Xenokrates von Chalkedon

Xenokrates von Chalkedon (* 396 v. u. Z.; †  314 v. u. Z.) war ein griechischer Philosoph.

Er wurde schon in jugendlichem Alter ein Schüler von Platon. Er soll gesagt haben, wer Platon töten wollen, müsse ihm vorher das Leben nehmen.

Nach Platons Tod verließ er zunächst die Akademie, kehrte dann aber auf Wunsch des Speusippos, der als Nachfolger Platons Leiter der Akademie war, zurück. Nach dem Tod des Speusippos kam es 339 zu einer Kampfabstimmung um die Leitung der Akademie mit Herakleides Pontikos. Xenokrates gewann knapp.

Xenokrates wurde wegen seiner Besonnenheit und Bescheidenheit geschätzt, und man bewunderte seinen Fleiß. Xenokrates vertrat den pythagoreischen Vegetarismus.

Seine Schüler waren Polemon, der sein Nachfolger als Leiter der Akademie wurde, und Krantor.

Er scheint in erster Linie Didaktiker gewesen zu sein. Seine Aufgabe sah er darin, die Lehre Platons, die dieser nie zusammenhängend schriftlich fixiert hatte, für den Unterricht systematisch zu ordnen. Dabei konnte er sich auf seine Erinnerung an Platons mündliche Ausführungen stützen.

In seinen rund 70 Schriften, deren Titel überliefert sind, befasste sich Xenokrates mit der ganzen Bandbreite der Themenbereiche, die an der Akademie studiert wurden (außer der Musik): Logik, Erkenntnistheorie, Physik und Kosmologie, Seelenlehre, Metaphysik, Ethik und Charakterkunde, Politik (Verfassungstheorie), Mathematik, Sprachwissenschaft, Wissenschaftstheorie, Astronomie, Dämonenlehre. Erhalten ist davon nichts, doch überliefern viele Quellen seine Ansichten.

Vorländer schreibt:

Xenokrates "… wird als eine ernste und strenge, wenn auch im Denken etwas schwerfällige, Persönlichkeit gerühmt. Die Ideen oder (!) Zahlen gehen ihm aus dem Urgrund des Einen und der unbestimmten Zweiheit hervor, aus ihnen die sich selbstbewegende Weltseele, aus dieser wiederum eine unendliche. Stufenreihe von Kräften und Wesen, die zum Teil mit den Namen von Göttern und Dämonen bezeichnet werden, bis hinab zu dem Niedersten und Unvollkommensten. Auch die menschliche Seele ist ihm eine sich selbst bewegende Zahl. Er hat die Philosophie zuerst in Physik, Logik und Ethik gegliedert." [Vorländer, Karl: Geschichte der Philosophie 1902, § 26]

Die Einteilung der Philosophie in Physik, Ethik und Logik geht nach Sextus Empiricus (adv. Math. VII, 16) auf Xenokrates zurück.

Literatur

  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4, 2102 – 2104
  • Hans Krämer: Xenokrates, in: Grundriss der Geschichte der Philosophie, Bd. 3 (hrsg. von Hellmut Flashar), 2. Auflage, Basel 2004, S. 32-55. ISBN 3-7965-1998-9.
  • Margherita Isnardi Parente (Hrsg.): Senocrate – Ermodoro: Frammenti, Napoli 1982 (Ausgabe der Quellen mit Kommentar)
  • D. Van de Wynpersse, De Xenocrate Chalcedonio (Leiden, 1822)
  • C. A. Brandis, Geschichte die griechisch-romischen Philosophie (Berlin, 1853), ii. 2, I
  • Eduard Zeller, Philosophie die Griechen (Leipzig, 1875), ii. I
  • F. W. A. Mullach, Fragmenta Philosophorum Graecorum (Paris, 1881), iii. R. Heinze, Xenocrates (1892)

Weblinks