Einundsechzigstes Kapitel.

Erlösung

Florence bedurfte des Beistandes, und der leidende Zustand ihres Vaters machte ihr die Unterstützung ihrer alten Freundin sehr wertvoll. Mr. Dombey stand am Rande des Grabes. Schon hatte ein Schatten dessen, was er gewesen, seinen Geist erschüttert, und da er auch körperlich gefährlich erkrankt war, so legte er sein müdes Haupt auf das Bett nieder, das ihm die Hände seiner Tochter bereitet hatten, um es fortan nie wieder stolz aufzurichten.

Sie war stets um ihn. Er kannte sie in der Regel, obschon er in seinen Delirien oft die Umstände verwirrte, unter denen er mit ihr sprach. So konnte er sie bisweilen anreden, als ob sein Knabe erst kürzlich gestorben sei, und dabei bemerken: wenn er gleich nichts gesagt habe, als sie an dem kleinen Bett wartete, habe er es doch gesehen – er habe es gesehen; und dann verbarg er schluchzend sein Gesicht und streckte die abgezehrte Hand aus. Bisweilen fragte er sie nach ihr selbst. »Wo ist Florence?« – »Hier, Papa; ich bin hier.« – »Ich kenne sie nicht!« konnte er entgegnen. »Wir sind so lange getrennt gewesen, daß ich sie nicht kenne!« Und dann bemächtigte sich seiner ein Gefühl des Schreckens, das nur mit Not ihrem beschwichtigenden Zureden wich, und sie freute sich in solchen Augenblicken, wenn die Tränen wiederkehrten, die sie in andern Zeiten so eifrig zu trocknen bemüht war.

Er beschäftigte sich fast ohne Unterlaß mit den Szenen der Vergangenheit, und während solcher Träume verlor er die zuhörende Florence bisweilen stundenlang aus dem Gesicht. So wiederholte er oft die Frage seines kleinen Sohnes: »Was ist Geld?« brütete darüber, machte sich mehr oder weniger zusammenhängende Vorstellungen und forschte nach einer passenden Antwort, als werde ihm die Frage in diesem Augenblick zum ersten Male vorgelegt. Dann sprach er viele tausendmal den Titel seiner alten Firma vor sich hin und drehte bei jeder Wiederholung unruhig den Kopf auf seinem Pfühl. Auch pflegte er seine Kinder zu zählen! Eins – zwei – dann machte er halt, ging wieder zurück und fing von vorne an.

So ging es übrigens nur, als sein Geist in seinem verwirrten Zustande war. In allen andern Phasen seiner Krankheit, namentlich in den Perioden der Klarheit, waren seine Gedanken stets Florence zugekehrt. Am häufigsten rief er sich jene Nacht ins Gedächtnis, deren er sich so kürzlich erinnert hatte – der Nacht, an der sie zu ihm ins Zimmer kam; es war ihm dann, als wolle ihm das Herz brechen, und als gehe er ihr die Treppe hinauf nach, um sie zu suchen. Dann verwechselte er die Zeit mit den späteren Tagen der vielen Fußstapfen; er war erstaunt über ihre Zahl und fing an, sie zu zählen, während er zugleich stets nach der Tochter forschte. Plötzlich sah er eine blutige Fußspur unter den andern durchlaufen, und dann taten sich in Zwischenräumen die Türen auf, durch die er in Spiegeln gewisse schreckliche Bilder von hageren Männern sah, die etwas in der Brust verbargen. Unter den vielen Fußstapfen und den Blutspuren zeigte sich jedoch ohne Unterlaß Florences Tritt. Sie ging immer vor ihm her. Der unruhige Geist folgte ihr unter Zählen immer weiter, höher hinauf bis zu dem Gipfel eines gewaltigen Turms, so daß Jahre nötig waren, ihn zu erklettern.

Eines Tages fragte er, ob er nicht vor einer geraumen Weile Susanna habe sprechen hören.

Florence antwortete mit Ja und fragte ihn, ob er sie zu sehen wünsche.

Auf seine Zustimmung erschien Susanna nicht ohne Zittern an seinem Bett.

Er schien eine große Erleichterung darin zu finden und bat sie, daß sie doch nicht gehen solle, als wolle er damit andeuten, er verzeihe ihr, was sie gesprochen, und wünsche nicht, daß sie ihren Dienst verlasse. Florence und er seien jetzt ganz anders und leben glücklich miteinander, sagte er. Man solle es nur sehen! Er machte dabei eine Gebärde, als ziehe er Florences Kopf zu sich aufs Kissen nieder und legte ihn an seine Seite.

So blieb er Tage und Wochen lang, bis er – bloß noch der Schatten von einem Mann und so leise sprechend, daß man ihn nur verstehen konnte, wenn man das Ohr fast an seine Lippen hielt – endlich ruhiger wurde. Es war ihm jetzt angenehm, bei offenem Fenster dazuliegen und nach dem Sommerhimmel und den Bäumen, abends aber nach der untergehenden Sonne hinauszuschauen. Dabei achtete er auf die Schatten der Wolken und Blätter, und es war natürlich, daß er dafür eine Teilnahme empfand, da Leben und Welt für ihn nichts anderes mehr war als ein Schatten.

