Vierzigstes Kapitel

Worin sich, wie im vorhergehenden, das alte Sprichwort bewährt, daß das Unglück den Menschen mit sonderbaren Schlafkameraden zusammenführt.

Als Mr. Pickwick am nächsten Morgen die Augen öffnete, war das erste, was er erblickte, Samuel Weller, der auf einem kleinen schwarzen Felleisen saß und offenbar gänzlich in Betrachtung der stattlichen Figur des lustigen Mr. Smangle versunken war, der seinerseits, bereits halb angekleidet auf dem Bette sitzend, mit dem verzweifelt hoffnungslosen Versuche beschäftigt war, Mr. Weller durch unverwandtes Anstarren aus der Fassung zu bringen. Hoffnungslos insofern, als Sam nach einem umfassenden Blick auf Mr. Smangles Mütze, Füße, Kopf, Gesicht, Beine und Schnurrbart unverdrossen fortfuhr, ihn mit allen Zeichen lebhafter Zufriedenheit zu mustern, ohne auf Mr. Smangles persönliche Gefühle dabei mehr Rücksicht zu nehmen als bei der Betrachtung einer hölzernen Statue oder einer Strohpuppe.

„Na, haben Sie sich jetzt endlich mein Gesicht gemerkt?“ murrte Mr. Smangle schließlich mit finsterem Stirnrunzeln.

„Seien Sie diesbezüglich ganz außer Sorge“, erwiderte Sam heiter.

„Und Sie, seien Sie nicht unverschämt gegen einen Gentleman, Sir“, sagte Mr. Smangle.

„Bin ich auch nich“, erwiderte Sam. „Wenn Sie mir sagen wollen, wann er aufwacht, so werde ich mir ganz extrafein gegen ihm benehmen.“

Da in dieser Bemerkung offenbar eine versteckte beleidigende Absicht lag, geriet Mr. Smangle in Zorn.

„Mivins!“ rief er heftig.

„Was gibt’s?“ erwiderte eine Stimme unter einer Bettdecke hervor.

„Wer zum Teufel ist dieser Bursche da?“

„Was weiß ich?“ gähnte Mr. Mivins verschlafen. „Darum muß ich Sie fragen. Hat er hier etwas zu tun?“

„Nein.“

„Dann werfen Sie ihn doch die Treppe hinunter und sagen Sie ihm, er solle sich nicht einfallen lassen, wieder heraufzukommen, sonst prügle ich ihn windelweich“, brummte Mr. Mivins und begann aufs neue einzuschlummern.

Um dem Gespräch eine versöhnlichere Wendung zu geben, hielt es Mr. Pickwick für angezeigt, sich ins Mittel zu legen.

„Sam“, sagte er.

„Sir?“

„Ist seit gestern Abend nichts Neues vorgefallen?“

„Nichts Besonderes, Sir“, erwiderte Sam, mit einem Seitenblick auf Mr. Smangles Schnurrbart. „Die dicke Atmosphäre scheint dem Wachstum von Unkraut auf ’ne beunruhigende Art günstig zu sein; sonst ist aber alles ganz ruhig.“

„Ich will aufstehen“, sagte Mr. Pickwick. „Gib mir meine Wäsche.“

Was für feindliche Absichten Mr. Smangle auch gehegt haben mochte, seine Gedanken erhielten schnell eine andre Richtung durch das Auspacken des Mantelsacks, dessen Inhalt ihn auf einmal mit einer höchst günstigen Meinung nicht bloß von Mr. Pickwick, sondern auch von Sam zu erfüllen schien, den er schnell Gelegenheit nahm, laut genug, um von diesem exzentrischen Manne gehört zu werden, für ein vollkommenes Original, und daher ganz für einen Mann nach seinem Herzen zu erklären. Was Mr. Pickwick betraf, kannte seine Zuneigung keine Grenzen mehr. „Kann ich Ihnen mit irgend etwas dienen, werter Herr?“ fragte er.

„Wüßte nicht, danke ganz ergebenst“, erwiderte Mr. Pickwick.

„Haben Sie nichts der Wäscherin zu schicken? Ich kenne eine herrliche Wäscherin, nicht weit von hier, die zweimal in der Woche zu mir kommt, und – beim Teufel, wie schön sich das trifft! – heute ist gerade ihr Tag. Soll ich etwas von Ihren Sachen zu den meinigen legen? Es macht mir durchaus keine Mühe. Der Henker soll mich holen, was müßte man von der menschlichen Natur denken, wenn nicht ein Gentleman in Bedrängnis einem andern in derselben Lage aushelfen wollte?“ Dabei rückte Mr. Smangle so nahe wie möglich an das Felleisen, und seine Blicke erstrahlten in glühendster, uneigennütziger Freundschaft. – „Oder haben Sie vielleicht etwas zum Ausbürsten für den Aufwärter?“

„Ganz und gar nicht, mein Wertester“, antwortete Sam für seinen Herrn. „Vielleicht würde es angenehmer für alle Teile sein, wenn einer von uns das Bürsten übernähme, ohne den Mann zu bemühen, wie der Schulmeister sagte, als die jungen Schenlmän sich nich vom Büttel durchprügeln lassen wollten.“

„Haben Sie denn gar nichts, was ich in meinem Köfferchen der Wäscherin schicken könnte?“ fragte Smangle und wandte sich entmutigt von Sam zu Mr. Pickwick.

