Herr d’Artagnan holte seinen Freund Athos zur größten Ueberraschung Baisemeaux‘ und d’Herblays aus der Bastille zurück, nicht ohne daß der Gouverneur dem Grafen versicherte, er verliere etwas, indem ihm das gute Leben im Staatsgefängnis versagt bliebe. Trotz seiner guten Bekanntschaft mit den beiden Herren unterließ er es nicht, sich davon zu überzeugen, daß der Freilassungsbefehl ebenso wie der Haftbefehl eigenhändig vom König geschrieben war. D’Artagnan wiederum unterließ es nicht, dem Herrn Bischof zu imponieren, indem er erklärte, der König täte alles, was er wollte, und da er die Freilassung des Grafen verlangt hätte, so sei sie erfolgt. Allein Aramis sah tiefer und erkannte, daß der Musketier log. Seine Aufregung, sein noch immer blasses Gesicht, sein nervöses Gebahren verrieten, welchen Sturm er überstanden.
Der Gouverneur und der Bischof blieben allein zurück. Aramis, entschlossen, dem merkwürdigen Zwischenfall keine unnützen Gedanken zu widmen, kehrte alsbald zu seinen eigenen Geschäften zurück. – »Herr Baisemeaux,« sprach er, »es ist mir bekannt, daß Sie zu einer geheimen geistlichen Organisation gehören, deren Mitglieder untereinander zu bestimmten Dienstleistungen und Verbindlichkeiten verpflichtet sind. Im besondern haben alle dem Orden angehörenden Gefängnisleiter und Festungskommandanten die Pflicht, zu den Kranken oder Sterbenden ihrer Anstalten einen dem Orden angehörenden Beichtvater zu rufen. Ich hielt es für angebracht, Sie auf diesen Paragraphen der Ordensstatuten hinzuweisen.« – »Er ist mir bekannt,« antwortete Baisemeaux, etwas kleinlaut. »Allein – bei mir liegt zur Zeit niemand krank oder im Sterben.« – »Wissen Sie das so genau?« fragte Aramis in seltsamem Tone.
Kaum hatte er gesprochen, so erschien ein Sergeant und meldete: »Der Gefangene Marchiali fühlt sich krank und verlangt nach einem Beichtvater.« – In den Augen des Bischofs leuchtete es auf. – »Ah!« rief Baisemeaux erstaunt. »Es ist gut, gehen Sie, ich werde für das Weitere sorgen.« Und als der Sergeant sich entfernt hatte, sah er den Bischof von Vannes an. »Was nun?« – »Tun Sie Ihre Pflicht,« antwortete Aramis. – »Ja, ich werde einen Boten schicken und mir einen Beichtvater ausbitten,« stammelte der Gouverneur in sichtlicher Verlegenheit. – »Es ist nicht nötig,« versetzte Aramis, »der Beichtvater bin ich.« – Diese Worte wirkten auf Baisemeaux wie ein Donnerschlag. Er wurde totenbleich; es war ihm zumute, als seien die schönen Augen d’Herblays zwei leuchtende Fackeln, die bis in die Tiefe seiner Seele drangen. – »O, Monseigneur,« rief er, »wie hätte ich ahnen sollen –? Was ordnen Sie nun an, Monseigneur?« – »Ich?« antwortete Aramis lächelnd, »nichts! Ich bin nur ein armer Priester, ein schlichter Beichtiger. Befehlen Sie mir, den Kranken zu besuchen?« – »O, Monseigneur, ich befehle es Ihnen nicht – ich bitte Sie darum,« stammelte der Gouverneur.
Aramis wurde zu Marchiali geführt. Der junge Mann lag in dem Bett, welches mit feinster Leinwand bezogen war; sein Kopf ruhte auf seidenweichen Kissen. Während sonst nach dem Gefängnisstatut zu dieser Zeit schon alle Zellen finster sein mußten, hatte Marchiali noch Licht. Die auf dem Tische stehenden Teller bezeugten, daß er das Abendessen kaum angerührt hatte. Als Aramis eintrat, veränderte der junge Mann seine Lage nicht. Er hob nur den Kopf und fragte: »Was will man von mir?« – »Sie haben einen Beichtvater verlangt?« antwortete Aramis, »sind Sie krank?« – »Ja,« sprach er. »Sind Sie einer? Sie waren schon einmal bei mir.«
Aramis verneigte sich. Offenbar gefiel dem jungen Manne der verschmitzte, kalte Charakter nicht, der sich in den Zügen des Bischofs von Vannes ausprägte. »Es wird nicht nötig sein,« sagte er, wenig geneigt, diesem Manne sein Vertrauen zu schenken, »es geht mir jetzt besser.« – »Sie haben ein Briefchen in Ihrem Brote gefunden,« sagte Aramis ruhig, »worin Ihnen eine wichtige Mitteilung verheißen wurde.« – Der junge Mann stutzte. – »Wenn Sie der Mann sind, der sich darin ankündigte,« sprach er, »so ist es etwas anderes. Ich höre.«
D’Herblay betrachtete ihn genauer und erstaunte über diesen Ausdruck schlichter, lieblicher Majestät, den man nie erlangt, wenn Gott ihn uns nicht ins Blut gelegt hat. – »Setzen Sie sich,« sagte er, und Aramis, sich verneigend, nahm Platz. – »Gefällt es Ihnen noch immer in der Bastille?« begann Aramis. »Beklagen Sie nach wie vor nichts?« – »Was soll ich beklagen?« erwiderte Marchiali. – »Daß Sie nicht frei sind,« sagte der Bischof.
