Das Kasperle, von dem der Schloßverwalter seinem Enkel, dem Schlaupeterle, erzählt hatte, lag an einem Frühlingstag vor dem Waldhaus und ließ sich seine große Nase von der Sonne bescheinen.

Neben Kasperle saß die schöne Frau Liebetraut. Sie war so wunderschön, als hätte sie der Frühling selbst hingesetzt. Eine Laute hatte sie im Arm, und sie sang:

»O Heimat, am Walde du Haus,
Bald ziehn wir fort von dir,
Ziehn in die fremde Welt hinaus.
Doch meine Sehnsucht bleibet hier,
Bleibt immer hier – bei dir!«

Die Stimme klang so traurig, daß Kasperle plötzlich die Nase hob und ängstlich fragte: »Ist doch nicht wahr?« Aber Frau Liebetraut sang weiter:

»Ich werde dich nie vergessen,
Klein Haus am Waldesrand,
Und sollt‘ ich die Welt durchmessen,
Weil hier mein Glück ich fand . . .«

»Ist doch nicht wahr?« Kasperle sprang nun hoch und trat zu der schönen Frau hin.

Die summte leise weiter:

»Und meines Liebsten treue Hand!«

Da trat dieser, von dem sie sang, der Meister Severin, aus dem Waldhaus. Der war ein feiner, kluger Mann; er konnte noch immer allen Instrumenten eine Seele geben.

»Ist nicht wahr?« Kasperle sah bittend zu dem treuen Freund auf. Der aber strich ihm leise mit der Hand über den Strubbelkopf und sagte: »Ist schon wahr, kleines Kasperle. Wir ziehen fort aus dem Waldhaus.«

»Nä!« Kasperle fing ein jämmerliches Geheule an. An Frau Liebetraut, Meister Severin und ihren zwei kleinen Kindern hing sein Herzelein, wie an seinem Freund Michele und der lieblichen Rosemarie. Nun waren die beiden vor etlichen Wochen schon auf eine weite, weite Reise gegangen, die ganze Welt wollten sie umsegeln und – nein, was zuviel war, war zuviel. Kasperle brüllte in seinem Kummer so sehr, daß Meister Friedolin und Mutter Annettchen aus dem Hause gerannt kamen.

»Was ist geschehen, was ist geschehen? Will wieder jemand das Kasperle rauben?« fragten sie beide.

Nein, das wollte niemand. Kein Mensch war zu sehen, der böse Absichten hatte, und die schöne Liebetraut nahm Kasperle auf ihren Schoß, als wäre der ihr eigenes Herzbubele, und streichelte ihn lind. Meister Severin aber erzählte, er habe so viel dem Rauschen des Waldes gelauscht und wolle nun einmal niederschreiben, was er vernommen habe, damit auch andere Menschen es hören könnten. Ein großes, feierliches Werk, dem lieben Gott zu Ehren, wollte er schreiben. Dazu müßte er aber eine Orgel haben, und weil man ihn in einer Stadt, die eine wunderherrliche Orgel hatte, gern als Musikmeister haben wollte, darum wollte er mit seiner Familie hinziehen. »Wenn wir dort sind, besuchst du uns,« sagte Meister Severin zu dem weinenden Kasperle.

Kasperle wischte sich die Tränen aus den Augen, und Meister Severin erzählte, sie würden in Torburg in einem alten Hause neben der hohen, schönen Kirche wohnen.

»Ist Wald da?« fragte Kasperle.

»Nein! Doch nicht in der Stadt, du Dummerle! Aber jemand wohnt da, den du kennst.«

»Die Prinzessin Gundolfine,« schrie Kasperle gleich. Vor dieser Prinzessin hatte er nämlich eine heillose Angst.

»I wo! Der Gärtner Helmer wohnt dort, der den schönen, bunten Garten hat. In Torburg bist du ja schon einmal gewesen, kleines Kasperle.«

Jemine, da sperrte Kasperle aber seinen Mund auf! Doch gleich fing er wieder zu jammern an. In Torburg war der Kasperlemann gewesen, und man hatte ihn, das Kasperle, dort fangen wollen.

