Das Schloß des Fürsten von Wolkenstein lag zwei Stunden von Torburg entfernt, dicht an der Grenze, an einem kleinen See. Darinnen spiegelten sich seine Türme, und auf dem See schwammen still und ruhig die weißen Schwäne. Und wie immer schaute auch heute der Fürst sehnsüchtig aus seinem Schloß über das Land. Er dachte daran, daß vor acht Tagen Florizel, der Spielmann, hier gesungen hatte von der Prinzessin Maria, die so bitterlich weine, weil sie den Herzog August Erasmus heiraten sollte. Der war reich, und er war arm, darum hatte der Fürst Johann Jakob Joseph Jeremias auch lieber den Herzog zum Schwager erwählt. Der arme Fürst von Wolkenstein hatte zu dem Spielmann gesagt: »Florizel, singe mir die Prinzessin her!«
»Ei, das will ich schon tun!« Florizel war zu allen fröhlichen Taten gern bereit. Dem alten Herzog August Erasmus die Braut wegzusingen, erschien ihm lustig genug. Der Fürst wußte nichts von der Seele in Florizels Geige, und als der sagte: »Was bekomme ich zum Lohn?« antwortete er: »Den mußt du dir erbitten.«
Da war Florizel nach Schloß Himmelhoch gezogen, hatte dort auf die Prinzessin gewartet, war ihr mit dem Kasperlemann entgegengefahren, und nun auf einmal sah der Fürst in weiter Ferne Wagen daherrollen. War es wirklich die Prinzessin?
Er lief rasch hinab, ließ sich sein Pferd satteln und ritt an die Grenze. Dort fand er die Wächter. Er fragte: »Warum sitzt ihr denn hier?«
»Wir warten auf das Kasperle, das der Herzog August Erasmus gern haben will,« sagten die.
Ach so, das Kasperle! Der Fürst hatte versprochen, aufpassen zu lassen, um es an der Grenze festzunehmen. Die Prinzessin Gundolfine hatte ihn darum gebeten, und er hatte ihr sein Wort gegeben.
Rumpel-rassel, immer näher kamen die Wagen, und die Prinzessin Maria winkte mit einem weißen Seidentüchlein.
Das war eine Freude!
Die Wächter merkten bald, da im Wagen saß eine, die brauchten sie nicht zu fangen. Sie tuteten in ihre Hörner und riefen, so laut sie konnten: »Hurra!«
Der Fürst aber ritt neben dem Wagen der Prinzessin her, und er fragte Florizel: »Was wünschst du dir?«
»Das kommt noch,« antwortete der und spielte lustig auf seiner Geige.
Die Grenzwächter vergaßen das Kasperle ganz und gar; sie marschierten immer hinter dem Wagen her, und sie waren schon ein gutes Stück von der Grenze entfernt, da schwankte und wankte der Kasperlewagen, denn drinnen hatte sich Kasperle gewichtig von einer Seite zur andern gedreht. Bums, bums! »Er fällt um!« rief der Kasperlemann.
Und da kippte der Wagen auch schon, gerade so viel, um Kasperle hinauszurollen. »Kasperle, Kasperle!« Die Wächter riefen es, der Kasperlemann rief es, und der Fürst und die Prinzessin, der ganze Hofstaat sahen sich erstaunt um.
Da saß Kasperle am Boden und wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
Auf einmal aber entschied er sich für das Heulen, denn ein Wächter ergriff ihn und rief: »Der gehört mir!«
Klapp! gab ihm der Kasperlemann einen Rippenstoß. Der schrie: »Kasperle gehört mir!«
»Mit Verlaub,« sagte der Wächter zum Fürsten, »das ist das Unding, das nicht über die Grenze laufen sollte.«
»Mit Verlaub,« rief Florizel spöttisch, »das ist kein Unding, sondern ein putznettes, liebes Kasperle. Und nun kommt meine Bitte.«
»Halt!« gebot der Fürst. »Ich habe versprochen, mit meinem Wissen und Willen Kasperle nicht über die Grenze laufen zu lassen. Deine Bitte kann ich dir leider nicht erfüllen. Versprochen ist versprochen!«
»Hach, hach!« schrie Kasperle, »ich bin ja schon drüber.«
Da schauten sich alle verdutzt an. Kasperle hatte recht, er war schon diesseits der Grenze.