„Nich das mindeste, Sir“, antwortete Sam abermals. „Ich fürchte, der kleine Koffer muß von Ihren eignen Sachen schon übervoll sein.“

Dabei warf er einen solch ausdrucksvollen Blick auf die besonderen Einzelheiten von Mr. Smangles Anzug, daß dieser sich umdrehte und wenigstens für den Augenblick alle Absichten auf Mr. Pickwicks Börse und Garderobe aufgab. Grimmig begab er sich auf den Tennisplatz, wo er als ein leichtes und gesundes Frühstück ein paar von den in der letzten Nacht gekauften Zigarren rauchte.

Mr. Mivins, der Nichtraucher war und für den kein Kaufmann mehr eine Feder, kein Wirt eine Kreide anrührte, blieb im Bett und „schlief sich eins zum Frühstück“, wie er sich ausdrückte.

Nachdem Mr. Pickwick in einem kleinen Kabinett neben der Kantine, das den imponierenden Namen „Das Lauschestübchen“ führte, und dessen jeweiliger Gast gegen eine kleine Vergütung den unaussprechlichen Vorteil genoß, die ganze Unterhaltung nebenan mithören zu können, etwas zu sich genommen und Mr. Weller mit einigen notwendigen Aufträgen fortgeschickt hatte, ging er auf sein Zimmer zurück, um sich mit Mr. Roker wegen seiner künftigen Einrichtung zu besprechen.

„Einrichtung? So, so!“ sagte der Schließer und zog ein großes Buch zu Rate. „Einrichtung und Bequemlichkeiten genug, Mr. Pickwick. Ihre gemeinsame Zelle trägt Nummer siebenundzwanzig im dritten Stock.“

„Wie? Was sagen Sie?“ fragte Mr. Pickwick.

„Ihre gemeinsame Zelle“, wiederholte Mr. Roker. „Verstehen Sie mich nicht?“

„Nicht ganz“, erwiderte Mr. Pickwick lächelnd.

„’s ist doch so klar wie dicke Tinte“, erklärte Mr. Roker. „Sie haben ’ne gemeinsame Zelle auf Nummer siebenundzwanzig im dritten Stock mit ein paar andern.“

„Sind es viele?“ fragte Mr. Pickwick bedenklich.

„Drei.“

Mr. Pickwick hustete.

„Der eine is ’n Pfarrer“, sagte Mr. Roker und füllte dabei eine Rubrik aus, „der andre ein Metzger.“

„Was?“

„Ein Metzger“, wiederholte Mr. Roker, mit dem Kiel seiner Feder an das Pult schlagend, damit sie besser Tinte lassen sollte. „Und was der für ein reicher vornehmer Mann war! Sie erinnern sich doch noch an Tom Martin, was, Neddy?“ fragte er einen andern Mann in der Stube, der soeben mit einem fünfundzwanzigklingigen Taschenmesser den Schmutz von seinen Schuhen abschabte.

„Und ob“, erwiderte der Angeredete triumphierend.

„So wahr ein Gott lebt“, fuhr Mr. Roker langsam den Kopf hin und her wiegend fort, als wolle er sich irgendeine friedliche Szene aus seiner früheren Jugend vergegenwärtigen, „’s is mir noch, als wäre es erst gestern gewesen, wie er bei Foggs under the Hill die Werft hinunterkarriolte. Ich seh ihn noch, wie er zwischen zwei Polizisten den Strand heraufkommt, ein wenig nüchtern gemacht durch den Sturz, mit einem Essigumschlag und einem braunen Pflaster über seinem rechten Augenlid.“

Der Gentleman, an den diese Worte gerichtet waren, schien schweigsamer und gedankenvoller Natur zu sein, denn er beschränkte sich darauf, bloß die Fragen nachzusprechen. Mr. Roker schüttelte die poetische schwermütige Gedankenrichtung, in die er sich hatte drängen lassen, ab, ließ sich zu den gewöhnlichen Geschäften des Lebens hernieder und nahm seine Feder aufs neue zur Hand.

„Wissen Sie auch, wer der dritte Gentleman ist?“ fragte Mr. Pickwick, nicht sehr Befriedigt durch diese Schilderung seines künftigen Zellengenossen.

„Was ist dieser Simpson eigentlich, Neddy?“ fragte Mr. Roker seinen Kollegen.

