Und nun müssen unsere Leser den Standard ruhig, nicht nach London, wohin d’Artagnan und Porthos zu gehen glaubten, sondern nach Durham schwimmen lassen, wohin Briefe, die Mordaunt während seines Aufenthaltes in Boulogne erhielt, diesen beschieden hatten; und uns gefälligst in das royalistische Lager an der Tyne, unfern der Stadt Newcastle, folgen.

Hier, zwischen zwei Flüssen, an der Grenze von Schottland, aber auf englischem Boden, breiten sich die Zelte eines kleinen Heeres aus. Es ist Mitternacht. Männer, die man an ihren nackten Beinen, an ihren kurzen Röcken, an ihren buntscheckigen Plaids und an der Feder, die ihre Mütze ziert, als Hochländer erkennt, halten nachlässig Wache. Der Mond beleuchtet, durch dicke Wolken gleitend, bei jedem Zwischenraum, den er auf seinem Wege findet, die Musketen der Schildwachen und hebt kräftig die Mauern, Dächer und Türme der Stadt hervor, die Karl I. den Truppen des Parlaments übergeben hat.

An einem Ende dieses Lagers, bei einem ungeheuren Zelt, das voll von Offizieren ist, die unter dem Vorsitz des alten Grafen von Lewen, ihres Anführers, beratschlagen, schläft ein Mann in Reitertracht auf dem Rasen, die rechte Hand an sein Schwert gelegt.

Fünfzig Schritte davon plaudert ein anderer, ebenfalls in Reitertracht, mit einer schottischen Wache, und obgleich Ausländer, scheint er doch der englischen Sprache mächtig genug, um die Antworten zu verstehen, die ihm der andere in der Mundart der Grafschaft Perth gibt.

Als es in der Stadt Newcastle nachts ein Uhr schlug, erwachte der Schläfer, und nachdem er sich ganz wie ein Mensch gebärdet hatte, der die Augen nach tiefem Schlaf öffnet, schaute er aufmerksam um sich her, stand, da er sich allein sah, auf, machte einen Umweg und ging an dem Reiter vorbei, der mit der Schildwache plauderte. Dieser hatte ohne Zweifel keine Frage mehr zu stellen, denn nach einem Augenblick nahm er Abschied von der Wache und schlug, wie absichtslos, denselben Weg ein, den wir den ersten Reiter gehen sahen.

Im Schatten eines an der Straße aufgeschlagenen Zeltes erwartete ihn der andere.

Nun, mein lieber Freund? sagte er im reinsten Französisch.

Mein Freund, es ist keine Zeit zu verlieren, man muß den König benachrichtigen.

Was geht denn vor?

Jetzt fehlt die Zeit, es Euch zu sagen. Überdies werdet Ihr es sogleich hören. Hier kann das geringste Wort alles verderben. Wir wollen Mylord Winter aufsuchen.

Und beide wanderten nach dem entgegengesetzten Ende des Lagers. Da aber das Lager nicht mehr als eine Oberfläche von fünfhundert Quadratschuh bedeckte, so waren sie bald bei dem Zelte dessen, den sie suchten, angelangt.

Schläft Euer Herr, Tomby? fragte einer der zwei Reiter den Diener, der in einer als Vorzimmer benützten ersten Abteilung des Zeltes lag, auf englisch.

Nein, Herr Graf, antwortete der Lakai, ich glaube nicht, es müßte denn erst seit ganz kurzer Zeit der Fall sein, denn er ist, nachdem er den König verlassen, mehr als zwei Stunden lang umhergegangen, und das Geräusch seiner Tritte hat erst vor zehn Minuten aufgehört; übrigens könnt Ihr selbst sehen, fügte er, den Vorhang aufhebend, bei.

Winter saß vor einer fensterartigen Öffnung, welche die Nachtluft eindringen ließ, und folgte mit schwermütigen Blicken dem, wie gesagt, unter schweren, schwarzen Wolken sich verlierenden Monde.

Die zwei Freunde näherten sich dem Lord, der, den Kopf auf seine Hand gestützt, den Himmel anschaute; er hörte sie nicht kommen und verharrte in derselben Haltung bis zu dem Augenblick, wo er fühlte, daß eine Hand auf seine Schulter gelegt wurde.

