Gorgias von Leontinoi (ca. 485 – 380 v. u. Z.)

Der griechische Philosoph Gorgias aus Leontinoi in Sizilien ist einer der Hauptvertreter der griechischen Sophistik.

Er kam 427 als Gesandter seiner Heimatstadt nach Athen, wo er als Redner und Redelehrer begeisterten Anklang fand.

Gorgias hat entscheidend zur Entwicklung einer rhetorischen Kunstprosa beigetragen, indem er, um die psychologische Wirkung der Rede zu erhöhen auch für die Prosa in gewissen Grenzen eine poetische Ausdrucksweise forderte und die bewusste Anwendung bestimmter stilistischer Schmuckmittel (gorgianische Figuren) verlangte: inhaltlich und formal gleichgebaute, im Umfang einander genau entsprechende parallele Satzglieder (Isokolie), die nach Möglichkeit in gegensätzlicher Beziehung zueinander stehen (Antithese) und den gleichen Lautausklang haben (Homoioteleuton; entspricht dem Reim in der modernen Dichtung), außerdem rhythmisch gestaltete Satzschlüsse (Klauseln) aufweisen.

Neben Prunk- und Festreden (u.a. Leichenrede auf die im Peloponnesischen Krieg gefallenen Athener) verfasste Gorgias zu Unterrichtszwecken Musterdeklamationen (Lob der Helena, Palamedes), deren spitzfindige Argumentation bemerkenswert ist.

Gorgias erklärte in seinem Werk "Über das Nichtseiende oder über die Natur", dass "überhaupt nichts ist", nicht einmal die Natur.

Er versuchte in diesem Werk, das nicht erhalten ist, den Satz zu beweisen suchte: "Es ist nichts. Wenn etwas wäre es nicht mitteilbar."

Von den zahlreichen Schülern des Gorgias ist besonders Isokrates zu erwähnen.

Platon hat einen seiner Dialoge nach Gorgias benannt.