»Was verstehen Sie unter Freiheit?« antwortete der Gefangene. – »Die Blumen sehen, die Luft atmen, den Tag erschauen, die Sterne betrachten, das Glück haben herumzulaufen, wohin uns zwanzigjährige Beine tragen können.«
Der junge Mann lächelte. Es wäre schwer gewesen zu sagen, ob mit Resignation oder mit Verachtung. – »Ich habe die schönsten Rosen aus dem Garten des Gouverneurs hier,« antwortete er. »Warum sollte ich mir andere Blumen wünschen? Mein Fenster steht viel offen, es fehlt mir nicht an Luft. Auch sehe ich durch das Fenster die Sonne und den Tag, den Mond und die Nacht. Ist das nicht genug? Man hat mir gesagt, es gebe Unglückliche, die in Bergwerken arbeiten müssen und die Sonne nimmer schauen. Und die Sterne? Ihr Flimmern hat oft meine Augen erquickt. Das alles habe ich, mein Herr. Ich darf auch im Garten spazieren gehen. Die Menschen haben also alles für mich getan, was ich hoffen und wünschen kann.«
»Ich bin Ihr Beichtvater,« sprach der Bischof. »Als mein Beichtkind müssen Sie mir die Wahrheit sagen. Jeder Gefangene, der in einen Kerker geworfen wird, muß ein Verbrechen begangen haben. Was war Ihr Verbrechen?« – »Sie haben mich danach schon das erste Mal gefragt, als ich Sie sah,« antwortete Marchiali. – »Und Sie verweigerten die Antwort,« sagte Aramis. – »Warum sollte ich Ihnen heute antworten?« erwiderte der junge Mann. – »Weil ich heute als Beichtvater vor Ihnen stehe,« sprach der Bischof.
»Wenn ich Ihnen sagen soll, welches Verbrechen ich begangen, so sagen Sie mir erst, was ein Verbrechen ist. Ich habe mir selbst um nichts Vorwürfe zu machen und erkläre, ich bin kein Verbrecher.« – »Bisweilen ist man in den Augen der Großen ein Verbrecher, nicht weil man ein Verbrechen begangen, sondern weil man um Verbrechen weiß, die andere begangen haben.« – Der Gefangene nickte. – »Ich verstehe,« sagte er. »In dieser Hinsicht könnte ich in den Augen der Großen ein Verbrecher sein. Wenn ich schärfer darüber nachdenken wollte, so würde ich entweder verrückt werden oder sehr viele Dinge erraten.«
»Ah, Sie wissen etwas?« rief Aramis. – Doch Marchiali brach ab. »Ich bin zufrieden mit dem, was ich hier habe,« murmelte er düster. »Warum soll ich mich dem Verlangen nach anderem hingeben? Doch Siel« rief er aus, »Sie haben mich veranlaßt, einen Beichtvater zu rufen, und Sie kommen nun hierher mit dem Versprechen, mir vieles mitzuteilen. Warum schweigen Sie jetzt? warum soll ich reden? Wir tragen beide eine Maske, aber ich werde sie nur zusammen mit Ihnen ablegen.«
Aramis fühlte die Richtigkeit dieses Urteils. – »Hier habe ich es mit keinem gewöhnlichen Menschen zu tun,« dachte er. »Nun,« fragte er laut, »besitzen Sie Ehrgeiz?« – »Was ist Ehrgeiz?« erwiderte Marchiali.
»Der Trieb, mehr zu haben, als man hat,« sagte d’Herblay. – »Ich habe schon erklärt, ich bin hier zufrieden,« versetzte der Gefangene; »allein darin kann ich mich auch irren. Es ist möglich, daß ich Ehrgeiz habe. Können Sie mir das Gefühl des Ehrgeizes noch näher erläutern?« – »Ein Ehrgeiziger ist derjenige, der über seinen Stand hinaustrachtet.« – »Ich trachte nicht über meinen Stand hinaus,« sagte der Gefangene in einem so sichern Tone, daß Aramis stutzte.