»Das – da – das ist mir zu schwer! Ich gehe wieder an die Grenze, und Kasperle muß drüberlaufen, und – und – und dann fange ich ihn,« rief einer der Wächter.
»Nä,« schrie Kasperle, »ich lauf‘ nicht zurück, und dann – ich bin doch über die Grenze gefahren!«
»Potzhundert ist der klug!« Selbst der Oberhofmeister staunte. Der Fürst aber fing zu lachen an. »Da kann ich der Prinzessin Gundolfine nicht helfen,« rief er. »Kasperle ist unbemerkt über die Grenze gefahren; das ist nicht gelaufen. Gesehen hat ihn auch niemand, also mag er bleiben, wo er ist.«
Eigentlich hatte Kasperle gedacht, als er so gemächlich dahingefahren war, die Prinzessin Maria würde ihn zu ihrer Hochzeit einladen. Und der Kasperlemann hatte ähnliches geglaubt. Aber der Fürst dachte nicht daran; er fand, es wäre besser, Kasperle käme ihm aus den Augen, denn dann konnte die Prinzessin Gundolfine doch nicht sagen, er hätte Kasperle selbst genommen. Auch hatte er sich noch nie um die Kasperles gekümmert, er las lieber in dicken gelehrten Büchern. Er sagte also, der Kasperlemann solle ruhig nach Torburg ziehen, und weil der darob ein trauriges Gesicht machte, rief die Prinzessin: »Wenn ich einmal hinkomme, dann muß mir Kasperle was vorkaspern.«
»Ja, so soll’s sein!« Der Fürst nickte, die Hofleute nickten, Kutscher und Diener nickten, und Kasperle nickte auch. Florizel rief: »Auf Wiedersehen, Kasperle!«
Und dann zogen alle von dannen, auch die Wächter gingen an die Grenze zurück. Die riefen: »Aber wieder zurücklaufen, das gibt es nicht.«
»Nä,« rief Kasperle vergnügt und schoß gleich ein paarmal Purzelbaum.
Auf einmal aber fiel ihm doch etwas ein. Er setzte sich auf einen Meilenstein und fragte nachdenklich: »Kasperlemann, was fehlt dir?«
»Kasperle, haste Hunger?«
»Hach, schrecklich!« schrie Kasperle.
»Na, dann warte man, bis dir Florizel Hochzeitskuchen mitbringt. Ich kann dir nichts geben.« Und plötzlich fing der Kasperlemann so schwer zu seufzen an, daß es dem Kasperle wind und weh ums kleine Herz wurde.
»Warum hast du denn nichts zu essen?« fragte er.
»Weil ich kein Geld habe. Für den Florizel habe ich mein letztes Geld ausgegeben,« sagte der Kasperlemann. »Der hat wohl gedacht, ich sei ein reicher Mann, denn sonst hätte er doch nur für mich bitten brauchen. Ach jemine, ich armer Mann! Was soll ich nun anfangen?«
»Kaspern,« schrie Kasperle.
»Aber mein Kasperle liegt doch unter der Brücke bei Schloß Himmelhoch!« brummte der Kasperlemann.
»Aber du hast doch mich!« Kasperle reckte sich dabei ordentlich auf.
»Alle guten Geister!« rief der Kasperlemann. »Wenn du kaspern willst, dann freilich, dann fangen wir gleich auf dem Wege an. Dort liegt ein Dorf, dort spielen wir.«
»Ja, flink, flink, sonst sterbe ich vor Hunger!« schrie Kasperle. Und damit es schneller ging, rannte er dem Wäglein voran und schrie immerzu: »Ich bin Kasperle, ich will was zu essen!«
So kamen die beiden in das Dorf hinein, und zuallererst lief ihnen ein Ochse entgegen. Na, mit einem Ochsen machte Kasperle nicht viel Federlesens. Eins, zwei, drei purzelbaumte er über ihn hinweg in die Küche der Frau Ortsschulzin hinein, die just dabei war, Brotteig zu kneten.
