Dreizehntes Kapitel.
Runzeln sollten nur die zurückgebliebenen Spuren des Lachens sein.
Querkopf Wilsons Kalender.
In einem der Tempel von Benares sahen wir einen frommen Mann, der auf seltsame Weise »schaffte, daß er selig würde«. Er hatte einen ungeheuern Klumpen Lehm neben sich liegen und knetete daraus winzige Götter, kaum größer als eine Erbse; in jeden steckte er ein Reiskorn, vermutlich an Stelle des Lingams. Die Arbeit ging ihm bei der großen Uebung, die er hatte, sehr schnell von der Hand; täglich verfertigte er zweitausend solche Götter und warf sie dann in den heiligen Gangesstrom. Für dies fromme Werk wurde ihm hohe Anerkennung von allen Gläubigen zu teil – und viele Kupfermünzen. So hatte er ein sicheres Einkommen auf Erden und erwarb sich zugleich einen Ehrenplatz im Jenseits.
Von der Flußseite gesehen, gewährt Benares einen herrlichen Anblick. Drei Meilen weit sind die hohen Felsenufer von oben bis hinunter zum Wasserspiegel mit lauter prachtvollen und malerischen Bauwerken besetzt; der Fels selbst ist ganz verschwunden, Tempel, Hallen, Paläste wechseln miteinander in bunter Reihe und viele breite Treppen aus Marmorquadern führen zum Fluß hinab. Ueberall ist Leben und Bewegung; in alle Farben des Regenbogens gekleidet, strömt die Menge die Stufen herauf und hinunter, oder drängt sich auf den langgestreckten Terrassen am Uferrand, wie ein großer wandelnder Blumengarten.
Alle jene Prachtbauten sind Werke der Frömmigkeit. Die Paläste gehören eingeborenen Fürsten, deren Heimat meist fern von Benares ist. Doch kommen sie von Zeit zu Zeit zur heiligen Stadt, um sich Seele und Leib durch den Anblick ihres angebeteten Ganges und ein Bad in seinen Fluten zu erquicken. Auch die schönen Treppen sind fromme Stiftungen, so gut wie die zahllosen, reich geschmückten kleinen Tempel, durch deren Errichtung sich die wohlhabenden Hindus irdisches Ansehen und die Hoffnung auf künftige Belohnung erwerben. Ein reicher Christ, der bedeutende Summen für religiöse Zwecke verwendet, ist eine Seltenheit; aber unter den Hindus lebt niemand, der seiner Religion nicht die größten Geldopfer brächte. Auch bei uns gibt der Arme etwas für die Kirche aus, behält jedoch noch das Nötigste zu seinem Lebensunterhalt zurück. Der arme Inder bringt sich dagegen täglich für seine Religion an den Bettelstab. Trotz seiner vielen frommen Spenden bleibt dem reichen Hindu noch immer genug an weltlichen Gütern übrig und er erntet obendrein hohen Ruhm; aber der arme Hindu ist wirklich zu bemitleiden: er gibt alles hin, was er hat, und es trägt ihm doch keine Ehre ein.
Wir machten zwei- bis dreimal die gebräuchliche Fahrt flußaufwärts und abwärts, wobei wir auf dem Deck der großen Arche, die mit Rudern fortbewegt wird, unter einem Zeltdach auf Stühlen saßen. Ich hätte noch vielmals so hin- und herfahren können und zwar mit stets gesteigertem Interesse und Genuß, denn je öfter man die Paläste und Tempel sieht, um so mehr bewundert man sie, was ja bei dergleichen Prachtgebäuden der Fall ist. Auch den Badenden hätte ich gern noch länger zugeschaut; es war ein Vergnügen zu sehen, wie geschickt sie aus ihren Kleidern hinaus und wieder hereinschlüpften ohne zuviel von ihrer bronzefarbenen Haut zu zeigen; ihr frommes Gebärdenspiel und die andächtige Art, wie sie die Gebetskügelchen durch die Finger gleiten ließen, wäre mir nicht zum Ueberdruß geworden.