„Was für ’n Simpson?“

„No, der in Numero siebenundzwanzig im dritten Stock?“

„Mhm, der“, erwiderte Neddy, „der ist eigentlich nichts. War früher Roßkamm, jetzt aber haben sie ihm das Handwerk gelegt.“

„Aha, dachte mir’s gleich“, versetzte Mr. Roker, schloß das Buch und gab Mr. Pickwick einen Streifen Papier in die Hand, „hier ist das Billett, Sir.“

Sehr verblüfft durch das summarische Verfahren ging Mr. Pickwick in das Gefängnis zurück und überlegte, was er tun sollte. Da er ,es immerhin für ratsam hielt, bevor er weitere Schritte einleitete, mit den drei Gentlemen, denen er als Stubengenosse zugewiesen war, in persönlichen Verkehr zu treten, begab er sich schnell in den dritten Stock.

Nachdem er einige Zeit im Gang herumgetappt und bei der schwachen Beleuchtung vergebens die verschiedenen Zellennummern zu entziffern versucht hatte, wandte er sich endlich an einen Bierjungen, der gerade seiner gewöhnlichen Morgenbeschäftigung nachging, die zinnernen Kannen wieder zusammenzuholen.

„Wo ist Nummer siebenundzwanzig, Kleiner?“

„Fünf Türen weiter unten“, erwiderte der Junge. „Außen an die Türe is mit Kreide ’n Galgen angemalt, wo einer dran hängt und dabei Pfeife raucht.“

Mr. Pickwick ging langsam den Gang hinab, bis er an das oben beschriebene Porträt eines Gentleman gelangte, auf dessen Gesicht er mit dem Knöchel seines Zeigefingers das erste Mal ganz sachte, dann aber etwas vernehmlicher anklopfte. Nachdem er diesen Prozeß mehrere Male vergeblich wiederholt, wagte er es, die Tür zu öffnen und hineinzublicken.

Es war bloß ein einziger Bewohner anwesend, der sich, soweit er es ohne Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren, tun konnte, zum Fenster hinauslehnte und mit großer Beharrlichkeit bemüht war, auf den Hut eines seiner Freunde im unteren Stockwerk hinabzuspucken. Da weder Sprechen, Husten, Niesen, Klopfen, noch irgendeine andere übliche Art, die Aufmerksamkeit eines Menschen zu erregen, von. Erfolg begleitet war, schritt Mr. Pickwick nach einer Weile zürn Fenster und zupfte den Gentleman sachte am Rockflügel. Dieser zog Kopf und Schultern mit großer Schnelligkeit zurück, musterte Mr. Pickwick von oben bis unten und fragte ihn. in grämlichem Tone, was er zum Henker denn wolle. „Wenn ich nicht irre“, sagte Mr. Pickwick und zeigte sein Billett, „so ist dies Nummer siebenundzwanzig im dritten Stock.“

„Na, und?“

„Ich bin hierher gekommen, weil man. mir dies Papier gegeben hat.“

„Zeigen Sie’s her!“ brummte der Gentleman.

„Roker hätte Sie auch anderswo unterbringen können“, meinte dann Mr. Simpson – denn dieser war es – nach einer peinlichen Pause.

Mr. Pickwick dachte auch so, hielt es jedoch unter allen Umständen für eine Forderung gesunder Politik, zu schweigen.

Mr. Simpson sann einige Augenblicke nach, steckte dann den Kopf wieder zum Fenster hinaus, tat einen gellenden Pfiff und rief mehrmals ein Wort. Was dieses bedeuten sollte, konnte Mr. Pickwick nicht erraten, doch schien es ihm ein Spitzname auf Mr. Martin zu sein, da eine Menge Gentlemen unten sogleich anfingen, „Metzger“ zu schreien und dabei den quiekenden Ton nachzumachen, der dieser nützlichen Klasse der menschlichen Gesellschaft geläufig zu sein pflegt.

Mr. Pickwick fand seine Mutmaßung alsbald bestätigt, denn wenige Sekunden später stürzte beinahe atemlos ein für seine Jahre übermäßig dicker Gentleman in einem zunftmäßigen blauen Frack und mit Stulpenstiefeln und zirkelrundem Zehenleder ins Zimmer, und hinter ihm ein anderer Herr, in abgeschabtes Schwarz gekleidet, eine Mütze von Seehundsfell auf dem Kopf und den Rock abwechselnd vermittels einer Nadel und eines Knopfes bis ans Kinn geschlossen. Seinem plumpen roten Gesicht nach zu schließen, war er ein trunksüchtiger Kaplan.

Nachdem die beiden Herren, einer nach dem andern, Mr. Pickwicks Billett gelesen hatten, drückte der eine seine Meinung dahin aus, es sei ein verdammter Streich, und der gjidre erklärte, er werde das nicht zulassen, und dann sahen sie gemeinsam Mr. Pickwick mit unhöflichem Schweigen an.

