945. Arbeit im Mondschein

Es ist im Schwabenlande eine gemeine Sage, daß niemand arbeiten soll im Mondschein, denn solche Arbeit frommt nicht und gehört nicht Gott wie die Tages- und Lichtarbeit, sondern dem Teufel. Hätte der liebe Gott haben wollen, daß man im Mondschein arbeiten solle, so hätte er dem Mond mehr Lichtstärke verliehen. Die Rede geht, wer doch im Mondschein arbeite, zu dem komme insgemein ein Unbekannter und biete ihm Arbeit an, die dann immer etwas Geheimes auf sich habe. Einer Frau, die im Mondschein spann, bot der Fremde, der ihr erschien, einen ganzen Arm voll Spindeln, die sollte sie in derselben Nacht noch alle vollspinnen, wo nicht, so drehe er ihr bei der Wiederkehr den Hals um. Die Frau aber besann sich nicht lange, sie bespann alle Spindeln, auf jeder einmal herum, daß das Holz bedeckt war, sozusagen nicht mehr rein, wie man zu sagen pflegt: Kind, du hast dich vollgemacht, wenn eins sein Gewand verunreinigte. Und da konnte ihr der Schwarze, da er wiederkam, nichts anhaben, nur daß er ihr auch etwas vollmachte, nämlich die ganze Stube so voll Gestank, daß man sechs Monate lang daran zu schmecken hatte.

Der Mann im Mond, das ist kein anderer als ein Weingärtner aus Schwaben, der im Mondschein noch Rebebüschele machte, dafür muß er nun jahraus jahrein schweben und im Mond sein größtes Rebebüschele am Stöckle auf dem Rücken tragen. Man heißt ihn auch das Besenmännle, den Mann im Mond, weil er am Sonntag Besenreis geschnitten und dafür zur Strafe vom lieben Gott selbst hinauf in den Maun verwünscht worden ist.

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