alle Arten von guten Werken übern?“

Indem er dies sagte, schwamm er in Tränen und fuhr sodann
in seinen Klagen fort: „Nein, noch nie ist jemand so ungerecht und so
streng behandelt worden. ist es möglich, dass man im Stand ist, einem Menschen
das leben zu nehmen, weil er keinen Pfeffer in eine Sahnetorte getan hat?
Verflucht seien alle Sahnetorten, ebenso wie die Stunde meiner Geburt! Möchte
es Gott gefallen, mich in diesem Augenblick sterben zu lassen!“

Der tief betrübte Bedreddin hörte nicht auf, sich zu
beklagen; und als man den Pfahl und die Nägel, um ihn daran zu nageln, brachte,
stieß er bei diesem schrecklichen Schauspiel ein gewaltiges Geschrei aus:
„O Himmel,“ sagte er, „kannst du das dulden, dass ich eines so
schmachvollen und schmerzlichen Todes sterbe? Und für welches Verbrechen! Nicht
weil ich gestohlen, weil ich einen Todschlag begangen, weil ich meine Religion
verleugnet, nein, bloß weil ich keinen Pfeffer in eine Sahnetorte getan
habe!“

Da die Nacht schon vorgerückt war, so ließ der Wesir
Schemseddin Mohammed den Bedreddin wieder in seinen Kasten sperren, und sagte zu
ihm: „Hier bleib bis morgen; der Tag wird nicht vergehen, ohne dass ich
dich sterben lasse.“

Man brachte den Kasten herbei und lud ihn auf das Kamel,
welches ihn von Bagdad getragen hatte. Man belud zu gleicher Zeit alle anderen
Kamele, und als der Wesir zu Pferde gestiegen war, ließ er das Kamel, welches
seinen Neffen trug, vor sich herführen, und zog, von seinem ganzen Gefolge
begleitet, in die Stadt. Nachdem er durch mehrere Straßen gezogen war, wo sich
niemand sehen ließ, weil sich alles zurückgezogen hatte, begab er sich nach
seinem Haus, woselbst er den Kasten abladen ließ, mit dem Verbot, ihn ohne
seine Erlaubnis zu öffnen.

Während man die anderen Kamele ablud, nahm er die Mutter
des Bedreddin-Hassan und seine Tochter bei Seite und sagte zu der letzteren:
„Gott sei gelobt dafür, dass er uns deinen Mann und deinen Vetter so
glücklich hat wieder finden lassen. Du wirst dich vermutlich des Zustandes
erinnern, in welchem dein Zimmer in der Hochzeitnacht war; geh und lass alles
wie damals einrichten. Wenn du dich jedoch dessen nicht erinnerst, so kann ich
durch das aufgenommene Verzeichnis aushelfen. Ich werde meinerseits zu dem
übrigen Befehl erteilen.“

Dame der Schönheit ging mit Freuden an die Ausführung
dessen, was ihr Vater ihr befohlen hatte, welcher nun auch im Saal alles auf
dieselbe Weise einrichten ließ, wie es war, als Bedreddin-Hassan sich mit dem
buckligen Stallknecht des Sultans von ägypten dort befand. die Diener setzten
jedes Gerät so, wie er es von dem Verzeichnis ablas. Weder der Thron noch die
angezündeten Wachslichter wurden vergessen. Als nun im Saal alles in Ordnung
war, ging der Wesir in das Zimmer seiner Tochter, woselbst er Bedreddins
Kleidung nebst der Börse mit Zeckinen hinlegte. Als dies geschehen war, sagte
er zu Dame der Schönheit: „Entkleide dich, meine Tochter, und lege dich
nieder. Sobald Bedreddin hier in das Zimmer gekommen sein wird, so beklage dich
darüber, dass er so lange draußen geblieben ist, und sage ihm, dass du beim
Erwachen sehr erstaunt gewesen bist, ihn nicht an deiner Seite zu finden.
Dränge ihn, sich wieder ins Bett zu legen, und morgen früh wirst du uns, deine
Schwiegermutter und mich, ergötzen, indem du uns erzählst, was in dieser Nacht
zwischen ihm und dir vorgefallen ist.“ Nach diesen Worten verließ er das
Gemach seiner Tochter und ließ ihr die Freiheit, sich niederzulegen.