Doch Herr Severin beruhigte ihn; er solle nur keine Angst haben. Der Fürst von Wolkenstein, dem Torburg gehöre, habe sich mit dem Herzog August Erasmus gezankt um ein Dorf an der Grenze, und nun seien sie bitterböse miteinander. Am liebsten hätten sie Krieg angefangen, aber der Kaiser habe gesagt, sie sollten froh sein, daß Friede im Lande sei.

Weil aber Kasperle noch immer sehr traurig dreinsah, sagte Mutter Annettchen: »Kasperle, denke doch, wenn du nicht bei uns bleibst, dann sind wir alten Leute ganz allein!«

Das war ein schwerer Fall! Kasperle wollte sich ebenso ungern von Meister Friedolin und Mutter Annettchen trennen wie von Meister Severin und der schönen Frau Liebetraut.

Und wie er noch stand und überlegte, kam eilig ein Mann dahergerannt. Er kam von der Straße her, die nach Protzendorf führte.

»Da kommt jemand,« schrie Kasperle.

Der Mann, der daherkam, rannte sehr schnell; er hatte aber auch sehr lange Beine, und Kasperle atmete auf. »’s ist Damian ohne Maul,« sagte er vergnügt.

Das war der Schäfer aus Protzendorf. Erst war zwischen ihm und Kasperle bittere Feindschaft gewesen, der Damian hatte ihn sogar rauben wollen; nun bestand die allerbeste Freundschaft, darum schauten auch alle dem Damian ohne Maul freundlich entgegen.

Als der am Waldhaus angelangt war, schnappte er erst einmal wie ein Walfisch nach Luft, dann schrie er, erst links, dann rechts mit dem Zeigefinger weisend: »Der da will die da heiraten, und dann will der da den da.« Bei dem letzten Wort tippte er Kasperle so auf sein Bäuchlein, daß der sich gleich ins Gras setzte.

Es ging um Kasperle, das war schon zu merken. Aber wer der da und die da waren, das wußte selbst der kluge Herr Severin nicht. Er fragte freundlich: »Aber Damian, was soll denn das heißen?«

Damian starrte ihn verdutzt an. Viel zu reden liebte er nicht, und auf dem Weg hatte er es sich immer überlegt, wie er die Geschichte am kürzesten sagen konnte. Er war höchst erstaunt, daß man ihn nicht verstanden hatte, und dachte: Mußt lauter reden. Also schrie er: »Der da will die da heiraten, und dann will der –«

Wutsch! verkroch sich Kasperle, er hatte keine Lust, noch einmal ans Bäuchlein getippt zu werden, denn Damian hatte eine harte Hand.

»Wer ist der da?« fragte Herr Severin.

»Na, unser Herzog August Erasmus!« brummelte Damian.

»Und wer ist die da?«

»Na, die Prinzessin Maria von Burgau!«

»Was, die schöne, junge Prinzessin will den alten Herzog heiraten?«

»Ob se will, das weiß ich nicht,« brummte Damian; »aber heiraten tut se ihn, und übermorgen ist Verlobung, und dann soll Kasperle gleich gefangen werden.«

»Aber,« rief Kasperle, »er ist doch mein Freund! Ich hab‘ doch ein Brieflein von ihm,« und er wuschelte in seinem Wämslein herum und brachte einen verschmierten, zerknitterten Brief heraus. Ganz stolz las er vor:

»Mein liebes Kasperle!

Ich bin Dir gar nicht mehr böse und lade dich ein, mich recht, recht bald zu besuchen –«

»Haste ihn denn besucht?« fragte Damian.

»Nä!« Kasperle sah den langen Schäfer höchst verdutzt an. »Ich mochte doch nicht, weil – weil ich Angst vor der Prinzessin Gundolfine hab‘.«

»Na, siehste, und das hat der Herzog übelgenommen!« rief Damian.

»Wie kann er denn? Er hat ja nie wieder geschrieben, Kasperle möge kommen,« redete Herr Severin etwas ärgerlich dazwischen.

