Im Beichtstuhl sagte er dem König, was er gesehen hatte und was er fürchtete. Und als die harten Worte seiner Zunge entströmten, schüttelten die Heiligenbilder die Köpfe, als wenn sie sagten wollten: „Es ist nicht so! Elisa ist unschuldig!“ Aber der Erzbischof legte es anders aus, er meinte, daß sie gegen sie zeugten, daß sie über ihre Sünden die Köpfe schüttelten. Da rollten zwei schwere Tränen über des Königs Wangen herab. Er ging nach Hause mit Zweifel in seinem Herzen und stellte sich, als ob er in der Nacht schlafe. Aber es kam kein ruhiger Schlaf in seine Augen, er merkte, wie Elisa aufstand. Jede Nacht wiederholte sie dieses, und jedesmal folgte er ihr sacht nach und sah, wie sie in ihrer Kammer verschwand.
Tag für Tag wurde seine Miene finsterer; Elisa sah es, begriff aber nicht, weshalb. Allein es ängstigte sie, und was litt sie nicht im Herzen für die Brüder. Auf den königlichen Staat und Purpur flossen ihre heißen Tränen; die lagen da wie schimmernde Diamanten, und alle, welche die reiche Pracht sahen, wünschten Königin zu sein. Inzwischen war sie bald mit ihrer Arbeit fertig, nur ein Panzerhemd fehlte noch. Aber Flachs hatte sie auch nicht mehr, nicht eine einzige Nessel. Einmal, nur dieses letzte Mal mußte sie deshalb zum Kirchhof und einige Handvoll pflücken. Sie dachte mit Angst an diese einsame Wanderung und an die schrecklichen Lamien; aber ihr Wille stand fest sowie ihr Vertrauen auf den Herrn.
Elisa ging, aber der König und der Erzbischof folgten ihr. Sie sahen sie bei der Gitterpforte zum Kirchhof hinein verschwinden, und als sie sich näherten, saßen die Lamien auf dem Grabstein, wie Elisa sie gesehen hatte. Und der König wendete sich ab, denn unter ihnen dachte er sich die, deren Haupt noch diesen Abend an seiner Brust geruht hatte.
„Das Volk muß sie verurteilen!“ sagte er. Und das Volk verurteilte sie, in den roten Flammen verbrannt zu werden.
Aus den prächtigen Königssälen wurde sie in ein dunkles, feuchtes Loch geführt, wo der Wind durch das Gitter hineinpfiff. Statt Samt und Seide gab man ihr das Bund Nesseln, welches sie gesammelt hatte, darauf konnte sie ihr Haupt legen. Die harten, brennenden Panzerhemden, die sie gestrickt hatte, sollten ihre Decken sein. Aber nichts Lieberes hätte man ihr geben können; sie nahm wieder ihre Arbeit vor und betete zu ihrem Gott. Draußen sangen die Straßenbuben Spottlieder auf sie; keine Seele tröstete sie mit einem freundlichen Wort.
Da schwirrte gegen Abend dicht am Gitter ein Schwanenflügel. Das war der jüngste der Brüder. Er hatte die Schwester gefunden, und sie schluchzte laut vor Freude, obgleich sie wußte, daß die kommende Nacht