Siebzehntes Kapitel.
Ein sonnengoldener Sommertag. Sogar in Coketown gab es dergleichen. Bei solcher Witterung von der Ferne betrachtet, lag Coketown in seinem eigenen Nebeldunste eingehüllt, den kein Sonnenstrahl durchbrach. Man wußte nur, daß sich die Stadt daselbst befindet, weil man gewiß war, daß ohne Stadt kein ähnlicher Schmutzflecken sich dem Anblick bieten konnte. Ein Qualm von Dunst und Rauch, der bald diese, bald jene Richtung nahm, bald zum Himmelsgewölbe sich emporschwang, bald düster längs der Erde hinkroch, je nachdem der Wind sich erhob, oder sich senkte, oder die Richtung veränderte – ein dichtes, unförmliches Gemisch mit plötzlich aufblitzenden Lichtstreifen, die nur dunkle Massen sichtbar werden ließen – und Coketown gab sich schon von der Ferne kund, obgleich kein einziger Ziegelstein zu sehen war.
Das Wunder bestand darin, daß Coketown überhaupt vorhanden war. Es war schon so oft zugrunde gerichtet worden, daß es Erstaunen erregen musste, wie es so viele schwere Unglücksfälle ertragen konnte. Es gab sicher nie so zarte Porzellanware wie die, aus der die Spinnfabrikanten von Coketown gemacht waren. Man mochte sie noch so vorsichtig anfassen, sie brachen mit einer Leichtigkeit in Stücke, daß man vermuten konnte, sie hätten vorher schon einen Sprung gehabt. Sie schwanden dahin, als man von ihnen verlangte, sie sollten die arbeitenden Kinder in die Schule schicken: sie schwanden dahin, als Inspektoren beauftragt wurden, ihre Arbeiten zu untersuchen; sie schwanden dahin, als solche Inspektoren es für zweifelhaft hielten, ob sie ein Recht hätten, mit ihren Maschinen ihre Arbeiter in Stücke reißen zu lassen; und sie schwanden vollends dahin, als man ihnen einen Wink gab, daß sie vielleicht nicht immer so viel Rauch zu machen brauchten. Außer Mr. Bounderbys goldenem Löffel, der in Coketown wie ein Evangelium galt, war noch ein anderes herrschendes Märchen daselbst populär. Dasselbe nahm die Gestalt einer Drohung an. Sobald nur ein Coketowner Fabrikherr sich übel behandelt glaubte, d. h. sobald man ihn nicht allein gewähren ließ, und der Vorschlag gemacht wurde, ihn für die Folgen seiner Handlungen verantwortlich zu machen – so trat er gewiß mit der schrecklichen Drohung hervor, »daß er lieber sein Vermögen in den Atlantischen Ozean schleudern wollte«. Das hatte den Minister des Innern bei verschiedenen Gelegenheiten in eine wahre Todesangst gejagt.
Die Coketowner waren jedoch am Ende so patriotisch, daß sie ihr Vermögen noch nie in den Atlantischen Ozean geschleudert hatten, ja sie waren freundlich genug, es ganz gehörig in Verwahrung zu nehmen. Dort lag nun dies Vermögen in den Nebeldunst eingehüllt, und es nahm zu und vermehrte sich.
Die Straßen waren an dem Sommertag heiß und staubig, und der Sonnenschein war so hell, daß er sogar durch den dicken Dunst, der Coketown einhüllte, und den man nicht anhaltend mit den Augen aushalten konnte, hindurchschien. Heizer tauchten aus den tiefen unterirdischen Gängen der Fabriköfen auf, setzten sich auf Stufen, Pfosten und Geländer, rieben ihre rußgeschwärzten Gesichter und betrachteten die Kohlen. Die ganze Stadt schien in Öl zu braten. Allenthalben war ein erstickender Dunst von heißem Öl. Die Dampfmaschinen glänzten davon. Die Anzüge der »Hände« waren damit beschmutzt; die Fabriken in ihren vielen Stockwerken flossen und troffen davon. Die Atmosphäre dieser Feenpaläste war wie der heiße Hauch des Wüstenwindes, und ihre Bewohner, vor Hitze schier vergehend, arbeiteten schlaff und träge in dieser Wüste. Aber kein Wechsel der Temperatur machte die melancholisch-wahnsinnigen Elefanten wahnsinniger oder vernünftiger. Ihre langweiligen Köpfe wackelten stets in demselben Grade auf und nieder, in heißem und kaltem, feuchtem und trockenem, schönem und häßlichem Wetter. Die abgemessene Bewegung ihrer Schatten an den Wänden war der Ersatz, den Coketown für den Schatten rauschender Wälder aufzuweisen hatte, während es anstatt des Gesummes der Sommerkäfer das ganze Jahr hindurch, von dem ersten Tagesgrauen des Montags bis zur Nacht des Sonnabends das Schnurren der Triebstangen und Räder bot.