Er begann jetzt zu zeigen, daß er einen Sinn für Florences Anstrengungen hatte, denn wenn er ihre Schwäche bemerkte, flüsterte er ihr oft zu: »Mach‘ einen Spaziergang in der frischen Luft, meine Liebe. Geh‘ zu deinem guten Gatten!« Einmal, als Walter im Zimmer war, winkte er ihn heran und zu sich nieder; dann drückte er ihm die Hand und flüsterte ihm die Versicherung zu, er wisse, daß sein Kind bei ihm geborgen sei, wenn er einmal im Grabe ruhe.

Eines Abends gegen Sonnenuntergang, als Florence und Walter beisammen in seinem Zimmer saßen, wie er es so gern hatte, begann Florence, die ihren Knaben in den Armen hatte, dem kleinen Knirps mit gedämpfter Stimme etwas vorzusingen. Es war die alte Weise, die sie oft dem sterbenden Bruder gesungen. Er konnte es nicht ertragen und streckte seine zitternde Hand aus, indem er sie bat, innezuhalten; aber am nächsten Tag forderte er sie auf, das Lied wieder zu singen und es jeden Abend zu wiederholen. Sie tat es, und er hörte mit abgewandtem Gesichte zu.

Einmal saß Florence an seinem Fenster. Sie hatte ihr Arbeitskörbchen vor sich, und neben ihr befand sich die alte Dienerin, die ihr noch immer treulich Gesellschaft leistete. Er lag im Schlummer da. Der Abend war schön, und man hatte noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang. Die Ruhe und Stille machte Florence gedankenvoll, und sie vertiefte sich in die Vergegenwärtigung des Augenblicks, als die so veränderte Gestalt auf dem Bett ihr zum erstenmal die schöne Mama vorgestellt hatte. Eine Berührung Walters, der über die Lehne des Stuhles sich niederbeugte, weckte sie rasch aus ihren Träumen.

»Meine Liebe«, sagte Walter, »es ist jemand unten, der dich zu sprechen wünscht.«

Walter kam ihr so ernst vor, daß sie ihn fragte, ob etwas vorgefallen sei.

»Nein, nein, meine Liebe!« versetzte Walter. »Ich habe den Gentleman selbst gesehen und mit ihm gesprochen. Es ist nichts vorgefallen. Willst du kommen?«

Florence legte ihren Arm in den seinen, vertraute ihren Vater der schwarzäugigen Mrs. Toots, die so emsig an ihrer Arbeit saß, wie es einem schwarzäugigen Frauenzimmer nur möglich war, und begleitete ihren Gatten die Treppe hinunter. In dem hübschen Wohnstübchen, das in den Garten hinausging, saß ein Gentleman, der bei ihrem Eintritt sich erhob, um ihr entgegenzugehen, aber infolge der Eigentümlichkeit seiner Beine seitab kam, bis ihm der Tisch Halt gebot.

Florence erinnerte sich nun des Vetters Feenix, da sie ihn anfänglich im Schatten der Blätter nicht erkannt hatte. Vetter Feenix reichte ihr die Hand und wünschte ihr Glück zu ihrer ehelichen Verbindung.

»Natürlich wäre es mir lieb gewesen«, sagte Vetter Feenix, der wieder Platz nahm, sobald Florence sich niedergelassen hatte, »wenn ich früher Gelegenheit gefunden hätte, meinen Glückwunsch darzubringen; aber es sind in der Tat so viele schmerzliche Vorfälle eingetreten – Vorfälle, die sich sozusagen auf der Ferse folgten –, daß ich mich selbst in einem ganz verteufelten Zustand befand und somit durchaus in keine Gesellschaft paßte. Die einzige Gesellschaft, mit der ich mich umgab, war meine eigene, und es ist gewiß nichts weniger als schmeichelhaft für die Meinung, die jemand von seinen Hilfsquellen hat, wenn man sich sagen muß, man besitze die Eigenschaft, sich bis in alle Ewigkeit zu langweilen.«

Aus einer gewissen Befangenheit in dem Benehmen des Gentleman – das stets das eines Gentleman war, ungeachtet der harmlosen kleinen Exzentrizitäten, die sich daran hefteten – wie auch aus Walters Haltung zog Florence den Schluß, daß Vetter Feenix nicht bloß um des erwähnten Glückwunsches willen hergekommen war.