Dann wandte er sich um, erkannte Athos und Aramis und reichte ihnen die Hand.

Habt ihr bemerkt, sagte er zu ihnen, wie der Mond diesen Abend blutfarbig ist? – Nein, erwiderte Athos, er kam mir wie gewöhnlich vor. – Schaut ihn an, versetzte Lord Winter. – Ich gestehe Euch, antwortete Aramis, es geht mir wie dem Grafen de la Fère, ich sehe nichts Besonderes daran. – Graf, sprach Athos, in einer so mißlichen Lage, wie die unsere ist, muß man die Erde betrachten und nicht den Himmel. Habt Ihr unsere Schotten beobachtet und seid Ihr derselben sicher? – Die Schotten? fragte Lord Winter; welche Schotten? – Die unseren, bei Gott! die, denen sich der König anvertraut hat. Die Schotten des Grafen von Lewen. – Nein, erwiderte Winter und fügte dann bei: Sagt mir, ihr seht also nicht, wie ich, die rötliche Farbe, welche den Himmel bedeckt? – Ganz und gar nicht, antworteten Athos und Aramis zugleich. – Sagt mir, fuhr der Lord, stets mit demselben Gedanken beschäftigt, fort, erzählt man sich nicht in Frankreich, daß Heinrich IV. am Vorabend seiner Ermordung, als er mit Herrn von Bassompierre Schach spielte, Blutflecken auf dem Schachbrett sah? – Ja, sprach Athos, der Marschall hat es mir oftmals selbst erzählt. – So ist es, murmelte Winter, und am andern Tag wurde Heinrich IV. ermordet. – Aber in welchem Zusammenhang steht die Vision Heinrichs IV. mit uns, Graf? fragte Aramis. – In keinem, meine Herren, und ich bin in der Tat ein Tor, daß ich Euch mit solchen Dingen unterhalte, während Eure Erscheinung in meinem Zelte zu dieser Stunde mir ankündigt, daß Ihr irgend eine wichtige Neuigkeit zu überbringen habt. – Ja, Mylord, versetzte Athos, ich wünschte den König zu sprechen. – Den König? Er schläft. – Ich habe ihm Dinge von großem Belang mitzuteilen. – Läßt sich die Sache nicht auf morgen verschieben? – Er muß es sogleich erfahren, und vielleicht ist es bereits zu spät. – Gehen wir hinein, meine Herren.

Lord Winters Zelt war neben dem königlichen; eine Art von Korridor führte von dem einen in das andere. Dieser Korridor wurde nicht von einem Soldaten, sondern von einem vertrauten Diener Karls I. bewacht.

Diese Herren gehören zu mir, sprach der Lord.

Der Lakai verbeugte sich und ließ sie vorübergehen.

Auf einem Feldbett liegend, ein schwarzes Wams auf dem Leib, seine langen Stiefel an den Beinen, den Gürtel gelöst, den Hut neben sich, war König Karl infolge eines unwiderstehlichen Bedürfnisses eingeschlafen. Die drei Männer schritten vorwärts, und Athos, der vorausging, betrachtete einen Augenblick stillschweigend das edle, so bleiche Antlitz, umrahmt von langen schwarzen Haaren, die der Schweiß eines unruhigen Schlummers an seine Schläfe klebte, und marmorartig durchzogen von dicken blauen Adern, die von den Tränen aus seinen müden Augen aufgeschwollen schienen.

Athos stieß einen Seufzer aus, und dieser Seufzer erweckte den König; so leicht war sein Schlaf.

Er schlug die Augen auf.

Ah! sagte er, sich auf den Ellenbogen erhebend, Ihr seid es, Graf de la Fère? – Ja, Sire, antwortete Athos. – Ihr wacht, während ich schlafe, und Ihr bringt mir irgend eine Nachricht? – Ach! Sire, erwiderte Athos, Ew. Majestät hat richtig erraten. – Dann ist die Nachricht schlecht, sprach der König mit schwermütigem Lächeln. – Ja, Sire. – Gleichviel, der Bote ist willkommen, und Ihr könnt nicht bei mir erscheinen, ohne mir stets Vergnügen zu machen, ein Mann wie Ihr, dessen Ergebenheit weder Vaterland noch Unglück kennt, und der mir von Henriette geschickt worden ist … was auch die Nachricht sein mag, die Ihr mir überbringt, sprecht unumwunden. – Sire, Cromwell ist in dieser Nacht in Newcastle eingetroffen. – Ah, rief der König, um mich zu bekämpfen? – Nein, um Euch zu kaufen. – Was sagt Ihr? – Ich sage, Sire, daß man dem schottischen Heer viermalhunderttausend Pfund Sterling schuldet. – An rückständigem Solde, ja, ich weiß es. Seit beinahe einem Jahre schlagen sich meine braven und getreuen Schotten für die Ehre.