Schläfrig schnurrten sie jenen ganzen Sommertag hindurch, den Wanderer nur noch schläfriger und heißer machend, wenn er an den tönenden Wänden der Fabriken vorüberging. Markisen und Sprengwasser kühlten die Hauptstraßen und die Geschäfte ein wenig. Aber die Fabrikgebäude und Höfe und Gassen wurden gebacken in grimmiger Hitze. Unten auf dem Fluße, der schwarz war von dem dicken Abfluß der Farbstoffe, steuerten einige Jungen von Coketown, die unbeschäftigt waren, – ein seltener Anblick in diesem Orte – ein altes Boot, das, wie es sich so dahinschleppte, eine trüb-schlammige Furche auf dem Wasser zog, während jeder Stoß der Ruder ekle Gerüche aufstörte. Aber der Sonnenschein selbst, obwohl so allgemein wohltuend, zeigte sich in Coketown ungnädiger als strenge Kälte und blickte selten eine Zeitlang anhaltend auf eine dieser eingepferchten Regionen, ohne mehr Tod als Leben zu erzeugen. So wird das Auge des Himmels selbst ein schlimmes Auge, wenn ungeschickte oder schmutzige Hände sich vor die Dinge legen, auf die es segnend blickt.
Mrs. Sparsit saß in ihrem Nachmittagszimmer in der Bank, an der schattigen Seite der sonnengeschmorten Straße. Die Geschäftsstunde war vorüber, und just zu jener Tageszeit pflegte sie bei warmem Wetter das Tagungszimmer, das sich über dem Direktorzimmer befand, mit ihrer lieblichen Gegenwart zu schmücken. Ihr Privatgemach war ein Stockwerk höher, und an dem Fenster dieses Beobachtungspostens saß sie jeden Morgen, bereit, Mr. Bounderby, der die Straße heraufkam, mit jenem, für ein Opfer angemessenen, faszinierenden Blick zu begrüßen. Er war bereits ein Jahr verheiratet, und Mrs. Sparsit hatte ihn noch keinen Augenblick von ihrem beharrlichen Bedauern erlöst.
Die Bank natürlich tat der gesunden Einförmigkeit der Stadt keine Gewalt an. Es war nur ein Haus aus roten Ziegeln mehr, mit schwarzen Läden und grünen Jalousien, einem schwarzen Eingangstor über zwei weißen Stufen, einem messingenen Schild an der Tür und einem Schlußpunkt von ehernem Türdrücker. Es war bedeutend größer als Mr. Bounderbys Haus, während andere Häuser wiederum um die Hälfte oder mehr kleiner waren. In allen übrigen Einzelheiten aber war es strikt nach der Regel.
Mrs. Sparsit war sich sehr wohl bewußt, daß ihre Erscheinung des Abends unter den Pulten und Schreibgeräten eine gewisse weibliche, um nicht zu sagen aristokratische Grazie über die Geschäftsstube verbreite. Wenn sie mit ihrem Nähzeug oder Netzrahmen am Fenster saß, beschlich sie stets eine Art selbstgefälligen Gefühls, daß sie durch ihre ladyartige Haltung das rohgeschäftliche Aussehen des Orts etwas verbessere. Erhoben von diesem Eindruck ihrer interessanten Persönlichkeit betrachtete sich Mrs. Sparsit gewissermaßen als die Fee der Bank. Die Stadtleute dagegen, wenn sie vorbeipassierend Mrs. Sparsit so dasitzen sahen, erblickten in ihr den Drachen der Bank, der die Schätze der Anstalt bewachte.
Worin diese Schätze bestanden, das wußte Mrs. Sparsit ebensowenig wie es die Stadtleute wußten. Gold- und Silbermünzen, kostbare Papiere, Geheimnisse, deren Enthüllung ungeahntes Verderben über ungeahnte Persönlichkeiten bringen konnte (doch gewöhnlich Leute, die sie nicht leiden konnte). Das waren die Hauptpartien in ihrem Idealkontobuch.
Im übrigen wußte sie, daß sie nach den Geschäftsstunden über das ganze geschäftliche Mobiliar und über ein wohlverwahrtes Zimmer mit drei Schlössern, vor dessen Tür der Laufbursche jede Nacht auf einem Rollbett, das mit dem Hahnenschrei verschwand, seinen Kopf legte, mit Allgewalt herrschte. Ferner herrschte sie als allgebietende Dame über gewisse Räume in dem unterirdischen Geschoß, scharf verwahrt vor jeder Verbindung mit der räuberischen Welt. Außerdem über Überreste der laufenden Tagesarbeit, bestehend aus Tintenklecksen, abgenutzten Federn, Oblaten-Fragmenten und Papierfetzen, die in so kleine Stücke zerrissen waren, daß es Mrs. Sparsit niemals gelingen wollte, etwas Interessantes daraus zu entziffern. Endlich war sie Hüterin einer kleinen Rüstkammer von Säbeln und Revolvern, die drohend über einem der Kontorkamine hingen, und über jenes altehrwürdige Herkommen, das sich niemals vom Geschäftslokal trennen läßt, wofern dieses überhaupt auf den Anstrich von Reichtum Anspruch macht: über eine Reihe von Feuereimern – Gefäße, die aber gar nicht für eventuelles Löschen da hingen, sondern nur deshalb, weil sie einen imponierenden Eindruck auf die meisten Besucher machten, einen Eindruck, der fast dem der Gold- und Silberbarren gleichkam.