Hops! da saß Kasperle auf der Mulde und schrie: »Jetzt gibt’s ’ne Vorstellung!«
Aber die Schulzenfrau verstand keinen Spaß. Die drehte flugs das Kasperle um, schlug ihm aufs Hosenbödlein und rief: »Ja, jetzt gibt’s ’ne Vorstellung. Da, da, da!« Und klitsch, klatsch ging es.
Das war böse. Kasperle schrie so mörderlich, als ob er an einem Spieße stecke. Er schrie das ganze Dorf zusammen und schrie auch den Kasperlemann herbei. Der entriß sein Kasperle den Händen der Schulzenfrau und rief: »Mein goldenes Zuckerkasperle darf niemand hauen. Potz Wetter, und jetzt gibt’s eine Vorstellung.«
»Na, meinetwegen,« brummte die Schulzenfrau. »Ich danke dafür.«
Aber die andern Dorfbewohner sagten das nicht. Im Gegenteil, die kamen alle gelaufen, und alle staunten sie das Kasperle an, was der für wunderbare Gesichter schnitt. Und was er alles erzählen konnte! Ein ganzes Buch voll: von der Prinzessin Gundolfine und ihrer großen Haubenschachtel, und wie er gegeistert hatte auf Burg Himmelhoch.
Auf einmal setzte er sich hin, schnitt ein feierliches Gesicht und rief: »Jetzt bin ich der Herzog August Erasmus. Nun hört mal alle zu! Habt ihr Brot?«
»Ja,« schrien Große und Kleine.
»Habt ihr Butter, Käse und Wurst?«
»Ja,« klang’s wieder.
»Habt ihr Hellerleins?«
»Ei freilich!« riefen die Dorfleute.
»Na, dann bringt mal alles her, ich habe nämlich Hunger,« rief Kasperle und schnitt ein so tiefbetrübtes Gesicht, daß es den Dorfleuten ganz bange wurde, das Kasperle könnte auf der Stelle sterben.
Sie rannten also, so schnell sie konnten, und holten vielerlei Eßwaren herbei; selbst die dicke Schulzenfrau kam mit einem mageren Käslein. Und Kasperle nahm gnädig alles an. Der Kasperlemann wußte kaum, wohin mit all den guten Dingen. Aber als die Schulzenfrau kam mit ihrem Käslein, huch! da sah Kasperle auf einmal aus wie die Prinzessin Gundolfine, und schwipp! bekam die Schulzenfrau einen Nasenstüber, daß sie gleich ihrer Nachbarin in die Arme sank.
»Brrr, ist das ein Untier!« schrie sie.
Die andern lachten, und ein vorwitziges Büblein rief: »Mach’s noch mal!«
»Nä, nä! Er soll’s bleiben lassen.« Flink rannte die Schulzenfrau in ihr Haus und klagte dort ihrem Manne ihre Not.
Der Schulze hatte wohl den Lärm gehört, hatte sich aber nicht weiter darum gekümmert. Nun kam er heraus und wollte die ganze Kasperei verbieten. Weil er aber ein lustiger Mann war, fing er an mitzulachen. Er lachte und lachte, denn just in diesem Augenblick schnitt Kasperle die dümmsten Gesichter von der Welt. Zuletzt sagte er, es wäre doch gut, wenn der Kasperlemann im Dorf über Nacht bliebe.
Gleich riefen etliche Stimmen: »Bei uns, bei uns!«
Da dankte der Kasperlemann fein höflich und sagte, er müsse nach Torburg, denn das Kasperle sei ein ungeheuer berühmtes Kasperle. Es sei eine große Ehre für das Dorf, daß das Kasperle hier eine Vorstellung gegeben habe, trotzdem die Schulzenfrau es vorher durchgewichst habe. Und der Kasperlemann erzählte, daß der Herzog August Erasmus das Kasperle gern haben wollte. Er erzählte noch vielerlei, die Bauern sahen immer erstaunter drein, und zuletzt sagte der Schulze, er werde Kasperle ausklingeln lassen. Der Nachtwächter sollte in ein paar Nachbardörfer gehen und dort ausrufen, daß ein so wunderbares Kasperle hier zu sehen sei. Morgen sei Sonntag, da hätten die Leute Zeit und würden alle kommen, um sich Kasperles Vorstellung anzusehen. Dann könnte Kasperle doch eine Nacht dableiben.