»Sie haben mich belogen, als ich das erste Mal hier war,« sprach d’Herblay. – »Belogen?« rief Marchiali in so heftigem Tone und mit so flammenden Augen, daß Aramis erschrak. – »Ich will sagen,« fuhr er mit einer Verbeugung fort, »Sie haben mir verschwiegen, daß Sie etwas von Ihrer Jugend wissen.« – »Mein Herr, meine Geheimnisse gehören nicht dem ersten besten, der da herkommt.« – »Bin ich der erste beste, Monseigneur?« fragte Aramis mit einem Lächeln. – Dieser Titel verursachte dem Gefangnen Unruhe, doch schien er sich nicht zu wundern, daß man ihn so nannte. – »Mein Herr,« versetzte er, »Sie sind mir unbekannt.« – »O, wenn ich den Mut hätte,« entgegnete der Bischof, »würde ich Ihre Hand ergreifen und küssen.« – Der Gefangene machte eine Bewegung, als wollte er die Hand ausstrecken; aber das Leuchten seiner Augen erlosch am Rande der Wimpern, und die Finger zogen sich wieder kalt und mißtrauisch zurück.
»Einem Gefangenen die Hand küssen?« sagte er. »Wozu?« – »Sie trauen mir nicht,« fuhr Aramis fort. »Doch das begreife ich: denn wenn Sie wissen, was Sie wissen müßten, so können Sie nicht anders, als aller Welt mißtrauen.« – »Nun, so wundern Sie sich nicht darüber,« antwortete der junge Mann ruhig. – »O, Sie bringen mich in Verzweiflung, Monseigneur!« rief d’Herblay, betroffen über diesen hartnäckigen Widerstand. »Ich begreife, Sie müssen allen mißtrauen, aber machen Sie doch eine Ausnahme bei Ihren alten Freunden!« – »Gehören Sie zu meinen alten Freunden?« fragte Marchiali. – »Erinnern Sie sich nicht mehr?« antwortete der Bischof. »Sie sahen doch einst in jenem Dorfe, wo Sie Ihre Jugend verlebten –«
»Kennen Sie den Namen dieses Dorfes?« fragte der Gefangene. – »Noisy-le-Sec,« antwortete Aramis fest.
»Fahren Sie fort,« sprach der junge Mann, ohne merken zu lassen, ob er zustimmte oder verneinte. – »Gut, da Monseigneur durchaus dieses Spiel fortsetzen wollen,« erwiderte Aramis. »Gewiß, ich bin gekommen, Ihnen vieles zu sagen, aber Sie müssen mir auch zeigen, daß Sie Verlangen hegen, all das zu erfahren. Bevor ich diese Dinge preisgebe, die lange Jahre in meiner Brust eingeschlossen waren, erwarte ich von Ihnen, das werden Sie begreifen, ein wenig Entgegenkommen, ein wenig Sympathie, eine Spur von Vertrauen. Sie stellen sich unwissend – das schreckt mich ab. Und wenn Sie auch wirklich ganz unwissend sein sollten, so sind Sie doch nichtsdestoweniger derjenige, der Sie sind, und nichts, nichts, Monseigneur – auch keine Bastille – kann machen, daß Sie es nicht sind!«
»Ich werde Sie in aller Ruhe anhören,« entgegnete der Gefangene. »Nur glaube ich das Recht zu haben, die Frage zu wiederholen, die ich schon einmal an Sie stellte: Wer sind Sie?« – »Erinnern Sie sich, vor 15 oder 13 Jahren einen Reiter in Noisy-le-See gesehen zu haben, zusammen mit einer Dame, welche gewöhnlich ein schwarzseidenes Kleid und grellrote Bänder im Haar trug?« – »Ja, und ich fragte auch einmal nach seinem Namen. Man sagte, er heiße Abt d’Herblay und sei früher ein Musketier des Königs gewesen.« – »Und der ehemalige Musketier, der dann Abt wurde, dann Bischof von Vannes, ist jetzt Ihr Beichtiger. Ich bin d’Herblay«. – »Ich weiß es,« antwortete der junge Mann ruhig, »ich habe Sie wiedererkannt.«
»Nun, Monseigneur, wenn Sie das wissen,« erwiderte Aramis, »so muß ich etwas hinzufügen, was Sie nicht wissen, nämlich folgendes: Wäre es dem König bekannt, daß dieser Musketier, Abt, Bischof und Beichtvater heute abend hier hei Ihnen ist, so würde derselbe Mann, der alles aufs Spiel setzte, um zu Ihnen zu gelangen, morgen schon das Beil des Henkers in einem Kerker blitzen sehen, der viel tiefer und verborgener wäre, als der Ihrige.« – Als der junge Mann diese mit eindrucksvoller Stimme gesprochenen Worte hörte, richtete er sich in seinem Bette auf und versenkte den Blick mit Gier in die Augen des Beichtvaters. Er schien mehr Vertrauen gewonnen zu haben, lehnte sich zurück und sagte: »Ja, ich erinnere mich – jene Dame, von der Sie sprechen, kam einmal zusammen mit Ihnen und zweimal mit der Frau –« Er hielt inne.
