Helvoetsluys

Gegen Ende der Reise verschlimmerte sich das Wetter beträchtlich; der Wind sang in den Wanten, die See ging höher und höher, und das Schiff begann unter der Wucht der Wellen zu schlingern und zu stöhnen. Der Ruf des Lotsen an den Ankerketten tönte fast unablässig, ständig mußten wir unseren Weg zwischen Sandbänken suchen. Etwa um neun Uhr morgens, während eines flüchtigen Durchbruchs der Sonne zwischen zwei Hagelschauern, warf ich meinen ersten Blick auf Holland, – eine Reihe Windmühlen, die sich im Seewind drehten. Es war auch das erstemal, daß ich eine dieser tollen Baulichkeiten zu Gesicht bekam, und das Bewußtsein fremder Länder und einer neuen Welt und neuen Lebens wurde in mir wach. Etwa um halb zwölf Uhr vormittags gingen wir außerhalb des Hafens von Helvoetsluys vor Anker, an einer Stelle, wo sich von Zeit zu Zeit die Wellen brachen und unser Schiff wild umherschleuderten. Es versteht sich von selbst, daß wir alle, mit Ausnahme von Mrs. Gebbie, auf Deck waren, teils in Mänteln, teils in Öltücher gehüllt; dort hielten wir uns an den Tauen fest und suchten nach Möglichkeit, wie erfahrene Seeleute, über die Lage zu scherzen.

Bald danach tastete sich ein Boot mit dem Rückenpanzer einer Seekrabbe vorsichtig an uns heran, der Führer rief unserem Kapitän auf holländisch etwas zu. Darauf wandte sich Kapitän Sang mit sehr besorgtem Ausdruck an Catriona und setzte uns, die wir ihn umringten, auseinander, welche Schwierigkeiten es zu bewältigen gälte. Die »Rose« war nach Rotterdam bestimmt, wohin die anderen Passagiere möglichst schnell gelangen wollten, da noch am selben Abend ein Schiff nach Deutschland abging. Bei dem gegenwärtigen stürmischen Wind, erklärte der Kapitän, könne er, wenn hier keine Zeit versäumt würde, das Ziel noch rechtzeitig erreichen. James More hatte sich aber mit seiner Tochter in Helvoet ein Rendezvous gegeben, und der Kapitän hatte sich verpflichtet, am dortigen Hafen anzulegen und Catriona (dem Brauche gemäß) ausbooten zu lassen. Das Boot war ja auch zur Stelle, Catriona war bereit; aber sowohl der Kapitän wie der holländische Bootsführer scheuten sich, ein derartiges Risiko auf sich zu nehmen, und ersterer war nicht geneigt, zu warten.

»Euer Vater würde wenig entzückt sein, wenn Ihr durch unsere Schuld ein Bein brächet, Miß Drummond, oder wenn wir gar zusähen, wie Ihr ertränket. Laßt Euch von mir raten: fahrt mit uns andern nach Rotterdam. Von dort könnt Ihr in einem Schnellsegler die Maas hinunter bis Brill fahren und weiter in einem Postwagen nach Helvoet zurück.«

Aber Catriona wollte von keiner Änderung ihrer Reisepläne hören. Sie erbleichte, als sie den hoch sprühenden Gischt sah, die grünen Wogen, die mitunter über dem Vorkastell zusammenbrachen, und das Boot, das unablässig auf den Wellenkämmen tanzte und schaukelte, aber sie hielt an ihres Vaters Befehl fest. »Mein Vater, James More, hat es so bestimmt«, war ihr erstes und letztes Wort. Mich dünkte es sehr töricht, ja leichtsinnig von dem Mädchen, sich so wörtlich an eine Verabredung zu halten und so dringlichem, freundschaftlichen Rat entgegenzuhandeln; in Wahrheit jedoch hatte sie dafür einen sehr guten Grund, wenn wir es nur gewußt hätten. Schnellsegler und Postwagen sind zwar vortreffliche Dinge, wollen aber im voraus bezahlt werden, und Catrionas ganzes Hab und Gut betrug zwei Schillinge und sechs Pence Sterling. So kam es, daß der Kapitän und die Passagiere in Unkenntnis ihrer Armut, die sie zu stolz war, einzugestehen, umsonst redeten.