Eine taube Dienstmagd und der Laufbursche vollendeten Mrs. Sparsits Herrschaftsbereich. Von der tauben Dienstmagd murmelte man, daß sie wohlhabend sei, und ein Gerücht war schon seit Jahren in den niederen Klassen von Coketown umgegangen, daß sie gewiß einmal in der Nacht nach Bankschluß ihres Geldes wegen würde ermordet werden.
Man betrachtete sie in der Tat schon längst als pflichtschuldigst dem Tode verfallen; allein sie bewahrte Leben und Stellung mit einer übel angebrachten Zähigkeit, die viel Anstoß und Ärgernis erregte.
Mrs. Sparsits Tee war soeben für sie auf ein zierliches Tischchen gesetzt; dieses ward mit seinen drei Beinen herein- und aufgestellt, wenn das Geschäft beendigt war, und geriet in die Gesellschaft des düstern, lederbeschlagenen, langen Speisetisches, der die Mitte des Zimmers einnahm. Der Bürodiener setzte das Teegeschirr darauf, seine Stirn zum Zeichen der Huldigung tief duckend.
»Danke, Bitzer«, sagte Mr«. Sparsit.
»Danke Ihnen«, erwiderte der Bürodiener. Er war in der Tat wie zum Bürodiener geschaffen, so federleicht und leichtfüßig, wie in den Tagen, da er blinzelnd für das Mädchen Nummer Zwanzig ein Pferd definierte.
»Alles verschlossen, Bitzer?« fragte Mrs. Sparsit.
»Alles verschlossen, Ma’am.«
»Und was«, fragte Mrs. Sparsit, ihren Tee einschenkend, »gibt es heute neues? Etwas von Belang?«
»In der Tat, Ma’am, nichts Besonderes das ich wüßte. Unsere Leute sind ein böses Pack, Ma’am; aber das ist zum Unglück keine Neuigkeit.«
»Was treibt denn das unruhige Gesindel wieder?« fragte Mrs. Sparsit.
»Sie treiben es nur so fort in der alten Weise, Ma’am. Vereinigen sich, verbinden sich, verpflichten sich, es miteinander zu halten.«
»Es ist sehr zu bedauern«, sagte Mrs. Sparsit, und ihre gewaltige Strenge ließ ihre Nase nur noch römischer und ihre Brauen noch pompöser erscheinen, »es ist sehr zu bedauern, daß der Verein der Fabrikherren nur irgend solche Klassenverschwörungen gestattet.«
»Ja, Ma’am«, sagte Bitzer.
»Da sie doch selbst verbunden sind, so sollten sie einer wie alle sich darauf steifen, keinen Mann in Arbeit zu nehmen, der mit einem andern verbündet ist«, sagte Mrs. Sparsit.
»Das haben sie getan, Ma’am«, entgegnete Bitzer, »aber – das Unternehmen ist ihnen ins Wasser gefallen, Ma’am.«
»Ich behaupte nicht, etwas von diesen Dingen zu verstehen«, sagte Mrs. Sparsit mit Würde, »da mein Lebenslos eigentlich in einer ganz andern Sphäre gelegen war und Mr. Sparsit als eine Powler außerhalb des Bereiches solcher Bagatellen gestellt war. Ich weiß nur, daß man dieses Volk unterkriegen muß, und daß es hohe Zeit ist, daß es geschehe, ein für allemal.«
»Ja, Ma’am«, erwiderte Bitzer mit großer Respektbezeigung für Mrs. Sparsits orakelmäßige Autorität. »Sie hätten es nicht klarer ausdrücken können, sicherlich nicht, Ma’am.«
Da dies seine gewöhnliche Zeit war, wo er mit Mrs. Sparsit ein bißchen vertraulich schwatzte und er einen Blick von ihr auffing, aus dem hervorging, daß sie ihm eine Frage vorlegen wollte, so stellte er sich, als brächte er die Lineale, Tintenfäßer und so weiter in Ordnung, während unsere Lady sich mit ihrem Tee beschäftigte und durch das Fenster flüchtige Blicke auf die Straße warf.
»War heute viel zu tun?« fragte Mrs. Sparsit.
»Nicht besonders, Mylady. Ungefähr ein Durchschnittstag.«
Zuweilen sagte er Mylady, den Titel für adlige Damen, an Stelle von Ma’am, was eine unwillkürliche Anerkennung von Mrs. Sparsits persönlicher Würde und ihrer Ansprüche auf Ehrerbietung sein sollte.
