Eine furchtbare Erscheinung.

Richelieu stützte seinen Ellbogen auf sein Manuscript, seine Wange auf seine Hand und schaute d’Artagnan einen Augenblick an. Niemand besaß ein tiefer forschendes Auge als der Kardinal, und dem jungen Mann rann es bei diesem Blick wie Fieber durch die Adern.

Er blieb indessen fest, hielt seinen Hut in der Hand und erwartete das Belieben Seiner Eminenz, ohne zu viel Stolz, aber auch ohne zu viel Demuth.

»Mein Herr,« sprach der Kardinal, »seid Ihr ein d’Artagnan aus Bearn?«

»Ja, Monseigneur.«

»Es giebt mehrere Linien d’Artagnan in Tarbes und in der Umgegend; zu welcher gehört Ihr?«

»Ich bin der Sohn desjenigen, welcher die Religionskriege unter dem großen König Heinrich, dem Vater Seiner Allergnädigsten Majestät, mitgemacht hat.«

»Gut Ihr seid es, der etwa vor sieben oder acht Monaten von seiner Heimath abgereist ist, um in der Hauptstadt sein Glück zu suchen?«

»Ja, Monseigneur.«

»Ihr seid durch Meung gekommen, wo Euch etwas begegnete; ich weiß nicht mehr genau was, aber irgend etwas.«

»Monseigneur,«sprach d’Artagnan,« »es begegnete mir …«

»Unnöthig, unnöthig,« versetzte der Kardinal mit einem Lächeln, welches andeutete, daß er die Geschichte so gut kannte, wie derjenige, welcher sie erzählen wollte. »Ihr waret an Herrn von Treville empfohlen?«

»Ja, Monseigneur, aber gerade bei dieser unglücklichen Angelegenheit in Meung …«

»Ging der Empfehlungsbrief verloren,« unterbrach ihn Seine Eminenz, ja, ich weiß es. Aber Herr von Treville ist ein geschickter Physiognomiker, der die Menschen auf den ersten Blick kennt, und er hat Euch in der Compagnie seines Schwagers, des Herrn des Essarts, untergebracht, wobei er Euch Hoffnung machte, mit der Zeit bei den Musketieren eintreten zu können?«

»Monseigneur ist vollkommen unterrichtet.«

»Seit dieser Zeit ist Euch Vielerlei begegnet. Ihr seid eines Tages hinter dem Karmeliterkloster spazieren gegangen, wo es besser gewesen wäre, Ihr hättet Euch anderswo befunden; dann habt Ihr mit Euren Freunden eine Reise nach den Bädern von Forges gemacht. Sie sind auf der Route zurückgeblieben, Ihr aber habt Euren Weg fortgesetzt. Das ist ganz einfach, Ihr hattet Geschäfte in England.«

»Monseigneur,« sagte d’Artagnan ganz verblüfft, »ich begab mich …«

»Auf die Jagd nach Windsor oder anderswohin, das geht Niemand etwas an. Ich weiß das, weil es mein Beruf ist. Alles zu wissen. Bei Eurer Rückkehr seid Ihr von einer hohen Person empfangen worden, und ich sehe mit Vergnügen, daß Ihr das Andenken bewahrt habt, welches Ihr von ihr erhieltet.«

D’Artagnan trug den Diamant am Finger, den er von der Königin hatte, und drehte rasch den Stein nach Innen; aber es war zu spät.

»Am Tage nach diesem Empfang besuchte Euch Herr von Cavois,« fuhr der Cardinal fort. »Er bat Euch, in den Palast zu kommen, Ihr gabt ihm diesen Besuch nicht zurück und hattet Unrecht.«

»Monseigneur, ich fürchtete, die Ungnade Eurer Eminenz auf mich gezogen zu haben.«

»Und warum dies, mein Herr? Weil Ihr die Befehle Eurer Vorgesetzten mit mehr Muth und Verstand befolgt habt, als irgend ein Anderer gethan haben dürfte? Ihr solltet meine Ungnade auf Euch gezogen haben, während Ihr Lob verdient? Ich bestrafe nur die Leute, welche nicht gehorchen, und nicht diejenigen, welche, wie Ihr … zu gut … gehorchen. Und zum Beweise erinnert Euch an das Datum des Tages, an welchem ich Euch zu mir beschied, und sucht in Eurem Gedächtnis, was an diesem Tage vorgefallen ist.«

An diesem Tag hatte die Entführung der Frau Bonacieux stattgefunden.