»Ich bemerkte bereits meinem Freund Mr. Gay, wenn er mir die Ehre gestattet, ihn so zu nennen«, sagte Vetter Feenix, »wie erfreut ich bin, daß es mit meinem Freund Dombey entschieden der Besserung zugeht. Ich hoffe, mein Freund Dombey wird sich einen bloßen Verlust von zeitlichen Gütern nicht allzusehr zu Herzen nehmen. Ich kann nicht sagen, daß ich je selbst einen besonders großen Vermögensverlust erlitten hätte, da ich in der Tat nie viel zu verlieren hatte. Aber so viel da war, habe ich wirklich verloren, und ich finde nicht, daß ich mich besonders darum kümmerte. Ich kenne meinen Freund Dombey als einen verteufelt ehrenhaften Mann, und es dürfte wohl meinem Freund Dombey sehr tröstlich werden, wenn er erfährt, daß dies die allgemeine Ansicht ist. Sogar Tommy Screw – ein sehr gallsüchtiger Mann, mit dem mein Freund Gay wahrscheinlich bekannt ist – kann diese Tatsache mit keiner Silbe in Abrede stellen.«

Florence fühlte mehr als je, daß noch etwas im Hinterhalt war, und sah demselben ernst entgegen – so ernst, daß Vetter Feenix antwortete, als habe sie offen die Frage gestellt.

»Die Sache verhält sich so,« sagte Feenix, »daß ich mich mit meinem Freund Gay besprach, ob es wohl angehe, Euch um eine Gunst zu bitten. Da ich nun die Zustimmung meines Freundes Gay habe – er kam mir dabei in einer ungemein freundlichen und offenen Weise entgegen, wofür ich ihm sehr zu Danke verpflichtet bin – so erlaube ich mir, mich auszusprechen. Ich fühle, eine so liebenswürdige Dame, wie die liebliche und begabte Tochter meines Freundes Dombey ist, wird nicht viel des Zuredens brauchen; gleichwohl freue ich mich der Überzeugung, daß ich durch den Einfluß und die Zustimmung meines Freundes Gay unterstützt werde. In den Tagen meiner parlamentarischen Wirksamkeit, wenn einer irgendeinen Antrag zu stellen hatte – es kam damals freilich selten vor, denn wir wurden sehr scharf im Zügel gehalten, und die Führer auf beiden Seiten waren eigentliche Tyrannen, ein verteufelt guter Umstand für einen in Reih und Glied stehenden Mann, wie ich, da wir dadurch verhindert wurden, uns jeden Augenblick bloßzustellen, wie so viele unter uns gewaltig Lust hatten –, ich wollte sagen, wenn in der Zeit meiner parlamentarischen Wirksamkeit einer einen kleinen Privat-Sackpuffer loslassen wollte, hielt er stets große Stücke darauf, zu versichern, er habe das Glück, zu glauben, daß seine Gefühle nicht ohne Echo seien in der Brust des Mr. Pitt, dieses Lotsen, der in Wahrheit den Sturm umluvt habe. Es rief ihm dann eine verteufelt große Anzahl von Mitgliedern augenblicklich Beifall zu, so daß sein Mut gekräftigt wurde. Diese Mitglieder hatten die Weisung, stets Bravo zu rufen, so oft Mr. Pitts Name erwähnt wurde, und dieser Name war das Schlagwort, das sie jedesmal weckte. In anderer Art waren sie bei allen Vorgängen so unschuldig, daß der Konversations-Brown – Vier-Flaschenmann bei der Schatzkammer, mit dem der Vater meines Freundes Gay vermutlich bekannt war, da er vor der Zeit meines Freundes Gay lebte – zu sagen pflegte, wenn einer sich von seinem Platze erhebe und sein Bedauern ausdrückte, dem Hause mitteilen zu müssen, daß in der Vorhalle ein ehrenwertes Mitglied im Stadium der letzten Zuckungen liege, und daß der Name dieses ehrenwerten Mitglieds Pitt sei, so würde der Beifallssturm ebenso laut sein.«

Dieses Hinausschieben des eigentlichen Punktes brachte Florence in Verwirrung, und sie blickte mit steigender Aufregung von Vetter Feenix auf Walter. »Meine Liebe«, sagte Walter, »es ist nichts vorgefallen.«

»Nein, auf Ehre, es ist nichts vorgefallen,« fuhr Vetter Feenix fort. »Es tut mir ungemein leid, Veranlassung gewesen zu sein, daß Ihr Euch nur einen Augenblick beunruhigtet. Nehmt die Versicherung, daß nichts vorgefallen ist. Die Gunst, um die ich bitten möchte, besteht einfach darin – doch sie scheint in der Tat so ungewöhnlich zu sein, daß ich meinem Freund Gay im höchsten Grad verbunden wäre, wenn er die Güte haben wollte – mit einem Worte, das Eis zu brechen.«

Der so aufgeforderte Walter, an den jetzt auch Florences Blicke appellierten, ergriff folgendermaßen das Wort:

»Meine Liebe, es handelt sich einfach darum, daß du diesen Gentleman, der dir bekannt ist, nach London begleiten möchtest.«

»Ich bitte um Verzeihung, und auch meinen Freund Gay«, unterbrach ihn Vetter Feenix.

»Er wünscht, daß du mit mir irgendwo einen Besuch machst.«

»Bei wem?« fragte Florence, bald den einen, bald den andern ansehend.