»Aber Ihr könnt ja weder Französisch noch Holländisch«, bemerkte der eine.

»Wahr, aber seit dem Jahre ’46 halten sich so viele brave Schotten im Ausland auf, daß ich recht gut durchkommen werde, danke.«

In diesen Worten lag eine so reizende, ländliche Einfalt, daß einige lächelten und andere ernster denn je dreinschauten, und Mr. Gebbie erhielt einen regelrechten Wutanfall. Ich glaube, er wußte genau, daß es seine Pflicht war, da seine Frau die Verantwortung für das Mädchen übernommen hatte, Catriona an Land und in Sicherheit zu bringen; dazu hätten ihn aber keine zehn Pferde gebracht, da das die Versäumnis seines Anschlusses bedeutete; vermutlich erstickte er daher die Stimme des Gewissens durch lautes Poltern. Endlich wandte er sich wutschnaubend gegen Kapitän Sang, behauptete, das Ganze wäre eine Schande, und jetzt das Schiff verlassen, hieße dem Tod in die Arme laufen; unter keinen Umständen könnten wir ein unschuldiges Mädchen einem Boot voll widerlicher holländischer Fischer ausliefern und sie dann ihrem Schicksal überlassen. Ich dachte ungefähr das Gleiche, zog den Maat beiseite, vereinbarte mit ihm, mein Gepäck durch ein Treidelboot an eine angegebene Adresse in Leyden nachzusenden, und trat vor und machte den Fischern ein Zeichen.

»Ich werde mit der jungen Dame an Land gehen, Kapitän Sang«, sagte ich. »Es ist mir ganz gleich, auf welche Weise ich Leyden erreiche«, damit sprang ich mit solcher Eleganz in das Boot, daß ich zwei von den Fischern mit mir zu Boden riß.

Von unten aus erschien die Sache noch gefährlicher als von Deck, so hoch über uns ragte das Schiff, so heftig waren seine Bewegungen, und so sehr bedrohte es uns durch sein Stampfen und Reißen am Ankerkabel. Ich fing an zu glauben, ich hätte einen Narrenstreich begangen – es schien mir schier unmöglich, daß Catriona mir nachfolgen könnte –, und daß ich ganz allein in Helvoet an Land gehen müßte, ohne andere Aussicht auf Lohn als die Freude, James More in die Arme zu schließen, falls ich dazu Lust verspürte. Aber ich hatte ohne des Mädchens Mut gerechnet. Sie hatte gesehen wie ich, scheinbar fast ohne zu zögern (ganz gleich, welches meine wahren Gefühle waren), hinabgesprungen war und wollte, koste es, was es wolle, nicht hinter ihrem verschmähten Freunde zurückstehen. Da stand sie auf der Reeling und hielt sich an dem Gestänge fest, während der Wind ihre Röcke zauste – ein Umstand, der das Unterfangen noch gefährlicher gestaltete –, dabei zeigte sie uns ein wenig mehr von ihren Strümpfen, als in einer Stadt gerade für vornehm gegolten hätte. Es gab keine Minute zu verlieren, und uns blieb auch keine Zeit, uns einzumischen, vorausgesetzt, daß wir den Wunsch dazu gehabt hätten. Ich breitete unten meine Arme aus; das Schiff tauchte zu uns herab, der Patron schob sein Boot etwas näher heran, als mit unserer Sicherheit so ganz vereinbar war, und Catriona sprang in die Luft. Ich war so glücklich, sie aufzufangen, und wir entgingen, da die Schiffer uns bereitwillig stützten, einem Fall. Einen Augenblick klammerte sie sich, schwer und tief Atem holend, an mich, dann half uns der Steuermann an unsere Plätze, und unter den Hurrarufen und Abschiedsgrüßen Kapitän Sangs und der Passagiere hielt das Boot auf die Küste zu.

Kaum, hatte Catriona sich ein wenig gefaßt, als sie wortlos meine Hand losließ. Auch ich sprach kein Wort, ja das Pfeifen des Windes und der Sprühregen machten Sprechen fast unmöglich; unsere Besatzung gab sich die denkbar größte Mühe, kam aber nur sehr langsam vorwärts, und die »Rose« war bereits wieder unterwegs, ehe wir die Hafenmündung erreichten.

