373. Der letzte Groschen

In der Mark, nach Polen zu, kam zu einer Zeit, da Teurung herrschte, ein ganz armes Bäuerlein zur Edelfrau und klagte ihr seine große Not, er habe ein krankes Weib und viele kleine Kindlein und für sie und sich zu essen gar nichts, die Edelfrau wolle doch aus Gnade ihm einen Scheffel Korn vorstrecken. Sie aber schlug es ihm rund ab, nur gegen bare Bezahlung könne sie ihm sotanes Korn ablassen. Der Mann ging fort und bettelte und suchte, daß er das Geld leihe, und bracht’s mit großer Not zusammen, doch fehlte ihm noch ein Groschen. Ging aber doch wieder zu der Edelfrau und zählte ihr das Geld vor. Aber da fehlt ja noch ein Groschen! sprach sie hart. Der Arme bat und flehte, sie wolle ihm doch um Gottes willen das Korn dafür geben, er habe mit größter Mühe dieses Geld zusammengebracht und wisse den Groschen nicht zu schaffen. Aber da leuchtete kein Stern, die Edelfrau bestand auf dem Groschen. Weinend ging der Arme hinweg und hungerte und bettelte von neuem – endlich gewann er auch den letzten Groschen – und legte ihn in der hartherzigen Herrin Hand. Indem so entfiel der Groschen ihrer Hand – gierig und hastig bückte sie sich selbst danach, ihn wieder aufzuraffen, aber da verwandelte sich der Groschen in eine große greuliche Schlange, die durch ihre Hand und um ihren Arm sich wand und sie mit schmerzlichen Bissen verwundete. Und da half kein Herr Gott! und kein Ach Gott! Die Schlange blieb ihr am Arme, biß und quälte sie fort und fort, und nach dreien Tagen fuhr die Frau in Raserei von hinnen.

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