Nur eins konnte ich kaum noch mit ansehen, nämlich wie sie sich den Mund mit dem scheußlichen Wasser ausspülten und es tranken. An einer Stelle, wo wir eine Weile anlegten, ergoß sich ein stinkender Strom aus einem Abzugskanal und machte das Wasser rings umher trübe und schmutzig; auch ein angeschwemmter Leichnam kreiste darin und tauchte auf und nieder. Zehn Schritte unterhalb aber, standen Männer, Frauen und hübsche junge Mädchen bis an die Brust im Wasser, schöpften es in der hohlen Hand und tranken. Ja, der Glaube kann Wunder wirken, davon erhielt ich hier den Beweis. Die Leute tranken das greuliche Zeug nicht etwa um ihren Durst zu löschen, sondern um Seele und Leib inwendig zu läutern. Nach ihrer Lehre macht das Gangeswasser augenblicklich alles was es berührt vollkommen rein. Deshalb nahmen sie weder an dem Schmutz des Abzugskanals noch an der Leiche den geringsten Anstoß; das heilige Wasser hatte sie ja berührt, sie waren so rein wie frisch gefallener Schnee und konnten niemand besudeln. Jener Anblick wird mir ewig unvergeßlich sein – aber sehr gegen meinen Willen.
Noch ein Wort über das schmutzige Gangeswasser, das doch alles zu reinigen vermag: Als wir mehrere Wochen später nach Agra kamen, hatte sich dort gerade ein Wunder zugetragen – den Gelehrten war eine große wissenschaftliche Entdeckung geglückt. Durch dieselbe wurde festgestellt, daß das von uns vielgeschmähte Gangeswasser wirklich das mächtigste Reinigungsmittel der Welt ist. Eine bedeutende Errungenschaft der modernen Naturkunde! Man hatte sich schon längst darüber verwundert, daß die Cholera zwar in Benares häufig wütet, sich jedoch nie über den Stadtbezirk hinaus verbreitet. Mr. Henkin, ein von der Regierung zu Agra angestellter Naturforscher, beschloß das Wasser zu untersuchen. Er ging nach Benares und schöpfte Wasser am Ausfluß der Abzugskanäle in der Nähe der Badetreppen. Die Probe ergab, daß ein Kubikzentimeter dieses Wassers Millionen von Cholerabazillen enthielt; nach Ablauf von sechs Stunden waren sie alle tot. Nun zog Henkin einen schwimmenden Leichnam ans Land; in dem Wasser, das von diesem abtropfte, wimmelte es von Cholerakeimen, aber nach sechs Stunden lebte kein einziger mehr. Auch sämtliche Bazillen, die Henkin in großer Menge in das Gangeswasser brachte, starben unfehlbar innerhalb sechs Stunden. Er wiederholte denselben Versuch mehrmals mit reinem Wasser, das gänzlich bakterienfrei war. Sobald er Cholerakeime hineinbrachte, vermehrten sie sich massenhaft, und nach sechs Stunden lebten viele Millionen darin.
Jahrhunderte lang sind die Hindus fest überzeugt gewesen, daß das Gangeswasser nicht nur vollkommen rein ist und durch nichts beschmutzt werden kann, sondern auch unfehlbar alles läutert, was damit in Berührung kommt. Weil sie das auch heutigen Tages noch glauben, trinken sie es und baden darin, ohne sich um schwimmende Leichen oder den scheinbaren Schmutz zu kümmern. Durch die Wissenschaft belehrt, werden wir die Hindus jetzt wohl kaum noch deswegen verspotten dürfen, wie wir es seit vielen Generationen getan haben. Wie mögen sie wohl vor grauen Jahren hinter das Geheimnis des Wassers gekommen sein? Hatten sie vielleicht schon damals Bakteriologen? – Wir wissen es nicht. Nur soviel wissen wir, daß sie bereits eine Zivilisation besaßen, als wir noch tief in der Barbarei steckten.