»Wenn ich bitten dürfte«, versetzte Vetter Feenix, »daß Ihr nicht auf einer Beantwortung dieser Frage besteht, so würde ich mir die Freiheit nehmen, dieses Ansinnen zu stellen.«

»Bist du davon unterrichtet, Walter?« fragte Florence.

»Ja.«

»Und hältst du es für recht?«

»Ja. Nur weil ich überzeugt bin, daß du es auch für recht halten würdest. Allerdings dürften, wie ich recht wohl begreife, Gründe vorhanden sein, die es besser erscheinen lassen, wenn vorderhand nicht mehr darüber gesprochen wird.«

»Wenn Papa noch schläft, oder im Falle er wach ist, mich entbehren kann, so will ich sogleich gehen«, sagte Florence.

Sie stand gelassen auf, warf den beiden einen etwas beunruhigten, aber vollkommen vertrauenden Blick zu und verließ das Zimmer.

Als sie wieder zurückkam, um mit ihnen aufzubrechen, besprachen sie sich ernst miteinander im Fenster, und Florence war natürlich neugierig auf einen Gegenstand, der die beiden in kurzer Frist so gut miteinander bekannt gemacht hatte. Weniger verwundert war sie über den Blick voll Stolz und Liebe, mit dem ihr Gatte bei ihrem Eintritt abbrach, denn sie sah denselben nie anders.

»Ich will für meinen Freund Dombey eine Karte zurücklassen«, sagte Vetter Feenix, »und hoffe aufrichtig, daß jede kommende Stunde ihm Kraft und Gesundheit geben wird. Mein Freund Dombey ist vielleicht so gütig, mich für einen Mann anzusehen, der eine verteufelt warme Bewunderung vor seinem Charakter als britischer Kaufmann und als ein verteufelt ehrenhafter Gentleman hegt. Mein Landsitz ist zwar in einem verwünscht baufälligen Zustand; aber wenn mein Freund Dombey einer Luftveränderung benötigt wäre und dort sein Quartier aufschlagen wollte, so würde er einen merkwürdig gesunden Platz finden – natürlich da es dort erstaunlich langweilig ist. Leidet mein Freund Dombey an körperlicher Schwäche und wollte er mir erlauben, ihm zu empfehlen, was mir selbst als einem Mann, dem es zuzeiten außerordentlich schlecht war, da er in den Tagen eines freien Lebens ziemlich frei lebte, treffliche Dienste geleistet hat, so würde ich ihm ein Eigelb anraten, das mit Zucker und Muskatnuß geklopft, mit einem Glas Xeres gemischt und morgens mit einer Röstschnitte genossen wird. Jackson, der die Vorzimmer in Bondstreet hielt – Mann von sehr überlegenen Eigenschaften, dessen Ruf meinem Freund Gay ohne Zweifel bekannt ist, bemerkte zu sagen, daß diejenigen, die sich für den Wahlplatz ausbildeten, statt des Xeres Rum nehmen. Im gegenwärtigen Fall möchte ich aber Xeres empfehlen, weil sich mein Freund Dombey in einem geschwächten Zustand befindet. Der Rum könnte ihm in der Tat zu Kopf steigen und ihn in eine verteufelte Lage versetzen.«

Dieses medizinischen Rats entledigte sich Vetter Feenix augenscheinlich mit sehr verwirrter Miene. Er reichte sodann Florence seinen Arm, tat seinen eigensinnigen Beinen, die mit Gewalt in den Garten hinaus zu wollen schienen, allen möglichen Zwang an, führte sie zur Tür und half ihr in den bereitstehenden Wagen.

Walter stieg nach ihm ein, und sie fuhren ab.

Der Weg mochte wohl ein paar Stunden betragen. Es war bereits dunkel, als sie durch gewisse düstere, vornehme Straßen im westlichen Teile von London fuhren. Florence hatte Walters Hand gefaßt, und ihre Aufregung steigerte sich, so oft sie in irgendeine neue Straße einbogen.

Als der Wagen endlich vor dem Hause in Brook-Street, wo ihr Vater seine unglückliche Hochzeit gefeiert hatte, haltmachte, sagte Florence:

»Walter, was soll das? Wer ist hier?«

Während ihr Walter Mut zusprach, ohne sich auf eine weitere Erwiderung einzulassen, blickte sie an der Vorderseite des Hauses hinauf und bemerkte, daß alle Fenster geschlossen waren, als sei das Gebäude unbewohnt. Vetter Feenix war inzwischen ausgestiegen und reichte ihr seine Hand.

»Kommst du nicht, Walter?« fragte sie.

»Nein, ich will hier bleiben. Du brauchst nicht zu zittern. Es ist nichts zu fürchten, teuerste Florence.«

»Ich weiß das wohl, Walter, da du mir so nahe bist. Wenn ich aber auch davon überzeugt bin, so – –«

Die Tür ging, ohne daß gepocht wurde, leise auf, und Vetter Feenix führte sie aus der Sommerabendluft in das dumpfe, düstere Haus. Brauner als je schien es von dem Hochzeitstage an verschlossen geblieben zu sein; es sah aus, als habe es seitdem Trauer und Düster zusammengespart.