»Die Kommis«, sagte Mrs. Sparsit, indem sie von dem linken Handschuh ein unmerkliches Butterbrotkrümchen abbürstete, »sind natürlich zuverlässig, pünktlich und fleißig?«
»Ja, Ma’am, so ziemlich, Ma’am. Mit der gewöhnlichen Ausnahme.«
Er bekleidete das ehrenhafte Amt eines allgemeinen Spions und Angebers in dem Etablissement. Für diesen freiwilligen Dienst erhielt er zu Weihnachten außer seinem gewöhnlichen Wochengehalt noch ein Geschenk. Er war zu einem äußerst helldenkenden, vorsichtigen und klugen jungen Mann herangewachsen, der sicher war, in der Welt sein Glück zu machen. Sein Verstand war so exakt reguliert, daß er weder Neigungen noch Leidenschaften hegte. All sein Tun und Lassen war das Resultat der klarsten und kältesten Berechnung. Mit Recht bemerkte daher Mrs. Sparsit von ihm, daß sie nie einen jungen Mann gekannt, der seinen Grundsätzen so treu geblieben wie er. Als er sich beim Tod seines Vaters vergewissert hatte, daß seine Mutter in Coketown heimatberechtigt sei, machte der ausgezeichnete junge Ökonom dieses Recht für sie mit standhafter Anhänglichkeit an dem Motiv der Rechtslage geltend: er brachte sie ins Armenhaus. Es muß noch erwähnt werden, daß er ihr jährlich ein halbes Pfund Tee gestattete, was eine Schwäche von ihm war: erstens, weil alle Gaben unvermeidlich dahin locken, den Empfänger an die Erhaltung von Almosen zu gewöhnen; zweitens, weil seine einzige vernünftige Berührung mit der Ware eigentlich darin hätte bestehen sollen, sie so billig wie möglich zu kaufen und so teuer wie möglich zu verkaufen. Denn es ist von Philosophen klar dargetan worden, daß darin die ganze Pflicht des Menschen begriffen sei – nicht ein Teil der menschlichen Pflicht, sondern die ganze.
»So ziemlich, Ma’am. Mit der gewöhnlichen Ausnahme, Ma’am«, antwortete Bitzer.
»A – ch!« sagte Mrs. Sparsit, indem sie den Kopf über der Teetasse schüttelte und einen langen Schluck nahm.
»Mr. Thomas, Ma’am. Ich habe einigen Verdacht gegen Mr. Thomas, Ma’am. Seine Manieren gefallen mir durchaus nicht.«
»Bitzer«, sagte Mrs. Sparsit mit vielem Nachdruck, »erinnerst du dich, daß ich dir zu dieser Persönlichkeit etwas sagte?«
»Ich bitte um Verzeihung, Ma’am. Es ist vollkommen richtig, daß Sie sich gegen die Erwähnung von Namen erklärten, und es ist auch stets das beste, niemanden beim Namen zu nennen.«
»Erinnere dich gefälligst, daß ich hier ein Amt bekleide«, sagte Mrs. Sparsit in ihrer gebieterischen Vornehmheit. »Ich versehe hier ein Vertrauensamt, Bitzer, im Auftrage von Mr. Bounderby. Wie unwahrscheinlich wir beide, Mr. Bounderby und ich es vor Jahren würde gedacht haben, daß er je mein Gönner sein sollte, indem er mir ein jährliches Kompliment macht, so muß ich ihn doch als solchen betrachten. Von Mr. Bounderby habe ich jede denkbare Anerkennung meiner gesellschaftlichen Stellung und jede Rücksicht auf meine Familienabstammung erfahren, die ich möglicherweise erwarten konnte. Noch mehr, weit mehr. Ich muß daher gegen meinen Gönner gewissenhaft treu sein. Und ich glaube nicht und mag nicht glauben und kann nicht glauben«, sagte Mrs. Sparsit mit einem sehr ausgedehnten Warenvorrat von Ehre und Moralität, »daß ich gewissenhaft treu sein würde, wenn ich es gestattete, daß man unter diesem Dache Namen nennte, die unglücklicherweise, höchst unglücklicherweise – daran ist kein Zweifel – mit dem seinen in Verbindung stehen.«
Bitzer duckte sich abermals und bat abermals um Verzeihung.
»Nein, Bitzer«, fuhr Mrs. Sparsit fort, »sage ein Individuum und ich will dich anhören; sagst du Mr. Thomas, so mußt du mich entschuldigen.«
»Mit der gewöhnlichen Ausnahme, Ma’am«, sagte Bitzer, der es wieder gutmachen wollte, »eines Individuums.«
»A – ch!« Mrs. Sparsit wiederholte den Ausruf, das Kopfschütteln über der Teetasse und den langen Schluck, um das Gespräch wieder bei dem Punkt anzuknüpfen, wo es unterbrochen worden war.
