Wilhelm Jerusalem (geb. 1854)

Nach Wilhelm Jerusalem soll die Philosophie dem Leben dienen und als kritischer Empirismus und kritischer Realismus der Auffassung des gesunden Menschenverstandes gerecht werden.

Jerusalem ist ein entschiedener Gegner von Brentano, des erkenntnistheoretischen Idealismus und der reinen Logik. Er bekennt sich zum Psychologismus und betont das Genetische.

Die psychischen Vorgänge sind ein reines, substratloses Geschehen (Aktualismus). Psychische und physische Vorgänge stehen in Wechselwirkung.

Aufgabe der Logik ist die Erforschung der allgemeinen Bedingungen objektiver Gewißheit und Wahrscheinlichkeit.

Die Logik soll untersuchen, wieviel allgemeine und bewährte Erfahrung in jeder einzelnen Erfahrung enthalten ist. Die Logik kann keine apriorischen Gesetze aufstellen, da nur das in der Erfahrung Bewährte logische Gültigkeit hat.

Auch die Denkgesetze sind empirischen Ursprungs.

Eine wichtige Rolle in Jerusalems Philosophie spielt das Prinzip der Denkökonomie.

Jerusalem vertritt eine pragmatische Wahrheitstheorie. Absolute Wahrheiten (Wahrheiten an sich) gibt es nicht. Ein Urteil ist wahr, wenn es zweckentsprechende Maßnahmen zur Folge hat. Wahrheit heißt hier also Förderlichkeit der Maßnahmen.

Die Ethik muss die Entwicklung der sittlichen Anschauungen untersuchen, psychologische Analyse treiben und Normen aufstellen. Sie ist Philosophie des Wollens.

Das soziale Gewissen geht auf die Menschenpflicht, das indivduelle Gewissen auf die Menschenwürde zurück.

Gegenstand der Soziologie ist die zur Einheit zusammengeschlossene Menschengruppe.