D’Artagnan schauerte und erinnerte sich, daß eine halbe Stunde vorher die arme Frau an ihm vorübergekommen war, ohne Zweifel abermals durch dieselbe Macht weggeführt, der man ihr Verschwinden zuschreiben mußte.

»Da ich seit einiger Zeit nicht mehr von Euch sprechen hörte,« fuhr Richelieu fort, »so wollte ich wissen, was Ihr machtet. Uebrigens seid Ihr mir immerhin einigen Dank schuldig, denn es konnte Euch nicht entgehen, wie sehr man Euch unter allen Umständen schonte.«

D’Artagnan verbeugte sich.

»Dies rührte nicht allein von einem Gefühl natürlicher Billigkeit her,« fuhr der Kardinal fort, »sondern auch von einem Plan, den ich mir in Beziehung auf Euch gemacht hatte.«

D’Artagnan staunte immer mehr.

»Ich wollte Euch,« sprach der Kardinal, »Ich wollte Euch diesen Plan an dem Tag auseinandersetzen, wo Ihr meine erste Einladung empfangen habt, aber Ihr kamet nicht. Zum Glück ist durch die Zögerung noch nichts verloren, und Ihr sollt ihn heute hören. Setzt Euch zu mir, Herr d’Artagnan, Ihr seid ein zu guter Edelmann, um stehend hören zu müssen.«

Der Kardinal deutete hiebei mit dem Finger auf einen Stuhl, aber der junge Mann war über das, was vorging, so verwundert, daß er, ehe er gehorchte, auf ein zweites Zeichen wartete.

»Ihr seid muthig, Herr d’Artagnan,« fuhr Seine Eminenz fort, »Ihr seid klug, was noch mehr ist. Ich liebe die Menschen von Kopf und Herz. Erschreckt nicht,« sprach er lächelnd, »unter den Menschen von Herz verstehe ich die Menschen von Muth; aber so jung Ihr seid und obgleich Ihr erst in die Welt eintretet, habt Ihr doch mächtige Feinde. Wenn Ihr Euch nicht hütet, so werden sie Euch ins Verderben stürzen.«

»Ach, Monseigneur,« antwortete der junge Mann, »sie werden dies leicht zu Stande bringen, denn sie sind stark und wohl unterstützt, während ich allein stehe.«

»Ja, das ist wahr, aber obgleich allein, habt Ihr bereits viel gethan, und werdet, wie ich nicht zweifle, noch viel thun. Ihr bedürft jedoch meiner Ansicht nach einiger Anleitung auf der abenteuerlichen Laufbahn, die Ihr eingeschlagen habt, denn wenn ich mich nicht täusche, seid Ihr mit dem ehrgeizigen Gedanken, Euer Glück zu machen, nach Paris gekommen.«

»Ich bin in dem Alter toller Hoffnungen, Monseigneur,« erwiderte d’Artagnan.

»Tolle Hoffnungen sind nur für die Thoren vorhanden, mein Herr, und Ihr seid ein Mann von Geist. Laßt hören, was würdet Ihr zu einer Fähnrichsstelle bei meiner Leibwache und zu einer Kompagnie nach dem Feldzuge sagen?«

»Ah! Monseigneur …«

»Ihr nehmt an, nicht wahr?«

»Monseigneur,« erwiderte d’Artagnan mit verlegener Miene.

»Wie, Ihr weigert Euch?« rief der Kardinal erstaunt.

»Ich bin bei der Leibwache Seiner Majestät und habe keinen Grund, damit unzufrieden zu sein.«

»Aber es scheint mir, daß meine Leibwachen auch die Seiner Majestät sind, und daß man, wenn man in einem französischen Korps dient, dem König dient.«

»Monseigneur, Ew. Eminenz hat meine Worte unrichtig verstanden.«

»Ihr wollt einen Vorwand, nicht wahr? Ich begreife. Nun, Ihr habt den Vorwand. Das Vorrücken, der Feldzug, der sich eröffnet, die Gelegenheit, die ich Euch biete – das genügt für die Welt; für Euch kommt noch das Bedürfniß sicherer Protektion dazu. Denn Ihr müßt wissen, Herr d’Artagnan, daß schwere Klagen gegen Euch bei mir erhoben worden sind. Ihr widmet Eure Tage und Eure Nächte nicht ausschließlich dem Dienste des Königs.«

D’Artagnan erröthete.