Doch jetzt möchte ich von etwas anderem reden, nämlich von dem Verbrennungsplatz der Leichen. Fakirs pflegt man nicht zu verbrennen; sie bekommen, dank ihrer Heiligkeit, auch ohnedies im Jenseits einen guten Platz, wenn man sie den Wellen des geweihten Stromes übergibt. Wir sahen, wie man einen solchen frommen Bettler bis in die Mitte des Ganges ruderte und dort über Bord warf. Er war zwischen zwei großen Steinplatten festgeklemmt.
Eine halbe Stunde lag unser Boot am Verbrennungsghat und wir sahen neun Leichen von den Flammen verzehren. Dann hatte ich ganz genug. Das Trauergefolge begleitet die Bahre durch die Stadt und bis hinab zum Ghat; dort überlassen die Träger den Toten mehreren Eingeborenen aus einer niederen Kaste, ›Doms‹ genannt, und die Trauernden begeben sich auf den Heimweg. Ich hörte kein Schluchzen, sah keine Tränen, der Abschied ging ruhig vor sich. Alle Ausbrüche von Kummer und Schmerz werden offenbar in häuslicher Zurückgezogenheit abgemacht. Die toten Frauen bringt man in einer roten, die Männer in einer weißen Umhüllung. Man legt sie am Uferrand ins Wasser, während der Holzstoß bereitet wird.
Der erste Tote, welchen die ›Doms‹ auswickelten um ihn zu waschen, war ein wohlgenährter, stark gebauter, schöner alter Herr gewesen, dem man keine Krankheit ansah. Aus trockenem Holz wurde ein Haufen lose zusammengeschichtet, der Leichnam darauf gelegt und mit brennbaren Stoffen bedeckt. Dann begann ein nackter heiliger Mann, der etwas abseits auf einer Erhöhung saß, mit großem Nachdruck zu reden und zu schreien. Der Lärm dauerte eine ganze Weile und stellte vermutlich die Leichenpredigt vor. Einer der Leidtragenden war zurückgeblieben, als sich die andern entfernten, nämlich der Sohn des Verstorbenen, ein hübscher, brauner etwa zwölfjähriger Knabe mit ernster, gefaßter Miene. Er war in ein weißes, wallendes Gewand gekleidet und hatte die Pflicht, seinen Vater zu verbrennen. Man gab ihm eine Fackel in die Hand, und während er siebenmal langsam um den Holzstoß schritt, predigte der nackte Schwarze auf der Anhöhe noch lauter und ungestümer als zuvor. Als der Knabe den siebenten Rundgang beendet hatte, berührte er mit der Fackel zuerst seines Vaters Haupt und dann die Füße. Helle Flammen sprangen scharf knisternd empor, und der Knabe zog sich zurück. Der Hindu wünscht sich keine Tochter, weil ihre Hochzeit unerschwingliche Kosten verursacht, er wünscht sich einen Sohn, um einst im Tode auf ehrenvolle Art aus der Welt scheiden zu können. Und eine größere Ehre gibt es nicht für den Vater, als wenn ihm sein Sohn den Scheiterhaufen anzündet. Wer keinen Sohn hat, ist übel daran und sehr beklagenswert. Im Hinblick auf die Unsicherheit des menschlichen Lebens heiratet der Hindu schon als Knabe, um einen Sohn zu bekommen, der ihm nach dem Tode den letzten Dienst erweisen soll. Wird ihm kein Sohn geboren, so nimmt er einen Knaben an Kindesstatt an. Das genügt für alle Zwecke.
Unterdessen nahm die Verbrennung jenes Leichnams und einiger andern ihren Fortgang. Es war ein grausiges Geschäft. Die Heizer blieben dabei nicht müßig; sie liefen flink umher, schürten das Feuer mit langen Stäben und warfen von Zeit zu Zeit mehr Holz hinein; auch hoben sie oft Schädel und Knochen in die Höhe, um sie zu zerschlagen und wieder in die Flammen zu stoßen, damit sie rascher von der Glut verzehrt würden. Ein widerwärtiger Anblick! Für die Hinterbliebenen hätte er unerträglich sein müssen. Mein Verlangen, die Leichenverbrennung zu sehen, war ohnenhin nicht groß gewesen und wurde bald gänzlich gestillt. Aus Gesundheitsrücksichten wäre es zwar ratsam, die Feuerbestattung allgemein einzuführen, aber diese Form derselben wirkt höchst abstoßend und ist durchaus nicht empfehlenswert.