Florence stieg zitternd die dunklen Treppen hinan und machte mit ihrem Führer an der Tür des Besuchszimmers halt. Er öffnete, ohne zu sprechen, und deutete durch ein Zeichen die Bitte an, sie möchte in das innere Zimmer treten, während er hier zurückbleibe. Nach einem kurzen Zögern entsprach Florence der Aufforderung.

Neben dem Fenster an einem Tisch saß eine Dame, die geschrieben oder gezeichnet hatte. Ihr Kopf war dem hinsterbenden Licht zugekehrt und ruhte auf der Hand. Florence trat zweifelnd näher, blieb aber mit einem Male stehen, als habe sie alle Kraft der Bewegung verloren. Die Dame hatte den Kopf umgewandt.

»Gütiger Himmel!« sagte sie. »Was ist dies?«

»Nein, nein!« rief Florence, die, als die Dame sich erhob, einige Schritte zurückwich und ihre Hände ausstreckte, um sie abzuhalten. »Mama!«

Sie blieben stehen und sahen sich an. Stolz und Leidenschaft hatten ihre verheerenden Spuren in Ediths Gesicht zurückgelassen, aber noch immer war es schön und stattlich, während in Florences Antlitz trotz des Schreckens, in dem sie die andere zu vermeiden suchte, Mitleid, Kummer und dankbare Rückerinnerung ausgedrückt waren. Auf jedem Gesicht war Erstaunen und Furcht deutlich zu lesen – jedes so still und stumm, während sie sich gegenseitig über der schwarzen Kluft einer unwiderruflichen Vergangenheit ansahen.

Bei Florence ging zuerst eine Veränderung vor. Sie brach in Tränen aus und rief aus der Fülle ihres Herzens:

»O Mama, Mama, warum müssen wir uns so wiedersehen! Ihr wart sonst so freundlich gegen mich, als ich niemand anders hatte. Warum müssen wir uns so wieder finden!«

Edith stand stumm und regungslos vor ihr. Ihre Augen hafteten auf ihrem Gesicht.

»Ich wage nicht daran zu denken«, sagte Florence. »Ich komme von Papas Krankenbett. Wir sind jetzt stets beisammen und werden uns nie mehr trennen. Wenn Ihr wünscht, daß ich für Euch seine Verzeihung erbitte, so will ich es tun, Mama. Ich bin fest überzeugt, daß er sie erteilen wird, wenn ich ihn darum angehe. Möge auch der Himmel Euch verzeihen und Euch trösten.«

Sie antwortete mit keiner Silbe.

»Walter – ich bin mit ihm verheiratet, und wir haben einen Sohn«, sagte Florence schüchtern, »ist unten an der Tür und hat mich hergebracht. Ich will ihm mitteilen, daß Ihr reuig, daß Ihr verändert seid,« fügte sie mit einem Blick der Wehmut hinzu. »Ich weiß, er wird mit mir dem Papa zusprechen. Kann ich außerdem noch etwas für Euch tun?«

Edith unterbrach ihr Schweigen, ohne ein Auge und ein Glied zu bewegen, und erwiderte langsam:

»Der Flecken auf Eurem Namen, auf dem Eures Gatten und Eures Kindes – kann er je vergeben werden, Florence?«

»Ob er’s kann, Mama? Er ist vergeben! Offen und unverhohlen von Walter und von mir. Wenn Euch dies Trost bereiten kann, so mögt Ihr mit Sicherheit darauf bauen. Ihr sprecht – Ihr sprecht –« stotterte Florence – »nicht von Papa; aber zuverlässig wünscht Ihr, daß ich ihn in Eurem Namen um Verzeihung bitte.«

Sie antwortete mit keiner Silbe.

»Ich will es tun«, fuhr Florence fort. »Ich will Euch seine Vergebung bringen, wenn Ihr mir’s gestattet; und dann können wir uns wieder so Lebewohl sagen, wie in alten Zeiten. Ich bin«, fügte sie in sanftem Tone hinzu, während sie näher herantrat – »ich bin nicht vor Euch zurückgewichen, Mama, weil ich Euch fürchte oder weil ich durch Euch beschimpft zu werden glaube. Ich wünsche nur gegen Papa meine Pflicht zu erfüllen. Ich bin ihm sehr teuer und liebe ihn aus ganzer Seele. Gleichwohl kann ich nie vergessen, wie gütig Ihr gegen mich wart. O, betet zum Himmel«, rief Florence, indem sie an ihre Brust sank, »betet zum Himmel, Mama, er möge Euch die Sünde und Schande vergeben – er möge, falls es unrecht ist, auch mir verzeihen, daß ich so handeln muß, wenn ich denke, was Ihr sonst wart.«

Edith sank, als bräche sie unter Florences Berührung zusammen, auf ihre Knie nieder und umschlang ihren Nacken.

