Francis Herbert Bradley (1846 – 1924)
Der englische Philosoph F. H. Bradley ist ein Vertreter des absoluten Idealismus.Er hat maßgeblich auf die Metaphysik, die Geschichtsphilosophie, die Ethik und die Logik gewirkt. Auch für die Kohärenztheorie ist er von großer Bedeutung.
In seinem ersten Werk The Presuppositions of Critical History (1874) untersucht Bradley den Terminus historische Tatsache (historical fact). Er fragt nach Kriterien für die Glaubwürdigkeit historischer Berichte. Bereits in dieser Arbeit finden sich einige Motive seiner späteren Überlegungen, z. B. die These von der Falsifizierbarkeit eines jeden individuellen Urteils und die Zurückweisung der Korrespondenztheorie der Wahrheit (copy theory of truth).
Bradley kritisiert in seinen Ethical Studies (1876), insbesondere im dritten Essay, den Utilitarismus. Im fünften Essay findet sich eine soziale Konzeption des moralischen Lebens. In dieser Arbeit finden sich schon einige Ideen, die dann in der Metaphysik ausgearbeitet werden.
The Principles of Logic (1883) sind in keiner Weise formal. Es finden sich hier jedoch der Terminus Bedeutung (meaning). Diese Arbeit hat insbesondere auf Russell gewirkt. Bradley schlägt vor, dass die logische Form von universalen Sätzen hypothetisch ist. Gegenstand der Logik sind für Bradley nicht Sätze oder Propositionen, sondern mentale Akte. Inferenzen sind ideelle Experimente (ideal experiments). Ideell, da sie zwischen Gedanken stattfindet und ein Experiment, da sie nicht sicher zu unwiderlegbaren Ergebnissen führen.
In Appearance and Reality (1893) findet sich die metaphysische Position von Bradley am deutlichsten. Im zweiten Buch dieses Werkes entwickelt er seine Konzeption des Absoluten. Das Absolute ist die höchste, unbedingte Realität, unverzerrt von menschlichen Begriffsbildungen. Bradley weist die Realität externer Relationen zurück. Wie Joachim hält auch Bradley die Wahrheit für eine Sache des Grades.
Anders als Royce und Joachim unterschied er das Absolute von Gott.
Bradley’s Kriterium für Realität und mithin ein Wahrheitskriterium ist die Abwesenheit von Kontradiktionen, d. h. Konsistenz. Er schreibt: "Ultimate reality is such that it does not contradict itself: here is an absolute criterion" [Bradley, F. H.: Appearance and Reality. London 1893, 136].
In Truth and Reality (1914) argumentiert Bradley für die Identität von wahrem Wissen und der Realität.