„Lästige Sache das, gerade wo wir so hübsche Betten haben“, murrte der Kaplan, mit einem Blick auf drei schmutzige Matratzen, die in weißwollene Decken gewickelt waren und den Tag über in einer Ecke des Zimmers neben einem Tisch lagen, auf dem ein altes zerbrochenes Waschbecken, eine Gießkanne und ein Seifenschälchen von gemeiner gelber Töpferarbeit, mit einer blauen Blume darauf, stand. „Verdammt lästig.“

Mr. Martin erging sich in noch stärkeren Ausdrücken, und Mr. Simpson schlug, nachdem er eine Menge ausfüllender Adjektive ohne die begleitenden Substantiva über die Gesellschaft losgelassen, seine Ärmel zurück und begann, das Gemüse für das Mittagessen zu waschen. „Ich dächte, es ließe sich doch noch helfen“, meinte der Metzger nach einer längeren bangen Pause. „Was verlangen Sie dafür, daß Sie sich packen?“

„Bitte um Verzeilning“, erwiderte Mr. Pickwick. „Wie sagten Sie? Ich verstehe nicht recht.“

„Wie wir Sie ausbezahlen sollen?“ erklärte der Metzger. „Die gewöhnliche Taxe ist zwei Schillinge und sechs Pence. Wir wollen Ihnen drei geben.“

„Und einen Spanner“, fügte der geistliche Herr hinzu.

„Also gut, wir bezahlen Ihnen wöchentlich drei Schilling und sechs Pence, wenn Sie uns allein lassen“, resümierte Mr. Martin, „damit werden Sie denn doch wohl zufrieden sein?“

„Und obendrein noch ein Maß Bier, hier zu trinken“, stimmte Mr. Simpson ein.

„Ja, und zwar gleich jetzt“, rief der Kaplan.

„Ich bin wirklich mit den Regeln dieses Hauses noch so vollkommen unbekannt“, entschuldigte sich Mr. Pickwick, »daß ich Sie immer noch nicht recht verstehe. Kann ich denn eine andre Wohnung bekommen? Ich glaubte, das ginge nicht.“

Bei dieser Frage blickte Mr. Martin seine zwei Freunde höchst verwundert an, und dann deutete jeder der Gentlemen mit seinem rechten Daumen über seine linke Schulter. Dieses Freimaurerzeichen, das sich in Worten mit dem schwachen Ausdruck „links“ nur höchst unvollkommen bezeichnen läßt, hat, wenn es von einer Anzahl Damen oder Herren, die miteinander im Einverständnis sind, vollzogen wird, eine sehr anmutige und lustige Wirkung; ihr Ausdruck ist der eines munteren mutwilligen Sarkasmus.

„Ob Sie können?“ wiederholte Mr. Martin mit einem mitleidigen Lächeln.

„Wenn ich mich so wenig aufs Leben verstünde, würde ich meinen Hut fressen und die Schnalle hinunterschlucken“, rief der geistliche Herr. „Ich auch“, fügte der Metzger feierlich hinzu.

Nach dieser einleitenden Vorrede erklärten die drei Zellengenossen Mr. Pickwick in einem Atem, Geld vermöge in der Fleet genau dasselbe wie außerhalb dieser Anstalt; er könne sich damit alles, was er wünsche, sogleich beschaffen, und wenn er zahlen könne und wolle, brauche er nur einen Wunsch auszudrücken, um binnen einer halben Stunde ein wohleingerichtetes und möbliertes Zimmer für sich allein zu beziehen. Hierauf trennten sich beide Parteien mit großer Befriedigung. Mr. Pickwick verfügte sich abermals ins Zimmer des Aufwärters, und die drei Kameraden begaben sich in die Kantine, um daselbst die fünf Schilling zu verzehren, um die ihn der geistliche Herr zu diesem Zweck mit bewunderungswürdiger Geistesgegenwart angepumpt hatte.

„Wußte ich’s doch“, sagte Mr. Roker, aus vollem Halse lachend, als Mr. Pickwick ihm seinen Wunsch vortrug. „Habe ich’s nicht gesagt, Neddy?“ Der philosophische Eigner des universellen Federmessers knurrte bejahend.

„Habe mir’s doch gleich gedacht, daß Sie ein eigenes Zimmer verlangen würden. Sie wünschen doch anständige Möbel? Sie möchten ohne Zweifel das meinige mieten? Es ist eine feine Wohnung?“

„Mit großem Vergnügen“, erwiderte Mr. Pickwick.

„Auf dem Gang zur Kantine liegt ein vortreffliches Zimmer, das einem Kanzleigefangenen gehört. Ich will es Ihnen gegen ein Pfund wöchentlich ablassen. Sie finden das hoffentlich nicht teuer?“

„Durchaus nicht“, erwiderte Mr. Pickwick.