»Florence!« rief sie. – »Mein besserer Engel! Ehe ich wieder wahnsinnig werde – ehe mein Starrsinn zurückkehrt und meine Zunge bindet, glaube mir, – bei meiner Seele, ich bin unschuldig!«

»Mama!«

»Schuldig in vielem, schuldig in dem, was für immer eine Öde zwischen uns wirft. Schuldig in dem, was mich für den ganzen Rest meines Lebens trennen muß von Reinheit und Unschuld – vor allem auf Erden von dir; schuldig einer blinden, leidenschaftlichen Rachsucht, die ich selbst jetzt nicht bereuen kann oder will; aber nicht schuldig mit jenem toten Manne. Gott ist mein Zeuge!«

Sie tat diesen Schwur mit erhobenen beiden Händen und auf ihren Knien liegend.

»Florence!« sagte sie, »reinstes und bestes Wesen – das ich liebe – das mich längst hätte umwandeln können und eine Zeitlang sogar in dem Weibe, das ich bin, einen Wechsel hervorbrachte – glaube mir, hierin bin ich unschuldig. Laß mich noch einmal dein teures Haupt an mein verödetes Herz drücken – zum letztenmal!«

Sie weinte in tiefer Ergriffenheit. Wäre sie in früherer Zeit öfter so gewesen, so hätte sie jetzt glücklicher sein können.

»In der ganzen Welt gibt es nichts anderes«, sagte sie, »was mir diese Verneinung hätte entringen können. Weder Liebe noch Haß, weder Hoffnung noch Drohung. Ich erklärte, daß ich sterben wollte, ohne es durch ein Zeichen anzudeuten. Ich hätte Wort halten können, würde Wort gehalten haben, wenn wir uns nicht wiedergesehen hätten, Florence.«

»Ich hoffe«, sagte Vetter Feenix, der zur Tür hereinkam und halb im Zimmer, halb draußen zu sprechen anfing, »daß meine liebliche und begabte Verwandte mich entschuldigen wird, wenn ich durch eine kleine Kriegslist diese Begegnung herbeiführte. Ich kann nicht sagen, daß ich anfänglich ganz ungläubig war in betreff der Möglichkeit, meine liebliche und begabte Verwandte könnte sich unglücklicherweise in Beziehung auf den verstorbenen Mann mit den weißen Zähnen eine Blöße gegeben haben; denn in der Tat, man sieht in dieser Welt, die sich durch seltsame Verkettungen auszeichnet und Dinge erleben läßt, die man völlig unbegreiflich findet – gar sonderbare Konjunktionen solcher Art. Aber wie ich meinem Freund Dombey erklärte, ich konnte die Schuld meiner lieblichen und begabten Verwandten nicht zugestehen, bis sie vollkommen bewiesen wäre. Als nun der verstorbene Mann in einer so verteufelt schrecklichen Weise zugrunde ging, dachte ich mir, ihre Lage müsse sehr peinlich sein, und da ich außerdem fühlte, unsere Familie habe sich einiges vorzuwerfen, weil wir ihr nicht mehr Aufmerksamkeit schenkten und überhaupt eine unbekümmerte Familie sind – ferner, weil meine Tante, obschon eine verteufelt lebhafte Frau, doch vielleicht nicht unter die besten Mütter gehörte – so nahm ich mir die Freiheit, sie in Frankreich aufzusuchen und ihr den Schutz anzubieten, den ein Mann von ziemlich beschränkten Mitteln gewähren kann. Bei dieser Gelegenheit erwies mir meine liebliche und begabte Verwandte die Ehre, mir zu erklären, daß sie mich in meiner Art für einen verteufelt guten Burschen halte und deshalb von meinem Schutz Gebrauch machen wolle. Es war dies in der Tat sehr freundlich von meiner lieblichen und begabten Verwandten, da ich nachgerade ungemein unbeholfen werde und ihrer häuslichen Sorgfalt viel Bequemlichkeit verdanke.«

Edith, die Florence auf das Sofa zu sich niedergezogen hatte, winkte ihm mit der Hand, als bitte sie ihn, nicht weiterzusprechen.