Natürlich gilt das Feuer für heilig und muß bezahlt werden. Gewöhnliches Feuer ist verboten, weil es kein Geld einbrächte. Man sagte mir, daß eine einzige Person – vermutlich ein Priester – das Monopol besitzt, alles heilige Feuer zu liefern, für das er einen beliebigen Preis fordern kann. Mancher Leidtragende hat für eine Feuerbestattung schon tausend Rupien entrichtet. Von Indien aus ins Paradies zu kommen ist wirklich ein sehr kostspieliges Ding; man muß jede einzelne Kleinigkeit, die dazu gehört, teuer bezahlen, um die Priester zu mästen.
In der Nähe des Verbrennungsplatzes stehen ein paar altersgraue Steine aus der Zeit, als die Sutti noch gestattet war. Ein Mann und eine Frau, die Hand in Hand miteinander gehen, sind roh in den Stein geschnitten, der die Stelle bezeichnet, wo die Witwe ehemals den Feuertod erlitten hat. Mr. Parker sagt auch, daß sich die Witwen noch heutigen Tages verbrennen lassen würden, wenn die englische Regierung es nicht strengstens untersagte. Jede Familie, die auf einen der kleinen Denksteine zeigen und sagen kann: »Hier hat sich unsre Ahnfrau verbrannt!« wird von allen beneidet.
Ein seltsames Volk, diese Hindus! Alles Leben ist ihnen heilig, nur das des Menschen nicht. Selbst das Ungeziefer verschonen sie, und der fromme Dschain setzt sich auf keinen Stuhl, ohne ihn vorher abzuwischen, um ja auch nicht das winzigste Insekt zu töten. Es betrübt ihn, daß er Wasser trinken muß, weil der Inhalt seines Magens vielleicht den Mikroben nicht zuträglich sein könnte. Und doch ist Indien die Heimat der Thugs und der Sutti. Es wird unsereinem schwer, das zusammen zu reimen.
Wir gingen auch zu dem Tempel der Thug-Göttin Bhowanee oder Kali oder Durga – sie trägt alle diese Namen und noch viele andere. Sie ist die einzige Gottheit, der etwas Lebendiges geopfert wird; man schlachtet ihr Ziegenböcke. Affen wären billiger und sind überreichlich vorhanden. Da sie heilige Tiere sind, benehmen sie sich sehr unbescheiden und klettern überall herum, wo sie wollen. Der Tempel und die Vorhalle sind mit wunderschönen steinernen Ornamenten geschmückt, desto häßlicher ist das Götzenbild. Es ist wirklich kein Vergnügen Bhowanee anzusehen; sie hat ein Gesicht von Silber mit einer heraushängenden, hochrot angemalten, geschwollenen Zunge und trägt ein Halsband von Totenschädeln.
Ueberhaupt sind die zahllosen Götzenbilder in Benares alle roh, häßlich und mißgestaltet. Die ganze Stadt ist voll davon; sie ängstigen einen nachts im Traum, und nirgends hat man Ruhe vor ihnen. Kann man ihren Anblick in den Tempeln nicht länger ertragen und geht zum Strom hinaus, so findet man dort riesengroße, mit bunten Farben bemalte Götzen nebeneinander am Ufer hingestreckt, und wo irgend noch Raum ist, steht ein Lingam. Schwerlich hat Wischnu vorausgesehen, was aus seiner Stadt werden würde, sonst hätte er sie Götzenheim oder Lingamburg genannt.
