42. Die schiffenden Mönche

Zu Speier kam einstmals ein Fischer an den Strand des Rheinstroms, der stellte seine Garne spät am Abend und legte seine Reusen und fuhr in seinem Kahn von einer Uferstelle zur andern. Da kam ein Mann daher in brauner Mönchskutte, und der Fischer grüßte ihn. Fischer, sprach der Mönch, ich bin ein Bote von weitem her und möchte gern überfahren. – Das kann geschehen, sagte der Fischer und fuhr den Mönch über. Als er wieder an seinen Strand kam, standen fünf andere Mönche da und harrten seiner und sprachen: Fahr über! – Warum reiset ihr so in später Nacht? Und soll ich nicht für meine Arbeit einen Lohn von euch verdienen? – Fischer, es treibt die Not, antworteten die Mönche, die Welt ist uns gram, fahr uns nur über um Gottes willen.

Der Strom war ruhig und hell der Nachthimmel, der Fischer nahm die Männer in seinen Kahn und stieß vom Strande. Schnell ward es dunkel, der Himmel schwärzte sich, der Strom warf Wellen, es heulte der Sturm und trieb die schäumenden Wogen über Bord in das Schiff hinein. Wie geschieht uns? fragte der Fischer. War doch eben erst der Himmel rein und klar! Hilf uns, o Gott! – Was heulst und betest du, statt zu rudern? schalt den Schiffer einer der Mönche, entriß ihm das Ruder und schlug ihn, daß er niedersank. Die Mönche ruderten nun selber eilend durch den Strom, legten am andern Ufer an und verschwanden. Als der Fischer wieder zu sich kam, grauete schon der Tag, und kaum vermochte er, wieder überzufahren und seine Hütte zu erreichen.

Des Weges aber, den die Mönche eingeschlagen, kam ein Bote, der wollte gen Speier, der sah dieselbigen Mönche sich entgegenkommen, sie fuhren auf einem Wagen, der war schwarz überhangen und hatte nur drei Räder; die Pferde, die ihn zogen, hatten nur drei Beine, und der Fuhrmann hatte eine Teufelsnase und eine Flammengeißel, rund um den Wagen her weberte es von Flammen. Der Bote kreuzte und segnete sich und zeigte dem Rat zu Speier dies Gesicht an, aus welchem man auf große Zwietracht unter den deutschen Fürsten schloß, an der in alten und neuen Zeiten niemalen ein Mangel.

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