»Meine liebliche und begabte Verwandte wird mich entschuldigen«, nahm Vetter Feenix wieder auf, während er noch immer an der Tür umherschwankte, »wenn ich zu ihrer und meiner eigenen Befriedigung, wie auch zur Befriedigung meines Freundes Dombey, dessen liebliche und begabte Tochter wir so sehr bewundern, den Faden meiner Bemerkungen vollends abwickle. Sie wird sich erinnern, daß von Anfang an nie eine Hindeutung auf ihre Entführung zwischen uns stattfand. Ich habe allerdings immer unter dem Eindruck gelebt, daß in der Sache ein Geheimnis liege, das sie erklären könne, wenn sie dazu geneigt sei; da aber meine liebliche und begabte Verwandte eine verteufelt entschlossene Frau ist, so wußte ich in der Tat wohl, daß sie nicht mit sich spielen läßt, und ich enthielt mich daher jeder Erörterung. In letzter Zeit nun bemerkte ich, daß ihre zugänglichste Seite eine sehr lebhafte Zärtlichkeit für die Tochter meines Freundes Dombey sei, und da fiel mir ein, wenn ich, beiderseits unerwartet, eine Zusammenkunft zusammenbringen könnte, so dürfte dies wohltätige Folgen nach sich ziehen. Wir sind noch in unserer Abgeschiedenheit in London, ehe wir nach dem südlichen Italien ziehen, um uns dort niederzulassen, bis wir in die lange Heimat eingehen (eine verteufelt unangenehme Betrachtung), und ich schickte mich deshalb an, den Aufenthalt meines Freundes Gay – schöner Mann von ungemein offenem Charakter, der wahrscheinlich meiner lieben und begabten Verwandten bekannt ist – zu entdecken, und hatte das Glück, seine liebenswürdige Gattin hierherzubringen. Und nun«, fügte Vetter Feenix mit einem wahren und echten Ernste hinzu, der durch die Leichtigkeit seines Wesens und seine geschraubte Sprache durchblickte, »beschwöre ich meine Verwandte, nicht auf halbem Wege stehenzubleiben, sondern, soweit es ihr möglich ist, das begangene Unrecht wieder gutzumachen – nicht im Interesse der Ehre ihrer Familie, ihres Rufs oder sonstiger Rücksichten, die sie infolge unglücklicher Verkettungen für hohl und abgeschmackt anzusehen gelernt hat– sondern weil es Unrecht ist und vor dem Rechte nicht bestehen kann.«

Die Beine des Vetters Feenix willigten nun ein, ihn abzuführen. Er ließ die beiden allein und schloß die Tür.

Edith blieb einige Minuten stumm, während Florence dicht an ihrer Seite stand. Dann nahm sie ein versiegeltes Papier aus ihrem Busen.

»Ich ging lange mit mir zu Rat«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, »ob ich für den Fall eines plötzlichen oder zufälligen Todes dies überhaupt schreiben sollte, bis ich mich endlich dazu gedrungen fühlte. Seitdem erwog ich immer, wann und wie ich es wieder vernichten sollte. Nimm es, Florence. Die Wahrheit ist darin aufgezeichnet.«

»Ist es für den Papa?« fragte Florence.

»Für wen du willst«, antwortete sie. »Es ist dir übergeben und muß durch deine Hand gehen. Anders hätte er es nie erhalten können.«

Wieder eine stumme Pause, während die Nacht hereinbrach.

»Mama«, sagte Florence, »er hat sein Vermögen verloren, stand am Rande des Grabes und erholt sich vielleicht nie wieder. Habt Ihr kein Wort, das ich ihm in Eurem Namen sagen soll?«

»Hast du mir nicht gesagt«, fragte Edith, »daß du ihn sehr liebst?«

»Ja«, entgegnete Florence mit bebender Stimme.

»So sage ihm, es tue mir leid, daß wir uns je gesehen hätten.«

»Weiter nichts?« entgegnete Florence nach einer Pause.

»Wenn er fragt, so sage ihm, daß ich nicht bereue, was ich getan habe – auch jetzt noch nicht –, denn falls es morgen wieder geschehen müßte, so würde ich nicht zögern. Aber wenn er ein veränderter Mann ist –«

Sie hielt inne. Es lag etwas in der stummen Berührung von Florences Hand, das ihr Einhalt gebot.

»Er weiß wohl jetzt, wäre er anders gewesen, so würde es nie vorgefallen sein. Sage ihm, ich wünsche, es hätte nie stattgefunden.«

»Darf ich ihm mitteilen«, entgegnete Florence, »daß Ihr mit Bedauern vernommen habt, welches Unglück ihn betroffen?«

»Wenn es ihn gelehrt hat, seine Tochter zu lieben – nein«, erwiderte sie. »Er wird es mit der Zeit selbst nicht beklagen, daß eine solche Lehre über ihn kommen mußte, Florence.«

»Ihr wünscht ihm aber nichts Schlimmes – Ihr wünscht, daß er glücklich sei? O, gewiß wünscht Ihr dies!« sagte Florence. »Setzt mich in die Lage, ihm bei irgendeiner künftigen Gelegenheit dies mitteilen zu können.«

Edith heftete ihre dunkeln Augen fest vor sich auf den Boden und antwortete nicht, bis Florence ihre Bitte wiederholt hatte. Dann zog sie die Hand ihrer Gefährtin durch ihren Arm, richtete denselben gedankenvollen Blick in die Nacht hinaus und sprach:

»Sage ihm, wenn er in seiner gegenwärtigen Gemütsstimmung einen Grund finden könne, meiner Vergangenheit Mitleid zu schenken, so bitte ich ihn, es zu tun. Sage ihm, wenn er in seiner gegenwärtigen Gemütsstimmung einen Grund finden könne, mit weniger Bitterkeit meiner zu gedenken, so bitte ich ihn, es zu tun. Sage ihm, obschon wir tot seien für einander und uns nie mehr auf dieser Seite der Ewigkeit treffen werden, so wisse er, es gebe jetzt ein einziges gemeinsames Gefühl zwischen uns, das früher nie bestanden.«

Ihre Strenge schien sich zu mildern, und Tränen traten in ihre dunkeln Augen.