»Ueberdies,« fuhr der Kardinal fort und legte seine Hand auf einen Haufen Papiere, »überdies habe ich hier einen ganzen Stoß, der Euch betrifft. Aber ich wollte zuvor mit Euch sprechen, ehe ich ihn las. Ich weiß, daß Ihr ein entschlossener Mann seid, und Eure Dienste könnten Euch unter guter Leitung viel eintragen, statt Euch zu Unheil zu führen. Auf! überlegt und entscheidet Euch.«

»Eure Güte macht mich ganz verwirrt, Monseigneur,« antwortete d’Artagnan, »und ich erkenne in Ew. Eminenz eine Seelengröße, die mich klein macht, wie einen Wurm der Erde, aber da mir Monseigneur freimüthig zu sprechen erlaubt …«

D’Artagnan hielt inne.

»Ja, sprecht.«

»So werde ich Ew. Eminenz sagen, daß alle meine Freunde bei den Musketieren und Leibwachen des Königs und alle meine Feinde in Folge eines mir ganz unbegreiflichen Unsterns bei Ew. Eminenz dienen. Ich wäre also hier sehr unwillkommen und müßte da unten in einem schlimmen Lichte erscheinen, wenn ich das, was mir Monseigneur bietet, annehmen würde.«

»Solltet Ihr bereits den stolzen Gedanken haben, ich biete Euch weniger, als Ihr verdient, mein Herr?« sagte der Kardinal mit verächtlichem Lächeln.

»Monseigneur, Ew. Eminenz ist hundertmal zu gut gegen mich, und ich glaube im Gegentheil nicht genug gethan zu haben, um eine solche Güte zu verdienen. Die Belagerung von la Rochelle wird eröffnet, Monseigneur; ich werde unter den Augen Ew. Eminenz dienen, und wenn ich das Glück gehabt habe, mich bei dieser Belagerung so zu benehmen, daß ich Euere Blicke auf mich ziehe, nur dann habe ich eine glänzende Handlung hinter mir, welche die Protektion rechtfertigt, der Ihr mich zu würdigen die Güte haben werdet. Alles zu seiner Zeit. Später werde ich vielleicht das Recht haben, mich zu geben; heute würde es aussehen, als ob ich mich verkaufte.«

»Das heißt, Ihr verweigert mir Euern Dienst, mein Herr?« sprach der Kardinal mit einem ärgerlichen Ton, unter dem jedoch eine gewisse Achtung durchdrang. »Bleibt also frei und bewahrt Euern Haß und Euere Sympathien.«

»Monseigneur …«

»Gut, gut,« sagte der Kardinal, »ich grolle Euch darum nicht; aber versteht wohl: man hat alle Verpflichtung, seine Freunde zu vertheidigen und zu belohnen; seinen Feinden ist man nichts schuldig. Dennoch will ich Euch einen Rath geben. Haltet Euch gut, nehmt Euch wohl in Acht, denn von dem Augenblick an, wo ich meine Hand von Euch abziehe, gebe ich keinen Heller mehr für Euer Leben.«

»Ich werde mich bestreben,« antwortete der Gascogner demüthig und zugleich mit einer gewissen Sicherheit.