Sobald wir in ruhigem Wasser fuhren, hielt der Patron, der abscheulichen holländischen Sitte gemäß, das Boot an und verlangte von uns das Fahrgeld. Der Mann forderte zwei Guilders – etwa drei bis vier englische Schillinge – pro Fahrgast. Da aber begann Catriona sehr aufgeregt zu protestieren. Sie erklärte, sie hätte sich bei Kapitän Sang nach dem Preis erkundigt; er betrüge nur einen Schilling englisch. »Glaubt Ihr, ich wäre, ohne vorher zu fragen, an Bord gekommen?« rief sie. Der Patron antwortete schimpfend in einem Dialekt, der reichlich mit englischen Flüchen untermischt, sonst aber gut holländisch war, bis ich dem Schelm heimlich sechs Schillinge in die Hand drückte, da ich erkannte, daß das Mädchen den Tränen nahe war, worauf er die Güte hatte, ohne weitere Beschwerden von ihr den verbleibenden Schilling anzunehmen. Fraglos war ich ziemlich gereizt und beschämt. Ich liebte Sparsamkeit, nicht aber, wenn sie zur Leidenschaft wurde; als das Boot sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, fragte ich Catriona daher in zweifellos recht kühlem Tone, wo sie ihren Vater zu treffen gedächte.

»Ich soll mich nach ihm im Hause eines gewissen Sprott erkundigen, der ein ehrlicher schottischer Kaufmann ist«, entgegnete sie und fügte im gleichen Atemzuge hinzu: »Ich möchte Euch recht herzlich danken – Ihr habt an mir als wackerer Freund gehandelt.«

»Dazu ist noch Zeit genug, wenn ich Euch zu Eurem Vater gebracht habe«, antwortete ich, ohne zu ahnen, wie wahr ich sprach. »Ich habe ihm eine prächtige Geschichte von einer treuen Tochter zu erzählen.«

»O, ich glaube, ich bin kein treues Mädchen«, rief sie mit sehr schmerzlichem Ausdruck. »Ich glaube, im Herzen bin ich gar nicht treu.«

»Sehr wenige Menschen hätten jenen Sprung gewagt, nur um eines Vaters Befehl zu gehorchen«, bemerkte ich.

»Ich kann nicht dulden, daß Ihr solches von mir denkt«, rief sie von neuem. »Wie konnte ich zurückbleiben, da Ihr vor mir das Gleiche getan hattet? Jedenfalls war Treue nicht der einzige Grund.« Und brennenden Antlitzes schilderte sie mir offen ihre Armut.

»Gott im Himmel, was ist das für ein tolles Unterfangen, sich mit leerem Beutel auf dem europäischen Kontinent absetzen zu lassen – das ist in meinen Augen kaum anständig – kaum anständig!« wiederholte ich aufgeregt.

»Ihr vergeßt, James More, mein Vater, ist ein armer Gentleman. Er ist ein gehetzter Verbannter.«

»Aber all Eure Freunde sind, soviel ich weiß, nicht gehetzte Verbannte«, rief ich aus. »Ist das gerecht gegen die gehandelt, denen Ihr teuer seid? Ist es gerecht gegen mich? Gerecht gegen Miß Grant, die Euch den Rat, zu fahren, gab, und die fuchsteufelswild wäre, wenn sie davon wüßte? War es selbst gegen diese Gregorys gerecht, mit denen Ihr zusammenlebtet, und die sehr gütig zu Euch waren? Es ist ein Segen, daß Ihr in meine Hände fielet. Wenn nun Euer Vater durch irgendeinen Zufall verhindert wäre, was sollte wohl aus Euch werden, falls Ihr Euch mutterseelenallein in einem fremden Ort befändet? Schon der Gedanke macht mir Angst.«

»Ich habe sie alle belogen«, erwiderte sie. »Ich sagte allen, ich hätte reichlich Geld. Ich sagte es auch ›ihr.‹ Ich konnte James More in ihren Augen nicht herabsetzen.«

Später entdeckte ich, daß sie ihn selbst bis in den Staub herabgesetzt haben mußte; die Lüge war ursprünglich von dem Vater, nicht von der Tochter ausgegangen, und sie war gezwungen gewesen, des Mannes Ruf zu decken. Im Augenblick wußte ich jedoch nichts hiervon; bereits der Gedanke, in welche Not und Gefahr sie hätte geraten können, genügte, um mich über die Maßen zu irritieren.