»Diesem Gefühl vertraue ich«, fuhr sie fort, »daß es in ihm bessere Gedanken von mir und in mir bessere von ihm wecke. Wenn er seine Florence am meisten liebt, wird er mich am wenigsten hassen. Wenn er am stolzesten und glücklichsten ist in ihr und ihren Kindern, wird er am meisten seine Beteiligung an dem düsteren Traum unseres ehelichen Lebens bereuen. Dann will auch ich bereuen – laß ihn dies dann wissen. Ich will dann darüber nachdenken, daß mir, wenn ich alle diese Ursachen erwogen hätte, die mich zu dem machten, was ich war, vielleicht Anlaß gegeben worden wäre, mit den Ursachen, die ihn zu dem machten, was er war, mehr Nachsicht zu haben. Ich will dann versuchen, ihm seine Beteiligung an der Schmach zu verzeihen. Versuche er, mir die meinige zu vergeben!«

»O Mama!« rief Florence. »Wie erleichtert es mir das Herz, auch bei einem solchen Zusammentreffen und Scheiden dies zu hören!«

»Seltsame Worte in meinen Ohren«, sagte Edith, »und befremdlich für den Ton meiner eigenen Stimme! Aber selbst wenn ich das elende Geschöpf gewesen wäre, für das mich zu halten ich ihm Anlaß gab, so glaube ich, daß ich sie hätte sprechen können, nachdem ich hörte, daß du und er, ihr beide euch gegenseitig teuer seid. Möge er, wenn er dich am meisten liebt, stets fühlen, daß er auch mir in seinen Gedanken die meiste Nachsicht zuteil werden lassen muß – daß ich dann in meinen Gedanken die meiste Nachsicht mit ihm trage! Dies sind die letzten Worte, die ich ihm zugehen lasse! Jetzt, Gott mit dir, mein Leben!«

Sie schlang sie in ihre Arme und schien ihre ganze Seele voll Liebe und Innigkeit mit einemmal auszugießen.

»Diesen Kuß deinem Kinde! Diese Küsse, Segenswünsche über dein Haupt! Meine teure Florence, mein süßes Mädchen, lebe wohl!«

»Um uns wiederzusehen!« rief Florence unter Tränen.

»Nie – nie wieder! Wenn du dieses düstere Gemach verläßt, so denke, du habest mich im Grabe gelassen. Erinnere dich meiner als eines Wesens, das war und das dich liebte!«

Und Florence entfernte sich, von ihren Umarmungen und Liebkosungen bis auf den letzten Augenblick begleitet, ohne jedoch ihr Gesicht wiederzusehen.

Vetter Feenix trat ihr an der Tür entgegen und führte sie nach dem trüb aussehenden Speisesaal zu Walter hinunter, auf dessen Schulter sie ihr weinendes Haupt legte.

»Es tut mir verteufelt leid«, sagte Vetter Feenix, in der möglichst einfachen Weise und ohne die mindeste Verhehlung seine Manschetten zu den Augen erhebend, »daß die liebliche und begabte Tochter meines Freundes Dombey, die liebenswürdige Gattin meines Freundes Gay, bei ihrem empfindsamen Wesen durch das Zusammentreffen, das eben zum Schluß gekommen ist, so traurig gestimmt wurde. Aber ich hoffe und vertraue, daß ich aufs beste gehandelt habe und daß mein ehrenwerter Freund Dombey sich durch die stattgefundenen Enthüllungen erleichtert fühlen wird. Ich beklage ungemein, daß mein Freund Dombey sich durch eine Verbindung mit unserer Familie in eine so verteufelte Verwicklung eingelassen hat, obschon ich lebhaft der Ansicht bin, wäre jener höllische Schurke, Carker – Mann mit weißen Zähnen – nicht gewesen, so hätte alles noch ziemlich ordentlich ablaufen können. Was meine Verwandte betrifft, die mir die Ehre erweist, eine ungewöhnlich gute Meinung von mir zu haben, so kann ich der liebenswürdigen Gattin meines Freundes Gay die Versicherung geben, daß ich in der Tat wie ein Vater an ihr handeln werde, und in Anbetracht der Wechsel im menschlichen Leben und der außerordentlichen Weise, in der wir uns stets benehmen, kann ich nur mit meinem Freund Shakespeare – Mann, der nicht für ein Menschenalter, sondern für alle Zeit lebte, und den mein Freund Gay ohne Zweifel kennt – sagen, daß sie dem Schatten eines Traumes zu vergleichen sind.«