Dem war es recht und dem Kasperlemann auch. Acht Tage sollten noch vergehen, ehe die Waldhausleute nach Torburg kamen, und in den acht Tagen beschlossen die beiden, in dem kleinen Land herumzuziehen und Vorstellungen zu geben.
In Bumbenbach, so hieß das Dorf, war am nächsten Tage ein gewaltiger Zulauf. Von überall her kamen die Leute, und der Kasperlemann sagte schließlich: »Jetzt nehme ich keine Butter, Eier, Käslein, Würste und dergleichen mehr, denn sonst geht mein Wagen auseinander; auch ißt sich Kasperle so pumpelsatt, daß er zuletzt nicht mehr kaspern kann. Gebt mir Gröschlein!« Von Pfennigen sagte er nichts, und da brachten ihm denn die Leute gute Groschen, ja, mancher reiche Bauer schenkte sogar einen Taler her.
Kasperle mußte im Schulzenhaus wohnen, und die Schulzenfrau war sogar sehr freundlich zu ihm. Am meisten lachten die Leute immer, wenn Kasperle die Prinzessin Gundolfine spielte. Die Schulzenfrau vergaß darüber alle Grilligkeit, so sehr lachte sie. Sie weinte auch bitterlich, als am dritten Tage das Kasperle Abschied nahm, und schenkte Kasperle noch ein goldenes Schaumünzlein. Der tat das freilich flink in den Sack zu dem andern Geld, und der Kasperlemann sagte: »Kasperle, ich glaube beinahe, ich verdiene mir mit der Zeit noch einen neuen Wagen und ein Pferdchen. Es ist ein Glück, daß du bei mir bist!«
Ein Wagen und ein Pferd! Kasperle sah das klapperdürre Pferdlein an und den Wagen, der immer Lust hatte, Räder zu verlieren. Da nahm er das goldene Schaumünzlein der Schulzenfrau, und als sie in einem reichen Dorf eine Vorstellung gaben und er schon eine gute Weile herumgekaspert hatte, sagte er auf einmal: »Kasperle will was kaufen.«
»Jemine, was denn?«
»’n Pferd!« Kasperle legte den Kopf schief und machte ein Gesicht wie der Herzog August Erasmus, wenn er Bauchweh hat. Zu komisch war es!
Die Leute lachten. Ein dicker Bauer, der auf dem reichsten Hof im Dorf saß, fragte:»Wieviel willste denn bezahlen?«
»So viel!« Kasperle hielt dem Bauer das goldene Münzlein unter die Nase. »Es muß aber auch noch was dranhängen am Pferd!«
»Hehe, wohl ’n Schwanz?« Der Bauer lachte.
Da nahm Kasperle ein Bein in den Mund und sagte: »Du bist dumm! Du weißt nicht mal, daß an einem Pferd ein Wagen dranhängt! Oh!« Und schwipp, schwapp! sah er wie die Prinzessin Gundolfine aus, einmal wenn sie böse war, und einmal wenn sie Kompott schleckte. Und dann fing er an zu erzählen, wie er einst in des Herzogs Waldschloß herumgegeistert war.
Aber gerade mitten in der Geschichte legte er sich plötzlich lang hin und schrie: »Tot, tot!« und verdrehte dabei schrecklich seine Augen.
Lieber Himmel, bekamen die Leute einen Schreck! Der Kasperlemann fing gleich an laut zu heulen; der dicke Bauer tippte aber das stocksteife Kasperle an. Beim ersten Mal schrie das wieder: »Tot!«, das zweite Mal schrie es noch lauter: »Tot!«
»Na nu, das habe ich in meinem Leben noch nicht gehört, daß einer immer selbst sagt, er sei tot!« brummte der Bauer. »Kasperle, warum bist du denn tot?«
»Hach, weil ich mich so anstrengen muß!«
»Warum mußte dich denn so anstrengen?«
»Hach, weil ich ’n Pferd verdienen muß, an dem was hängt!«
»Kasperle, du bist ein Frechdächsel,« rief der Bauer.