»Mit der Frau, Monseigneur,« vollendete Aramis, »die Sie alle Monate besuchte?« – »Ja.« – »Wissen Sie, wer die Dame war?« – »Eine Dame des Hofes,« sagte der Gefangene. »Ich erinnere mich ihrer deutlich. Einmal kam sie mit einem Manne von etwa 45 Jahren, einmal sah ich sie mit Ihnen und jener Frau mit den roten Bändern im Haar. Diese vier Personen, mein Erzieher und die alte Perronnette sind – außer dem Kerkermeister hier und dem Gouverneur – die einzigen Menschen, die ich je gesehen habe.« – »Sie wurden aber auch in Noisy-le-Sec gefangengehalten.« – »Im Verhältnis zu diesem Kerker war ich dort frei. Nur daß der Garten eine hohe Mauer hatte, über die ich nicht hinwegsehen konnte. Ich war daran gewöhnt und sehnte mich nicht hinaus. Da ich folglich von dieser Welt so gut wie nichts gesehen habe, so kann ich auch nichts wünschen, und wenn Sie etwas von mir wollen, so müssen Sie sich erklären.«
»Das werde ich auch tun, Monseigneur,« antwortete Aramis, »denn es ist meine Pflicht.« – »Nun, so fangen Sie an. Wer war mein Erzieher?« – »Ein gutmütiger, ehrbarer Edelmann, Monseigneur, sehr geeignet, Ihren Leib und Ihre Seele zu schulen. Hatten Sie sich über ihn zu beklagen?« – »Keineswegs. Er sagte mir oft, mein Vater und meine Mutter seien tot. Hat er damit gelogen oder die Wahrheit gesagt?« – »Ihr Vater war tot,« antwortete Aramis. – »Und meine Mutter?« fragte Marchiali. – »Sie war für Sie gestorben,« erwiderte d’Herblay. – »Doch für die Welt lebt sie noch, nicht wahr?« – »Ja.« – »Und dennoch muß ich in der Finsternis eines Kerkers schmachten? Weil mein Erscheinen ein schweres Geheimnis aufdecken würde?«
»Ein gefährliches Geheimnis,« antwortete Aramis.
»Wenn ein Kind in dieser Weise in die Bastille gesperrt wird, dann muß sein Feind sehr mächtig sein.« – »Das ist er auch.« – »Mächtiger als meine Mutter.« – »Warum das?« – »Weil mich meine Mutter sonst gegen ihn verteidigt hätte.« – Aramis zauderte, dann sagte er: »Ja, er ist mächtiger als Ihre Mutter, Monseigneur.« – »Und mein Erzieher, meine Amme, waren meinem Feinde auch im Wege, daß er sie von mir nahm?«
»Ja,« antwortete Aramis ruhig, »sie erschienen ihm beide so gefährlich, daß er sie verschwinden ließ. Man vergiftete sie.«
Der junge Mann erbleichte, dann antwortete er: »Diese unschuldigen Personen sind ermordet worden, und zwar an einunddemselben Tage? Dann muß mein Feind sehr grausam sein, oder die Notwendigkeit muß ihn dazu gedrängt haben. Und ich habe da meine Vermutungen. Ich werde sie Ihnen mitteilen.« – »Sprechen Sie, Monseigneur,« versetzte Aramis, »ich sagte Ihnen ja schon, ich riskiere mein Leben, indem ich mit Ihnen rede.« – »Hören Sie!« erzählte der junge Mann. »Ursprünglich hat man wohl nicht die Absicht gehabt, mich auf Lebenszeit einzusperren, denn es wurde viel Sorgfalt auf meine Erziehung verwendet. Ich erhielt Unterricht in allen Wissenschaften und in den Fertigkeiten eines Kavaliers von Stande. Eines Morgens – es war sehr heiß – schlief ich im Zimmer ein. Bisher hatte ich noch niemals irgendwelchen Argwohn betreffs meiner Herkunft gefaßt. Ich zählte damals 15 Jahre.« – »Das war also vor acht Jahren,« unterbrach ihn d’Herblay. – »Ja. Mein Erzieher hatte mir stets gesagt, ich sei als arme, unbekannte Waise zur Welt gekommen und müsse mir viel Kenntnisse aneignen, um es in der Welt zu etwas zu bringen. Ich könnte auf keine Hilfe von anderer Seite rechnen. In diesem Glauben befand ich mich bis zu jenem Tage, von dem ich jetzt spreche. Ich war im Zimmer eingeschlafen – mein Erzieher befand sich in seiner Stube gerade über mir. Ich hörte ihn die Amme rufen, »Perronnette!« rief er. »Perronnette!« Sie war wohl im Garten, denn er lief die Treppe hinab. Ich stand auf, um zu sehen, was geschehen sei. Ich sah, wie mein Erzieher zu einem Brunnen ging, der am Rande des Gartens lag, fast unmittelbar unter den Fenstern seines Zimmers, hinabblickte und aufs neue nach der Amme zu rufen begann. Sie eilte herbei, und nun guckten beide in den Brunnen, mit unverkennbaren Gebärden des Schreckens. ›Es ist der letzte Brief von der Königin!