Nie höchsten Türme von Benares sind die beiden schlanken, weißen Minarets auf der Moschee des Aurengzib, die einem überall zuerst ins Auge fallen. Die Aussicht von oben ist wundervoll, doch wurde sie mir ganz durch einen großen, grauen Affen verdorben, der auf dem Dach der Moschee die wildesten Sprünge machte. Es ist kaum zu glauben, wie unvernünftig ein solches Tier ist! Der Affe schwang sich über dem gähnenden Abgrund durch den leeren Raum bis zu irgendeinem steinernen Vorsprung, der viel zu weit entfernt für ihn war, so daß er ihn nur mit knapper Not erreichte und sich mit den Zähnen festhalten mußte. Mich machte das so nervös, daß ich immer nur nach dem Affen hinsah und die Aussicht ganz darüber vergaß. So oft er einen seiner tollkühnen Sätze ins Blaue hineintat, verging mir der Atem; wenn er nach einem Anhalt griff, klammerte ich mich selbst aus Mitgefühl krampfhaft fest und schnappte nach Luft, während er sich ganz gleichgültig und unbekümmert stellte. Wohl ein Dutzendmal kam er nur gerade noch mit dem Leben davon und beunruhigte mich dermaßen, daß ich ihn am liebsten auf der Stelle totgeschossen hatte; doch ging mich die Sache im Grunde ja gar nichts an.
Die Aussicht möchte ich allen Fremden aufs dringendste empfehlen, was man davon genießt ist prachtvoll. Ganz Benares, der Fluß und die Gegend ringsum liegen ausgebreitet vor unsern Blicken da. Wenn nur der Affe nicht wäre! – Mein Rat ist also: nehmt eine Flinte mit und seht euch die Aussicht an!
Der nächste Anblick, der sich uns bot, war weniger aufregend: Ein Eingeborener malte ein Bild auf Wasser – eine mir ganz neue Kunstleistung. Der Mann streute verschiedenfarbigen feinen Staub auf die Oberfläche eines Wasserbeckens und daraus entwickelte sich allmählich ein hübsches, zartes Gemälde, das durch einen Hauch wieder zerstört werden konnte. Es kam mir vor wie ein Gleichnis und Sinnbild, welches die Unbeständigkeit alles Irdischen predigt. Nach meinem vielen Umherstöbern unter den verfallenen Tempeln, die auf Ruinen standen, welche wiederum auf den Trümmern und Ruinen früherer Zeitalter erbaut gewesen waren, lag mir der Gedanke nahe, daß alle die gewaltigen Steinbauten in ihrer Art ganz ebenso vergänglich sind, wie Bilder, die man auf Wasser malt.
In Benares ist es auch gewesen, wo der kühne Generalgouverneur von Ostindien, Warren Hastings, im Jahre 1781 mit knapper Not einer großen Gefahr entging. Mit einer Handvoll eingeborener Soldaten und drei jungen englischen Offizieren hatte er den Rajah Cheit Singh in seiner eigenen Festung gefangen genommen, weil dieser sich weigerte, eine Geldstrafe von 500 000 Pfund Sterling zu bezahlen, die Hastings im Namen der Ostindischen Kompagnie über ihn verhängt hatte. So fest war damals seine Herrschaft in Indien begründet und so zuversichtlich rechneten die Engländer auf die oft erprobte Unterwürfigkeit des indischen Volkes, daß sie bei dem Zug in das entlegene Fürstentum, wo sie von aller Hilfe abgeschnitten waren, nur leere Kanonen mitnahmen und ihren Pulvervorrat zurückließen. Durch einen Zufall ward dies jedoch verraten, und nun brach ein Aufstand los, bei dem die drei Engländer samt den hilflosen Sepoys erschlagen wurden. Hastings selbst entkam im Dunkel der Nacht glücklich aus Benares. Vor Ablauf eines Monats kehrte er jedoch mit genügenden Streitkräften zurück, stellte Ruhe und Ordnung wieder her, entthronte den Rajah und gab dem Fürstentum einen andern Herrscher.
In eine so kritische Lage hat sich Hastings nie wieder gebracht. Er war ein hochbegabter Mann, und wenn auch an seinem Namen mancher Flecken haftet, den nichts zu tilgen vermag, so läßt sich doch nicht bestreiten, daß er das indische Reich für England gerettet hat. Einen bessern Dienst hätte er aber zugleich auch der indischen Nation nicht leisten können, welche seit Jahrtausenden unter dem Druck einer erbarmungslosen Tyrannei geschmachtet hatte.