»Tot!« schrie Kasperle.
Da lachten die Leute alle. Nun merkten sie erst, was das Kasperle für ein Schelm war, und daß das Totsein nicht so arg schlimm war. Weil es aber alles reiche, satte Bauern waren, und der Kasperlemann ihnen leid tat, tauschten sie zuletzt wirklich Wagen und Pferd um. Dafür mußte aber Kasperle noch etliche Tage bleiben und versprechen, wenigstens zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder zum Vogelschießen zu Besuch zu kommen und ihnen allen etwas vorzukaspern.
Das versprach Kasperle auch, und es gab dann einen sehr herzlichen Abschied, als die Fahrt nach Torburg fortgesetzt werden mußte.
Kasperle saß auf dem neuen Wäglein wie ein Prinz, und satt war er; nicht rühren konnte er sich. Die Kinder liefen noch mit, bis der Wald kam. Da sagte der Kasperlemann: »Nun geht heim!« Er selbst lenkte in den Wald hinein. Kasperle lag still auf dem Wagen, er sah über sich den blauen Himmel, hörte die Tannen leise rauschen, sah die Sonne glitzern, und plötzlich rief der Kasperlemann erschrocken: »Kasperle, du weinst ja!«
Wirklich, das lustige, unnütze Kasperle weinte bitterlich. Es weinte vor Sehnsucht nach dem lieben stillen Waldhaus. Und als es ein Weilchen geschluchzt hatte, schrie es plötzlich: »Ich will nicht in die Stadt!«
»Aber die Waldhausleute kommen ja hin! Und Meister Helmer lebt auch vielleicht noch!«
Ja, die Waldhausleute! Kasperle trocknete seine Tränen. Er wußte auf einmal nicht, hatte er vor Sehnsucht nach dem Waldhaus geweint oder nach den Waldhausleuten. Er schluchzte noch ein paarmal auf, da sagte der Kasperlemann: »Dort liegt Torburg.«
Kasperle seufzte. Er bekam schreckliche Angst vor den grauen Mauern und dicken Türmen. In der Mitte ragten zwei hohe Türme empor, und der Kasperlemann sagte: »Daneben steht Meister Severins Haus.«
Aber von den Turmspitzen weg schaute Kasperle an die Stadtmauer. Da blühte es bunt und frühlingsfroh, und auf einer Bank in der Sonne saß ein alter Mann. Heisa, da fiel das Kasperle beinahe aus dem Wagen, so hopste es. Sein Beschützer hielt, Kasperle rannte in den Garten hinein und rannte zu dem guten Meister Helmer hin, bei dem er auf seiner ersten Reise vor dreizehn Jahren friedsame Tage verlebt hatte.
»Kasperle, Kasperle, ja bist du es wirklich?«
Meister Helmer nahm den kleinen Schelm in die Arme, streichelte das unnütze Kasperle und erzählte dabei, gestern abend seien die Waldhausleute mit Sack und Pack angekommen. Kasperle solle aber heute noch bei ihm bleiben, morgen wolle es Meister Severin heimholen ins Stadthaus.
Da meinte der Kasperlemann, nun könnten die Waldhausleute doch wieder in ihr Waldhaus zurückkehren, denn nun wäre der Herzog August Erasmus doch gewiß böse mit dem Fürsten Johann Jakob Joseph Jeremias.
Aber da schüttelte Meister Helmer den Kopf. Das ging nicht mehr, denn das Waldhaus, das liebe, alte Waldhaus war abgebrannt. Des Herzogs Leute hatten gemeint, Kasperle sei doch darin versteckt, und da hatten sie es angezündet. Ritzeratze abgebrannt war es.
Aber machte da Kasperle ein bitterböses Gesicht! Das galt dem Herzog und seiner Base Gundolfine. Und dann weinte er, wie er im Walde geweint hatte. Doch er ließ sich von Meister Helmer trösten, und dann schlief er wieder wie schon einmal sanft und friedlich in dem kleinen Gärtnerhaus.