‹ rief mein Erzieher. ›O, welch ein Unglück, welch ein Unglück!‹– ›Beruhigen Sie sich doch nur,‹ antwortete die Perronnette, ›das Wasser wird ihn rasch zerstören.‹– Als ich diese wenigen Worte vernahm, lauschte ich mit verdoppelter Aufmerksamkeit, denn es nahm mich Wunder, daß mein Erzieher, der mir stets Bescheidenheit und Demut empfahl, in Briefwechsel mit der Königin stand. – ›Wie ist er hier denn hereingekommen?‹ fragte die Amme. – ›Ich las ihn am Fenster,‹ antwortete er, ›ein Windstoß entriß ihn meiner Hand!‹ – ›Er ist hier unten so gut wie verbrannt,‹ meinte die Perronnette, ›und da die Königin, so oft sie kommt, ihre Briefe verbrennt–‹ So oft sie kommt, hören Sie wohl!« unterbrach sich der Gefangene. »Die Frau, die alle Monate kam, war also die Königin. – ›Ja, aber die Königin wird an einen solchen Zufall nicht glauben,‹ rief mein Erzieher untröstlich. ›Sie wird denken, ich wollte diesen Brief zurückbehalten, um ihn als Waffe gegen sie zu benützen, und dieser Mazarin ist ja so mißtrauisch. Er wird uns beide gefangensetzen. Sie wissen, wo es sich um Philipp handelt –.‹ Das war also mein Name,« unterbrach der Gefangene abermals seine Erzählung.
Aramis nickte. – »›Wir müssen jemand hinabsteigen und den Brief heraufholen lassen,‹ sagte mein Erzieher, und sie gingen beide fort, um jemand zu holen. Ich wußte nicht, was ich tat – mir schwindelte der Kopf von dem, was ich vernommen – ich schwang mich aus dem Fenster, lief rasch an den Brunnen und sah hinab. Auf dem dunkeln Spiegel des Wassers schwamm etwas Weißes. Und dieser weiße Gegenstand schien mich zu sich hinabzulocken, meine Augen waren starr, mein Atem ging keuchend, der Brunnen wehte mich mit seinem breiten Munde und seinem eisigen Atem an, und mir war, als läse ich auf dem weißen Zettel feurige Schriftzüge. Einem Instinkt gehorchend, rollte ich den Strick auf und ließ mich daran hinab. Noch während ich im Brunnen schwebte, ging das Papier unter. Aber das Wasser war zum Glück nicht tief, ich brauchte nur mit dem halben Leibe einzutauchen, um das Papier vom Grunde aufzufangen. Es zerriß aber unter meinen Fingern. Rasch kletterte ich wieder hinauf, rollte den Strick in fliegender Hast wieder auf und flüchtete in den Garten, wo ich mich an einem sonnigen Fleck versteckte, um mich trocknen zu lassen. Hier hatte ich Zeit genug, den kostbaren Brief zu lesen, dessen Schriftzüge schon zu verlöschen begannen.«
»Und was haben Sie gelesen, Monseigneur?« fragte d’Herblay. – »Genug, um zu glauben, daß ich von sehr hoher Abkunft sei, da Anna von Oesterreich und Kardinal Mazarin sich so sehr mit mir beschäftigten. Doch weiter! Der Mann, den man in den Brunnen steigen ließ, fand nichts, dagegen entdeckte man, daß der Strick und der Eimer naß waren, vermißte mich, suchte und fand mich. Meine noch feuchten Kleider verrieten mich, zudem ergriff mich tags darauf ein heftiges Fieber infolge des Wasserbads und der erlittenen Aufregung. Und im Delirium erzählte ich nun vollends alles, was der Brief mir gesagt hatte, den man dann unter meinem Kopfkissen fand.« – »Ah, nun verstehe ich alles,« sagte Aramis. – »Mein Erzieher getraute sich nun nicht, das Geheimnis weiter zu behüten, dessen ich durch Zufall teilhaftig geworden war, und schrieb der Königin alles. Darauf wurde ich in die Bastille gebracht, und Erzieher und Amme verschwanden.«
»Lassen wir die Toten ruhen,« sagte Aramis. »Beschäftigen wir uns mit den Lebenden. Haben Sie sich in Ihr Schicksal ergeben? Ohne Ehrgeiz, ohne Schmerz, ohne Hoffnungen? Sie schweigen?« – »Ich glaube genug gesagt zu haben,« versetzte der junge Mann. »Das Reden ist nun an Ihnen. Ich bin müde.« – Aramis sammelte sich. Sein Gesicht nahm einen feierlichen Ausdruck an, war er doch bei dem wichtigsten Teil der Rolle angelangt, die er im Gefängnis zu spielen hatte. – »Eine Frage zuerst, die von Bedeutung ist,« begann er. »In dem Hause zu Noisy-le-Sec gab es keine Spiegel?« – »Ich weiß nicht, was ein Spiegel ist,« erwiderte der junge Mann. – »Glas, das so präpariert ist,« erklärte d’Herblay, »daß man sich darin so deutlich sieht, wie Sie mich sehen.« – »Nein,« sagte der junge Mann, »so etwas gab es in dem Hause nicht.« – »Und auch hier gibt es keinen,« fuhr Aramis fort, sich umsehend. »Man gebraucht hier die gleiche Vorsicht. Doch Verzeihung! Man unterwies Sie also in Wissenschaft und allerlei Künsten. Lehrte man Sie auch die Geschichte kennen?«