»Ein Individuum, Ma’am«, sagte Bitzer, »das niemals das gewesen ist, was es sein sollte, seitdem es sich an diesem Platz befindet. Er ist ein liederlicher, verschwenderischer Bursche. Er ist das Salz nicht wert, das er genießt. Er würde es nicht bekommen, Ma’am, wenn er nicht einen Freund und Verwandten bei Hofe hätte.«
»A – ch!« sagte Mrs. Sparsit mit einem abermaligen melancholischen Kopfschütteln.
»Ich will nur hoffen«, fuhr Bitzer fort, »daß die ihm befreundete und verwandte Person ihn nicht mit Mitteln versieht, es so fortzutreiben. Sonst wissen wir wohl, Ma’am, ans welcher Tasche das Geld kommt.«
»A – ch!« seufzte Mrs. Sparsit abermals, mit einem abermaligen Kopfschütteln.
»Er ist zu bedauern. Die letzte Person, auf die ich anspielte, ist zu bedauern, Ma’am«, sagte Bitzer.
»Ja, Bitzer«, sagte Mrs. Sparsit. »Ich habe immer diese Verblendung bedauert – immer.«
»Was dieses Individuum betrifft«, sagte Bitzer, der die Stimme senkte und näher trat, »so ist es so unbedachtsam, wie nur irgendwer unserer Stadtbewohner. Und Sie wissen, Ma’am, wie groß die Unbedachtsamkeit hier ist. Niemand brauchte es besser zu wissen, als eine Lady von Ihrer hohen Stellung es weiß.«
»Sie täten wohl daran«, versetzte Mrs. Sparsit, »sich ein Beispiel an dir zu nehmen, Bitzer.«
»Danke sehr, Ma’am. Da Sie sich aber auf mich beziehen, so betrachten Sie mich einmal. Ich habe schon etwas beiseite gelegt, Ma’am. Jenes Geschenk, das ich zu Weihnachten erhalte, berühre ich nie. Ich verbrauche nicht einmal meinen ganzen Lohn, obgleich er nicht hoch ist, Ma’am. Warum können sie es nicht machen wie ich, Ma’am? Was der eine kann, das kann der andere doch auch.«
Das gehörte ebenfalls zu den Dogmen von Coketown. Jeder dortige Kapitalist, der sich durch sechs Pence sechzigtausend Pfund erworben, wunderte sich stets darüber, daß die nächsten sechzigtausend »Hände« nicht ebenfalls sechzigtausend Pfund durch sechs Pence sich erwarben, und warf es jedem von ihnen mehr oder minder vor, daß sie solche Kleinigkeit nicht fertigbrächten. Was ich getan, das kannst du auch tun. Warum gehst du also nicht hin und tust es?
»Was ihre Bedürfnisse für Erholungen betrifft, Ma’am«, sagte Bitzer, »so ist es dummes Zeug und Unsinn. Ich brauche keine Erholungen. Ich hatte sie nie nötig und werde sie nie nötig haben: ich mag sie nicht. Was ihre enge Vereinigung betrifft – so gibt es ohne Zweifel viele unter ihnen, die hier und da durch gegenseitiges Bewachen und Angeben eine Kleinigkeit, sei es an Geld oder Wohlwollen, sich erwerben könnten, wodurch sie ihre Lage verbessern würden. Warum also verbessern sie diese nicht, Ma’am? Es ist das Streben jedes vernünftigen Geschöpfes, und sie behaupten doch, auch ihre Lage verbessern zu wollen.«
»Jawohl, sie behaupten es allerdings«, sagte Mrs. Sparsit.
»Wahrlich, wir müssen fort und fort das Geschwätz über ihre Weiber und Kinder hören, bis es schließlich ganz ekelhaft wird«, sagte Bitzer. »Nun, betrachten Sie mich einmal, Ma’am! Ich brauche weder Weib noch Kind. Warum denn diese?«
»Weil sie unbedachtsam sind«, sagte Mrs. Sparsit.
»Jawohl, Ma’am«, versetzte Bitzer. »Da steckt eigentlich der Haken. Wenn sie bedachtsamer und weniger verderbt wären, Ma’am, was würden sie tun? Sie würden sagen: ›Solange mein Hut meine ganze Familie bedeckt‹ oder ›solange meine Haube meine ganze Familie bedeckt‹ – je nachdem der Fall wäre, Ma’am – ›so brauche ich nur einen zu ernähren, und das ist die Person, die ich am liebsten ernähre‹.«
»Ganz gewiß«, stimmte Mrs. Sparsit bei, indem sie ein Stück Milchbrot aß.