»Ja, ja,« antwortete ich, »Ihr müßt lernen, mehr Vernunft anzunehmen.«

Ich ließ ihr Gepäck vorübergehend in einem Wirtshaus am Strande, wo ich mich auch in meinem neuen Französisch nach Sprotts Wohnung erkundigte. Wir gingen zu Fuß dorthin – sie lag eine ganze Strecke entfernt – und staunten im Gehen den Ort an. Es gab hier für Schotten wirklich viel zu bewundern: Kanäle und Bäume zwischen den einzelnen Häusern; Häuser, jedes für sich abgeschlossen, aus schönen roten, rosenfarbenen Ziegeln mit Treppen und Bänken aus blauem Marmor an jeder Türschwelle, das ganze Städtchen so sauber, daß man von der Straße hätte essen können. Sprott saß zu Hause über seinen Rechnungsbüchern, in einem niederen, sehr ordentlichen, properen Wohnzimmer, das ganz mit Porzellan und Bildern und mit einem Globus in messingnem Rahmen ausgeschmückt war. Er war ein pausbäckiger, kräftiger, vollblütiger Mann mit einem harten, unehrlichen Ausdruck und hatte nicht einmal die Höflichkeit, uns einen Stuhl anzubieten.

»Ist James More McGregor zur Zeit in Helvoet, Sir?« erkundigte ich mich.

»Ich kenne niemanden jenes Namens«, entgegnete er ungeduldig.

»Da Ihr es so genau nehmt,« antwortete ich, »werde ich meine Frage vervollständigen und mich bei Euch erkundigen, ob in Helvoet ein gewisser James Drummond, alias McGregor, alias James More, weiland Pächter in Inveronachile, zu finden ist?«

»Sir,« erwiderte er, »er kann meinetwegen in der Hölle sein, was weiß ich; ich persönlich wünsche, er wäre es.«

»Diese junge Dame hier ist jenes Gentlemans Tochter, Sir,« sagte ich, »und Ihr werdet, nehme ich an, mit mir übereinstimmen, daß es nicht gerade der Schicklichkeit entspricht, sich in ihrer Gegenwart über seinen Charakter zu äußern.«

»Ich habe weder mit ihm noch mit ihr noch mit Euch selbst was zu schaffen!« schrie er mit seiner groben Stimme.

»Mit Verlaub, Mr. Sprott,« entgegnete ich, »diese junge Dame ist aus Schottland gekommen, um ihn aufzusuchen und erhielt, einerlei durch welchen Irrtum, Euer Haus als seine Adresse angegeben. Es scheint hier in der Tat ein Irrtum vorzuliegen, aber ich glaube, das legt sowohl Euch wie mir – der ich zufällig einer ihrer Mitreisenden bin – die starke Verpflichtung auf, unserer Landsmännin zu helfen.«

»Wollt Ihr mich noch verrückt machen?« schrie er. »Ich sage Euch ja, ich weiß nichts von ihm seiner Brut und frage noch weniger danach. Ich sage Euch, der Mann ist mir Geld schuldig.»

»Das kann sehr leicht möglich sein«, entgegnete ich, jetzt noch um einen Grad aufgebrachter als er. »Ich aber zum mindesten schulde Euch nichts; diese junge Dame steht unter meinem Schutz, und ich bin derartige Manieren weder gewöhnt, noch bin ich gesonnen, sie mir gefallen zu lassen.«

Als ich mit diesen Worten, ohne mir etwas dabei zu denken, ein, zwei Schritt näher trat, bemerkte ich, daß ich durch schieres Glück das einzige Mittel entdeckt hatte, das den Mann irgendwie zu berühren vermochte. Das Blut wich aus seinem roten, gesunden Gesicht.

