791. Allerlei Kreuze

Im Spessartwalde stehen gar viele Bildstöcke und Kreuze nach allen Richtungen hin. So in dem östlich von Oberbessenbach gelegenen Walde ein großes hölzernes Kreuz, das Posthalterskreuz genannt. Hier zog die alte Straße vorüber, die früher nach Aschaffenburg führte. An dieser Stelle wurden einst die Pferde, die den Postwagen zogen, auf einmal unruhig und begannen plötzlich zu rennen, ohne daß der Knecht sie zu zügeln vermochte, über Stock und Stein ging es hinweg. Da gelobte der Posthalter hier ein Kreuz, wenn der Wagen glücklich nach Aschaffenburg käme. Und da dies geschah, ließ er es errichten.

Sodann steht zwischen Hessenthal und Weibersbrunn das rote Kreuz; auch bei Stockstadt zwischen Aschaffenburg und Seligenthal steht ein rotes Kreuz, das ein Priester setzen ließ, der einen Wolf mit seinem Brevier erschlug; zu diesem Kreuze beten noch immer gern viele Gläubige; und eine Stunde von Rohrbrunn gegen Echterspfahl, allwo die Herren von Schönborn ob Jagdzwistes einen Echter aufknüpften, steht das Schweinfurter Kreuz; ein Fuhrmann ist allda verunglückt. Am berühmtesten aber ist in dieser Gegend das Goldbacher Kreuz, denn es sind viele Wunder bei ihm und durch dasselbe geschehen. Es liegt ganz nahe der Hochstraße, die von Lohr durch den Spessart nach Aschaffenburg führt, nur eine halbe Stunde von dieser Stadt, ist alt und steinern und von ehrwürdigen Linden umgeben. Nahe dort erhebt sich der Kugelberg, der auch der Schloßberg heißt, weil eine Burg oben draufstand. Der Ritter auf dieser Burg hatte eine einzige Tochter, die war verlobte Braut eines andern Ritters, wurde aber auf einem Ritt nach dem nahen Aschaffenburg von Räubern angefallen und hinweggeführt. Der Vater wie der Bräutigam boten alles auf, ihren Aufenthalt zu erkunden, was endlich auch dem Bräutigam gelang. Eilend gab dieser dem Vater Kunde, und der Ritter ritt ihr, der unterdes Befreiten, entgegen. Allein ehe er sie wiedersah, stürzte er samt seinem Roß nahe bei Goldbach und verschied. Die Tochter war darüber so entsetzt, daß sie den Schleier nahm. Dem Vater zum Gedächtnis wollte sie ein Kloster an die Unglücksstelle bauen, allein das Bauholz blieb nicht alldort, es ging damit wie mit der Johanniskirche, die nicht im Tale stehen wollte, am andern Morgen war allemal wieder alles fort und lag nahe einer Mühle; da baute denn die trauernde Tochter an jene Stelle ihr Kloster, und das war Schmerlenbach, das lange bestanden hat; auch stehen noch seine Gebäude.

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