»Danke sehr, Ma’am«, sagte Bitzer, abermals sich duckend als Erkenntlichkeit für die Gunst der Teilnahme an Mrs. Sparsits feiner Unterhaltung. »Wünschten Sie vielleicht noch etwas heißes Wasser oder kann ich Ihnen sonst etwas holen?«
»Nichts für den Augenblick, Bitzer.«
»Sehr verbunden, Ma’am. Ich würde Sie nicht gern bei Ihrem Essen stören, Ma’am, besonders beim Tee nicht, da ich Ihre Vorliebe für diesen kenne«, sagte Bitzer, indem er sich ein wenig emporschraubte, um von der Stelle, wo er sich befand, nach der Straße zu sehen – »aber da unten hat ein Herr ungefähr eine Minute heraufgesehen, Ma’am, und er ging dann über die Straße, als wollte er anklopfen. Das ist sein Klopfen an die Tür – ohne Zweifel, Ma’am.«
Er ging zum Fenster, und nachdem er hinausgesehen und den Kopf wieder zurückgezogen, bestätigte er es mit den Worten: »Ja, Ma’am. Wollen Sie, daß ich den Herrn hereinführe?«
»Ich weiß nicht, wer es sein kann«, sagte Mrs. Sparsit, indem sie sich den Mund abwischte und die Handschuhe in Ordnung brachte.
»Augenscheinlich ein Fremder, Ma’am.«
»Welcher Fremde um diese Abendstunde etwas in der Bank hier zu tun haben kann, wenn er nicht wegen eines Geschäftes kommt, wofür es schon zu spät ist, das wüßte ich wahrlich nicht«, sagte Mrs. Sparsit, »aber ich habe in diesem Etablissement von Mr. Bounderby ein Vertrauensamt übernommen und ich will mich ihm nicht entziehen. Wenn es zu meiner Pflicht gehört, ihn zu sehen, so will ich ihn sehen. Handle, wie du es für gut hältst, Bitzer.«
Der Besucher wiederholte hier, völlig unbekannt mit der großmütigen Äußerung von Mrs. Sparsit, das Klopfen an der Tür so laut, daß der Bürodiener hinuntereilte, um diese zu öffnen; Mrs. Sparsit gebrauchte unterdessen die Vorsicht, das Tischchen mit all seinem Zubehör darauf in einen Speiseschrank zu verbergen und brach dann nach dem oberen Stockwerk auf, um, falls notwendig, mit größerer Würde aufzutreten.
»Wenn’s beliebt, Ma’am, der Herr wünscht Sie zu sprechen«, sagte Bitzer, durch Mrs. Sparsits Schlüsselloch guckend. Mrs. Sparsit, die den Augenblick benutzt hatte, um ihre Haube zurechtzusetzen, begab sich mit ihrem klassischen Antlitz wieder nach dem unteren Stockwerk und trat in den Sitzungsraum wie eine römische Matrone, die sich außerhalb des Stadtgebietes begab, um mit einem General zu unterhandeln, der mit einem Einfall gedroht hat.
Der Besucher, der zum Fenster hingeschlendert war und gerade sich damit beschäftigte, nachlässig hinauszugucken, blieb bei dem nachdrucksvollen Eintritt so unbewegt, wie es nur ein Mensch sein konnte. Er stand da und pfiff mit aller erdenklichen Gemütsruhe vor sich hin, den Hut noch immer auf dem Kopf. Er schien etwas erschöpft, was teils von der übermäßigen Hitze und teils von seiner persönlichen außerordentlichen Vornehmheit herrührte. Denn man konnte es ihm mit einem flüchtigen Blick gleich ansehen, daß er durch und durch ein Gentleman war, ganz nach dem Modell der Zeit geformt; der Welt überdrüssig und so wenig etwas glaubend wie Luzifer.
»Wie ich denke, Sir«, sprach Mrs. Sparsit, »wünschten Sie mich zu sprechen.«
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte er, indem er sich umwandte und den Hut abnahm, »bitte, entschuldigen Sie mich.«
»Hm!« dachte Mrs. Sparsit, während sie eine stattliche Verbeugung machte, »fünfunddreißig, gut aussehend, gute Figur, gute Zähne, gute Stimme, gute Erziehung, gut gekleidet, dunkles Haar und kühne Augen.«
Das alles hatte Mrs. Sparsit in ihrer Frauenmanier – gleich dem Sultan, der seinen Kopf in einen Eimer Wasser getaucht – bloß beim Untertauchen und Emporkommen bemerkt.
»Bitte Platz zu nehmen, Sir«, sagte Mrs. Sparsit.
»Danke sehr. Erlauben Sie.« Er rückte einen Stuhl für sie herbei, blieb aber selbst nachlässig an den Tisch gelehnt stehen.
»Ich ließ meinen Diener bei der Eisenbahn, um mein Gepäck zu besorgen – ein langer Zug und kolossal voll der Gepäckwagen – und schlenderte fort, um mich ein wenig umzusehen. Ein höchst merkwürdiger Ort. Wollen Sie mir die Frage erlauben, ob er stets so schwarz aussieht wie heute?«
»Im allgemeinen noch schwärzer«, erwiderte Mrs. Sparsit in ihrer gesetzten Weise.