„Na, dann kommen Sie mal mit“, sagte Mr. Roker fröhlich, seinen Hut aufsetzend, „die Sache ist in fünf Minuten im reinen. Warum haben Sie’s denn nicht gleich gesagt, daß Sie was Hübsches verlangen?“

Die Angelegenheit war, wie der Schließer vorhergesagt, bald abgemacht. Der Kanzleigefangene hatte lange genug hier verweilt, um Freunde und Vermögen, Heimat und Glück zu verlieren und das Recht auf ein eigenes Zimmer einzubüßen. Da er außerdem an dem kleinen Ungemach litt, oft nichts zu beißen zu haben, nahm er Mr. Pickwicks Vorschlag, ihm das Zimmer abzutreten, mit Vergnügen an und überließ ihm gerne den ungestörten Besitz desselben gegen eine Vergütung von zwanzig Schilling in der Woche, mit welcher Summe er sich anheischig machte, alle Personen auszukaufen, die man in das Zimmer verweisen würde.

Als der Handel abgemacht war, betrachtete Mr. Pickwick den Mann mit schmerzlicher Teilnahme. Dieser trug einen alten Schlafrock und Pantoffeln und war ein langer hagerer Geselle von leichenhafter Gesichtsfarbe, mit eingesunkenen Wangen und lebhaften, unruhigen Augen. Seine Lippen waren blutlos und die Backenknochen standen stark hervor. Gott helfe ihm! Der Eisenzahn des Gefängnisses und der Entbehrung hatte ihn seit zwanzig Jahren langsam zernagt und zerfeilt.

„Aber wo werden Sie dann wohnen, Sir?“ fragte Mr. Pickwick, als er das Geld für die erste Woche im voraus auf den wackeligen Tisch legte. Der Mann raffte mit zitternder Faust das Geld zusammen und erwiderte, er wisse es noch nicht; er müsse sich eben umsehen, wo er sein Bett aufschlagen könne.

„Ich fürchte, Sir“, sagte Mr. Pickwick und faßte den Unglücklichen freundlich und mitleidsvoll am Arme, „ich fürchte, Sie kommen an irgendeinen lärm- und geräuschvollen Ort. Bitte, betrachten Sie dies Zimmer als Ihr eigenes so oft Sie der Ruhe bedürfen, oder wenn Ihre Freunde Sie besuchen.“

„Freunde?“ wiederholte der Mann mit röchelnder Stimme. „Wenn ich tot in der Tiefe des dunkelsten Schachtes oder im engen Sarge eingeschlossen läge, oder in dem finstern garstigen Graben verfaulte, dessen Schlamm die Grundmauern dieses Gefängnisses umgibt, ich könnte nicht vergessener und unbeachteter sein als jetzt. Ich bin ein Toter – tot für die Gesellschaft, doch ohne daß mir das Mitleid zuteil wird, das man denen schenkt, deren Seelen bereits vor den ewigen Richterstuhl berufen sind. Besuche von Freunden? Mein Gott! Ich bin an diesem Orte hier von der Blüte meines Lebens zum schwachen Greis verwelkt und niemand wird seine Hand auf mein Bett legen, wenn ich tot darin liege, und sprechen: ,Es ist ein Gottessegen, daß er dahingegangen ist!'“

Die Aufregung, die ein ungewohntes Licht über das Gesicht des Unglücklichen verbreitet hatte, solange er sprach, legte sich wieder, er schlug verstört und hastig seine abgezehrten Hände zusammen und verließ schnell das Zimmer.

„Der Mann ist etwas mürrisch“, entschuldigte Mr. Roker lächelnd, „sie sind hier wie die Elefanten; sie fühlen’s dann und wann, und das macht sie wild.“

Nach dieser tiefsinnigen Sentenz traf Mr. Roker seine Anordnungen mit solcher Schnelligkeit, daß das Zimmer binnen kurzem mit einem Teppich, sechs Stühlen, einem Tisch, einem Sofabett, einem Teekessel und verschiedenen Kleinigkeiten ausstaffiert war, für die der äußerst billige Preis von siebenundzwanzig Schilling und sechs Pence in der Woche zu bezahlen war.

„Kann ich sonst noch mit was dienen, Sir?“ fragte er dann, zufrieden um sich blickend und voll Vergnügen mit dem ersten Wochenzins in der Tasche klimpernd.

„Ja“, sagte Mr. Pickwick nach tiefem Nachsinnen. „Gibt es wohl Leute hier, die mir meine Aufträge in der Stadt oder sonst meine Angelegenheiten besorgen könnten?“

„Also keine Gefangenen?“

„Nein, sie müssen auch in die Stadt gehen können.“ „Verstehe“, sagte Mr. Roker. „Da ist zum Beispiel ein armer Teufel, der einen Freund auf der Armenseite hat und froh sein würde, einen solchen Dienst zu bekommen. Er arbeitet schon seit zwei Monaten dort in der Fron. Soll ich nach ihm schicken?“

„Ja, wenn Sie die Güte haben wollen“, erwiderte Mr. Pickwick. „Doch halt. – Die Armenseite, sagten Sie? Ich möchte sie gerne in Augenschein nehmen. – Ich will selbst zu ihm gehen.“