Athos lächelte.

Wohl, Sire, obgleich die Ehre etwas Schönes ist, so sind sie doch müde geworden, sich dafür zu schlagen, und haben Euch heute nacht für zweimalhunderttausend Pfund Sterling verkauft, das heißt für die Hälfte dessen, was man ihnen schuldig war. – Unmöglich! rief der König; die Schotten verkaufen ihren König nicht um zweimalhunderttausend Pfund Sterling! – Die Juden haben ihren Gott um dreißig Silberlinge verkauft. – Und wer ist der Judas, der diesen schändlichen Handel abgeschlossen hat? – Der Graf von Lewen. – Wißt Ihr es gewiß? – Ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört.

Der König stieß einen tiefen Seufzer aus, als ob sein Herz brechen wollte, und ließ sein Haupt in seine Hände fallen.

Ah! die Schotten! rief er, die Schotten, die ich meine Getreuen nannte! die Schotten, denen ich mich anvertraute, während ich nach Oxford fliehen konnte! Die Schotten, meine Landsleute! Die Schotten, meine Brüder! Seid Ihr Eurer Sache auch gewiß, mein Herr? – Hinter dem Zelt des Grafen von Lewen, dessen Leinwand ich aufhob, scheinbar im Schlafe liegend, habe ich alles gesehen, alles gehört. – Und wann soll dieser abscheuliche Handel vollzogen werden? – Heute, diesen Morgen. Es ist daher, wie Ew. Majestät sieht, keine Zeit zu verlieren. – Um was zu tun, da Ihr sagt, ich sei verkauft? – Um über den Tyne zu setzen, um Schottland zu erreichen, um zu Lord Montrose zu gelangen, der Euch nicht verkaufen wird. – Und was soll ich in Schottland tun? Einen Parteigängerkrieg anfangen? Ein solcher Krieg ist eines Königs unwürdig. – Das Beispiel von Robert Bruce spricht Euch frei, Sire. – Nein! nein! ich kämpfe schon zu lange; haben sie mich verkauft, so mögen sie mich ausliefern, und die ewige Schmach ihres Verrates falle auf sie zurück. – Sire, sprach Athos, vielleicht soll ein König so handeln, nicht aber ein Gatte und Vater. Ich bin im Namen Eurer Gemahlin und Eurer Tochter gekommen, und im Namen Eurer Gemahlin und Eurer Tochter, sowie der zwei anderen Kinder, welche Ihr noch in London habt, sage ich Euch: Rettet Euer Leben, Sire, Gott will es.

Der König stand auf, zog seinen Gürtel fest, schnallte seinen Degen um und trocknete mit einem Taschentuch seine von Schweiß befeuchtete Stirne ab.

Nun, sagte er, was ist zu tun? – Sire, habt Ihr beim ganzen Heere ein Regiment, auf das Ihr Euch verlassen könnt? – Winter, baut Ihr auf die Treue des Eurigen? fragte der König. – Sire, es sind nur Menschen, und die Menschen sind sehr schwach oder sehr bösartig geworden. Ich glaube an ihre Treue, aber ich stehe nicht dafür; ich würde ihnen mein Leben anvertrauen, aber ich zögere, ihnen das Leben Ew. Majestät anzuvertrauen. – Wohl! sprach Athos, in Ermangelung eines Regiments sind drei ergebene Männer da, und das genügt; Ew. Majestät steige zu Pferde, begebe sich in unsere Mitte, wir setzen über den Tyne, erreichen Schottland und sind gerettet. – Ist das auch Eure Meinung, Winter? fragte der König. – Ja, Sire. – Und die Eurige, Herr d’Herblay? – Ja, Sire. – Es geschehe also, wie Ihr wollt, gebt Befehl, Winter.