»Ist es möglich! Bitte um Entschuldigung, Sie sind doch kein hiesiges Stadtkind, wie ich vermute?«
»Nein, Sir«, entgegnete Mrs. Sparsit. »Ich war einst so glücklich oder so unglücklich, je nachdem man es nehmen will, mich – ehe ich Witwe geworden – in einer ganz andern Sphäre zu bewegen. Mein Mann war ein Powler.«
»Bitte um Verzeihung, wirklich!« rief der Fremde. »War ein –?«
Mrs. Sparsit wiederholte: »Ein Powler«.
»So, er hieß Powler?« sagte der Fremde nach einigem Nachdenken. Mrs. Sparsit nickte beistimmend. Der Fremde schien noch ein wenig müder als zuvor.
»Sie müssen hier viel Langeweile haben?« sagte er als Schlußfolgerung auf das Gehörte.
»Ich bin die Sklavin der Verhältnisse, Sir«, sagte Mrs. Sparsit, »und ich habe mich schon längst der Macht gefügt, die mein Leben regiert.«
»Sehr philosophisch«, versetzte der Fremde, »und sehr exakt und lobenswürdig und –« es schien ihm nicht einmal der Mühe wert, den Satz zu vollenden, und spielte deshalb achtlos mit der Uhrkette.
»Darf ich mir die Frage erlauben, Sir«, sagte Mrs. Sparsit, »welchem Umstände ich die Gunst zuzuschreiben habe –«
»Sicherlich«, sagte der Fremde. »Bin sehr verbunden, für die Erinnerung. Ich bin der Überbringer eines Empfehlungsschreibens, an den Bankier Mr. Bounderby. Indem ich, während das Diner für mich in dem Hotel bereitet wird – durch diese furchtbar schwarze Stadt spazierte, fragte ich einen Kerl, dem ich begegnete – einer von den Arbeitern, der ein Schauerbad von etwas Schmierigem genommen zu haben schien, was, wie ich vermute, das Rohmaterial sein muß –«
Mrs. Sparsit nickte.
»– Unverarbeiteter Stoff sein muß – wo Mr. Bounderby wohne. Worauf er mich, wahrscheinlich durch das Wort Bankier irregeführt, zur Bank wies. Das Ergebnis ist nun, wie ich vermute, daß Mr. Bounderby, der Bankier, nicht in dem Hause wohnt, wo ich die Ehre habe, diese Erklärung zu geben?«
»Nein, Sir«, entgegnete Mrs. Sparsit, »er wohnt nicht hier.«
»Danke sehr. Ich hatte nicht die Absicht, den Brief augenblicklich abzugeben, auch habe ich ihn jetzt nicht. Da ich aber zur Bank schlenderte, um die Zeit zu töten, und das Glück hatte am Fenster« – wohin er träge mit der Hand hinwinkte und sich dann leichthin verneigte – »eine Lady von höchst vornehmem und angenehmem Äußern zu bemerken, so dachte ich nichts besseres tun zu können, als mir die Freiheit zu nehmen, jene Lady zu fragen, wo Mr. Bounderby, der Bankier, eigentlich wohnt. Das erlaube ich mir demgemäß mit allen gehörigen Entschuldigungen zu tun.
Die Lässigkeit und Nonchalance seiner Manieren waren in Mrs. Sparsits Augen genugsam durch eine natürliche Galanterie gemildert, die auch ihr huldigte. So lehnte er jetzt an der Tischkante, neigte sich dabei zugleich aber zu ihr hin, als ob er in ihr einen Reiz anerkannte, der sie – in ihrer Weise – bezaubernd erscheinen ließ.
»Die Banken sind, wie ich weiß, stets mißtrauisch und müssen es auch offiziell sein«, sagte der Fremde, dessen leichte und glatte Redeweise zugleich angenehm war – und die weit mehr Humor und Gefühl vermuten ließ als sie wirklich enthielt. – »Ich erlaube mir daher zu bemerken, daß mein Brief – hier ist er – von dem Parlamentsmitgliede für diesen Ort – von Mr. Gradgrind – ist, dessen Bekanntschaft ich das Vergnügen hatte, in London zu machen.«
Mrs. Sparsit, die die Handschrift erkannte, beteuerte, daß solche Bestätigung durchaus nicht nötig sei und gab Mr. Bounderbys Adresse nebst allen noch erforderlichen Anweisungen und Aufschlüssen an.