»Man erzählte mir,« antwortete der junge Mann, »von Ludwig dem Heiligen, von Franz I., von Heinrich IV.« – »Also auch hier Berechnung,« sagte d’Herblay. »Ich will Ihnen in wenigen Worten mitteilen, was seit 23 oder 24 Jahren, also seit der Zeit Ihrer Geburt, in Frankreich geschehen ist. Auf Heinrich IV. folgte Ludwig XIII., ein großer König, voll hoher Entwürfe und schöner Gedanken. Leider mußte er sie unvollendet lassen, da er zu schwach war, seinen Willen gegen den allmächtigen Minister, den Kardinal Richelieu, durchzusetzen. Er fand in noch jungen Jahren ein trauriges Ende. Das Glück der Nachkommenschaft war ihm lange versagt geblieben; schon verzweifelte er, als seine Gemahlin, Anna von Oesterreich –« Der Gefangene zuckte jäh zusammen. – »Als Anna von Oesterreich,« fuhr der Beichtvater fort, »ihm eines Tages ankündigte, sie sei gesegneten Leibes. Am 5. September genas sie eines Sohnes.«
Aramis hielt inne und sah den jungen Mann, der erbleichte, fest an. Dann fuhr er fort: »Sie werden jetzt eine Geschichte hören, die gegenwärtig nur noch zwei Menschen zu erzählen wissen; ein Geheimnis, das man für begraben hält. Ich wage nichts dabei,« setzte er in etwas ironischem Tone hinzu, »daß ich es einem Gefangenen mitteile, der gar kein Verlangen trägt, die Bastille jemals zu verlassen. Die Königin gebar also einen Sohn. Der Hof stimmte ein Freudengeschrei an, und der König saß schon wieder vergnügt bei Tische, um mit seinen Günstlingen ein Freudenfest zu feiern, da wurde die Königin, die in ihrem Zimmer mit der Hebamme allein war, ein zweitesmal von Wehen befallen und brachte noch einen Sohn zur Welt. Diesen zweiten Sohn nahm die Hebamme, Frau Perronnette, in den Arm.«
»Frau Perronnette?« stammelte der junge Mann.
»Man schickte nach dem König, und seine Freude verwandelte sich in Entsetzen; denn in Frankreich kann man nur einen Kronprinzen gebrauchen. Kronprinz ist der ältere Sohn, so lautet das Gesetz, und die Aerzte erklärten, aus verschiedenen Gründen in diesem Falle nicht mit der absoluten Sicherheit entscheiden zu können, ob der zuerst zur Welt gekommene Sohn der ältere sei.« – Der Gefangene stieß einen dumpfen Schrei aus und wurde weiß wie das Laken seines Bettes. – »Sie begreifen nun,« fuhr Aramis fort, »weshalb der König so erschrocken war. Zwei gleichberechtigte Dauphins – das war ein ganz unhaltbarer Zustand. Der zweite Sohn hätte eines Tages zu den Waffen greifen und dem andern den Thron streitig machen können; was zu blutigem Hader geführt hätte. Und deshalb wurde einer dieser Zwillingssöhne, und zwar der zu zweit ans Licht getretene, beiseite geschafft, und deshalb ist es seitdem verschwunden, so daß in Frankreich niemand weiß, ob er noch lebt, ausgenommen seine Mutter, die ihn verlassen hat, jene Dame im schwarzen Kleide und den grellroten Bändern und –«
»Und endlich Sie!« fiel der Gefangene ein. »Sie, der Sie in meiner Seele Haß und Ehrgeiz und vielleicht den Durst nach Rache erwecken! Sie, der Mann, den ich erwartete, der Mann, den mir Gott sendet, und der, wenn er das ist, das bei sich haben muß –« – »Was?« fragte Aramis. – »Ein Porträt des Königs Ludwig XIV., der jetzt auf Frankreichs Thron sitzt.«
»Hier ist das Porträt,« sagte der Bischof und legte vor den Gefangenen ein schönes Emaillebild hin, auf dem Ludwig in all seinem Stolz, in all seiner Schönheit dargestellt war. – Der Gefangene ergriff es mit Gier und heftete den brennenden Blick darauf. – »Und hier, Monseigneur,« fuhr Aramis fort, »ist ein Spiegel.« – Der junge Mann sah hinein und verglich sein Antlitz mit dem des Königs.