Der Lord entfernte sich; der König kleidete sich mittlerweile vollends an. Die ersten Strahlen des Tages begannen, durch die Öffnungen des Zeltes zu dringen, als Lord Winter zurückkehrte.

Alles ist bereit, meldete er. – Und wir? fragte Athos. – Grimaud und Blaisois harren Euer mit den gesattelten Pferden. – Dann wollen wir keinen Augenblick verlieren, sprach Athos. – Laßt uns gehen, versetzte der König. – Sire, sagte Aramis, benachrichtigt Ew. Majestät Ihre Freunde nicht? – Meine Freunde! erwiderte Karl I. mit traurigem Kopfschütteln, ich habe noch Euch drei … einen Freund von zwanzig Jahren, der mich nie vergessen hat, zwei Freunde von acht Tagen, die ich nie vergessen werde. Kommt, meine Herren, kommt.

Der König verließ das Zelt und fand sein Pferd schon bereit. Es war ein isabellfarbiges Roß, das er seit drei Jahren ritt und ungemein liebte.

Das Tier wieherte vor Vergnügen, als es ihn sah.

Ah! sprach der König, ich war ungerecht: hier ist, wenn auch nicht ein Freund, doch ein Wesen, das mich liebt. Du wirst mir treu sein, nicht wahr, Arthus?

Und als hätte das Pferd diese Worte verstanden, näherte es seine dampfenden Nüstern dem Gesicht des Königs, hob seine Lippen auf und zeigte voll Freude seine weißen Zähne.

Ja, ja, sprach der König, das schöne Tier mit der Hand streichelnd, ja, es ist gut, Arthus, ich bin zufrieden mit dir.

Und mit der Behendigkeit, die den König zu einem der besten Reiter Europas machte, schwang sich Karl in den Sattel und sagte, sich gegen Athos, Aramis und den Grafen von Winter umdrehend: Nun, meine Herren, ich erwarte euch.

Aber Athos blieb unbeweglich, seine Hand und seine Augen nach einer schwarzen Linie gerichtet, die dem Tyneflusse folgte und sich doppelt so lang als das Lager ausstreckte.

Was für eine Linie ist dies? sprach Athos, der im letzten nächtlichen Dunkel, das mit den ersten Strahlen des Tages kämpfte, nicht gut zu unterscheiden vermochte. Was bedeutet diese Linie? Ich habe sie gestern nicht gesehen. – Ohne Zweifel ist es der Nebel, der vom Flusse aufsteigt, erwiderte der König. – Sire, es ist etwas Wesenhafteres, als ein Dunst. – In der Tat, es gleicht einer rötlichen Barriere, versetzte Winter. – Es ist der Feind, der von Newcastle auszieht und uns umschließt, rief Athos. – Der Feind! sprach der König. – Ja, der Feind. Es ist zu spät. Schaut! Seht ihr nicht dort unter jenem Sonnenstrahl von der Stadt her die eisernen Rippen glänzen?

So nannte man die Kürassiere, die Cromwell zu seinen Leibwachen gewählt hatte.

Ah! sprach der König, wir werden erfahren, ob es wahr ist, daß mich die Schotten verraten.

Was wollt Ihr tun, Sire? rief Athos.

Ihnen Befehl zum Angriff geben und diese elenden Rebellen mit ihnen niederreiten.

Und der König gab seinem Pferd die Sporen und jagte auf das Zelt des Grafen von Lewen zu.

Folgen wir ihm, sprach Athos.

Vorwärts! rief Aramis.

Sollte der König verwundet sein? fragte der Graf Winter. Ich sehe Blutflecken auf dem Boden. Und er sprengte den Freunden nach. Athos hielt ihn zurück.

Sammelt Euer Regiment, sagte er; ich sehe, daß wir desselben sogleich bedürfen werden.

Der Lord wandte sein Pferd um, und die zwei Freunde setzten ihren Weg fort. In zwei Sekunden hatte der König das Zelt des Grafen von Lewen, des Obergenerals der schottischen Armee, erreicht. Er sprang zu Boden und trat ein.

Der General befand sich mitten unter den vornehmsten Häuptlingen.

Der König! riefen sie aufstehend und sich anschauend.

