William Godwin (1756 – 1836)

William Godwin ist ein Begründer und Wegbereiter des Anarchismus. Er war einer der radikalsten sozialkritischen Denker seiner Zeit.

Begeistert von den egalitären, freiheitlichen, humanistischen Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution, entwickelt er in seinem Werk Enquiry concerning Political Justice (1793) unter Berufung auf die Vernunft als die einzig rechtmäßige Herrscherin über den Menschen und als seine Befreierin von politischer und religiöser Knechtung ein System anarchistisch-kommunistischer Ideen, das auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung und eine grundlegende Neuordnung des gesellschaftlichen Zusammenlebens abzielte.

Er sieht die wichtigsten Ursachen für die zahlreichen Übel der bestehenden Gesellschaft in der Herrschaft des Privateigentums und in der Staatsgewalt.

Um die Übel zu beseitigen, müssen ihre Ursachen beseitigt werden. Dies dürfe jedoch nicht durch Anwendung von Gewalt und Zwang erfolgen, sondern nur durch Aufklärung, Erziehung und Bildung der Menschen.

Seien die Menschen einmal zur Überzeugung gebracht, dass eine Gesellschaft ohne Privateigentum und Zwangsregierung existieren könne, so könne auch die Vernunft ihre Ansprüche ungehindert in allen Lebensbereichen geltend machen und die Menschen zur höchsten Erkenntnis, zur sozialen Gerechtigkeit und zu sittlichem Handeln und damit auch zur Freiheit und Glückseligkeit, zu geistigem und körperlichen Wohl hinführen.

Godwin vertraut auf die Fähigkeit des Menschen zu immer höherer Wahrheitserkenntnis und sittlicher Vervollkommnung. Es kommt alles darauf an, die Ursachen zu beseitigen, die den Menschen daran hindern, zur Erkennntis der Wahrheit und Gerechtigkeit zu gelangen, und die Vernunft zur bestimmenden Triebkraft seines Verhaltens zu machen.

Da die Vernunft ihre Erkenntnisse aus den Eindrücken der Außenwelt schöpfe, könne sie aus ihr nur dann gute Eindrücke empfangen, wenn sie selbst und vor allem das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen nach den Forderungen der Vernunft und der Gerechtigkeit geordnet werden.