»Was denken Sie davon?« fragte Aramis. – »Daß ich verloren bin,« murmelte der Gefangene. »Der König kann mich niemals neben sich dulden.« – »Und ich frage mich,« sagte der Bischof, mit einem leuchtenden Blick auf den Gefangenen, »welcher von beiden der König ist, der, den dieses Porträt darstellt, oder der, dessen Antlitz ich hier im Spiegel sehe!« – »Der König, Herr, ist der, der auf dem Throne sitzt,« erwiderte der junge Mann traurig, »der nicht im Gefängnis schmachtet, ja vielmehr dahin schickt, wen immer er will. Wer den Thron hat, hat die Macht – ich bin ohnmächtig.« – »Monseigneur,« antwortete Aramis mit einer Ehrerbietung, die er bis jetzt noch nicht gezeigt hatte, »der König werden Sie sein, wenn Sie nur wollen, und wenn Sie der Mann dazu sind, sich auf dem Throne zu behaupten, auf den Ihre Freunde Sie setzen werden.«
»Herr, führen Sie mich nicht in Versuchung,« versetzte der Gefangene in bitterem Tone. – »Monseigneur, keine Schwäche! Ich habe alle Beweise Ihrer Geburt mitgebracht. Ueberzeugen Sie sich selbst, daß Sie ein Königssohn sind, dann wollen wir weiter sehen.«
»Sie reden von Freunden?« rief der junge Mann mit einer Heftigkeit, die den Adel seines Bluts verriet. »Wie sollte denn ich zu Freunden kommen, ich, der keinen Menschen kennt und weder Freiheit, noch Geld, noch Macht besitzt?« – »Mich dünkt, ich hatte die Ehre,« antwortete Aramis, »mich Eurer Königlichen Hoheit zum – Freunde anzubieten.«
»O, nennen Sie mich nicht so, Herr, das ist Hohn, das ist Barbarei! Lassen Sie mein Sinnen nicht über diese Kerkermauern hinausgehen, lassen Sie mich in Finsternis und Sklaverei – ich will’s ertragen!«
»Monseigneur, wenn Sie, nachdem ich Ihnen Ihre Herkunft bewiesen, so arm an Geist, Willen und Leben sind, diese mutlosen Worte sprechen zu können, so will ich nach Ihrem Wunsche handeln und dem Dienste des Herrn entsagen, dem ich mein Leben und meinen Beistand zuzuschwören gekommen bin!« – »Herr, wäre es nicht besser gewesen, Sie hätten, ehe Sie mir das alles sagten, bedacht, daß Sie mir damit das Herz brechen?« rief der Prinz. »Sie lassen mich an Glanz denken, und hier ist Nacht um mich her. Sie schwärmen von Allmächtigkeit, und draußen im Korridor hallt der Tritt des Kerkermeisters – ein Schall, der Sie mehr zittern macht als mich. Wenn ich daran glauben soll, geben Sie mir ein Pferd, ein Schwert in die Hand und Sporen an die Füße. Dann vielleicht werden wir uns verstehen.«
»Es ist meine Absicht, Monseigneur, Ihnen das alles und noch mehr zu geben,« antwortete Aramis. »Nur – wollen Sie es auch?« – »Herr, ich weiß, es gibt Wachen auf jedem Korridor, Riegel und Barren vor jeder Tür, Posten auf allen Höfen. Wollen Sie alle diese Hindernisse durchbrechen?« – »Alle, Monseigneur,« erwiderte d’Herblay mit Zuversicht. – Der Prinz schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Wem es gelänge, das für mich zu tun, der wäre schon mehr als ein Mensch. Aber es kommt noch hinzu, daß ich ein Prinz bin, ein Bruder des Königs. Wollen Sie mir den Rang und die Macht geben, die Mutter und Bruder mir genommen haben? Ich soll in ein Leben voll Streit und Haß hinein, wie soll ich da ohne Wunden bleiben oder gar Sieger werden? O, bedenken Sie das, Herr! Werfen Sie mich lieber in eine finstere Bergschlucht, wo ich das Rauschen eines Flusses hören und die freie Flut, den blauen Himmel schauen und genießen kann, und ich will mich damit begnügen. Sie können mir nicht mehr geben, und es wäre ein Verbrechen, mich zu täuschen!«
