JACK LONDON

In den Wäldern des Nordens

Erzählungen

Über das Buch

Zwei Welten prallten aufeinander, als die ersten Weißen über die frostigen, baumlosen Einöden zu den ungeahnten, riesigen Wäldern des Nordens vorstießen und bis dahin unbekannte Eskimostämme entdeckten. Die Titelgeschichte erzählt von einem Moschusjäger, der als einziger Überlebender seiner Gruppe zu Tode erschöpft bei einem jener Stämme Aufnahme fand und bei diesen unkomplizierten Menschen blieb. Nach fünf Jahren wird er von einer Expedition gefunden. Seine Entscheidung, wieder in die Zivilisation zurückzukehren, wird für ihn zum Schicksal. Dasselbe Thema wird – mit umgekehrten Vorzeichen – in der Erzählung ›Nam-Bok, der Lügner‹ wieder aufgenommen. In ein Fischerdorf im Yukon-Delta, dessen Bewohner in ihrem ganzen Leben nur zwei Weiße – den Volkszählungsbeamten und einen verirrten Jesuitenpater – gesehen haben, kehrt der jahrelang verschollene und für tot gehaltene Nam-Bok zurück. Seine Geschichten von riesigen Kanus, die aus Eisen gemacht sind, und von dem Ungeheuer, das Rauch ausspeit und auf eisernen Stangen läuft, können nach Ansicht des Häuptlings nur Lügen sein oder aus der Schattenwelt stammen. Nam-Bok verliert erneut seine Heimat. Ergreifend ist die Geschichte ›Das Gesetz des Lebens‹, in der sich ein alter, blinder Mann, von seinem Sohn nur mit einem Häufchen Reisig im Schnee zurückgelassen, aufs Sterben vorbereitet. Mit unterkühltem Humor erzählt Jack London dagegen, wie ein Schamane mit einem kriminalistischen Trick das Vertrauen seines Stammes wiedergewinnt. In der Vielfalt ihrer Motive und Formen illustrieren die Geschichten dieses Bandes Jack Londons Erzählkunst ebenso packend wie überzeugend.

 

Über den Autor

Jack London wurde am 12. 1. 1876 in San Franzisko geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Er schlägt sich als Fabrikarbeiter, Austernpirat, Landstreicher und Seemann durch, holt das Abitur nach, beginnt zu studieren, geht dann als Goldsucher nach Alaska, lebt monatelang im Elendsviertel von London, gerät als Korrespondent im russisch-japanischen Krieg in Gefangenschaft und bereist die ganze Welt. Am 22. 11. 1916 setzt der berühmte Schriftsteller auf seiner Farm in Kalifornien seinem zuletzt von Alkohol, Erfolg und Extravaganz geprägten Leben ein Ende.