856. Dollinger und Krako

Zu Kaiser Heinrichs des Hunnensiegers Gezeiten hielt derselbe in Regensburg Hof und daselbst ein Stechen. Da kam unter Geleit ein freisamer Heide geritten, des Name war Krako, der forderte die Ritterschaft zum Lanzenbrechen auf mit großem Übermut, und wer im Stechen auf Leben und Tod unterliege, dessen Seele sollte dem Teufel eigen sein, denn er hatte heimlich zwei Teufel in seinem Dienst, die ihn stark machten und nach Teufelart auf Christenseelen lauerten. Die Ritter aber alle schwiegen bestürzt, und keiner wagte den Kampf anzunehmen, und der Kaiser fragte zornig: Habe ich denn an meinem Hofe keinen Mann, der mit dem Heiden das Stechen darauf wagt, daß seine Seele, wenn sie ihn verläßt, dem Heiland, unserm Herrn, gehört und mitnichten dem Teufel? – Da trat ein mannlicher Ritter hervor, Hans Dollinger geheißen, andere sagen, derselbe habe ob Hochverrats im Kerker gelegen und sei zum Kampfe zugelassen worden, um gleichsam hier in einem Gottesgerichtskampf seine Seele zu lösen, und begann das erste Stechen mit dem gewaltigen Heiden, und da sah er in des Heiden Spiegelschild die zwei Teufel, die ihm kämpfen halfen, allen andern unsichtbar, und da stach der Heide den Dollinger vom Roß, daß er auf dem Rücken lag wie ein gepreschter Frosch und zu Jesu im Himmel hineinschrie, ihm von den Heiden und seinen Teufeln zu helfen. Da ritt der Kaiser zu dem Gefällten und hielt ihm ein Kruzifix an den Mund, daß er das küsse, und von dem Kuß wurde der Dollinger frisch und gesund und sprang aus, bestieg sein Roß, und da taten sie das zweite Reiten gegeneinander, und stach der Dollinger dem Heiden die Lanze in das Ohr, wie der junge Königsohn am Rhein dem Heidenweibe sein Schwert, daß die Spitze zum andern Öhrlein wieder heraustrat und der Heide vom Rosse fiel wie ein Nußsack und seine Seele dahin fuhr, wohin er sie verlobt, nämlich zu allen Teufeln. Hernach hat der Dollinger an seiner Herberge zu Regensburg sotanen Kampf in Stein hauen und abbilden lassen, das wurde auch ein Regensburger Wahrzeichen, ward auch vielfach gemalt und besungen in alten Liedern.

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