Die Armenseite in einem Schuldgefängnis ist, wie schon der Name besagt, der Wohnort für die armseligste und dürftigste Klasse von Schuldnern. Ein Gefangener dort bezahlt weder Wohnung noch Kost, bekommt ein schmales Essen, das aus einigen kleinen Legaten bestritten wird. Bis vor einigen wenigen Jahren war in der Mauer des Fleetgefängnisses eine Art eiserner Käfig angebracht, in das«in Mensch von verhungertem Aussehen gesteckt wurde, der von Zeit zu Zeit mit einer Geldbüchse rasselte und in kläglichem Tone rief: „Erbarmet euch der armen Schuldner! Erbarmet euch der armen Schuldner!“ Was in die Kasse einging, wurde unter die armen Gefangenen geteilt, die einander bei diesem erniedrigenden Geschäft ablösten.

Diese Gewohnheit ist nun abgeschafft und der Käfig entfernt. Man gestattet es den Schuldnern nicht mehr, einfach am Gefängnistor die Passanten um Unterstützung anzubetteln. Vielmehr ist es jetzt von Gesetzes wegen so geregelt, daß die handfesten, ruchlosen Verbrecher Kleidung und Nahrung erhalten, während die mittellosen Schuldner wahlweise verhungern oder erfrieren dürfen. – Der Respekt und die Bewunderung kommender Geschlechter sind uns deswegen sicher.

Mit diesen Betrachtungen stieg Mr. Pickwick die enge Treppe hinan, an deren Fuß Roker ihq verlassen hatte, und arbeitete sich allmählich hinauf; er war indes so aufgeregt, daß er in das Zimmer, in das man ihn gewiesen, hineinstürmte, ehe er noch eine deutliche Vorstellung von dem Platz, wo er war, oder von dem Zweck seines Besuches hatte.

Der allgemeine Anblick der Stube rief ihn auf einmal wieder zu sich; doch hatte er kaum seinen Blick auf einen Mann geworfen, der vor dem staubigen Kamin kauerte, als ihm der Hut entsank und er starr und regungslos vor Staunen dastand.

In zerlumpten Fetzen, ohne Rock, das grobe Hemd gelb und zerrissen, die Haare über die Stirn herabhängend, das Gesicht von Leiden entstellt und vor Hunger eingefallen, saß Mr. Alfred Jingle da; den Kopf hatte er auf die Hand gestützt, die Augen starr aufs Feuer geheftet, und seine ganze Erscheinung verriet Jammer und Elend in seiner schauderhaftesten Gestalt.

Nicht weit von ihm stand nachlässig an die Wand gelehnt ein kräftiger Landmann und flickte mit den Riemen einer abgenutzten Jagdpeitsche den Stulpenstiefel, der seinen rechten Fuß zierte – den linken hatte er in einen Pantoffel gestellt. Pferde, Hunde und Saufgelage hatten den Mann soweit gebracht. An dem einzelnen Stiefel trug er einen verrosteten Sporn, den er gelegentlich in die leere Luft stieß, während er dabei mit der Reitgerte auf den Stiefel schlug und Ausdrücke murmelte, wie sie der Jäger braucht, um sein Pferd aufzumuntern. Er bildete sich in diesem Augenblick offenbar ein, auf irgendeinem verzweifelten Kirchturmrennen zu sein. Der arme Teufel! Er war einst bei keinem Wettrennen auf dem flinksten Pferde seines teuren Rennstalles nur halb so geschwind über die Erde dahingeflogen, wie er die Laufbahn durchgemacht hatte, die jetzt in der Fleet endete.

In der entgegengesetzten Ecke des Zimmers saß ein alter Mann auf einem kleinen Holzbock. Er hatte seine Augen auf den Boden geheftet und in seinem Gesicht lag ein Ausdruck der tiefsten, hoffnungslosesten Verzweiflung. Ein junges Mädchen, seine kleine Enkelin, bemühte sich mit tausend kindlichen Kunstgriffen, seine Aufmerksamkeit zu erregen, allein er sah und hörte sie nicht. Die Stimme, die einst Musik für sein Ohr, und die Augen, die einst sein Licht gewesen, ließen ihn jetzt ungerührt. Seine Glieder schlotterten krankhaft, und sein Geist war wie gelähmt.

Noch zwei oder drei andre Männer standen in einer Gruppe zusammen und schwatzten laut miteinander. Eine hagere, bleiche Frau – die Gattin eines Gefangenen – begoß mit großer Sorgfalt den elenden Stumpf einer verwelkten Pflanze, die offenbar nie wieder einen grünen Schößling treiben konnte.

Das war der Anblick, der sich Mr. Pickwick darbot, als er voll Erstaunen um sich schaute. Ein Geräusch an der Tür weckte ihn wieder. Er wandte sich um und erkannte in dem neuen Ankömmling trotz aller seiner Lumpen, all seines Schmutzes und Elends die Züge Mr. Hiob Trotters.