Karl stand wirklich vor ihnen, den Hut auf dem Kopf, die Stirne gefaltet und mit der Reitpeitsche an seine Stiefel klopfend.

Ja, sprach er, der König, der Rechenschaft von Euch über das fordert, was vorgeht.

Was geht denn vor, Sire? fragte der Graf von Lewen.

Meine Herren, sprach der König, der sich vom Zorn fortreißen ließ, der General Cromwell ist diese Nacht in Newcastle angekommen; ihr wußtet es und habt mich nicht davon benachrichtigt; der Feind zieht aus der Stadt und versperrt uns den Übergang über den Tyne; eure Wachen mußten diese Bewegung sehen, und man hat mich nicht davon in Kenntnis gesetzt; ihr habt mich durch einen schändlichen Vertrag um zweimalhunderttausend Pfund Sterling an das Parlament verkauft, aber dieser Vertrag wenigstens ist mir bekannt. Das geht vor, meine Herren, antwortet und rechtfertigt euch, denn ich klage euch an.

Sire, stammelte der Graf von Lewen, Sire, Ew. Majestät wird durch einen falschen Bericht getäuscht worden sein.

Ich habe mit meinen eigenen Augen das feindliche Heer zwischen mir und Schottland sich ausbreiten sehen, versetzte Karl, und ich kann fast sagen, ich habe mit meinen eigenen Ohren gehört, wie die Bedingungen des Vertrags beraten wurden.

Die schottischen Häuptlinge schauten sich ebenfalls, die Stirne faltend, an.

Sire, murmelte der Graf von Lewen, gebeugt unter dem Gewicht der Schande, Sire, wir sind bereit, Euch jeden Beweis zu geben.

Ich verlange nur einen einzigen, sprach der König. Stellt das Heer in Schlachtordnung auf, und wir marschieren dem Feinde entgegen.

Das kann nicht sein, Sire, erwiderte der Graf.

Wie! es kann nicht sein! Und warum kann es nicht sein? rief Karl I.

Ew. Majestät weiß wohl, daß Waffenstillstand zwischen uns und dem englischen Heere stattfindet, antwortete der Graf.

Wenn Waffenstillstand stattfindet, so hat ihn das englische Heer dadurch gebrochen, daß es die Stadt gegen die Übereinkunft verließ; ich aber sage euch, ihr müßt euch mit mir durch dieses Heer schlagen und nach Schottland zurückkehren, und wenn ihr es nicht tut, nun so wählt zwischen den zwei Namen, die den Menschen der Verachtung und dem Fluche seiner Mitmenschen überantworten: entweder seid ihr Feiglinge, oder ihr seid Verräter.

Die Augen der Schotten flammten, aber sie gingen, wie dies so oft bei solchen Gelegenheiten geschieht, von der äußersten Scham zur äußersten Frechheit über, und zwei Clan-Häuptlinge schritten von zwei Seiten auf den König zu.

Nun wohl, ja, sagten sie, wir haben versprochen, Schottland und England von dem Manne zu befreien, der seit fünfundzwanzig Jahren das Blut und das Gold Schottlands und Englands trinkt. Wir haben es versprochen und halten unser Versprechen. König Karl Stuart, Ihr seid unser Gefangener.

Und beiden streckten zu gleicher Zeit die Hand aus, um den König zu ergreifen, aber ehe die Spitzen ihrer Finger seine Person berührten, stürzten beide, der eine tot, der andere ohnmächtig, nieder.

Athos hatte den einen mit dem Kolben seiner Pistole zu Boden geschlagen, Aramis hatte dem andern seinen Degen durch den Leib gerannt.

Als sodann der Graf von Lewen und die andern Häuptlinge, erschrocken vor dieser unerwarteten Hilfe zurückwichen, die dem Fürsten, den sie bereits für ihren Gefangenen hielten, vom Himmel zuzufallen schien, zogen Athos und Aramis den König aus dem meineidigen Kreise, in den er sich so unklugerweise gewagt hatte; dann sprangen alle drei auf die Pferde, welche die Lakaien bereithielten, und ritten im Galopp nach dem königlichen Zelte zurück.

Im Vorüberreiten gewahrten sie den Grafen Winter, der an der Spitze seines Regiments herbeieilte. Der König gab ihm ein Zeichen, sie zu begleiten.