»Tausend Dank«, sagte der Fremde. »Sie kennen natürlich den Bankier sehr gut?«
»Ja, Sir«, versetzte Mrs. Sparsit, »ich kenne ihn in meinem abhängigen Verhältnisse bereits zehn Jahre.«
»Eine ganze Ewigkeit! Ich glaube, er hat Gradgrinds Tochter geheiratet?«
»Ja«, sagte Mrs. Sparsit, plötzlich den Mund zusammen, pressend. »Er hatte diese – Ehre.«
»Die Dame ist ganz Wissenschaft, wie man mir sagt?«
»In der Tat, Sir« – rief Mrs. Sparsit. »Ist sie das?«
»Entschuldigen Sie meine unbescheidene Neugier«, fuhr der Fremde fort, indem er mit versöhnendem Blicke über Mrs. Sparsits Augenbrauen hinflatterte, »aber Sie kennen die Familie und kennen die Welt. Ich bin daran, die Bekanntschaften der Familie zu machen und dürfte mit ihr in lebhaften Verkehr kommen. Ist denn die Lady gar so alarmierend? Ihr Vater bringt sie in den Ruf so schrecklicher Hartköpfigkeit, daß ich vor Begierde brenne, sie kennenzulernen. Ist sie absolut unnahbar? Abstoßend und erstaunlich gescheit? Ich sehe aus Ihrem bedeutungsvollen Lächeln, daß Sie nicht diese Meinung teilen. Sie haben Balsam in mein besorgtes Gemüt gegossen. Nun zum Alter. Vierzig? Fünfunddreißig?«
Mrs. Sparsit lachte laut auf.
»Ein Backfisch«, sagte sie. »Bei ihrer Verheiratung war sie nicht ganz zwanzig.«
»Ich versichere Sie auf Ehre, Mrs. Powler«, versetzte der Fremde, sich vom Tische erhebend, »daß ich all mein Lebtag nicht so erstaunt gewesen bin.«
Das Gehörte schien in der Tat Eindruck auf ihn zu machen, soweit überhaupt solches bei ihm möglich war. Er sah Mrs. Sparsit eine Viertelminute starr an und schien während der ganzen Zeit ganz verdutzt zu sein.
»Ich versichere Sie, Mrs. Powler«, sagte er darauf sehr erschöpft, »daß die Manieren des Vaters mich auf eine grimmige und steinharte alte Dame vorbereiteten. Ich bin Ihnen für alles verbunden, daß Sie meinen groben Irrtum berichtigten. Bitte, entschuldigen Sie meine Zudringlichkeit. Vielen Dank. Guten Tag.«
Unter Verbeugungen entfernte er sich und Mrs. Sparsit, die sich hinter einem Fenstervorhang verborgen, sah ihn, von allen Leuten draußen angestarrt, auf der schattigen Seite der Straße nachlässig hinschlendern.
»Was hältst du von dem Herrn, Bitzer?« fragte sie den Bureaudiener, als er abzuräumen kam.
»Gibt viel Geld für Kleider aus, Ma’am.«
»Man muß gestehen«, sagte Mrs. Sparsit, »daß sie sehr geschmackvoll sind.«
»Ja, Ma’am«, versetzte Bitzer, »wenn das allein das Geld wert ist.«
»Außerdem, Ma’am«, fuhr Bitzer fort, indem er den Tisch blank rieb, »sieht er mir aus, als ob er spielt.«
»Spielen ist unmoralisch«, sagte Mrs. Sparsit.
»Es ist zudem lächerlich, Ma’am«, sagte Bitzer, »weil die Chancen gegen die Spieler sind.«
Ob es die Hitze war, die Mrs. Sparsit am Arbeiten hinderte, oder ob sie nicht mehr im Zuge war, kurz, jenen Abend arbeitete sie nicht. Sie saß hinter dem Fenster, als die Sonne hinter dem Rauch unterging; sie saß da, als der Rauch glührot erschien, als er die Farbe verlor, als Dunkelheit langsam aus der Erde sich zu erheben schien und emporstieg, empor bis zu den Giebeln der Häuser, bis zum Kirchturm, bis zu den Spitzen der Fabrikrauchfänge und bis zum Himmel. Ohne Licht im Zimmer saß Mrs. Sparsit am Fenster, die Hände in den Schoß gelegt und wenig bekümmert um die Abendklänge, um das Geschrei der Kinder, das Bellen der Hunde, das Gepolter der Räder, die Stimmen und Schritte der Vorübergehenden, die schrillen Straßenausrufe, das Getön der Holzschuhe auf dem Pflaster, als deren Zeit kam, und um das Schließen der Ladentüren. Nicht eher, als bis der Bürodiener ankündigte, daß ihr Abendessen bereit sei, erwachte Mrs. Sparsit aus ihren Träumereien und beförderte ihre dichten schwarzen Augenbrauen – jetzt durch Nachsinnen so sehr in Falten gelegt, daß sie des Bügeleisens zu bedürfen schienen – nach dem obern Stockwerk.
»O du Narr!« sagte Mrs. Sparsit, als sie allein bei ihrem Essen saß. Wen sie eigentlich meinte, sagte sie nicht; sie konnte jedoch kaum das Süßbrot damit gemeint haben.