„Mr. Pickwick!“ rief Hiob laut.

„Was!?“ fuhr Jingle in die Höhe. „Sir! Ja, wahrhaftig – kurioser Ort – sonderbare Dinge – mir ganz recht geschehen – ganz recht.“

Mit diesen Worten steckte Mr. Jingle seine Hände an den Ort, wo früher seine Hosentasche gewesen war, ließ dann den Kopf auf die Brust sinken und fiel in seinen Stuhl zurück.

Mr. Pickwick war im Innersten ergriffen, die zwei Leute sahen so unglaublich elend aus. Der heißhungrige Blick Jingles auf ein Stück rohes Hammelfleisch, das Hiob mitgebracht hatte, verriet mehr über ihre Lage, als eine zweistündige Auseinandersetzung vermocht hätte.

Mr. Pickwick sah Jingle freundlich an und sagte: „Ich möchte Sie gerne allein sprechen. Wollen Sie einen Augenblick mit mir herauskommen?“ „Sehr gern“, erwiderte Jingle und stand hastig auf. „Kann nicht weit gehen – keine Gefahr, daß man sich hier überläuft – dichtes Gehege – schöner Boden – romantisch, aber nicht ausgedehnt – offen für allgemeine Besichtigung – die Familie immer in der Stadt – der Hausvogt verzweifelt vorsichtig.“

„Sie haben Ihren Rock vergessen“, sagte Mr. Pickwick, als sie auf die Treppe hinauskamen, und schloß die Tür hinter sich zu.

„Ach nein“, sagte Jingle. „Teures Leben – Onkel Tom – konnte mir nicht helfen – mußte essen, Sie wissen ja. Naturbedürfnisse – das ist’s.“ „Was meinen Sie damit?“

„Alles fort, werter Herr – der letzte Rock – konnt’s nicht ändern – lebte von ein Paar Stiefeln – ganze vierzehn Tage. Seidener Regenschirm – elfenbeinener Griff – letzte Woche – vorbei – auf Ehre. Fragen Sie Hiob – weiß es.“

„Drei Wochen von einem Paar Stiefeln und einem seidenen Regenschirm gelebt?“ rief Mr. Pickwick, der von solchen Dingen nur bei Schiffbrüchen gehört oder in Constables Miscellany gelesen hatte.

„Freilich“, nickte Jingle. „Pfandleiher – bloß das halbe Geld – elende Summen – soviel wie nichts – lauter Spitzbuben.“

„So“, sagte Mr. Pickwick, dem bei dieser Erklärung leichter ums Herz wurde, „Sie haben also Ihre Garderobe bloß versetzt?“

„Ja, alles – Hiob ebenfalls – alle Hemden fort – tut nichts – erspart den Wäscherlohn – bald alles vorbei – auf der Bahre liegen – verhungern – sterben – Untersuchung – Anatomie – armer Gefangener – die einfachsten Bedürfnisse – fort mit ihm – die Herren von der Jury – Gefängnisarbeit – ganz in Ordnung – natürlicher Tod – Leichenbeschauer –Armenhausbegräbnis – recht geschehen – alles vorbei – Vorhang herunter.“

Jingle erledigte dieses sonderbare Summarium seiner Lebensaussichten mit seiner gewohnten Zungenfertigkeit und mit verschiedenen Gesichtsverzerrungen, um ein Lächeln zu erzwingen; Mr. Pickwick bemerkte indes deutlich, daß ihm seine Sorglosigkeit nichts weniger als von Herzen kam. Er sah ihm voll, aber nicht unfreundlich ins Gesicht und gewahrte, daß dem Komödianten die Augen voll Tränen standen.

„Guter Mensch“, sagte Jingle und faßte seine Hand mit abgewandtem Gesicht. „Undankbarer Schurke – kindisch zu jammern – kann’s nicht lassen – böses Fieber – schwach – krank – hungrig. Alles wohl verdient, aber viel gelitten – sehr viel.“

Ganz unfähig, den Schein länger zu wahren, und durch die ungewohnte Aufregung schwindelig, setzte sich der arme Vagabund auf die Treppe nieder, bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und schluchzte wie ein Kind.

„Kommen Sie, kommen Sie“, sagte Mr. Pickwick tiefgerührt, „wir wollen sehen, was sich machen läßt. Heda, Hiob; wo steckt er?“

„Hier, Sir“, meldete sich Mr. Trotter und trat vor. – Er hatte schon in seinen besten Zeiten tief eingesunkene Augen, jetzt aber sah er aus, als ob dieser Teil seines Gesichts gänzlich verschwunden sei. – „Hier, Sir.“

„Kommen Sie her“, sagte Mr. Pickwick, bemüht, streng dreinzusehen, wiewohl ihm vier große Tränen auf die Weste träufelten. „Nehmen Sie das, Sir!“

„Was nehmen?“ – Unter den obwaltenden Umständen hätte man bei diesen Worten an einen Hiob oder wenigstens, wie einmal die Menschen sind, an einen derben, tüchtigen Puff denken sollen; denn Mr. Pickwick war von dem Elenden, der jetzt gänzlich in seiner Hand war, hinters Licht geführt, betrogen und blamiert worden. Aber es war etwas Klingendes, das jetzt in Hiobs Hand fiel, und dessen Hingabe aus irgendeinem Grund das Auge des guten alten Herrn funkeln und sein Herz schwellen machte, als er hinwegeilte.