Nach kurzem Besinnen sprach Aramis: »Ich bewundere diesen festen, weisen Sinn, Monseigneur, und erkenne daran, daß ich meinen König gefunden habe.« – »Wieder? O, haben Sie Mitleid,« rief der Prinz und preßte die glühende Stirn in die eisigen Hände. »Verspotten Sie mich doch nicht. Ich brauche gar nicht König zu werden, um der glücklichste Mensch zu sein.« – »Aber ich will, daß Sie König seien,« antwortete Aramis schwärmerisch, »auf daß die Menschheit glücklich werde! Wenn Sie sich von mir leiten lassen, wenn Sie einwilligen, der mächtigste Fürst der Erde zu sein, dann dienen Sie den Interessen meiner Freunde, die für unsere Sache ihr Leben einsetzen und zwar an Zahl noch nicht groß, dafür aber sehr mächtig sind.«
»Aber mein Bruder?« fragte der Gefangene. – »Sie werden sein Los bestimmen. Beklagen Sie ihn?« – »Ihn, der mich hier sterben lassen will? Nein! Könnte er nicht herkommen und zu mir sprechen: Du bist mein Bruder! Gott hat uns geschaffen, daß wir uns lieben, nicht, daß wir uns befehden. Ein beklagenswertes Vorurteil war daran schuld, daß du im Dunkeln schmachten mußtest. Ich will dich an meiner Seite sitzen lassen und dir das Schwert unsers Vaters umgürten. Wirst du es gebrauchen, mein Blut zu verspritzen? – Und ich hätte geantwortet: Nein, nein, ich betrachte dich als meinen Erlöser, als meinen Herrn. Du gibst mir mehr, als Gott mir gegeben, nämlich die Freiheit und das Recht, Menschen zu lieben und von Menschen geliebt zu werden.«
»So aber –?« sprach Aramis. – »So habe ich Schuldige zu bestrafen und, da Gott mich zu gleicher Zeit mit meinem Bruder und ihm ähnlich geschaffen hat, die Gleichberechtigung herzustellen,« antwortete der Prinz. – »Und das will besagen,« sprach d’Herblay, »daß Sie mit Ihrem Bruder die Plätze tauschen werden. Er wandert ins Gefängnis, Sie besteigen den Thron.« – »O, im Gefängnis leidet man viel,« murmelte der Prinz, »zumal wenn man schon den Becher des Lebens an den Lippen gehabt hat.« – »Sie werden tun, was Ihnen gefällt, Hoheit,« antwortete der Beichtvater. »Haben Sie bestraft, so werden Sie auch verzeihen. Und nun genug, Hoheit. Sie werden von mir hören. Nur noch einmal werden Sie mich hier sehen, und zwar, wenn ich komme, Sie abzuholen. Bis dahin sprechen Sie mit niemand, wer es auch sei.«
Aramis verbeugte sich tief. Der Gefangene reichte ihm die Hand und sprach in einem Tone, der zu Herzen ging: »Mein Herr, nur noch ein Wort! Wenn Sie zu mir gekommen sind, als Werkzeug meiner Feinde, um mich zu vernichten, um mich zu einem Bekenntnis zu bewegen, das mein Tod sein soll, o, auch dann seien Sie gesegnet, denn Sie enden meinen Jammer und bringen Ruhe nach jahrelangen Qualen. Sind Sie aber gekommen, um mir einen Platz an der Sonne des Glücks und des Ruhms zu verschaffen, mir eine Stellung zu geben, in der ich mir durch ausgezeichnete Dienste und Taten einen Namen für alle Zeiten erringen kann – kurz, um mich aus dem Elend, in dem ich hier dahinsieche, zum Gipfel aller Macht und Würde zu erheben – nun denn! so schenke ich Ihnen unter Dank und Segen die Hälfte meiner Macht und meines Reichtums. Sie werden damit noch bei weitem nicht genugsam belohnt sein! Ich werde nie imstande sein, das Glück zu vergelten, das ich Ihnen verdanke!«
Aramis kniete nieder. »Der Adel Ihres Herzens,« sprach er, »erfüllt mich mit Bewunderung. Mein Dank wird in dem Glück der Völker liegen, über die Sie herrschen werden, in dem Lobe der Nachkommen, die von Ihrem Ruhme singen werden. Und dies,« sagte er und küßte die Hand des Gefangenen, »ist die erste Huldigung, die ich dem künftigen König darbringe. Wenn ich wieder hier eintrete, wird es mit dem Gruß sein: Guten Tag, Majestät!« – »Bis dahin,« sprach der junge Mann und legte die weißen, dünnen Finger auf seine Brust, »keine Träume, keine Täuschungen – es würde mir das Leben kosten! Ach, wie klein ist meine Zelle, wie schmal das Fenster, wie niedrig die Tür! Wie konnte nur soviel Stolz und Glückseligkeit dort hereinkommen und hier drinnen Raum finden!«
Aramis ging und wurde von dem Wachtposten zu Baisemeaux zurückbegleitet. »Welch eine Beichte!« rief der Gouverneur; »ich hätte nie geglaubt, daß dieser obskure Gefangene soviel auf dem Gewissen haben könne!«