Neukantianismus

Der Neukantianismus war eine einflußreiche Richtung der Philosophie im Deutschland des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts und der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die explizit auf Kant Bezug nahm.

Der Neukantianismus wurde durch das Erscheinen zweier Bücher eingeleitet, die Bücher Kant und die Epigonen (1865) von Liebmann und Lange: Geschichte des Materialismus.

Der Neukantianismus umfaßte mehrere Schulen.

Otto Liebmann, Zeller, Kuno Fischer, und Johannes Volkelt gehören zur metaphysische Strömung des frühen Neukantianismus.

Hermann von Helmholtz ist Gründer der physiologischen neukantianischen Schule. Zu dieser Schule gehörte auch Gustav Theodor Fechner, Johannes Müller, Friedrich Albert Lange und Emil Du Bois-Reymond. Diese Schule deutete Kants Philosophie als Vorwegnahme der wissenschaftlichen Physiologie.

Die Marburger Schule versteht Philosophie als Theorie der exakten Wissenschaften und versucht, an Kants transzendentaler Deduktion anknüpfend, die logischen Bedingungen der Naturwissenschaften und der Mathematik aufzuklären.

Die Marburger Schule wurde von Hermann Cohen und Paul Natorp begründet. Zu ihr gehören auch Ernst Cassirer, Karl Vorländer, Arthur Liebert, Eduard Bernstein und der jüngere Nicolai Hartmann.

Die Südwestdeutsche Schule (auch Badische Schule) bestand von 1890 bis 1930 in Freiburg und Heidelberg. Unter Führung von Windelband und Rickert vertritt sie eine Wertphilosophie auf dem Boden der kantischen Philosophie. Sie hebt die Eigenart der Geschichtswissenschaft in ihrer wertbestimmten und individualisierenden Methode gegenüber den – wie sie es nennt – wertfreien und generalisierenden Naturwissenschaften hervor.

Dieser Schule sind u. a. Bruno Bauch, Jonas Cohn, Georg Mehlis, Richard Kroner und Eugen Herriegel, Hans Pichler und Emil Lask zuzurechnen.

E. Troeltsch und Max Weber waren von dieser Schule stark beeinflußt.

Dem Neokritizismus gehören Alois Riehl, Friedrich Paulsen, Oswald Külpe, Heinrich Maier, Ostave Hamelin, François Thomas Pillon und Gaston Milhaud an.

Der Friesschen Schule gehörten Jakob Friedrich Fries und Leonard Nelson an.

Ein weitere Schule des Neukantianismus ist der Empiriokritizismus.

Die wichtigsten Vertreter des russischen Neukantianismus sind Georgij Iwanowitsch Tschelpanow, Alexandr Iwanowitsch Wwedenski und Michael Matwejewitsch Troizki.

Wichtige Vertreter des Neukantianischen Marxismus sind Eduard Bernstein, Rudolf Stammler, Karl Vorländer, Franz Staudinger und Ludwig Woltmann.

Dem Jüngerer Neukantianismus Georg Cohn, Hans Kelsen, Richard Hönigswald, Lion Brunschwigg und Raymond Aron.

Zur Philosophie des Als-Ob Hans Vaihinger und Alf Nyman.

Auch Christoph Sigwart ist Neukantianer.