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Ralph Hamon sprang auf. Sein Gesicht zuckte, und er biß sich auf die Lippen, um seine Erregung zu meistern.

 

»Sie verfluchter Hund! Ich soll gehenkt werden? Das will ich Ihnen aber heimzahlen! Ich weiß genug von Ihnen!«

 

Morlake machte eine abwehrende Bewegung.

 

»Versuchen Sie nicht, mir einen Schrecken einzujagen. Seien Sie vernünftig. Sagen Sie mir alles, was Sie inzwischen erlebt haben. Wie ich höre, haben Sie eine halbe Million bei den Varoni-Diamanten verdient, und sogar auf ehrliche Weise – das ist das Merkwürdigste an der ganzen Sache. Wenn Sie doch nur auf den Erfolg gewartet hätten, Hamon! Dann brauchten Sie jetzt nicht um Ihr Leben zu zittern. Wissen Sie eigentlich, wie die Eingeborenen Affen fangen? Sie stecken eine Pflaume oder eine Dattel in eine enghalsige Kürbisflasche, der Affe greift hinein, packt die Dattel, aber er kann die Hand durch den engen Hals nicht mehr herausziehen. Die Dattel will er nicht loslassen, er ist aber auch nicht stark genug, die Flasche zu zertrümmern, und so wird er gefangen. Sie sind auch so ein Affenmann!«

 

Hamon hatte seine Wut unterdrückt, aber er sah noch unheimlich bleich aus.

 

»Ich verstehe Sie nicht. Sie sind einer von diesen ganz Oberschlauen, die sich gern reden hören. Ich habe Sie gewarnt. Vielleicht sind Sie die Kürbisflasche, die zerschmettert wird!«

 

»Das mag sein. Aber wenn ich in die Binsen gehe, so geschieht es wenigstens für eine gute Sache. Inzwischen werde ich in Wold House wohnen und mich daran freuen, daß sich alle Leute hier über meine geheimnisvolle Erscheinung den Kopf zerbrechen.«

 

»Das Geheimnis werde ich bald aufklären«, rief Hamon.

 

Am Rand des Wegs blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. »Ich lasse Ihnen sieben Tage Zeit, von hier zu verschwinden!«

 

»Schließen Sie das Tor, wenn Sie hinausgehen«, erwiderte James Morlake.

 

Hamon stieg in seinen Wagen und fuhr verärgert die Hauptstraße entlang, bis er wieder zu dem holperigen Weg kam, der die Grenze der Creithschen Besitzung bildete. Dann wurde er etwas ruhiger. Das war jetzt sein Eigentum, er war Herr dieser Äcker und der kleinen, traulichen Farmhäuser, die sich zwischen den Hügeln in die Täler einschmiegten. Aber er wollte auch das schlanke, schöne Mädchen besitzen.

 

Er fühlte das unbändige Verlangen, Joan zu zähmen, zu erniedrigen und für ihre Anmaßung zu bestrafen. Das wäre etwas, das ihn mehr befriedigen würde als alles andere …

 

Das Auto war schon auf die Nebenstraße abgebogen, als sein Blick auf ein kleines Haus fiel, das sich hinter einem Holzzaun erhob. Er hielt an, weil er sich erinnerte, daß hier seit gestern eine Freundin Joans wohnte.

 

Ralph Hamon war ein Mann, der alle Vorteile wahrnahm. Eine Freundin Joans konnte ja auch seine Freundin werden. Vielleicht konnte er mit Hilfe dieser Frau Joans Antipathie überwinden.

 

Er stieg aus und ging auf die Hauptstraße zurück, bis er zur Gartentür kam. Dann trat er ein und sah sich nach rechts und links um, aber die Bewohnerin war nicht im Garten. Schließlich klopfte er an die Haustür. Als ihm Mrs. Cornford öffnete, schaute er sie mit starren Augen an, als ob sie eine Erscheinung aus einer anderen Welt wäre.

 

Dann versuchte er zu sprechen, aber nur ein unverständliches Stöhnen kam über seine Lippen. Plötzlich drehte er sich um und eilte wie gehetzt den Pfad zurück. Schwere Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, und er biß sich vor Furcht auf die Lippen. Elsa Cornford kannte einen Teil jenes Geheimnisses, das der Besitzer von Wold House bisher nicht herausgebracht hatte.