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112. Nacht

Da der Wesir Schemseddin Mohammed durch die Hilfe seiner
Tochter und von ihr herbeigerufener Frauen aus seiner Ohnmacht erwacht war,
sagte er: „Meine Tochter, wundere dich nicht über den Zufall, der mir
soeben begegnet ist: Seine Ursache ist von der Art, dass du sie kaum begreifen
wirst. Der Gatte, welcher die Nacht mit dir zugebracht hat, ist dein Vetter, der
Sohn des Nureddin-Ali. Die tausend Zeckinen, welche ich in diesem Beutel fand,
erinnern mich an einen Streit, den ich mit diesem teuren Bruder hatte; ohne
Zweifel ist es das dir bestimmte Brautgeschenk. Gott sei für alle Dinge gelobt
und ganz besonders für dieses wunderbare Abenteuer, welches so deutlich seine
Macht bewährt.“ Er betrachtete hierauf die Handschrift seines Bruders und küsste
sie mehrmals, indem er häufige Tränen vergoss. „Warum kann ich
nicht,“ rief er aus, „eben so wie ich diese Züge sehe, die mir so
viel Freude verursachen, meinen Bruder selbst sehen und mich mit ihm
versöhnen!“ Er sagte sodann folgende Verse her:

„Ich sehe seine Spuren, bei ihrem Anblick schmelze
ich vor Sehnsucht, und über seinen unbekannten Aufenthalt vergieße ich
Tränen.“

„Ich bitte den, der mich durch seine Trennung von mir
geprüft hat, er möge mich durch seine Rückkehr beglücken.“

Er las das Heft von einem Ende zum andern, und fand darin
die Tage der Ankunft seines Bruders in Balsora, seiner Verheiratung und der
Geburt des Bedreddin-Hassan; und als er mit diesen Tagen diejenigen seiner
Verheiratung und der Geburt seiner Tochter in Kairo verglichen hatte,
verwunderte er sich über ihre übereinstimmung; und da er nun bedachte, dass
sein Neffe sein Schwiegersohn wäre, überließ er sich gänzlich der Freude. Er
nahm das Heft und den am Beutel befestigten Zettel, und ging, sie dem Sultan zu
zeigen, der ihm das Vergangene vergab und über die Erzählung dieser Geschichte
so erfreut war, dass er sie umständlich aufzeichnen ließ, und sie auf die
Nachwelt zu bringen.

Der Wesir Schemseddin Mohammed konnte jedoch nicht
begreifen, warum sein Neffe verschwunden wäre, hoffte aber, ihn jeden
Augenblick kommen zu sehen, und erwartete ihn mit der größten Ungeduld, um ihn
zu umarmen. Nachdem er ihn sieben Tage lang vergeblich erwartete hatte, ließ er
ihn durch ganz Kairo suchen, konnte jedoch, aller Nachforschungen ungeachtet,
nichts von ihm erfahren. Das beunruhigte ihn sehr. „Dies ist,“ sagte
er, „ein sehr seltsames Abenteuer; niemals hat jemand ein gleiches
erlebt.“

Ungewiss, was sich in der Folge noch ereignen könnte,
hielt er es für nötig, den damaligen Zustand seines Hauses aufzuschreiben,
nächst dem, wie es bei der Hochzeit zugegangen, und wie der Saal und das Zimmer
seiner Tochter eingerichtet waren. Auch machte er ein Paket aus dem Turban, dem
Beutel und den übrigen Kleidungsstücken des Bedreddin, und verschloss es.