»Doch, er hat geschrieben. Aber sein Kammerdiener hat von der Prinzessin viel Geld bekommen und hat die Briefe nicht abgegeben. Der Diener Veit hat’s mir selbst erzählt.« Damian sah sich stolz um, und Kasperle schlug sich auf seine Beine vor Wut. »Wenn ich den Brief nicht gekriegt habe, dann –«

»Dann ist der Herzog doch böse,« sagte Meister Severin. »Ich kann mir das schon denken. Aber daß er darum gleich heiraten will!«

»Nä, nicht darum!« Damian schüttelte den Kopf. »Er hat doch keine Frau, und ’n Herzog muß doch eine haben. Und die Prinzessin Gundolfine möcht‘ ihn gerne. Vor der hat er aber ’ne höllische Angst, und darum heiratet er die Prinzessin Maria. Aber das Kasperle will er auch.«

»Ich geh‘ nicht zu ihm, ich hab’s nicht versprochen.«

»Aber schlimm ist’s doch, daß dich der Herzog will. Du wirst ihn schon besuchen müssen,« sagte Meister Severin.

»Mit Besuch ist’s nicht abgetan, der Herzog will ihn nun ganz und gar. Er meint, das Lachen würde ihm gut tun, also soll Kasperle wieder sein Spaßmacher werden.« Damian stöhnte ordentlich; so viel hatte er seit langem nicht zusammen geredet.

»Hach, hach!« kreischte Kasperle. »Ich will nicht, nein, nein, ich will nicht zum Herzog!« Dem Kasperle schien der Herzog August Erasmus wirklich sein allergrimmigster Feind zu sein, und wenn er an Burg Himmelhoch dachte, wurde es ihm wind und weh.

Herr Severin schüttelte den Kopf. Seit vielen Jahren bestand Feindschaft zwischen dem Herzog und dem Fürsten Johann Jakob Joseph Jeremias von Burgau, und nun auf einmal sollten sich die Feinde ausgesöhnt haben. Und die Prinzessin Maria, die doch den Fürsten von Wolkenstein, in dessen Lande Torburg lag, liebte, würde den alten, grilligen Herzog heiraten. Meister Severin sah den langen Damian an und sagte: »Ich glaub’s nicht!«

»Es ist schon so,« ertönte auf einmal ein liebes, feines Stimmchen, und aus dem Walde trat das Marlenchen, Kasperles gute Freundin. Sie trug ein schneeweißes Kleid und weiße Schuhe und kam daher wie ein Waldelflein. »Mein Vater holt mich dann ab,« sagte sie; »er hat mir aufgetragen, ich solle heute zu Kasperle gehen und dem Meister Severin diesen Brief bringen.«

Als Kasperle die kleine Freundin erblickte, vergaß er alle Angst; er überschlug sich gleich vor Freude, und dann faßte er Marlenchens Hände und die beiden tanzten rund herum. Vor einem Jahr noch hatte man das liebliche Kind das traurige Marlenchen genannt, jetzt aber war es immer von einer stillen, sanften Heiterkeit, und das hatte Kasperle zuwege gebracht.

Meister Severin las unterdessen den Brief, den ihm der Herr von Lindeneck, Marlenchens Vater, geschrieben hatte. Darin stand nun auch, der Herzog August Erasmus wolle die Prinzessin Maria heiraten, nur um das Waldhaus mit dem Kasperle zu bekommen. Die Prinzessin Maria sei zwar sehr traurig, weil sie viel lieber den Fürsten von Wolkenstein heiraten möchte, aber da der Herzog August Erasmus so viel, viel reicher sei, müsse sie ihn nehmen.

Armes Kasperle, dachte Herr Severin, als er den Brief gelesen hatte, was fangen wir nun an? Wenn einer vom Waldhaus über die Grenze läuft oder fährt, muß er an den Wächtern vorbei, und um nach Torburg zu reisen, muß man durch das ganze Herzogtum hindurch. Wie soll da das Kasperle entwischen?

»Da kommt er,« schrie der lange Damian, und alle, die vor dem Waldhaus saßen und standen, dachten einen Augenblick, der Herzog August Erasmus käme selbst anspaziert.

