497. Die Harchelsbeerhecke

Von Heinrichs im Talgrunde der Hasel abwärts wird ein Dorf erreicht, des Name ist Dillstedt, da ist ein Platz, den nennen die Leute nur die Malscht, das ist Malstätte, darüberhin gingen sonst immer die Brautleute, wenn sie mit ihren Gästen in das Wirtshaus zum Tanze zogen, wie die Suhlaer an ihrem roten Stein vorbei zum fröhlichen Mann. Am Wege stand eine Harchels- (Stachel)beerhecke, und da einstmals auch ein Brautpaar mit aufspielender Musik dort vorbeizog, da sang ein Vögelein mit lauter Stimme aus der Hecke:

Heut werrschtde nauf g’klunge
un übbers Jaar nauf g’sunge!

Und wie das Jahr herum war, da ging mit Trauerliedergesang ein Leichenzug über die Malscht, und das war das junge Paar, sie waren beiderseits an einer schwinden Krankheit gestorben; seitdem geht kein Brautzug mehr über die Malscht, und sollte einer, um in das Wirtshaus zu gelangen, den größten Umweg nehmen.

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