Auf seinem Zimmer angelangt, traf Mr. Pickwick Sam an, der die komfortablen Einrichtungen des Zimmers mit einer Art grimmigen Vergnügens, das sehr lustig anzusehen war, in Augenschein nahm. Da‘ Mr. Weller eine entschiedene Abneigung gegen das Verbleiben seines Herrn an einem solchen Orte hegte, schien er es für eine hohe moralische Pflicht zu halten, nichts, was hier getan, gesagt, geraten oder vorgeschlagen wurde, mit allzu großem Beifall zu beehren.

„Schön, nicht wahr, Sam?“ sagte Mr. Pickwick.

„Na, macht sich“, erwiderte Mr. Weller.

„Und recht behaglich, Sam?“

„Ja, so ziemlich, Sir“, erwiderte Sam, geringschätzig umherblickend.

„Hast du Mr. Tupman und unsre andern Freunde gesehen?“

„Jawoll. Habe sie gesehen, Herr, und sie wollen morgen kommen. Wundert mich sehr, daß sie nich heute schon da waren.“

„Hast du die Sachen gebracht, die ich verlangt habe?“

Mr. Weller deutete stumm auf verschiedene Pakete, die er so hübsch wie möglich in eine Ecke der Stube gelegt hatte.

„Sehr gut, Sam“, sagte Mr. Pickwick zögernd, „höre jetzt, was ich dir zu sagen habe, Sam.“

„Aber klar“, erwiderte Mr. „Weller, „schießen Sie los.“ „Ich habe vom ersten Augenblick an gefühlt, Sam“, begann Mr. Pickwick sehr umständlich, „daß dies kein Platz für einen jungen Menschen ist.“

„Für ’nen Alten aber auch nich, Sir.“

„Da hast du ganz recht, Sam, aber alte Leute können durch ihre eigne Unbedachtsamkeit und ein allzu großes Vertrauen auf andre hierher gebracht werden, und junge durch die Selbstsucht derer, denen sie dienen. Jedenfalls ist es für einen jungen Menschen viel besser, nicht hierzubleiben. Verstehst du mich, Sam?“

„Ich? Nö“, versetzte Sam, sich dumm stellend.

„So überlege dir’s.“

„Jawoll“, erwiderte Sam nach einer kurzen Pause. „Ich glaube zu merken, wo Sie hinaus wollen, und wenn ich hierbei wirklich auf dem rechten Wege bin, so muß ich meine Meinung dahin aussprechen, daß Sie mir zu dicke kommen, wie der Kutscher zu dem Schneegestöber sagte, wo ihm auf seiner Fahrt beunruhigte.“

„Ich sehe, du verstehst, Sam. Abgesehen von meinem Wunsche, dich in den nächsten Jahren nicht an einem Orte wie diesem müßig herumlungern zu sehen, fühle ich auch, daß es eine ungeheure Abgeschmacktheit wäre, wenn ein Schuldner im Fleetgefängnis einen eignen Bedienten halten wollte. – Sam, wir müssen uns für eine Zeitlang trennen.“

„Hm, für ’ne Zeitlang, meinen Sie?“ versetzte Mr. Weller etwas sarkastisch.

„Ja; für die Dauer meines hiesigen Aufenthalts. Deinen Lohn zahle ich dir fort. Einer von meinen drei Freunden wird dich gern aufnehmen, wäre es auch nur aus Achtung gegen mich. Und wenn ich je diesen Ort wieder verlasse“, fuhr Mr. Pickwick mit erkünstelter Heiterkeit fort, „wenn es je der Fall ist, so hast du mein Wort, daß du augenblicklich wieder in meine Dienste treten kannst.“

„Ich will Ihnen mal meine Ansicht von der Sache sagen, Sir“, erwiderte Mr. „Weller ernst und feierlich. „Es geht nich, und deshalb lassen Sie mich gefälligst nichts mehr davon hören.“

„Es ist mein fester, unabänderlicher Wille, Sam“, erklärte Mr. Pickwick.

„So? Soso! Ist das so, Sir?“ fragte Sam streng. „Na, sehr schön; denn geht es mir genauso.“

Mit diesen Worten stülpte sich Mr. Weller mit großer Entschiedenheit seinen Hut auf den Kopf und verließ das Zimmer.

„Sam!“ rief ihm Mr. Pickwick nach. „Sam! Komm noch einmal her.“

Aber die sich entfernenden Schritte verhallten in dem langen Gange. Sam Weller war fort.