Es war aber der Kasperlemann, der daherkam, der, der einst Kasperle arg verfolgt und ihm dann später versprochen hatte, ihm immer zu helfen. Der hatte die Geschichte von der Heirat und daß es Kasperle an den Kragen gehen sollte, wohl vernommen. Der Kasperlemann hatte seinen kleinen grünen Wagen mit. Schon von weitem rief er: »Schnell, schnell, Frau Liebetraut! Gebt dem Kasperle etwas zu essen, er muß ausreißen.«

Ausreißen! Wieder einmal das Waldhaus verlassen! Kasperle tat einen schweren Seufzer, er fiel platt auf die Erde nieder, verdrehte die kleinen schwarzen Glitzeraugen und sagte: »Ich sterbe.«

»Na, so flink wird das noch nicht gehen!« Meister Friedolin lachte ein wenig, hob das Kasperle auf und sagte: »Ich verstecke dich wieder im Schrank.«

Aber Damian und der Kasperlemann riefen beide: »Das hilft nichts. Der Herzog will durchaus Kasperle. Er hat gesagt, er lasse das Waldhaus ausbrennen, wenn er Kasperle nicht finde. So sehr hat er sich geärgert, daß Kasperle ihn nie besucht hat.«

Das war doch eine schlimme Sache! Herr Severin sah sehr ernst drein, und Mutter Annettchen und die schöne Frau Liebetraut weinten etwas.

Da sagte Marlenchen: »Komm, geh mit mir! Bei uns sucht dich niemand.«

Das mochte schon stimmen. Der Kasperlemann hob seinen Finger, legte ihn an seine Nase und sagte: »Ich weiß was! Marlenchen nimmt Kasperle mit, und wenn der Herr Severin und die schöne Frau Liebetraut in Torburg wohnen, dann bringe ich Kasperle hin.«

»Und wir?« fragten Meister Friedolin und Mutter Annettchen.

»Ihr kommt mit nach Torburg. Dann sind wir wieder alle beisammen,« rief Frau Liebetraut. »Und unser Kasperle kommt auch zu uns.« Sie sah mit ihren schönen Augen den Kasperlemann an, als wäre der ein Glasschrank. Aber sie sah wohl, er meinte es ehrlich.

»Und ich komme auch nach Torburg. Dort wohnt meine Tante; die besuche ich dann manchmal,« zwitscherte Marlenchen. »Aber nun komm, Kasperle, sonst –« Marlenchen sah sich ängstlich um, und alle taten es ihr nach. Etwas gefährlich war es schon. Sie wußten nun, wenn der Herzog einmal Kasperle hatte, entkam der nicht mehr so leicht.

»Zieh aber lieber deinen grasgrünen Kittel an! Dein flitzebuntes Wämslein verrät dich zu leicht,« riet der Kasperlemann.

Der Rat war verständig. Frau Liebetraut holte das Kittelchen, Kasperle zog den grasgrünen Rock an, der Kasperlemann aber nahm den flitzebunten und sagte: »Den hänge ich irgendwo am Wege auf, da denken sie, Kasperle sei ausgerissen.«

»Flink, flink,« mahnte Marlenchen ängstlich, »sonst wird es zu spät!« – »Flink, flink!« mahnte auch Meister Severin.

Da gab es einen kurzen Abschied. Das Heulen unterließ Kasperle, aber sein kleines Herz wurde ihm auf einmal so schwer, daß er meinte, es müßte mitten entzweibrechen. Er sollte das Waldhaus verlassen, und alle, die darin wohnten, wollten auch die geliebte Heimat verlassen. O, das Waldhaus! Das kleine, trauliche Haus, von Tannen umrauscht, das sollte er nun nie mehr sehen. Er sah sich im Kreise um, sah in lauter traurige Gesichter, und er atmete schwer. »Es geht nicht,« rief er kläglich.

