Seher

Die Weissagekunst und Zukunftsschau übten in Griechenland Personen aus, die als Seher (griech. manteis) und Propheten (griech. Verkünder des Gotteswillens) an Kultstätten (bes. Orakel) gebunden waren und in Form von Ekstase bzw. Trance, Inspiration, Träumen und Orakelsprüchen und -deutungen wirkten. Berühmte Seher waren Teiresias, Amphiaraos, Bakis, Kalchas, Mopsos, Melampus, Epimenides, Amphilochos. Auch Frauen waren unter ihnen, wie vor allem Sibylle, eine aus Kleinasien (Erythrai) stammende Ekstatikerin, die angeblich, von Ort zu Ort wandernd, Unheil über Städte und Völker voraussagte; ihre Sprüche, die immer größeren Umfang annahmen (sibyllische Orakel), gelangten über Kyme (Kampanien) auch nach Rom und hatten auch da das Auftreten von Sehern (lat. vates) zur Folge. Durch die griechische Übersetzung des Alten Testamentes wird der Name Prophet, der ursprünglich eine weitere Bedeutung hatte, bis heute für Seher gebraucht.