523. Die törichten Musikanten

Mehrere Musikanten aus Klein-Gölitz, die in Blankenburg beim Tanze mit aufgespielt hatten, gingen auf dem Nachhausewege am alten Schlosse vorüber. Der Mond beleuchtete die gelben Mauern, und durch die verödeten Fenster neigten sich grüne Büsche. Der eine sagte: Wie wäre es, Kameraden, wenn wir den alten Grafen, die da oben umwandeln, ein Ständchen brächten; solche große Herren nehmen das gar gut auf, zumal wenn sie so selten Musik hören wie da droben! Den andern war es recht, und sie spielten einen gemütlichen Dreher. Die heitern Weisen hallten lustig in die Nacht hinein, und ihr Klang brach sich sanft widerhallend an den alten Mauern. Oben aus den Fensterhöhlen schienen verwitterte Gesichter freundlich zu nicken. Als die letzten Töne verklangen, trat ein graues Männchen – die Musikanten hatten es nicht kommen sehen – zu ihnen, schenkte jedem einen Buchenzweig und sagte: Bringt das eueren Kleinen mit, die schnabulieren gern Bucheckern! Unterwegs warfen alle den Zweig lachend weg und sagten: Wenn der wunderliche Mann uns wenigstens ein Zuckerbrötchen mitgegeben hätte, denn Bucheckern essen unsere Kleinen dieses Jahr nicht, da wir welsche Nüsse die Fülle haben, und in denen steckt doch ein ordentliches Bübchen (Kern). Nur der Baßspieler steckte das Zweiglein zum Andenken in seinen Baß. Des andern Morgens kamen seine Kinder fröhlich gehüpft und fragten: Vater, was habt Ihr uns denn für gelbe Nüßchen mitgebracht, die taugen doch nicht zum Essen, denn sie sind hart, daß man sich die Zähne dran ausbeißen könnte! Und als der Vater den Zweig betrachtete, siehe! da war er in pures Gold verwandelt, und so wurde er der reichste Mann im Dorfe. Die andern Musikanten durchsuchten nun jedes Gräschen am Wege, um ihr Zweiglein wiederzufinden, aber es blieb nicht nur verloren, sondern sie sollen noch obendrein von unsichtbaren Händen unbarmherzige Nasenstüber bekommen haben.

*