»Es geht schon,« sagte Meister Friedolin. »Tapfer! Wenn man nur zusammen ist, dann hat man überall eine Heimat.«

Marlenchen ergriff Kasperles Hand und bat: »Komm, sonst – fangen sie dich, und der Herzog sperrt dich ein.«

Ach, lieber Himmel, es war schwer, ein Kasperle zu sein, das durchaus ein Herzog haben will! Kasperle nahm Abschied, und dabei fing er nun so bitterlich an zu weinen, daß die Vögel im Walde erstaunt lauschten, was denn im Waldhaus geschehen sei. Und dann zwitscherten sie es einander zu: Kasperle zieht fort, die Waldhausleute ziehen in die Stadt. »Trillilli, tirillilli, pink, pink, twiwit, twiwit, wir wollen alle mit!«

»Jetzt macht ein Ende!« sagte Meister Friedolin. »Kasperle, geh! In Torburg sehen wir uns wieder.«

»Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!« Kasperle legte seinen Kopf auf den Schoß der schönen Frau Liebetraut, und die strich ihrem unnützen, lieben, kleinen Schelm noch einmal zärtlich über die Wangen. Dann mahnte auch sie: »Nun geh!«

Marlenchen zog den kleinen Freund mit fort. Damian drehte sich geschwinde um, brummte »Protzendorf«, das sollte heißen, er gehe dahin zurück. Aber er ging nicht dahin zurück, er rannte den Kindern nach und dachte: »Wenn jemand kommt, und wenn es der Herzog selbst ist, ich halte ihn fest.« Der Kasperlemann nahm Kasperles flitzebunten Kittel und fuhr rasch nach Schönau zu. Damit niemand merkt, daß ich hier gewesen bin, dachte er. Auf halbem Wege ging er ein paar Schritte in den Wald hinein, warf den bunten Kasperlekittel ins Gras, ein Stückchen weiter eine kleine Peitsche, just so, als habe Kasperle selbst dies und das weggeworfen.

Unterdessen liefen Marlenchen und Kasperle durch den Wald. Sie sahen die Landstraße aufschimmern und sahen auf ihr sechs Landjäger marschieren. Oje, das war schlimm!

»Wirf dich in den Graben!« brummte Damian.

Platsch! lag Kasperle im Graben. Der lange Damian aber zog seinen Rock aus, warf ihn über das Kasperle, und dann setzte er sich auf den Rand, streckte die Beine von sich und fing an, eine Pfeife zu schnitzen. Marlenchen kauerte nicht weit davon entfernt nieder, und auf einmal brummte Damian: »Sing doch was!«

Da erhob Marlenchen ihr feines Stimmlein und sang:

»Vöglein, sag‘ einmal,
Sahst über Berg und Tal
Du den Frühling gehn?
Vöglein, sag‘ es mir,
Begegnete er dir
Und war er recht schön?
War grasegrün sein Kleid,
Ging wie zur Festtagszeit
Er hier vorbei?«

»Wer ist hier vorbeigegangen?« brummte der Wachtmeister der Landjäger Marlenchen an.

Alle sechs Landjäger standen auf einmal am Graben, und dem Kasperle unter Damians Rock wurde es himmelangst.

»Dumm, dumm!« schrie der lange Damian. »Wir reden vom Frühling. Habt ihr ihn gesehen?«

»Nee,« brummte der Wachtmeister. »Was ist denn das für ein Herr?«

Marlenchen lachte hell auf und sang:

»Vöglein auf dem Ast,
Kennst du den holden Gast?
Ei, dann sing, ping, ping!
Frühling, o Frühling!«

»Ach, so ’n dummes Geschwaifle!« brummte der dicke Wachtmeister. »Ist hier vielleicht ein Kasperle vorbeigelaufen?«

»Bewahre, das ist noch nicht vorbeigelaufen!« antwortete Damian. »Na, dann ist’s also noch im Waldhaus, und wir kommen nicht zu spät!« Die Landjäger marschierten vorbei, Marlenchen lachte und sang immerzu: »Ping, ping, tirilli, tirilli!«

Gerade wollte Kasperle seine Nase unter Damians Rock hervorstrecken, als sich ein Landjäger noch einmal umdrehte und fragte: »Geht’s rechts zum Waldhaus?«

»Links,« schrie Damian, der andersherum saß.

»Marsch, links!« riefen die Landjäger, und dann gingen sie trapp, trapp links und kamen nach zwei Stunden in Schönau an, weil sie verkehrt gegangen waren.