»Erinnert Euch später und in einem gewissen Augenblick, wenn Euch Unheil widerfährt,« sagte Richelieu mit vorleuchtender Absicht, »daß ich Euch aufgesucht und daß ich Alles, was in meinen Kräften lag, gethan habe, um dieses Unheil von Euch abzuwenden.«

»Was auch geschehen mag,« erwiderte d’Artagnan, die Hand auf seine Brust legend und sich verbeugend, »ich werde eine ewige Dankbarkeit gegen Ew. Eminenz für das bewahren, was Ihr mir in diesem Augenblick gethan habt.«

»Gut also, Herr d’Artagnan, wir werden uns, wie Ihr sagtet, nach dem Feldzug wieder sehen. »Ich folge Euch mit den Augen, denn ich werde unten sein,« fuhr der Kardinal fort und zeigte d’Artagnan eine prachtvolle Rüstung, die er anlegen sollte. »Und wenn wir zurückkommen, rechnen wir ab.«

»Oh! Monseigneur!« rief d’Artagnan, »erspart mir die Last Eurer Ungnade; bleibt neutral, Monseigneur, wenn Ihr findet, daß ich als ritterlicher Mann handle.«

»Jüngling,« sagte Richelieu, »wenn ich Euch noch einmal sagen kann, was ich Euch heute gesagt habe, so gelobe ich es Euch zu sagen.«

Die letzten Worte Richelieus drückten einen furchtbaren Zweifel aus; d’Artagnan war darüber mehr bestürzt, als über eine Drohung, denn dies war eine Verkündigung. Der Kardinal suchte ihn also vor einem Unglück zu bewahren, das ihn bedrohte. Er öffnete den Mund, um zu antworten, aber Richelieu entließ ihn mit einer stolzen Geberde.

D’Artagnan entfernte sich, aber an der Thüre drückte es ihm beinahe das Herz ab, und es fehlte wenig, so wäre er umgekehrt. Doch das strenge, ernste Antlitz von Athos trat ihm vor die Augen. Machte er mit dem Kardinal den Vertrag, den dieser ihm vorschlug, so würde ihm Athos keine Hand mehr geben, Athos würde ihn verleugnen.

Diese Befürchtung hielt ihn ab; so mächtig ist der Einfluß eines wahrhaft großartigen Charakters auf seine ganze Umgebung.

D’Artagnan stieg dieselbe Treppe hinab, auf der er heraufgekommen war; er fand vor der Thüre Athos und die vier Musketiere, welche auf seine Rückkehr warteten und unruhig zu werden anfingen. D’Artagnan beruhigte sie mit einem Worte, und Planchet lief umher, um die Andern zu benachrichtigen, daß es unnöthig sei, länger Wache zu halten, indem sein Herr wohlbehalten das Palais des Kardinals verlassen habe.

Sobald sie zu Athos zurückgelangt waren, erkundigten sich Aramis und Porthos nach der Ursache dieser seltsamen Bestellung; aber d’Artagnan sagte ihnen nur, Herr von Richelieu habe ihn kommen lassen, um ihm den Eintritt bei seinen Leibwachen mit dem Grad eines Fähnrichs anzutragen; er habe aber dieses Anerbieten ausgeschlagen.

»Und Ihr habt Recht gehabt,« riefen einstimmig Aramis und Porthos.

Athos versank in eine tiefe Träumerei und erwiderte nichts.

Aber als er mit d’Artagnan allein war, sagte er:

»Ihr habt gethan, was Ihr thun mußtet, aber Ihr habt vielleicht Unrecht gehabt.«

D’Artagnan stieß einen Seufzer aus, denn diese Stimme antwortete auf eine geheime Stimme seiner Seele, die ihm sagte, daß großes Unglück seiner harre.

Der nächste Tag ging unter Vorkehrungen für die Abreise hin.

D’Artagnan verabschiedete sich von Herrn von Treville. Noch zu dieser Stunde glaubte man, die Trennung der Garden und der Musketiere würde nur ganz kurz sein; der König würde sein Parlament noch an demselben Tage halten, und am andern Morgen abreisen. Herr von Treville beschränkte sich also darauf, d’Artagnan zu fragen, ob er seiner bedürfe; d’Artagnan aber antwortete stolz, er habe Alles, was er brauche.

Die Nacht versammelte alle Kameraden der Gardecompagnie des Essarts und der Musketiercompagnie des Herrn von Treville, welche Freundschaft miteinander geschlossen hatten. Man verließ sich, um sich wieder zu sehen, wann und wenn es Gott gefiele. Die Nacht war also, wie man sich denken kann, eine höchst geräuschvolle, denn bei einem solchen Fall läßt sich die äußere Unruhe nur mit der äußersten Sorglosigkeit bekämpfen.