»Um des Himmels willen, nicht so hastig, Sir!« stieß er hervor. »Ich habe wahrhaftig nicht die Absicht, jemanden zu beleidigen. Aber Ihr wißt schon, Sir, ich gehöre zu den gutmütigen, ehrlichen, vorsichtigen alten Rauhbeinen. Wenn man mich hört, könnte man fast meinen, ich sei ein wenig sauertöpfisch; aber nein, nein, im Grund seines Herzens ist Sandie Sprott ein guter alter Kerl! Und Ihr könnt Euch nicht denken, welchen Ärger ich schon mit jenem Mann gehabt habe.«

»Gut, Sir, dann werde ich Eure Güte so weit in Anspruch nehmen, Euch um die letzten Nachrichten von Mr. Drummond zu bitten.«

»Herzlich gern, Sir! Und was die junge Dame betrifft (respektvollsten Diener!), so wird er sie rein vergessen haben. Sie begreifen, ich kenne den Mann; ich habe schon früher Geld an ihn verloren. Er denkt an niemand als an sich selbst; Clan, König und Tochter, er ließe sie und seinen Geschäftsfreund im Stich, um nur erst sein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Gewissermaßen bin ich sein Geschäftsfreund. Tatsache ist, wir sind zusammen an einem Unternehmen beteiligt, und es scheint mir ganz so, als sollte das Sandie Sprott teuer zu stehen kommen. Der Mann ist so gut wie mein Teilhaber, trotzdem geb ich Euch mein Wort, daß ich nicht weiß, wo er steckt. Vielleicht ist er auf dem Wege nach Helvoet; vielleicht kommt er morgen, vielleicht in einem Jahr. Ich werde mich über nichts in der Welt mehr wundern, nur noch über das eine: wenn ich mein Geld zurückerhalte. Ihr seht also, wie’s um mich steht und daß ich keine große Lust habe, mich um die junge Dame zu kümmern, wie Ihr sie nennt. Hier kann sie nicht bleiben, das ist sicher. Bei Gott, Sir, ich bin Junggeselle! Wenn ich sie bei mir aufnähme, der Teufelskerl bekäm’s fertig und zwänge mich bei seiner Rückkehr, sie zu heiraten!«

»Genug von diesem Geschwätz«, sagte ich. »Ich werde die junge Dame zu besseren Freunden bringen. Gebt mir Feder, Tinte und Papier, und ich werde James More die Adresse meines Leydener Korrespondenten dalassen. Er kann sich bei mir erkundigen, wo seine Tochter zu finden ist.«

Ich schrieb und versiegelte einen Zettel dieses Inhalts, während Sprott von sich aus das willkommene Angebot machte, die Sorge für Miß Drummonds Gepäck zu übernehmen, ja einen Träger nach dem Gasthaus zu senden. Zu diesem Zweck händigte ich ihm als Deckung ein paar Taler aus, und er überreichte mir dafür eine schriftliche Quittung.

Darauf bot ich Catriona meinen Arm, und wir verließen zusammen das Haus dieses unausstehlichen Gauners. Sie hatte während der ganzen Zeit kein Wort gesprochen und mir statt dessen das Reden und das Handeln überlassen; ich meinerseits hatte mir Mühe gegeben, sie durch keinen Blick in Verlegenheit zu setzen. Und selbst jetzt war es meine Sorge, vollkommen unbefangen zu erscheinen, obwohl mein Herz vor Scham und Zorn stillzustehen drohte.

»So,« sagte ich, »jetzt wollen wir in das Wirtshaus zurückkehren, in dem man französisch spricht, zu Mittag essen und uns nach einer Reisemöglichkeit nach Rotterdam erkundigen. Ich werde keine Ruhe haben, bis ich Euch wieder sicher in Mrs. Gebbies Händen weiß.«

»Es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben,« meinte Catriona, »obwohl ich kaum glaube, daß sie sich darüber freuen wird. Ich möchte Euch auch noch einmal daran erinnern, daß ich nur einen Schilling und sechs Pence besitze.«

»Und ich sage nochmals, es ist ein Segen, daß ich Euch an Land begleitete.«

»Meint Ihr, ich hätte die ganze Zeit an etwas anderes denken können?« entgegnete sie und lehnte sich, wie mich dünkte, etwas stärker auf meinen Arm. »Ihr seid mir ein treuer Freund.«