Am Morgen trennten sich die Freunde beim ersten Trompetenschall, die Musketiere liefen nach dem Hotel des Herrn von Treville, die Garden nach dem des Herrn des Essarts. Jeder der Kapitäne führte seine Compagnie sogleich nach dem Louvre, wo sie der König Revue passiren ließ.

Der König war traurig und schien krank zu sein, was ihm von seinem guten Aussehen benahm. Es hatte ihn in der That am Tag vorher mitten im Parlament, während er zu Gericht saß, das Fieber ergriffen. Er war darum nicht minder entschlossen, an demselben Tage abzugehen und wollte, trotz allen Bemerkungen, die man ihm machte, die Revue halten, in der Hoffnung, durch dieses erste, kräftige Entgegenstreben die Krankheit zu besiegen, die sich seiner bemächtigte.

Als die Revue vorüber war, marschierten die Garden allein aus, da die Musketiere erst mit dem König abgehen sollten, wodurch es Porthos vergönnt war, mit seiner herrlichen Equipirung einen Ritt durch die Rue aux Ours zu machen.

Die Procuratorin sah ihn in seiner neuen Uniform und auf seinem schönen Pferd vorüberreiten. Sie liebte ihn zu sehr, um ihn abziehen zu lassen; sie machte ihm ein Zeichen abzusteigen und zu ihr zu kommen. Porthos war prächtig: seine Sporen klirrten, sein Panzer glänzte, sein Schwert schlug stolz an seine Beine. Diesmal fühlten die Schreiber keine Lust zum Lachen, so sehr hatte Porthos das Ansehen eines Ohrenabschneiders.

Der Musketier wurde bei Herrn Coquenard eingeführt, dessen kleines graues Auge vor Zorn blitzte, als er seinen angeblichen Vetter ganz flammend erblickte. Eines jedoch tröstete ihn einigermaßen: man sagte allgemein, es würde ein sehr heftiger Feldzug werden, und er hoffte ganz stille im Grunde seines Herzens, Porthos werde dabei das Leben verlieren.

Porthos machte Herrn Coquenard sein Kompliment und verabschiedete sich von ihm. Meister Coquenard wünschte ihm alles mögliche Glück. Madame Coquenard konnte ihre Thränen nicht zurückhalten, aber ihr Schmerz gab zu keinem bösen Gedanken Anlaß; man wußte, daß sie sehr an ihrem Verwandten hing, um dessen willen sie manchen furchtbaren Streit mit ihrem Gatten durchzufechten hatte.

So lange die Procuratorin ihrem schönen Vetter mit den Augen folgen konnte, neigte sie sich zum Fenster hinaus, das man hätte glauben können, sie wolle sich herausstürzen, und winkte mit dem Sacktuch. Porthos empfing alle diese Zeichen der Zärtlichkeit als ein Mann, der an dergleichen Kundgebungen gewöhnt ist. Als er jedoch um die Straßenecke ritt, nahm er seinen Hut vom Kopfe und schwenkte ihn zum Lebewohl.

Aramis schrieb einen langen Brief. An wen? Niemand wußte es. Ketty, welche an demselben Abend nach Tours abreisen sollte, wartete auf diesen geheimen Brief im Nebenzimmer.

Athos trank in kleinen Zügen die letzte Flasche von seinem spanischen Wein.

Während dieser Zeit defilirte d’Artagnan mit seiner Kompagnie. Als er nach dem Faubourg Saint-Germain kam, drehte er sich um und schaute die Bastille heiter an, der er bis dahin glücklich entgangen war. Da er nur die Bastille anschaute, sah er Mylady nicht, die ihn, auf einem Isabell reitend, mit dem Finger zwei Menschen von ziemlich schlimmem Aussehen bezeichnete, welche sich sogleich den Reihen näherten, um ihn zu betrachten. Auf eine Frage, die sie mit dem Blicke machten, antwortete Mylady, er sei es. Sobald sie sich überzeugt hatte, daß kein Versehen bei Ausführung ihres Auftrags stattfinden konnte, spornte sie ihr Pferd und verschwand.

Die zwei Männer folgten sodann der Kompagnie und bestiegen beim Ausgang aus dem Faubourg Saint-Antoine Pferde welche ein Bedienter ohne Livree für sie bereit hielt.